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Kongenial neu übersetzt: Meister und Margarita. Bulgakows Meisterwerk und das Lieblingsbuch ganzer Generationen - so frech, klug, aberwitzig und frisch wie nie zuvor Ohne Frage: Michail Bulgakows Meister und Margarita ist Kult! Schon als der Roman - 26 Jahre nach dem Tod des Autors - stark zensiert erstmals in den 60er Jahren erschien, lernten viele seiner Landsleute ihn auswendig; heimlich angefertigte Kopien der herausgestrichenen Stellen kursierten und die verhexte Wohnung Nr. 50 in der Sadowaja - der zentrale Handlungsort des Romans, von dem aus der Teufel namens Woland, der Riesenkater B...
Kongenial neu übersetzt: Meister und Margarita. Bulgakows Meisterwerk und das Lieblingsbuch ganzer Generationen - so frech, klug, aberwitzig und frisch wie nie zuvor Ohne Frage: Michail Bulgakows Meister und Margarita ist Kult! Schon als der Roman - 26 Jahre nach dem Tod des Autors - stark zensiert erstmals in den 60er Jahren erschien, lernten viele seiner Landsleute ihn auswendig; heimlich angefertigte Kopien der herausgestrichenen Stellen kursierten und die verhexte Wohnung Nr. 50 in der Sadowaja - der zentrale Handlungsort des Romans, von dem aus der Teufel namens Woland, der Riesenkater Behemoth und viele andere die Stadt Moskau auf den Kopf stellen - wurde zur Pilgerstätte. Und bis heute ist die Zahl der Verehrer für den inzwischen in den Kanon der Weltliteratur als Geniestreich und Meisterwerk der russischen Moderne aufgenommenen Roman unendlich groß: Ob Mick Jagger, Anna Netrebko, Wladimir Kaminer, Maximilian Brückner, Alina Bronsky, Gabriel García Márquez - sie alle haben Meister und Margarita verschlungen. Kaum ein anderes Buch hat ganze Generationen so geprägt, viele der Fans sagen: bis heute. Radikal modern übersetzt Alexander Nitzberg diese aberwitzige Satire auf ein erstarrtes System und übertriebenen Atheismus. Ein Großstadtroman, magisch, verrückt und gegenwärtig. Und in eine Sprache übertragen, die vor allem eins ist: frisch und zupackend.
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Michail Bulgakow (1891-1940) wurde erst lange nach seinem Tod berühmt. Seine wichtigsten Werke durften zu Lebzeiten nicht erscheinen. Der Weltklassiker Meister und Margarita, an dem er die letzten zwölf Jahre vor seinem Tod geschrieben hatte, erschien, zudem in zensierter Fassung, in der UDSSR erst 1968. Die weiße Garde war Bulgakows erster Roman und diente als Grundlage für sein Theaterstück Die Tage der Geschwister Turbin - zu dessen größten Bewunderern Stalin gehört haben soll, der es sich angeblich 15 Mal ansah. Bei Galiani Berlin erschienen von Bulgakow - neu übersetzt von Alexander Nitzberg - Meister und Margarita (2012), Das hündische Herz (2013), Die verfluchten Eier (2014) und Die weiße Garde (2018). Alexander Nitzberg gehört zu den wichtigsten Übersetzern u.a. aus dem Russischen. Er hat mit seinen Gedichten und Übertragungen russischer und englischer Klassiker wie Daniil Charms und Edmund Spenser auf sich aufmerksam gemacht und sorgte zuletzt mit seinen Neuübersetzungen von Bulgakows Meister und Margarita und Das hündische Herz sowie Sawinkows Das fahle Pferd und Das schwarze Pferd für Furore. 2019 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für literarisches Übersetzen. Zuletzt erschien Bulgakows Die weiße Garde in einer Neuübersetzung Nitzbergs bei Galiani Berlin (2018).
