Licht- und Schattenseiten der Milchindustrie
Der Autor Thomas Stollenwerk arbeitet als Journalist in Wien, u.a. ist er Chefredakteur des Magazins Biorama und hat somit einen guten Einblick in ökologische und ökonomische Aspekte der Landwirtschaft. In seinem Buch gibt er uns einen guten Überblick
über die Möglichkeiten der Milchwirtschaft, die Probleme mit Produktionssteigerungen, der globalen…mehrLicht- und Schattenseiten der Milchindustrie
Der Autor Thomas Stollenwerk arbeitet als Journalist in Wien, u.a. ist er Chefredakteur des Magazins Biorama und hat somit einen guten Einblick in ökologische und ökonomische Aspekte der Landwirtschaft. In seinem Buch gibt er uns einen guten Überblick über die Möglichkeiten der Milchwirtschaft, die Probleme mit Produktionssteigerungen, der globalen Vermarktung, den Pros und Kontras in der Tierhaltung und vielem mehr.
Das Buch ist gut strukturiert und zeigt am Anfang die Milchgeschichte auf, wie erst im Laufe der Zeit Laktoseintoleranz überwunden und Milch für den Menschen verträglich wurde. Der Autor gibt eine gute Übersicht über den Milchmarkt, erwähnt verschiedene Studien, das Preisverhalten, die Quotenregelung, aber auch die Überschwemmung einiger Länder durch europäisches Billig-Milchpulver.
Im Kapitel Milchmaschinen wird viel über teure Technik, In- und Output in der Landwirtschaft, modernisierte Hightec-Ställe berichtet. Ein Wahnsinn, welche Summen hier im Spiel sind und wie lange oft die nächste Generation noch diese Investitionen abbezahlen muss. Doch es geht klar hervor, dass man zumeist als Landwirt keine Chance hat, dem Modernisierungswahn zu entkommen. Entweder will man auch in Zukunft als Produzent erfolgreich sein oder man wird früher oder später gezwungen, den Betrieb einzustellen.
Interessant finde ich, welche unterschiedlichsten Bauernhöfe es gibt, wie die Ställe konzipiert werden, um dem Tierwohl gerecht zu werden und trotzdem genügend zu produzieren, um Erfolg zu haben. Aber es wird auch das Kapitel der männlichen Milchkuh-Kälber thematisiert – niemand spricht gerne darüber und doch ist es kein Geheimnis, dass diese Kälber als Milchkuh eben nicht geeignet sind und zum Teil grausamen Lösungen zugeführt werden. Auch das Thema „Hörner“ ist sehr umstritten. Ich möchte hier die Objektivität des Autors hervorheben, der nicht mit dem erhobenen Zeigefinger in eine Richtung zeigt, sondern sachlich die Vor- und Nachteile beleuchtet.
Wie gesund ist Milch wirklich? Welche Expertise zählt? Hier sollte wohl jeder auf seinen eigenen Körper hören und den Milchanteil an der Ernährung diesem Empfinden anpassen. Nicht zu vergessen ist, dass es Ersatzprodukte gibt, die mittlerweile ebenso einen hohen Stellenwert in unserer Ernährung erreicht haben.
Ein interessanter Einblick in eine hochmoderne, industrialisierte Landwirtschaft, die schon lange keine Bild mehr von der Bäuerin mit einer gefüllten Milchkanne zeigt. Ich durfte hier viel Neues erfahren und gebe dem Buch sehr gerne 5 Sterne.