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Eng umgrenzen die Schatten der Familie Karolina Estors Leben: Als drittes Kind wächst sie in dem zum Scheitern verurteilten Versuch ihrer 68er-Eltern auf, alles anders als die Generation zuvor zu machen. Während ihr Vater Klaus bestrebt ist, den Kindern alle Freiheiten zu lassen, und sie doch nur umso enger an sich bindet, verrät ihre Mutter Elke sowohl den Klassenkampf als auch Familienverbund und jettet stattdessen wie besessen für Großkonzerne um die Welt. Karolina indes beherzigt den mütterlichen Leitsatz vom Nichtschwachseindürfen und tröstet sich im Leistungssport, bis Konkurrenzdruck…mehr

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Produktbeschreibung
Eng umgrenzen die Schatten der Familie Karolina Estors Leben: Als drittes Kind wächst sie in dem zum Scheitern verurteilten Versuch ihrer 68er-Eltern auf, alles anders als die Generation zuvor zu machen. Während ihr Vater Klaus bestrebt ist, den Kindern alle Freiheiten zu lassen, und sie doch nur umso enger an sich bindet, verrät ihre Mutter Elke sowohl den Klassenkampf als auch Familienverbund und jettet stattdessen wie besessen für Großkonzerne um die Welt. Karolina indes beherzigt den mütterlichen Leitsatz vom Nichtschwachseindürfen und tröstet sich im Leistungssport, bis Konkurrenzdruck und das Verschwinden ihres Bruders sie auch diesen Halt verlieren lassen. Mit schmerzlich-lakonischer Offenheit verknüpft Katharina Peter Erinnerungsflicken ihrer Protagonistin zu einem Teppich deutscher Geschichte, rekonstruiert anhand eines Familienarchivs verschwiegene Schuld und verlangt ihrer Protagonistin alles dabei ab, denn: Gelingt es ihr nicht, ihre Geschichte zu formulieren und einen Sinn für sich zu schaffen, so geht sie verloren in dem Dunkel, das die Familie ist. Schonungslos und mutig, erschreckend und tröstlich dringt Peters Debütroman tief in die Geschichte ein und legt die Grundlagen unserer Gesellschaft bloß.

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Autorenporträt
Katharina Peter, am 1980 in Bad Soden am Taunus geboren, studierte von 2002-2006 Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Während ihres Studiums erhielt sie Förderungen mehrerer nationaler und internationaler Theater. So war sie u. a. Teilnehmerin der International Residency des Royal Court Theatre London, Teilnehmerin der Werkstatttage des Wiener Burgtheaters sowie Stipendiatin des Autorenlabors am Düsseldorfer Schauspielhaus unter der Leitung von Thomas Jonigk. Mit ihrem Abschlussstück Maxi-Singles gewann sie 2006 den mit 10.000EUR dotierten Autorenpreis des Heidelberger Stückemarktes. Die Uraufführung der schwarzen Komödie über Sexualität und Einsamkeit inszenierte der Regisseur Wulf Twiehaus am Theater Heidelberg. Seit 2002 arbeitet sie als Autorin und Dramaturgin in freien Theatergruppen und wirkte in zahlreichen Projekten in Berlin und Hannover mit. Mit der Berliner Autorengruppe Kommando Torben B. konzipiert und realisiert sie seit 2012 interaktive Lesungsformate für Literaturfestivals wie u.a. SOUNDOUT! New Ways of Presenting Literature der Lettrétage oder 48-h-Neukölln.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Beeindruckend reif" erscheint Rezensent Nils Kahlefendt dieses Romandebüt von Katharina Peter, in dem es um die Aufarbeitung familiärer Traumata geht. Mit diesem Familienroman hat die Autorin alles andere als eine "gut abgehangene Familiensaga" vorgelegt, stellt der Kritiker fest. Die Erzählstimme hier ist "wütend, böse, schrill" und deckt "gnadenlos sarkastisch" nach und nach emotionalen Missbrauch und Heuchelei in der Familie der Protagonistin, der Schriftstellerin Karolina Estor, auf. Der Rezensent merkt der Autorin an, dass sie vom Theater kommt und schätzt wie hier in kurzen Sequenzen, "treibend rhythmisiert" und in "pointierten Dialogen" die schwierige Kindheit und Jugend der Hauptfigur, die Illusionen ihrer 68er-Eltern und die Nazi-Vergangenheit der Großeltern aufgedeckt werden.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.06.2023

Unsere Tochter soll wie Ulrike Meinhof sein
Ungewöhnlich reif: Katharina Peter erweitert mit ihrem Debüt "Erzählung vom Schweigen" die Phalanx der deutschen Familienromane.

