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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
Mama
Endlich mal wieder eine
böse Hexe: Paul Maars
„Die Tochter der Zauberin“.
Erwähnt man bei einer beliebigen Zusammenkunft Paul Maar, rattern die meisten, egal welcher Generation, gleich los. „Herr Bello!“, rufen die einen. „Lippel!“, die anderen. Und alle: „Das Sams!“ Wenn die wüssten, dass die Wunschpunkte im Gesicht dieser berühmtesten von Maars Figuren nur ein Unfall waren. Maar hatte beim Entwerfen des Sams Anfang der Siebzigerjahre den Pinsel nach dem Kolorieren des blauen Taucheranzugs nicht ausgewaschen, eigentlich wollte er rötliche Sommersprossen ins Sams-Gesicht malen. Maar ließ die blauen Punkte – und schuf einen Klassiker. Überall auf der Welt wünschen sich Kinder die Chuzpe des famosen Quälgeistes, dem keiner richtig böse sein kann.
Um ihn geht es – so ist die Erwartung, wenn Paul Maar ein neues Buch schreibt. Er habe Lust gehabt, einen Text zu verfassen, teilt der 86-Jährige zum Erscheinen seines neuen Werks mit, „aber nicht schon wieder ein Sams-Buch“. So tritt Familie Schmitt ein in das Maarversum. Die Protagonistin in „Die Tochter der Zauberin“ ist Fizzi. Eigentlich heißt sie Malefizia, aber das klingt ihr zu böse, und böse will die Elfjährige wirklich nicht sein. Die Mutter sehr wohl.
„Es war einmal …“, so beginnt das moderne Märchen, und schon ist sie da: die böse Mutter. Die ist nicht nur ein wenig böse, sondern so richtig stiefmutterböse wie lange nicht mehr in Kindermärchen. Sie zaubert nur schlechte Dinge wie Wirbelstürme, Vulkanausbrüche, Erdbeben und Zeitungen, die ohne Text ausgeliefert werden. Ihr Mann, der sehr viel netter ist, verkauft Versicherungen gegen Wirbelstürme, Vulkanausbrüche und Erdbeben. Gegen Zeitungen ohne Text versichert er leider nicht.
Als er seine Frau eine Hexe nennt, verzaubert sie ihn zur Strafe in einen Koffer. Fizzi will ihn zurückverwandeln, aber sie kann die Zauberkraft, die in ihr brodelt, nicht steuern. Der Mutter platzt der Kragen, und sie zaubert beide erbost in die Zwischenwelt. Dienlich ist der Koffervater nicht im Fantasiereich, auch weil er ständig in Reimen singt, dem Sams sehr ähnlich. „Musst du immer dazwischen plappern!“, tadelt Fizzi ihn elternhaft.
Das Mädchen muss sich allein durchbeißen in der Welt der sprechenden Waldtiere, Steintrolle, Sägenager und magischen Schildkröten, liebevoll illustriert von Hannes Maar, der als Filmemacher und Fotograf arbeitet und der Enkel von Paul Maar ist. Fizzi hadert mit sich, versucht, ihre Rolle zu finden. „Du kannst viel mehr, als du meinst“, bestärkt sie der Fuchs. „Viel mehr, als du dir zutraust.“ So wächst Fizzi über sich hinaus, in diesem Märchen voller Sprachwitz und Fantasie, in dem der Kampf Gut gegen Böse in eine entscheidende Runde geht.
CLAUDIA FROMME
Paul Maar:
Die Tochter der Zauberin. Illustrationen von
Hannes Maar.
Oetinger, Hamburg 2024. 96 Seiten, 15 Euro.
Ab acht Jahren.
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