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Neun Jahre hat Theo wegen mehrfacher Vergewaltigung gesessen. Jetzt will er ein neues Leben beginnen. Während er in der betreuten Wohngemeinschaft im trostlosen Mühlheim Fuß zu fassen versucht, spürt er, wie sein brutaler Trieb langsam wieder in ihm aufsteigt. Dann trifft er die 27-jährige Nettie, die sich nach jahrelangem psychischen Martyrium endlich von ihrem Vater gelöst hat. Vorsichtig und argwöhnisch beginnen die beiden eine Liebesbeziehung ...
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Beil.: Booklet

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Produktbeschreibung
Neun Jahre hat Theo wegen mehrfacher Vergewaltigung gesessen. Jetzt will er ein neues Leben beginnen. Während er in der betreuten Wohngemeinschaft im trostlosen Mühlheim Fuß zu fassen versucht, spürt er, wie sein brutaler Trieb langsam wieder in ihm aufsteigt. Dann trifft er die 27-jährige Nettie, die sich nach jahrelangem psychischen Martyrium endlich von ihrem Vater gelöst hat. Vorsichtig und argwöhnisch beginnen die beiden eine Liebesbeziehung ...

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Autorenporträt
Jürgen Vogel, geboren 1968, ist ein bekannter deutscher Schauspieler.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.2006

Der Trieb ist sein Schicksal
Theo gegen den Rest der Welt: Matthias Glasners deutscher Wettbewerbsbeitrag "Der freie Wille"

Es gibt wenige Filme, die mit gutem Grund die Zuschauer länger als eineinhalb, höchstens zwei Stunden in ihre Sessel zwingen, und Matthias Glasners Wettbewerbsbeitrag "Der freie Wille" gehört nicht dazu. Hundertdreiundsechzig Minuten braucht dieser Film, um uns eine teilweise in ihren Einzelheiten zwar monströse, aber dann doch eher kleine Geschichte zu erzählen: die Geschichte von dem Vergewaltiger Theo, der nach neun Jahren Maßregelvollzug zurück in die Wirklichkeit kommt, möglicherweise erfolgreich therapiert, möglicherweise rückfallgefährdet. Er lernt die Tochter seines Chefs kennen, Nettie, die ihrerseits Probleme hat. Das größte ist ihr Vater. Theo und Nettie verlieben sich ineinander, langsam, widerstrebend. In diesen Prozeß fällt einer der besseren Dialoge. Nettie sagt: "Ich mag keine Männer." "Das trifft sich gut", antwortet Theo, "ich mag Frauen auch nicht besonders."

Sie werden doch ein Paar, und dann überkommt Theo wieder sein Trieb, er vergewaltigt eine Frau, verläßt seine Freundin und stirbt am Ende von eigener Hand in ihren Armen am Strand. Die Farben sind stumpf, das Licht ist fahl, und die Kamera wackelt, wenn's ernst wird. Gesprochen wird wenig, in der Mitte gibt es einen großen Pathoseinfall und am Ende das peinliche Bild einer Pietà im Meeresrauschen. Das alles hätte auch in neunzig Minuten Platz gehabt. Hundertdreiundsechzig Minuten aber, die mit einer in ganzer Länge gezeigten Vergewaltigung beginnen, muß man dem Filmemacher schon übelnehmen.

Für zwei Personen will Glasner uns öffnen, zwei Beschädigte in ihrer Komplexität, von denen einer nicht aus seiner Haut kann, die andere schon. Das ist dann doch nicht so wahnsinnig kompliziert. Theo, den Jürgen Vogel sehr verschlossen spielt und gleichzeitig fast berstend vor körperlicher Kraft, hat keine Geschichte außer der Geschichte seiner Triebtaten und seiner Therapie. Nettie, der Sabine Timoteo eine zuerst aggressiv-scheue, zunehmend sich lösende Jugendlichkeit gibt, die es schwermacht, ihr das Rollenalter von siebenundzwanzig Jahren zu glauben - was die Freude, ihr zuzuschauen, nicht mindert -, hat in der besitzergreifenden und erpresserischen Liebe ihres Vaters die Lust auf andere Männer verloren. Das sind beides keine im Kino nie dagewesenen Befindlichkeiten, und wären es nicht Jürgen Vogel und Sabine Timoteo, die uns das in einer zeitweise atemraubenden Tour de force vorspielen, wären wir wahrscheinlich schon vor Ablauf der normalen Spielfilmlänge ein wenig müde geworden.

Warum müssen wir immer wieder sehen, wie Nettie, die in einer Konditorei lernt, mit der Schokolade hantiert? Warum dauert ihr Auszug von zu Hause so lange, warum muß sie mit ihrem Vater zum Arzt? Wozu sind wir immer wieder mit Theo im Sportstudio, bei Klimmzügen und Gymnastik zu Hause, in der Sauna? Und warum müssen wir ihm immer wieder beim Masturbieren zusehen, auf dem Bett, vor dem Fernseher? Glasner will uns alles zeigen, das ist schon klar, er schont weder Darsteller noch Zuschauer, doch am Ende weiß man nicht, warum.

Warum man so wenig vom Rest der Welt sieht, außer den Blicken in die trostlosen Einkaufszentren, über Parkplätze, in graue Straßen und zu hochgebauten Wohnblocks, das weiß man schon. Glasner gelingt es, uns nah an die Figuren heranzuführen, ohne daß wir ihr Inneres verstehen würden, und gleichzeitig den Rest der Welt so verschlossen, teilnahmslos und immer ein Stück weit entfernt vom Geschehen zu zeigen, wie Nettie und Theo ihn offenbar empfinden. Wir sind also einerseits nicht drinnen, nämlich in der Psychologie der Figuren, aber andererseits auch draußen, aus der Welt ausgeschlossen. Das ist eine Position, in der man schon ein wenig unruhig werden kann.

Unruhig machen allerdings auch die Vergewaltigungsszenen. Es gibt drei von ihnen, und mit einer hat Theo nichts zu tun, sondern eines seiner Opfer und Nettie. Doch die harte Darstellung, der ungeschützte Blick auf die Verbrechen offenbaren nichts, was wir nicht längst wußten.

VERENA LUEKEN

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