Wenn sich der zeitgenössische Roman in die Abgründe der Vergangenheit wirft, wird so verlässlich gern zu überraschend aufgetauchten Tagebuchblättern oder einem verstaubten Bündel Briefe gegriffen, dass Schreibschuldozenten solche Expositionen womöglich rot anstreichen: Echt jetzt? Auch Katharina Peters "Erzählung vom Schweigen" beginnt mit einem kursiv gesetzten Portalzitat, in dem ein unbekannter Verfasser unterm Datum des 18. März 1908 in sepiafarbenen Sätzen die Anlage eines "Familienbuchs" annonciert, "in dem jeweils die Häupter der Familie ihre Gedanken, Erlebnisse, Gutes und Böses aus ihrem Leben zu ihrer eigenen und ihrer Nachkommen Erinnerung niederschreiben mögen". Der Haken: Den Kindern bleibt es verschlossen, erben soll es derjenige, "der nach unserer Ansicht die beste Garantie für eine sorgfältige Weiterführung bietet".

Wer nun glaubt, sich von einem raunenden Beschwörer des Imperfekts durch eine gut abgehangene Familiensaga tragen lassen zu können, muss für die folgenden 240 Seiten sehr, sehr stark sein: Die Stimme, die übernimmt - wütend, böse, schrill, gnadenlos sarkastisch und dabei niemanden, am allerwenigstens sich selbst schonend -, ist die, die vermutlich keiner im Buch der Familie lesen will. Früher hätte man so einer wirkmächtig den Mund verboten, wenn nötig gestopft.

"Meine Geschichte ist nicht meine Geschichte", sagt die Protagonistin des Romans, die Schriftstellerin Karolina Estor, und erinnert sich an traumatisierende Szenen aus ihrer Kindheit und Jugend im Taunus. Shortcuts, manchmal nur wenige Zeilen, dann eine halbe Seite lang, treibend rhythmisiert und in pointierten Dialogen - dass Katharina Peter, wie derzeit eine ganze Reihe Prosadebütanten, vom Theater kommt, ist ein klarer Gewinn. Es wird, das ist nach wenigen Sätzen klar, keine x-beliebig missratene Coming-of-Age-Geschichte erzählt. Hier schreibt jemand buchstäblich um sein Leben.

"Fotos beweisen, dass meine Eltern ein Paar waren. Elke und Klaus." Erbarmungslos werden die "Vornamen-Eltern", die mit den Traditionen brechen wollten, aber selbst schmerzhaft gefühlsarm und beziehungsunfähig sind, durchs Säurebad gezogen. Hier die kantige Elke, eine der wenigen einflussreichen weiblichen K-Gruppen-Kader der Siebzigerjahre, mit Faible für Lenin und den sowjetischen Reformpädagogen Anton Makarenko, gefängnisgestählt, später Logistic Consultant eines Konzern-Multis. Dort der kuchenweiche Klaus, "Salonkommunist" aus gutem Haus, der sich selbst als aufopferungsvollen alleinerziehenden Vater sieht. In Karolinas Augen "ein übergriffiges Wrack". Für Elke ist die Scheidung Anfang der Neunzigerjahre "ihr zwanzigster Parteitag". Sie "verriet unsere Familie, so wie Chruschtschow 1956 Stalin verraten hatte". Klaus ist kurzzeitig begeistert von der intellektuellen Wachheit seiner Tochter: "Er wünschte sich, dass aus mir eine Journalistin im Stil der jungen Ulrike Meinhof würde." Später ist er enttäuscht: "Wir haben eine Bettina Röhl gekriegt."

