Auch wenn ich im Grunde kein Freund von historischen Romanen bin, so bietet dieses Werk weit mehr, als historische Fakten, altbackene und umschweifende Alltagsbeschreibungen oder kein Vorankommen in der Geschichte, was wohl einer der Gründe ist, wieso mich dieses Buch so sehr überzeugen konnte. Das
erste Kapitel beginnt damit, dass Anna Zollinger sich vor Gericht für ihre schändlichen Taten…mehrAuch wenn ich im Grunde kein Freund von historischen Romanen bin, so bietet dieses Werk weit mehr, als historische Fakten, altbackene und umschweifende Alltagsbeschreibungen oder kein Vorankommen in der Geschichte, was wohl einer der Gründe ist, wieso mich dieses Buch so sehr überzeugen konnte. Das erste Kapitel beginnt damit, dass Anna Zollinger sich vor Gericht für ihre schändlichen Taten verantworten muss und gibt so einen Einblick auf das, was uns auf den nächsten Seiten an blutigen Gelagen so erwarten wird. Nach diesem ersten Kapitel begegeben wir uns in die Vergangenheit und begleiten Anna Zollinger von nun an von ihrer Geburt, bis zu ihrem Tode und nehmen Anteil an ihrem ereignisreichen, wenn auch wenig gottesfürchtigem Leben.
Piero Schäfer schafft es mit seinem Roman, uns in eine völlig andere Zeit zu entführen, nämlich in die Schweiz des 15./16. Jahrhunderts und zeigt uns unter anderem die Missstände zwischen der Kirche und der armen Bevölkerung, sowie die ganz und gar unzüchtigen Zustände hinter den Mauern verschiedener Klöster und behandelt damit ein Thema, welches (sehr zu unserem Leidwesen) auch heute noch eine gewisse Aktualität aufweist. Dabei spricht er die Dinge mit klaren Worten aus, ohne allzu blumig oder umschweifend zu werden und verhaspelt sich nicht in ellenlangen Erklärungen, wie ich es schon in so manchem (historischen) Roman erleben musste. Der Verlauf der Geschichte ist, im Gegensatz zu deren Ausgang, wenig vorhersehbar und es ist gut und gerne denkbar, dass es in diesen frühen Jahren einmal eine Frau wie Anna Zollinger gegeben haben mag, denn die Geschichte kann sich einem gewissen Realismus nicht entbehren.
Die Spannung und Faszination, die man als Leser erfährt, zwingt einen förmlich, dieses Buch zu verschlingen, denn man möchte unbedingt erfahren, wie es mit Anna Zollinger, ihren späteren Gefährtinnen, sowie ihrer Familie bzw. den umgebenden Personen weitergeht, denn das dieses stets nicht von Langeweile geprägt ist, wird schnell klar.
Der Schreibstil, den der Autor nutzt, ist, trotz einiger, eingestreuter, altertümlicher Begriffe (amourös, maliziös) durchaus verständlich und liest sich sehr flott und angenehm, wobei gerade diese Begriffe das Buch zu etwas besonderem und authentischerem Leseerlebnis machen. Insgesamt kann ich eine ganz klare Leseempfehlung aussprechen, denn wenn ich ein historisches Buch innerhalb weniger Stunden verschlinge, dann will das schon etwas heißen.
Wertung: 5 von 5 Sterne!