Produktdetails
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch GmbH
- Erscheinungstermin: 16. August 2012
- Deutsch
- ISBN-13: 9783462306477
- Artikelnr.: 37471204
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Für den Rezensenten Christoph Keller ist Michail Bulgakows unvollendeter Roman "Meister und Margarita", der schon bald nach Erscheinen zum Kultbuch wurde, ein "unverwüstliches" Meisterwerk von geradezu magischer Qualität. In seinen Augen ist es die "tiefe Menschlichkeit" und seine schillernde Hauptfigur, der Teufel selbst, die dem Roman seinen anhaltenden, über kulturelle und zeitliche Grenzen hinwegsteigenden Erfolg bescheren. Wenn er sich die Neuübersetzung des Lyrikers Alexander Nitzberg anschaut, ist seine Freude allerdings eine gemischte. Viel Lobenswertes hat der Rezensent gefunden. Er hebt anerkennend die Frische, das Freche und die Lebendigkeit hervor, die "Meister und Margarita" hier eingehaucht sind. Und trotzdem stellt er mit Unbehagen fest, dass sich der Übersetzer allzu frei über Sprachrhythmus und Stil des Originals hinweggesetzt hat. Aus dem Roman des, wie er meint, eher sprachkonservativen Bulgakow ein Schlüsselwerk der Moderne zu machen, findet Keller falsch. Er kritisiert, dass sich Nitzberg "Freiheiten herausnimmt", die ihm nicht zustehen. Überhaupt, statt getreu zu übersetzen habe Nitzberg eher umgedichtet, stellt der Rezensent fest und meint, das sei angesichts der Meisterschaft dieses Romans nun wirklich nicht nötig gewesen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Der Tanz der toten Seelen
Hier wird nicht gelesen, hier entstehen Räume: Klaus Buhlert macht aus Michail Bulgakows "Meister und Margarita" ein grandios leichtfüßiges Hörspiel.
Von Christian Deutschmann
Härter hätte es ein System nicht treffen können, als ihm, zu dessen ehernen Grundpfeilern der Atheismus gehört, den Satan auf die gesicherte Bude rücken zu lassen. Wo er Würdenträger blamiert, Gewissheiten ins Wanken bringt und der Staatsmacht am Ende die Hosen herunterzieht. Es ist der verstörende Griff ins Metaphysische, der Michail Bulgakows "Meister und Margarita" über das Satirische hinaus zum stärksten Gegengift gegen Realität und Doktrin des Sowjetsozialismus werden ließ, aber auch bewirkte, dass uns
Hier wird nicht gelesen, hier entstehen Räume: Klaus Buhlert macht aus Michail Bulgakows "Meister und Margarita" ein grandios leichtfüßiges Hörspiel.
Von Christian Deutschmann
Härter hätte es ein System nicht treffen können, als ihm, zu dessen ehernen Grundpfeilern der Atheismus gehört, den Satan auf die gesicherte Bude rücken zu lassen. Wo er Würdenträger blamiert, Gewissheiten ins Wanken bringt und der Staatsmacht am Ende die Hosen herunterzieht. Es ist der verstörende Griff ins Metaphysische, der Michail Bulgakows "Meister und Margarita" über das Satirische hinaus zum stärksten Gegengift gegen Realität und Doktrin des Sowjetsozialismus werden ließ, aber auch bewirkte, dass uns
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der Roman heute noch packt.
Unterschiedlich seine Karriere in West und Ost. Nicht auf Anhieb mochten sich Westleser, in der Bundesrepublik erschien der Roman zehn Jahre später als in der DDR, mit ihm anfreunden. Denn statt erwarteter "Darstellungen" eines hässlichen Sowjetimperiums begegneten ihnen Episoden, in denen die Vernunft außer Kraft gesetzt ist. Da verschwinden Menschen, verwandeln sich, werden unsichtbar und können fliegen; unter die Akteure mischt sich ein sprechender und bösartiger Kater; ein Varieté wird erst zum Spuk und dann zum Albtraum; Funktionäre landen in der Irrenanstalt, in einer Wohnung treffen sich Gestorbene zum Ball, zwei Liebende finden über irdische Grenzen hinaus zueinander. Und dann noch ein Roman im Roman: die Begegnung des Prokurators Pontius Pilatus mit Jeschua Ha-Nozri in Jerschalajim, dessen Kreuzigung und schließlich die Beseitigung des Verräters Judas. Alles andere als ein "Dissidenten"-Stoff, vielmehr ein Verwirrspiel nach Schelmenart, das von der Alltagssatire ins Elysium führt.