Karolina flüchtet sich zehn lange Jahre, bis zur Volljährigkeit, in den Leistungssport. Mit außerordentlich dicht erzählten Passagen führt Katharina Peter, die bis 1997 selbst Kaderathletin im Deutschen Schwimmverband war, die Welt des Synchronschwimmens in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ein - John von Düffel dürfte an diesem Kosmos zwischen Trainingsschinderei vor der nächsten "Sichtung" und Momenten des Glücks seine Freude haben. Früh auch geht sie durchs "Training der Gefühlsverdrehung": Ein Einundzwanzigjähriger schläft im Ferienlager der Sozialistischen Jugend in Südfrankreich mit dem vierzehnjährigen Mädchen, das keine Worte für den Missbrauch findet und ihn Liebe nennt. Viel später, in der Psychiatrie, erkennt Karolina, dass erlebte Gewalt erst durchs Aussprechen zur Wirklichkeit wird: "Erst dann spürte ich den Schmerz." In der Analyse wird die jahrelang als Heldin verehrte Mutter Elke entzaubert, der emotionale Missbrauch durch Vater Klaus immerhin benannt. Aus der "Tyrannei der Intimität" (Richard Sennett) kann sie dennoch nicht ausbrechen: "Zug um Zug sich nackig machen vor dem anderen. Bis auf die Seele sich ausziehen, um nur ein klein wenig Wärme zu bekommen."

In dem Maß, wie Karolina Zugriff auf ihr eigenes Leben gewinnt, gräbt sie sich tiefer in die Familiengeschichte. Die kursiv gesetzten Dokumente werden zahlreicher und lassen uns Leser daran teilhaben, wie die Protagonistin die nationalsozialistischen Verstrickungen und verleugnete Schuld der Großelterngeneration rekonstruiert. Da ist zum einen die väterliche Linie der Estors in einem fränkischen Dorf, mit scheinbar in Stein gemeißelten Familienmythen: Opa Oskar, der als Stabsarzt in Russland Beine amputiert hat, Oma Mine, die Juden Suppe über den Zaun reichte. Beides, wie so oft im Land der Täter, Teil einer raffinierten Entschuldungsstrategie, eine "Deckgeschichte": Mine Estor hielt es mit Schwarzer Pädagogik, Dr. Oskar Estor war ins T4-Euthanasie-Programm der Nazis verwickelt und ließ seine eigene Tochter Erika, Klaus' Schwester, entmündigen und zwangssterilisieren. Im Familienalbum figuriert Erika lediglich als "schwarzes Schaf", als schwierige Person.

In der mütterlichen Schneider-Linie fällt das toxische Verhältnis zwischen Elke und ihrer Mutter Ilse ins Auge: auch hier ein wahres Minenfeld unbearbeiteter Kriegstraumata. Und: Wer nach 1945 mit dem bräunlichen Erziehungsratgeber "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" groß wurde ("Das Kind wird nach Möglichkeit an einen stillen Ort abgeschoben, wo es allein bleibt, und erst zur nächsten Mahlzeit wieder vorgenommen"), schlittert offensichtlich fast zwangsläufig in eine Bindungsstörung oder Schlimmeres.

Vielleicht ist der einzige Vorwurf, den man diesem sprachlich souveränen, erstaunlich reifen Debüt machen kann, dass es sich passagenweise mehr wie eine pathologische Fallsammlung über unbewusste Gefühlserbschaften quer durch die Generationen liest, ganz so, als würde es den eigenen erzählerischen Mitteln nicht restlos über den Weg trauen. Dabei kann alles so leicht sein, fast schwerelos: So etwa, wenn Karolina mit ihrer Mutter zum ersten Mal in die alte Heimat des Schneider-Großvaters im heutigen Polen fährt: Nachdem die beiden Frauen eine schäbige, im Halbvergessen schlummernde Ausstellung in einer ehemaligen Euthanasieklinik der Nazis besucht haben, laufen sie ins Offene. Ein Moment, in dem die Panzerungen fallen. Sentimental, vielleicht. Aber ganz ehrlich. NILS KAHLEFENDT

Katharina Peter:

"Erzählung vom Schweigen". Roman.

Verlag Matthes & Seitz Berlin, Berlin 2023. 244 S., geb., 22,- Euro.

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