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Technische Angaben: Bildformat: 2.35:1 anamorph Sprachen / Tonformate: Deutsch, Chinesisch (Dolby Digital 5.1) Ländercode: 2 Extras: Making of, Interviews, Trailer
China 1971: Im Zuge der Kulturrevolution werden der 18-jährige Luo und der 17-jährige Ma zur Umerziehung aufs Land geschickt. Bei harter körperlicher Arbeit sollen sie den Einfluss ihrer bourgeoisen Familien kompensieren. Kultur ist verpönt, Bücher gelten als Feinde der Revolution. Als die jungen Männer auf die Tochter des Schneiders treffen, verlieben sich beide in sie. Die Dorfschönheit ist von vielen begehrt, doch Ma und Luo…mehr

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Produktbeschreibung
Technische Angaben:
Bildformat: 2.35:1 anamorph
Sprachen / Tonformate: Deutsch, Chinesisch (Dolby Digital 5.1)
Ländercode: 2
Extras: Making of, Interviews, Trailer
China 1971:
Im Zuge der Kulturrevolution werden der 18-jährige Luo und der 17-jährige Ma zur Umerziehung aufs Land geschickt. Bei harter körperlicher Arbeit sollen sie den Einfluss ihrer bourgeoisen Familien kompensieren. Kultur ist verpönt, Bücher gelten als Feinde der Revolution. Als die jungen Männer auf die Tochter des Schneiders treffen, verlieben sich beide in sie. Die Dorfschönheit ist von vielen begehrt, doch Ma und Luo entdecken einen Schlüssel zu ihrem Herzen: Die wissbegierige Analphabetin hungert nach Literatur und Geschichten. Ma und Luo gelangen in Besitz eines verbotenen Romans von Balzac. Die Liebesgeschichte verändert ihr Leben...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Interviews
Autorenporträt
Dai Sijie (2. März 1954 in Chengdu, Provinz Sichuan, Volksrepublik China) ist ein in Frankreich lebender chinesischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur.

Dai Sijie wurde als Sohn eines Mediziners geboren. Von 1971 bis 1974 wurde er im Zuge der kulturellen Umerziehung in ein Bergdorf in Sichuan verschickt. Angestellt in einem Gymnasium in der Provinz studierte er nach Maos Tod Kunstgeschichte und emigrierte 1984 nach Paris. Seine Erfahrungen aus der Umerziehung dienten ihm später als Inspiration für seinen ersten Roman Balzac und die kleine chinesische Schneiderin, der ein großer internationaler Erfolg und 2002 in einer französisch-chinesischen Produktion verfilmt wurde. Zu diesem Film schrieb Dai auch das Drehbuch und führte Regie.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.09.1999

Kultur am Pokertisch
Gérard Depardieus Balzac zieht die Zuschauer zum Fernseher

PARIS, 15. September

Ein Gesicht wie eine Fassade, breit, massiv, von vielen Epochen gezeichnet und gebleicht: Gérard Depardieu ist ein Nationalmonument. Von der Art allerdings, die Geschichte nicht sublimiert, sondern absorbiert und so immer maßloser wird. Das neunzehnte Jahrhundert ist die Wahlheimat solcher Temperamente, für die zwischen Romantik und Realismus das Volkstümliche kurz das Bestimmende war. Victor Hugo, Dumas oder Balzac heißen die Autoren, in deren Werken der französische Starschauspieler sich selbst am liebsten historisch spiegelt. Der Colonel Chabert, der Glöckner von Notre-Dame, der Graf von Monte-Christo sind neben Dutzenden anderer Rollen schon in diesem Antlitz aufgegangen - und jedes Mal waren die Züge danach wieder so glatt wie zuvor, allenfalls noch etwas voller, ein zähes Pergament, bereit fürs nächste Abenteuer. Diesmal war es nicht eine Romanfigur, sondern gleich Balzac selbst, in den der Darsteller sich hineinversetzte. Mit dessen konvulsiver Ausdrucksart verrät Depardieu ohnehin seit einigen Jahren eine besondere Verwandtschaft. Für das zweiteilige Schriftstellerporträt "Balzac" hat die private französische Fernsehanstalt TF1 in deutscher und italienischer Koproduktion ein Gesamtbudget von 62 Millionen Franc bereitgestellt und damit die erste Sensation in der neuen Fernsehsaison gelandet.