Auf Anhieb begeistert waren die Leser im Osten. Sie entzückte bereits der Plot, der darauf beruht, dass einer Welt von diktiertem Fortschrittsglauben Grenzen gesetzt werden und der "Böse" einem geschundenen Literaten zu Unsterblichkeit und Liebesglück verhilft. Gebildete konnten sich an Goethe-Anleihen freuen: Der titelgebende "Meister" (ebenjener Literat) ist eine Faustgestalt, und aus Mephistopheles, bei Goethe auch Junker Voland genannt, wird Woland, während Margarita die Gretchen-Tragödie emanzipatorisch wendet. Mühelos aber lasen die Fürsprecher, die das Buch rasch fand, die subversive Parabel heraus, die Gut und Böse neu sortiert und sich in der Jesus-Pilatus-Geschichte zu einem grandiosen Gegenbild zum Stalin-Imperium steigert.
Natürlich konnte das in Bulgakows Heimat nicht gutgehen, und so spricht schon die Entstehungs- und Editionsgeschichte des Buchs für sich. Geschrieben zwischen 1928 und 1940, erlebte es in Russland erst 1966, in der DDR zwei Jahre später eine zunächst "gereinigte" Veröffentlichung. Unbestritten und längst historisch die Verdienste von Herausgeber Ralf Schröder und Übersetzer Thomas Reschke: der eine mit einem listig die Oberen schmeichelnden Nachwort; der andere mit einer philologisch gediegenen, doch heute zuweilen verstaubt anmutenden Fassung. Es ist der Ton, der die Musik macht: Das verrät Alexander Nitzbergs 2012 erschienene und sogleich weithin gerühmte Neuübersetzung. Sie ist aus gänzlich anderem Geist geschaffen als die vorherige: unbefangen, sprachspielerisch, von großem, auch brutalem Charme und modern collagierend. Klaus Buhlerts für den Bayerischen Rundfunk geschaffene zehnstündige Hörfassung folgt ihm darin, gibt dem Werk eine Leichtfüßigkeit, die kaum glauben macht, dass sich so viele an diesem Roman die Zähne ausgebissen haben. Da wird nicht gelesen, sondern entstehen Räume. Ob wir in einer Moskauer Wohnung, dem Statthalterpalast in Jerschalajim oder am Himmel über Moskau sind - unsere Ohren, für derartige Imaginationen ohnehin eher geschaffen als Augen, unterscheiden nicht.
Klaus Buhlert befreit den Roman von der Führungsrolle eines vorlesenden Erzählers, macht diesen zum Augenzeugen auch übersinnlicher Vorkommnisse, während die Akteure nicht "spielen", sondern wie zu sich selbst reden und zuweilen wie ferne Erinnerungs-Echos in den Erzählpart eingreifen. Eine akustische Show das Ganze, durch Clownerien angereichert, in denen auf Russisch wie Deutsch das Gehörte paraphrasiert wird. Zum Mitspieler wird aber auch die Musik, die ebenso knapp wie gestisch den burlesken Charakter aufgreift, kleine Zäsuren schafft und uns so immer wieder Atem holen lässt.
