Anschaulich und verständlich beschreibt Martin Wrede das Leben und Wirken Ludwig XIV.: Als Kriegsherr, aber auch als Reformer (mit bescheidener Bilanz), Förderer von Wissenschaft und Kunst und natürlich bei Hofe.
Besondere Aufmerksamkeit widmet Wrede der Einordnung von Ludwigs Außenpolitik in das
Netz dynastischer Beziehungen und das Wechselspiel politischer Interessen - als Basis von Allianzen…mehrAnschaulich und verständlich beschreibt Martin Wrede das Leben und Wirken Ludwig XIV.: Als Kriegsherr, aber auch als Reformer (mit bescheidener Bilanz), Förderer von Wissenschaft und Kunst und natürlich bei Hofe.
Besondere Aufmerksamkeit widmet Wrede der Einordnung von Ludwigs Außenpolitik in das Netz dynastischer Beziehungen und das Wechselspiel politischer Interessen - als Basis von Allianzen und Auslöser von Kriegen. Er zeigt, wie Ludwigs frühen Erfolge auf dem Schlachtfeld seinen Ruf als großer König begründeten, und wie er Frankreich mit einer Politik der militärischen Stärke und auch mit Hilfe einer taktisch geschickten Diplomatie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert zur Vormacht in Europa machte, vor allem zu Lasten des Reiches. Und er beschreibt, wie die Kriegslasten schließlich das Ende dieses Aufstiegs einleuteten - zumal innere Reformen ausblieben und sich die konkurrierenden Mäche zur Einhegung der französischen Macht zusammenschlossen.
In einem gesondertern Abschnitt schildert Wrede die beißende Kritik an Ludwig in der Publizistik des europäischen Auslands: Trotz oder wegen der unbestrittenen Strahlkraft seines Hofes (das bleibt offen): Die Ablehnung des Sonnenkönigs und seiner Kriege außerhalb Frankreich und die daraus erwachsende Frankophobie trugen, befeuert von der französischen Exilanten, grundlegend zur Nationenbildung bei den Nachbarn bei: Im Reich, den Niederlanden und in England.
Wrede wendet sich gegen Vorstellungen vom Absolutismus als unumschränkter königlicher Alleinherrschaft. Er betont demgegenüber deren Beschränkungen: Die Abhängigkeiten des Königs von Adel und Beamten. Deren Folgschaft sei letztlich nicht erzwungen (hier wendet sich Wrede explizit gegen Norbert Elias' These von der Domestizierung des Adels am Hofe), sondern freiwillig. Für Wrede ist dies Ergebnis eines durchaus kooperativen Führungsstils des Königs und sorgfältiger Auswahl seiner Berater (die letztlich von seiner Gunst abhängig blieben).
Wesentliches Merkmal absolutistischer Herrschaft ist Wredes Argumentation zur Folge letztlich die Identität von Person und Herrscher in der Rolle des Königs: Die Einheit von Inszenierung und Herrschaft, die Ludwig idealtypisch verkörpert habe.
Warum ihm dies mit Erfolg gelang, darauf finden sich in Wredes Biografie nur verstreute Hinweise: Frankreichs gute Ausgangsposition, auch demografisch, nach dem 30-jährigen Krieg, die Schwäche der europäischen Rivalen und der inneren Opposition, die erfolgreiche Einbindung des Adels - sie werden nicht vertieft dargestellt.
Das Fazit: Das Buch hält was sein Titel verspricht: Einsteiger finden einen konzisen Überblick über Ludwig als Kriegsherr mit interessanten Exkursen wie dem zur zeitgenössischen Publizistik. Wer vertiefte Analysen der Herrschaft Ludwigs erwartet, wird zu weiteren Büchern greifen müssen.