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Produktdetails
  • Verlag: Rowohlt Verlag GmbH
  • Seitenzahl: 256
  • Erscheinungstermin: 15. Dezember 2017
  • Deutsch
  • ISBN-13: 9783644100367
  • Artikelnr.: 48176443

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Autorenporträt
Encke, JuliaJulia Encke, geboren 1971, studierte Literaturwissenschaft in Freiburg, Toulouse und München und promovierte mit einer vielbeachteten Arbeit über den Ersten Weltkrieg. Von 2001 bis 2005 arbeitete sie im Feuilleton der «Süddeutschen Zeitung» und gehört seit Sommer 2005 dem Feuilleton der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» in Berlin an. Seit 2015 verantwortet sie dort das Literaturressort. 2005 erschien «Augenblicke der Gefahr. Der Krieg und die Sinne 1914-1934», 2014 «Charisma und Politik. Warum unsere Demokratie mehr Leidenschaft braucht».
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.01.2018

Der Schriftsteller
als Fallensteller
Julia Encke porträtiert
Michel Houellebecq
Die Gestalt Michel Houellebecqs, zwischen entwaffnender Transparenz und totaler Undurchschaubarkeit wechselnd, hat bisher kein Biograf zu fassen bekommen. In seinen lakonischen Bemerkungen über die sexuelle Befreiung als Quintessenz des Kapitalliberalismus oder über die Verblödung der Menschheit durch den Monotheismus ist der Schriftsteller absolut aufrichtig. Und zieht sich in der Auseinandersetzung meistens irgendwann aus der Affäre, unerwartet und mit einer Pirouette.
Die Biografen haben für dieses Verhalten ihre verschiedene Erklärungen: Houellebecq erscheint ihnen als Spieler, als Antikonformist, als Nihilist, als Zyniker, als politischer Jongleur zwischen Avantgarde und Reaktion oder – immer wieder – als Provokateur. Julia Encke setzt einen Akzent auf diese letztere Kategorie, hat aber auch noch ein paar andere Karten in ihrem Spiel. Der Romantiker, der Gewinner, der Visionär heißen die drei letzten Kapitel ihres Buchs. Es handelt sich nicht um eine in langen Gesprächen dem Schriftsteller abgetrotzte Enthüllungsbiografie. Die Autorin hat ihn, wie sie selbst zugibt, eher flüchtig getroffen und steht zu ihrem ambivalenten Verhältnis zwischen Anziehung und Distanz.
Die Qualität ihres Buchs liegt in einer präzisen Textlektüre, in pointierten Werkresümees und einer umfassenden Rezeption der Sekundärquellen aus Literaturkritik und Medien. Zentralpunkt ihres Houellebecq-Porträts als Provokateur ist das, was sie seinen „Taschenspieler-Trick“ nennt: die Fähigkeit, die in unserem Literaturbetrieb fest definierte Grenze zwischen Werk und Person, zwischen Figuren- und Autorenrede ständig zu unterlaufen. Ob der Michel der Romane aus dem Mund des wirklichen Michel den Islam als die „bescheuertste Religion der Welt“ hinstellte oder umgekehrt, musste in Paris schon einmal von Gericht geklärt werden.
Das Urteil fiel zugunsten des Autors aus, mit einem Freispruch. Julia Encke hält sich gegenüber solchen umstrittenen Meinungsäußerungen klug zurück. Es geht ihr um Klärung, nicht um Kontroverse. Mit der im Buch wiederholt formulierten These vom „offensiven Spurenauslegen“ und zugleich planmäßigen Verwischen der eigenen Vita durch den Schriftsteller dürfte die Porträtistin sich jedoch leicht übernommen haben. Hinter den autobiografischen Elementen in Houellebecqs Romanen steht nicht Autofiktion, sondern schlicht ein Spiel mit dem eigenen Selbst. Houellebecqs persönliches Ich ist letztlich so flach wie das seiner Figuren.
Die Überschätzung des Provokativen kann auch zu schiefen Vergleichen führen. Wenn der Roman „Plattform“ mit dem Satz beginnt: „Mein Vater ist vor einem Jahr gestorben“, ergibt sich daraus noch keine Verbindung zu Albert Camus’ Eingangssatz „Heute ist Mama gestorben“ aus dem Roman „Der Fremde“. Die schale Indifferenz der Romanfigur gegenüber der Todesnachricht aus dem Altersheim, die sich bei Camus im Folgesatz „Vielleicht auch gestern, ich weiß es nicht“ fortsetzt, nimmt schon die Blendung des in der Sonne blitzenden Messers vorweg, das die Mordszene am Strand auslösen wird, ganz anders als bei Houellebecq, bei dem das Drama immer nur von außen hereinbricht als Attentat oder als tödliche Krankheit.
Sehr treffend identifiziert Encke anhand des Romans „Die Möglichkeit einer Insel“ hingegen die romantische Seite Michel Houellebecqs. Immer wieder schimmern hinter der kalten Schilderung des Menschengeschlechts auf seinem Weg ins posthumane Zeitalter so etwas wie Inseln der Idylle durch, wo über dem Sex die Ahnung von einer ganz großen Liebe aufglüht. Die Abwesenheit von Liebe mag Houellebecqs Bücher atmosphärisch ausfüllen – doch der Autor stellt diese Liebe zumindest von ihrer Rückseite her dar, „er feiert sie auch – als Unmöglichkeit“.
Bei allen Feinheiten ihrer Deutungsansätze zu Leben und Werk signalisiert die Autorin durch die leitmotivisch in ihr Buch komponierte Titelfrage „Wer ist Michel Houellebecq?“, dass auch sie keinen Anspruch auf Endgültigkeit erhebt. Das macht die Lektüre anregend. Mitunter wird sie leicht beeinträchtigt durch teilweise wörtliche Textwiederholungen und ein paar Ungeschicklichkeiten des Ausdrucks. Salman Rushdie habe, so lesen wir, im Jahr 2001 dem wegen Islamfeindlichkeit angeklagten Kollegen Houellebecq zu Hilfe kommen wollen und sei dabei dem damals landläufigen Gerücht aufgesessen, der Franzose sei alles andere als islamfeindlich, er habe vielmehr seinen wirklichen Namen Michel Thomas just zu dem Zeitpunkt in den mütterlichen Namen Houellebecq abgeändert, als seine Mutter einen Muslim geheiratet habe und zum Islam übergetreten sei. „So ging Rushdie, ohne es zu wollen, in die Falle“, schließt die Autorin. Doch wer will schon in eine Falle gehen? Julia Encke bestimmt nicht. Und es gelang ihr, jene der Sensationsüberhöhung wie jene der Glättung der Figur Houellebecqs zu vermeiden.
JOSEPH HANIMANN
Julia Encke: Wer ist Michel Houellebecq? Porträt eines Provokateurs. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2018. 256 Seiten. 19,95 Euro. E-Book 16,99 Euro
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Die Qualität ihres Buchs liegt in einer präzisen Textlektüre, in pointierten Werkresümees und einer umfassenden Rezeption der Sekundärquellen aus Literaturkritik und Medien. Süddeutsche Zeitung