Durchweg vorzüglich und jeweils auf einen unverwechselbaren Ton gestimmt das neunundzwanzigköpfige Ensemble. Da werden Personen neu gruppiert, lässt etwa Margarita (Valery Tscheplanowa), im Roman eher schematisch gezeichnet, durch eine wunderbare Mischung von kesser Göre und reifer Liebender aufhorchen. Karl Markovics gibt leicht flatternd das Ängstlich-Verzagte seines Meisters, und Thomas Thiemes Woland ist graue Eminenz, verharrt ganz in tonlos dumpfer Statik. Kein Wunder: Der oder das Böse agiert ja nicht, sondern "ist". Grandios die Varietészene, der der Erste Erzähler (Michael Rotschopf) wie ein Reporter beiwohnt, im staunenden Präsens fast stammelnd. Aber auch die Kreuzigung des Jeschua, die beim Zweiten Erzähler (Manfred Zapatka) ein atemraubender Botenbericht wird. Die Liebe, die Bulgakow bei aller grausamen Detailfreude auch seinem so hämisch gezeichneten Moskauer Personal entgegenbringt, lässt auch Buhlert spüren: indem er naheliegender Karikierung entsagt, lebende Wesen schafft und damit jede mikrofongezähmte Studioroutine hinter sich lässt.
Bei alledem ergeht es dem Hörer wie Margarita, die plötzlich fliegen kann und auf einem Satansfest mit Gleichmut den eigenartigsten Dingen begegnet. Diese Fassung jedenfalls hat Drive, entwickelt einen Sog, der uns mühelos an letzte Dinge heranführt. Der Traum von Gerechtigkeit und Frieden; dazu Ausbruch, Entgrenzung, die Überwindung eines stupiden, weil regulierten Alltags qua Zauber und Phantasie; und ganz nebenbei auch der Blick auf ein anderes Russland: Wer würde behaupten, uns gehe das alles nichts mehr an?
Michail Bulgakow: "Meister und Margarita".
Bearbeitung, Komposition und Regie: Klaus Buhlert. Der Hörverlag, München 2014. 12 CDs, zus. 604 Min., 49,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Unterschiedlich seine Karriere in West und Ost. Nicht auf Anhieb mochten sich Westleser, in der Bundesrepublik erschien der Roman zehn Jahre später als in der DDR, mit ihm anfreunden. Denn statt erwarteter "Darstellungen" eines hässlichen Sowjetimperiums begegneten ihnen Episoden, in denen die Vernunft außer Kraft gesetzt ist. Da verschwinden Menschen, verwandeln sich, werden unsichtbar und können fliegen; unter die Akteure mischt sich ein sprechender und bösartiger Kater; ein Varieté wird erst zum Spuk und dann zum Albtraum; Funktionäre landen in der Irrenanstalt, in einer Wohnung treffen sich Gestorbene zum Ball, zwei Liebende finden über irdische Grenzen hinaus zueinander. Und dann noch ein Roman im Roman: die Begegnung des Prokurators Pontius Pilatus mit Jeschua Ha-Nozri in Jerschalajim, dessen Kreuzigung und schließlich die Beseitigung des Verräters Judas. Alles andere als ein "Dissidenten"-Stoff, vielmehr ein Verwirrspiel nach Schelmenart, das von der Alltagssatire ins Elysium führt.
Auf Anhieb begeistert waren die Leser im Osten. Sie entzückte bereits der Plot, der darauf beruht, dass einer Welt von diktiertem Fortschrittsglauben Grenzen gesetzt werden und der "Böse" einem geschundenen Literaten zu Unsterblichkeit und Liebesglück verhilft. Gebildete konnten sich an Goethe-Anleihen freuen: Der titelgebende "Meister" (ebenjener Literat) ist eine Faustgestalt, und aus Mephistopheles, bei Goethe auch Junker Voland genannt, wird Woland, während Margarita die Gretchen-Tragödie emanzipatorisch wendet. Mühelos aber lasen die Fürsprecher, die das Buch rasch fand, die subversive Parabel heraus, die Gut und Böse neu sortiert und sich in der Jesus-Pilatus-Geschichte zu einem grandiosen Gegenbild zum Stalin-Imperium steigert.