Vor einem Jahr schon hatte die Serie "Der Graf von Monte-Christo" in Frankreich zwölf Millionen Zuschauer vor den Bildschirm gebannt und war rund um den Globus verkauft worden. Warum sollte das Glück mit derselben Mannschaft nicht neu versucht werden? Depardieu tritt wieder in der Hauptrolle auf, Josée Dayan fungiert als Regisseurin, Didier Decoin als Drehbuchautor. Kein anderer französischer Schauspieler habe das Format, ein solches Projekt weltweit unters Volk zu bringen, schwärmt der Produzent Jean-Pierre Guérin. Ein Schriftstellerporträt zur Hauptsendezeit gleich nach den Nachrichten in einer auf Einschaltquoten fixierten Kommerzanstalt wie TF1 - die Sache hätte ohne die Starbesetzung verwundert. Diesen auf ein breites Publikum abzielenden Bildungsanspruch im üppigen historischen Kostüm hätte man eher auf einem großen öffentlichen Sender wie France 2 erwartet, hierzulande eher im ZDF statt beim Privatsender Sat.1, der den Film ausstrahlen wird. Bei France Télévision jedenfalls ließ man verlauten, beim Finanzpoker um solche Monumentalproduktionen wolle - sprich: könne - man nicht mehr mitmachen.

So verzichtet das Staatsfernsehen nach "Monte-Christo" und "Balzac" nun auch auf das nächste Literaturvermarktungsprojekt der Depardieu-Clique: auf "Die drei Musketiere" nach Alexandre Dumas, die ab nächsten Monat gedreht und im übernächsten Jahr ausgestrahlt werden sollen. Da Gérard Depardieu aber nicht nur an Selbstdarstellung und gutem Verdienst interessiert ist, sondern seinen Publikumserfolg auch gern kulturelle Nebenblüten treiben sähe, hat er sich für diese nächste Produktion einen kleinen Deal ausgedacht. Jeder künftige Käufer der "Drei Musketiere" muss zusätzlich ein paar Stücke aus dem klassischen Theaterrepertoire - zum Beispiel Racines "Bérénice" und etwas von Molière - miterwerben. Die entsprechenden Sendungen stammen aus einem Projekt, das die Schauspielerin Carole Bouquet in Zusammenarbeit mit dem französischen Erziehungsministerium ausgeheckt hat. Depardieu bringt die "kulturelle Ausnahme" an den Pokertisch.

Ein Stück weit praktiziert er sie aber auch selbst auf dem Bildschirm. Der neue Balzac-Film ist in seiner Art in vielen Teilen eine positive Überraschung. Mag er die unausschöpfliche Fülle des Schriftstellerlebens auch hauptsächlich auf die pathetischen Frauenbeziehungen - Balzacs Mutter, Madame de Berny, Laure d'Abrantès, Eva Hanska - verkürzen, so lässt er das Zentralthema der Literatur doch nicht außer Acht. Gleichsam in Kursivschrift ist es als Nebenhandlung, Kulissendetail, Dialoganspielung immer nebenher im Bild. Jeanne Moreau spielt Charlotte Laure, Balzacs Mutter, mit einer Mischung aus Niedertracht, Anhänglichkeit und rücksichtslos gesundem Menschenverstand, der auf ihren Gesichtszügen bald seidenweich, bald marmorhaft schillert. Virna Lisi zieht sich als alternd liebende Madame de Berny melancholisch in erblassende Entsagung zurück, Fanny Ardant sprudelt als Madame Hanska aus dem fernen Odessa - etwas zu quirlig - ins Schriftstellerleben hinein.

Balzac selbst trottet dagegen in Depardieus schwerer Gestalt breitspurig durch die Salons und Verlegerbüros, mit fettigem Haar und fettem Lachen, den Pariser Kleidungsmoden immer um drei groteske Übertreibungsstufen hinterher, aber mit seiner schöpferischen Einbildungskraft allen anderen weit voraus. Den über Balzacs krude Talentanflüge spottenden Salonliteraten Eugène Sue belehrte Victor Hugo: Er wird sie schreiben, die großen Bücher, die uns alle in den Schatten stellen werden, mit seinen dicken, schmierigen Wurstfingern wird er sie schreiben. Wie diese Finger über die verklecksten Seiten tanzen, in billigen Gastwirtskellern trübe Suppe löffeln und den feinen Damen die Bluse von der weißen Brust knöpfen: Dieser Antikonformismus schräg durchs ritualisierte Sozialgefälle im Zeichen der Literatur ist eine Erfolgsformel literarischer Kostümfilme, mit denen Frankreich seit einigen Jahren so große Verkaufserfolge im Ausland erzielt. Und darin gefällt es sich gut.

JOSEPH HANIMANN

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