Julian Heun, der Autor von „Strawberry Fields Berlin“ ist erst Anfang 20 und studiert in Berlin Literaturwissenschaft, ist aber zugleich auch einer der bekanntesten Poetry-Slammer Deutschlands, der schon einige Preise in diesem Bereich gewonnen hat. Schon allein die Tatsache, dass es sich um einen
jungen deutschen Schriftsteller, der aus dem Poetry-Slam-Bereich kommt, handelt, weckte mein…mehrJulian Heun, der Autor von „Strawberry Fields Berlin“ ist erst Anfang 20 und studiert in Berlin Literaturwissenschaft, ist aber zugleich auch einer der bekanntesten Poetry-Slammer Deutschlands, der schon einige Preise in diesem Bereich gewonnen hat. Schon allein die Tatsache, dass es sich um einen jungen deutschen Schriftsteller, der aus dem Poetry-Slam-Bereich kommt, handelt, weckte mein Interesse, seinen im Rowohlt Verlag erschienen Debütroman zu lesen, da dies auf ein kreatives und sprachgewaltiges Buch hoffen ließ. Auch das recht auffällige schwarz-gelbe Cover hätte im Buchhandel mein Interesse geweckt und passt meiner Meinung nach gut zu der Geschichte.
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Der Roman besteht aus zwei Handlungssträngen, in deren Mittelpunkt jeweils ein junger Mann steht. Einmal der Berliner Boulevardjournalist Schüttler, der sich irgendwie mit diesem Job arrangiert hat, auch wenn er ihn nicht wirklich mit Leidenschaft ausübt. In seiner Freizeit beschäftigt er sich lieber damit, sich immer neue Möglichkeiten auszudenken, wie er seinem Feindbild, den Hipstern schaden kann und mit dem Genuss des von ihm kreierten Gin-Borgwards. Robert dagegen tritt eine Reise nach Indien an, um seine Traumfrau Luca wiederzutreffen und befindet sich schließlich in einem Hippie-Camp auf den Andamanen, wo er nicht nur ihr, sondern auch einer Menge anderer Aussteiger und vor allem vielen Drogen begegnet.
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Insgesamt fällt mein Fazit auf jeden Fall positiv aus. Was die Sprache des Buches angeht, wurden meine Erwartungen auf keinen Fall enttäuscht, eher noch übertroffen. Hier merkt man wirklich, dass es Julian Heun durch die Poetry-Slams und sein literaturwissenschaftliches Studium gewohnt ist, kreativ mit der deutschen Sprache umzugehen. Er schreibt sehr lebendig und anschaulich und bedient sich dabei auch vieler Neologismen und Metaphern. Der Sprachstil mag zunächst etwas gewöhnungsbedürftig sein, aber man findet schnell hinein und der Roman war insgesamt dann gut lesbar. Es finden sich auch viele interessante Gedankengänge in dem Buch, die einen zum Nachdenken über Dinge anregen, die einem zuvor meist noch gar nicht so bewusst waren. Bezüglich der beiden Handlungsstränge hat mich der Teil, der in Berlin spielt, mehr angesprochen, da ich die verrückten Ideen, was die Hipster-Jagd angeht, sehr amüsant fand und der Charakter von Schüttler, wie er sich bei der Arbeit und in seiner Freizeit gibt, auch sehr gut gezeichnet war. Er ist sicher nicht durch und durch sympathisch, aber durchaus interessant mit seiner Einstellung zu bestimmten Dingen. Dagegen konnte ich mit Robert und seinem Aufenthalt im Hippie-Camp nicht ganz so viel anfangen. Aber das ist wahrscheinlich Geschmackssache. Insgesamt hätte die Handlung für mich noch etwas fesselnder und runder sein können, auch wenn mich der Schluss dann durchaus überrascht hat. Aber das hat die tolle sprachliche Gestaltung aufgewogen. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung an jeden würde ich für dieses Buch aber doch nicht aussprechen. Ich denke, es richtet sich eher an ein jüngeres Publikum, das offen ist, für diese Art zu schreiben und das sich unter dem Begriff „Hipster“ zumindest ansatzweise etwas vorstellen kann. Sonst ist es wahrscheinlich schon etwas schwierig, mit diesem etwas ungewöhnlichem Debüt warm zu werden.