Natürlich konnte das in Bulgakows Heimat nicht gutgehen, und so spricht schon die Entstehungs- und Editionsgeschichte des Buchs für sich. Geschrieben zwischen 1928 und 1940, erlebte es in Russland erst 1966, in der DDR zwei Jahre später eine zunächst "gereinigte" Veröffentlichung. Unbestritten und längst historisch die Verdienste von Herausgeber Ralf Schröder und Übersetzer Thomas Reschke: der eine mit einem listig die Oberen schmeichelnden Nachwort; der andere mit einer philologisch gediegenen, doch heute zuweilen verstaubt anmutenden Fassung. Es ist der Ton, der die Musik macht: Das verrät Alexander Nitzbergs 2012 erschienene und sogleich weithin gerühmte Neuübersetzung. Sie ist aus gänzlich anderem Geist geschaffen als die vorherige: unbefangen, sprachspielerisch, von großem, auch brutalem Charme und modern collagierend. Klaus Buhlerts für den Bayerischen Rundfunk geschaffene zehnstündige Hörfassung folgt ihm darin, gibt dem Werk eine Leichtfüßigkeit, die kaum glauben macht, dass sich so viele an diesem Roman die Zähne ausgebissen haben. Da wird nicht gelesen, sondern entstehen Räume. Ob wir in einer Moskauer Wohnung, dem Statthalterpalast in Jerschalajim oder am Himmel über Moskau sind - unsere Ohren, für derartige Imaginationen ohnehin eher geschaffen als Augen, unterscheiden nicht.
Klaus Buhlert befreit den Roman von der Führungsrolle eines vorlesenden Erzählers, macht diesen zum Augenzeugen auch übersinnlicher Vorkommnisse, während die Akteure nicht "spielen", sondern wie zu sich selbst reden und zuweilen wie ferne Erinnerungs-Echos in den Erzählpart eingreifen. Eine akustische Show das Ganze, durch Clownerien angereichert, in denen auf Russisch wie Deutsch das Gehörte paraphrasiert wird. Zum Mitspieler wird aber auch die Musik, die ebenso knapp wie gestisch den burlesken Charakter aufgreift, kleine Zäsuren schafft und uns so immer wieder Atem holen lässt.
Durchweg vorzüglich und jeweils auf einen unverwechselbaren Ton gestimmt das neunundzwanzigköpfige Ensemble. Da werden Personen neu gruppiert, lässt etwa Margarita (Valery Tscheplanowa), im Roman eher schematisch gezeichnet, durch eine wunderbare Mischung von kesser Göre und reifer Liebender aufhorchen. Karl Markovics gibt leicht flatternd das Ängstlich-Verzagte seines Meisters, und Thomas Thiemes Woland ist graue Eminenz, verharrt ganz in tonlos dumpfer Statik. Kein Wunder: Der oder das Böse agiert ja nicht, sondern "ist". Grandios die Varietészene, der der Erste Erzähler (Michael Rotschopf) wie ein Reporter beiwohnt, im staunenden Präsens fast stammelnd. Aber auch die Kreuzigung des Jeschua, die beim Zweiten Erzähler (Manfred Zapatka) ein atemraubender Botenbericht wird. Die Liebe, die Bulgakow bei aller grausamen Detailfreude auch seinem so hämisch gezeichneten Moskauer Personal entgegenbringt, lässt auch Buhlert spüren: indem er naheliegender Karikierung entsagt, lebende Wesen schafft und damit jede mikrofongezähmte Studioroutine hinter sich lässt.
Bei alledem ergeht es dem Hörer wie Margarita, die plötzlich fliegen kann und auf einem Satansfest mit Gleichmut den eigenartigsten Dingen begegnet. Diese Fassung jedenfalls hat Drive, entwickelt einen Sog, der uns mühelos an letzte Dinge heranführt. Der Traum von Gerechtigkeit und Frieden; dazu Ausbruch, Entgrenzung, die Überwindung eines stupiden, weil regulierten Alltags qua Zauber und Phantasie; und ganz nebenbei auch der Blick auf ein anderes Russland: Wer würde behaupten, uns gehe das alles nichts mehr an?
Michail Bulgakow: "Meister und Margarita".
