Dieser Debütroman von Victor Pouchet lässt mich mit vielen Fragezeichen zurück. Und einer gewissen Leere und einer vagen Unzufriedenheit. Leider, denn ich hatte mir sehr viel von der Geschichte erhofft. Vögel, die aus unbekannten Gründen tot vom Himmel fallen und ein Student, der sich daran macht,
dieses Rätsel zu lösen? Und damit ungewollt einen Selbstfindungsprozess anstößt? Das macht…mehrDieser Debütroman von Victor Pouchet lässt mich mit vielen Fragezeichen zurück. Und einer gewissen Leere und einer vagen Unzufriedenheit. Leider, denn ich hatte mir sehr viel von der Geschichte erhofft. Vögel, die aus unbekannten Gründen tot vom Himmel fallen und ein Student, der sich daran macht, dieses Rätsel zu lösen? Und damit ungewollt einen Selbstfindungsprozess anstößt? Das macht neugierig!
Die Geschichte konnte mich zu Beginn begeistern, als ich noch davon ausging: es kommt etwas Ungewöhnliches und Gutes auf mich zu. Beobachtungen, die sich interpretieren lassen, und die am Ende ein zusammenhängendes Gesamtbild ergeben. Doch entweder konnte ich dieses Gesamtbild nicht sehen oder es gibt keines. Letztendlich war „Warum die Vögel sterben“ für mich nicht mehr als eine flüchtige Erscheinung ohne tieferen Sinn, ein Spiel mit Zusammenhängen, die vielleicht richtig sind, vielleicht aber auch nicht, ein Spiel mit den Erwartungen des Lesers – die bei mir am Ende nicht erfüllt wurden. Ich konnte die Intention des Autors über weite Teile nicht verstehen und am Ende wollte ich es auch nicht mehr. Mir fehlte es zu sehr an Griffigkeit und Substanz.
Autor Victor Pouchet ist zugleich der Protagonist Victor Pouchet – inwiefern die Figur am Autoren selbst angelehnt oder frei erfunden ist, bleibt ungeklärt. Er studiert, driftet aber dabei eher ziellos und, mir schien es, ein wenig unglücklich durchs Leben. Er kann sich nicht dazu aufraffen, seine Promotion zu schreiben, sein Vater und er sind einander entfremdet und überhaupt hatten sie schon immer eine schwierige Beziehung. Mit der Figur von Victor wurde ich nicht richtig warm. Er wirkt unterkühlt und nachdenklich, in sich gekehrt und deprimierend träge. Vielleicht ist dies auch dem sehr trockenen Schreibstil zu Verdanken.
Es fielen also Vögel tot vom Himmel. Und dies noch dazu im Heimatort von Victor. Und nicht nur ein Mal, sondern mehrmals entlang der Seine. Zudem spielten Vögel schon immer eine sonderbare Rolle in Victors Leben, sie haben beinahe eine symbolische Macht. Sind die herabgefallenen Vögel also ein Zeichen? Sollen sie ihm etwas über seine Kindheit und seine Beziehung zu seinem Vater sagen? Um der Sache auf den Grund zu gehen, betritt er einen Vergnügungsdampfer und schippert über die Seine. Doch kaum hat er das Schiff betreten, lässt er die Gedanken schweifen, sie mäandern im gleichen gemächlichen Tempo wie das Schiff vor sich hin. Das kann seinen Reiz haben, ich liebe Geschichten, die entschleunigen, die eine Figur zur Ruhe kommen lassen und Raum für Reflexion bieten.
Doch in „Warum die Vögel sterben“ driften die Gedanken von Victor meinem Empfinden nach zu weit fort von der Handlung. Die Geschichte verliert sich stattdessen in wenig interessanten Beobachtungen und Anekdoten. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, doch diese Ausführungen empfand ich leider als langweilig, zumal ich keinen Bezug zu Victors Leben noch zu den vom Himmel gefallenen Vögeln ausmachen konnte. Viele Leser hat eben dieses Nichtssagende und Vage begeistert, mich konnte Pouchet damit nicht kriegen.
Fazit
„Warum die Vögel sterben“ von Victor Pouchet ist ein Debütroman, mit dem ich persönlich wenig anfangen konnte. Die Geschichte liest sich anfangs gut, im Verlauf jedoch schleppender, da der Autor vermehrt Beobachtungen, Berichte und Ausführungen einschiebt, die meinem Empfinden nach nichts mit der tatsächlichen Handlung zu tun haben. Der Frage, warum die Vögel vom Himmel gefallen sind, wird wenig nachgegangen, vielmehr verliert sich der Protagonist auf der Fahrt über die Seine in seinen Gedanken. Doch auch die trugen für mich nicht dazu bei, die Geschichte anregender zu gestalten. Die Figur begibt sich zwar auf eine Reise zu sich selbst, reflektiert viel über sich und seine Familie, seine Kindheit, kommt jedoch zu keinem Schluss. Alles bleibt offen, nichts führt dazu, dass die Figur sich in irgendeiner Weise entwickelt. Oder sie tut es und mir fehlte schlicht der rechte Zugang.