Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,7, Humboldt-Universität zu Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Hans Henny Jahnns Drama Medea1 liegt in mehreren Bearbeitungen vor: Eine Prosafassung von 1924 war lange verschollen. Publiziert wurde 1926 eine Versfassung, die von Jürgen Fehling in Berlin aufgeführt wurde, es gibt aber noch eine dritte Variante. Diese wurde von Jahnn selbst einer letzten Überarbeitung unterzogen und erschien anläßlich seines 65. Geburtstages 1959. Da sie am besten greifbar ist, wird sie in dieser Arbeit verwendet2. Der Mythos Medea ist ein Stoff, der über Jahrhunderte hinweg immer wieder neue Bearbeitungen erfahren hat. Die älteste erhaltene Version ist das gleichnamige Drama von Euripides (431 v. u. Z.). Es erzählt die Geschichte einer Frau, die von Eifersucht getrieben, ihre Konkurrentin mittels eines vergifteten Kleides tötet, die eigenen Kinder umbringt und dann zu einem anderen Mann, dem König von Athen, flieht. „La pièce est l’une des plus pathétiques d’Euripide, qui a peint avec une merveilleuse puissance la jalousie de Medée, et son trouble au moment de tuer ses enfants.“3. In Jahnns Drama Medea geht es jedoch nicht primär um die persönliche Rache einer betrogenen Frau, sondern um die Wiederherstellung einer göttlichen Ordnung. Die „Unordnung“ in Medeas Welt läßt sich beispielhaft an der Figur Jason zeigen, der hier eben nicht der schillernde Held aus der antiken Sage um das goldene Vließ ist. Schuld daran ist das weibliche Prinzip bzw. Medea. Sie, die hermaphrodit dargestellte, ist es dann aber ebenfalls, die durch Ausleben ihrer männlich- destruktiven Charakterzüge die Verfehlungen der anderen sanktioniert, und damit für Ordnung sorgt. Auch stilistisch erscheint die Unordnung immer wieder im Motiv der Gespaltenheit und Zerstückelung z.B. von Leichen, welches dem der Vollständigkeit gegenübergestellt wird. == 1 Medea (kursiv) meint den Titel, Medea (normal) die Hauptperson des Dramas 2 sie ist z. B. bei Reclam erschienen Hans Henny Jahnn: Medea. Stuttgart. 1996 3 „Es ist eins der pathetischsten Stücke von Euripides, der darin mit besonderer Eindringlichkeit die Eifersucht Medeas und ihre Bestürzung beim Töten der Kinder beschreibt.“ Larousse du XX Siècle. Hrg. v. Paul Augé Bd. 4. Paris 1931. s.v. ‚Medée‘, S. 768