Bearbeitung, Komposition und Regie: Klaus Buhlert. Der Hörverlag, München 2014. 12 CDs, zus. 604 Min., 49,99 [Euro].
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Es ist surreal brillant, im besten Sinne verspielt und wahrlich fantastisch formuliert. Franziska Weisz, Schauspielerin flair, April 2020
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Der Roman „Der Meister und Margarita“ von Michail Bulgakow gehört zu den Meisterwerken der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Der Jahrhundertroman ist eine allegorische, phantasievolle und satirische Schilderung der stalinistischen Zeit und der sowjetischen Gesellschaft im …
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Der Roman „Der Meister und Margarita“ von Michail Bulgakow gehört zu den Meisterwerken der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Der Jahrhundertroman ist eine allegorische, phantasievolle und satirische Schilderung der stalinistischen Zeit und der sowjetischen Gesellschaft im Moskau der 20er Jahre.
Der Roman (geschrieben 1929/30) konnte erst 1966 im Ausland erscheinen, die sowjeti-sche Ausgabe dann 1973. Während der Karwoche in Moskau taucht der Satan und schwarzer Magier Voland mit Gefolge auf. Einige Tage wird Moskau vom Teufelsspuk heimgesucht, den Bewohnern wird übel mitgespielt. Doch sie haben es mit ihrer Verlo-genheit nicht anders verdient.
Eingebettet in die Moskauer Teufelsgeschichte ist die Geschichte von dem namenlosen Meister und Margarita. Dieser Teil des Romans handelt auch von Pontius Pilatus, der Romanfigur des Meisters. Diese Geschichte deckt sich mit der biblischen Geschichte. Margarita, die sich in die Obhut des Teufels begab, nur um ihren Mann, ihren Geliebten zu retten, schafft es letztendlich, dem Meister den Wunsch nach seinem schon verbrannten und teils vergessenen Roman zurückzugeben.
Der kritische und satirische Gesellschaftsroman, der seit seiner Veröffentlichung Kultcha-rakter hat, ist nun in einer opulenten Hörspielfassung (immerhin eine Gesamtspieldauer von 10 Std. auf zwei mp3-CDs) erschienen. Die Neuübersetzung stammt von Alexander Nitzberg und für die BR-Produktion hat sich ein großartiges Sprecherteam gefunden, von Michael Rotschopf, Manfred Zapatka, Valery Tscheplanowa, Dietmar Bär und viele andere. Die Hörspielfassung ist sehr nahe am Original und wird nur sehr dezent von Musik und Tönen untermalt. Positiv erwähnt werden muss auch das informationsreiche Booklet mit Textbeiträgen zu dem „Vielstimmigen Großstadtpoem“ oder zu der Neuübersetzung - weiterhin mit einigen Biografien und einer Rollenübersicht. Fazit: Ein Hörvergnügen eines literarischen Klassikers.
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Broschiertes Buch
«Leser mir nach!»
Unter dem Titel «Meister und Margarita» ist der Jahrhundertroman des russischen Schriftstellers Michail Bulgakow 1966 posthum in einer radikal zensierten Fassung erstmals erschienen, unlektoriert und nicht von eigener Hand fertig gestellt. Nach einem …
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«Leser mir nach!»
Unter dem Titel «Meister und Margarita» ist der Jahrhundertroman des russischen Schriftstellers Michail Bulgakow 1966 posthum in einer radikal zensierten Fassung erstmals erschienen, unlektoriert und nicht von eigener Hand fertig gestellt. Nach einem atemberaubenden Blitzstart ist er dort gleichwohl zum meistgelesenen Roman des Zwanzigsten Jahrhunderts avanciert, ein literarischer Geniestreich ohne gleichen. Die Zahl der Arbeiten, die sich bis heute mit ihm wissenschaftlich befassen und um eine plausible Deutung ringen, ist inzwischen Legion. Dieser russische Jahrhundertroman nun ist 2012 in einer kongenialen Neuübersetzung erneut auf Deutsch erschienen, Felicitas Hoppe hat ihm aus diesem Anlass ein ebenso lesenswertes wie geistreiches Nachwort unter der Überschrift «Leser mir nach – du bist frei!» gewidmet. Worin liegt denn nun die große Faszination dieses Werks?
Natürlich vor allem im mystischen Faust-Thema, das schon im Titel anklingt und dem Roman mit einem Goethe-Zitat als Motto deutlich vorangestellt ist. Dem Faust nämlich entspricht hier der «Meister», und dem Gretchen «Margarita». Der Magische Realismus Bulgakows hat den Stoff allerdings in einer radikal neuen Sichtweise aufgegriffen und dessen Thematik in eine unbekümmert groteske, satirische Form gebracht, die im Verbund mit einer überbordenden Phantasie einen ebenso großen Anteil an der begeisterten Rezeption dieses Werkes haben dürfte. «Es war Frühling, eine heiße Dämmerstunde am Patriachenteich» lautet der inzwischen berühmt gewordene erste Satz des Romans. Die zwei Herren, die dort sitzen, sind der Vorsitzende der Moskauer Autorenvereinigung und der Schriftsteller Iwan Nikolajewitsch Ponyrjow. Sie diskutieren über Iwans antireligiöses Poem, es geht um Metaphysisches, um Jesus und um Gottesbeweise, als sich plötzlich ein Ausländer in ihr Gespräch einmischt, ihnen die Leviten liest und nebenbei erwähnt, er habe schon mit Kant gefrühstückt und kenne Pontius Pilatus persönlich. So beginnt unter dem Titel «Reden Sie nie mit Unbekannten» das erste Kapitel. Dieser Fremde ist Woland, Professor der schwarzen Magie, in Wahrheit der unter verschiedenen Masken auftretende leibhaftige Satan, der in Folge mit seiner abenteuerlichen Entourage binnen kürzester Zeit in Moskau ein heilloses Chaos mit zwei Toten anrichtet, viele Menschen in Panik versetzt und alle Behörden kläglich scheitern lässt.
Der «Meister» ist Insasse einer Psychiatrischen Klinik und kennt seinen Namen nicht. Er hatte an einem Roman über Pontius Pilatus geschrieben, als er «Margarita» kennenlernte, eine verheiratete Frau, die seine große Liebe wird. Als sein Roman von der Kritik verrissen wird, verbrennt er ihn, verfällt in Wahnsinn, Margarita und er werden getrennt. Einer von Wolands Helfern macht ihr ein unmoralisches Angebot, erhebt sie zur Königin an der Seite des Teufels bei einem riesigen, der Walpurgisnacht ähnelnden Ball, fortan gehört sie als Hexe zur Begleitung Satans. In mehreren Kapiteln wird parallel aus dem Roman des «Meisters» über Pontius Pilatus erzählt, wobei die Hinrichtung hier völlig entmystifiziert geschildert wird und Jesus als naiver Gutmensch erscheint. Am Ende treffen sich beide Handlungsstränge, als der «Meister» und Margarita nach ihrem Tode von Woland nach Jerusalem geführt werden, wo der depressive Pontius Pilatus einsam und verlassen mit seinem Hund in der Wildnis vor der Stadt sitzt, - und alle werden genau dort erlöst!
Liebe, Vergebung, Erlösung sind die großen Fragen in Michail Bulgakows Philosophie. Mit Kunst und Künstler wird ein weiteres Thema abgehandelt, die unheilvolle Bürokratie im aberwitzigen Überwachungsstaat der 1930er Jahre unter Stalin wird nur indirekt auf amüsante Weise angeprangert. Ein umfangreicher Anhang hilft beim Verstehen vieler spezifisch russischer Details, der immense Lesespaß aber beruht zu einem nicht unwesentlichen Teil auch auf der wohldurchdachten, frischen Übersetzung. «Leser mir nach!» rufe auch ich.
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Im Radio wird es in 12 Folgen gesendet. Jede Folge ist auf einer der CDs. Angenehmer ist es sich beim Anhören an die 33 Kapitel zu halten.
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