Marie Vieux-Chauvet
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Der Tanz auf dem Vulkan (eBook, ePUB)
Roman. Übersetzt von Nathalie Lemmens, mit einem Nachwort von Kaiama L. Glover - «Ein großartiger Roman, meisterhaft.» Harvard Review online
Übersetzer: Lemmens, Nathalie
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»Eine ergreifende Geschichte über Hass und Angst, Liebe und Verlust und die komplexen Spannungen zwischen Kolonisatoren und Kolonisierten. Ein Meisterwerk.« Boston Globe Port-au-Prince 1792: Minette ist die Tochter einer freigelassenen Sklavin. Dank ihrer außergewöhnlichen Gesangsstimme darf sie als erste Farbige im Theater von Port-au-Prince auftreten. Auf den Zuschauerrängen sitzen die Kolonialherren. Sie sind durch die harte Arbeit ihrer Sklaven reich geworden und kopieren die Pariser Lebensart. Doch unter der Oberfläche brodelt es schon lange. Die Ausbeutung von Mensch und Natur sch...
»Eine ergreifende Geschichte über Hass und Angst, Liebe und Verlust und die komplexen Spannungen zwischen Kolonisatoren und Kolonisierten. Ein Meisterwerk.« Boston Globe Port-au-Prince 1792: Minette ist die Tochter einer freigelassenen Sklavin. Dank ihrer außergewöhnlichen Gesangsstimme darf sie als erste Farbige im Theater von Port-au-Prince auftreten. Auf den Zuschauerrängen sitzen die Kolonialherren. Sie sind durch die harte Arbeit ihrer Sklaven reich geworden und kopieren die Pariser Lebensart. Doch unter der Oberfläche brodelt es schon lange. Die Ausbeutung von Mensch und Natur schürt soziale und ethnische Spannungen. Minette verliebt sich in einen erfolgreichen Freigelassenen. Als sie jedoch bemerkt, dass er seine Sklaven genauso brutal behandelt wie die Weißen, bricht sie mit ihm und schließt sich einer Untergrundorganisation an.
Wie schon in «Töchter Haitis» besticht Vieux-Chauvets Erzählkunst durch die lebensnahe Figurenzeichnung. Zudem ist «Tanz auf dem Vulkan» eine historische Tiefenlotung, die uns Geschichte und Gegenwart des Karibikstaates erschließt.
Wie schon in «Töchter Haitis» besticht Vieux-Chauvets Erzählkunst durch die lebensnahe Figurenzeichnung. Zudem ist «Tanz auf dem Vulkan» eine historische Tiefenlotung, die uns Geschichte und Gegenwart des Karibikstaates erschließt.
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Marie Vieux-Chauvet (1916-1973) wurde in Port-au-Prince in Haiti geboren. Ihr Vater war haitianischer Politiker, die Mutter stammte von den ehemals spanischen, seit 1898 zu den Vereinigten Staaten gehörigen Jungferninseln. Sie besuchte die l'Annexe de l'École Normale d'Institutrices und machte 1933 ihren Abschluss als Grundschullehrerin. Kurz darauf heiratete sie Aymon Charlier, einen Arzt, ließ sich aber vier Jahre später scheiden. Ihren zweiten Mann, Pierre Chauvet, heiratete sie 1942. Ab 1947 trat sie als Theaterautorin in Erscheinung. Ihr erster Roman «Töchter Haitis» (Fille d'Haïti) erschien 1954 und wurde mit dem Prix de l'Alliance Française ausgezeichnet. Es folgten die Romane «Tanz auf dem Vulkan» (La Danse sur le Volcan, 1957) und «Wiedersehen in Fonds-des-Nègres» (Fonds des Nègres, 1960), für letzteren wurde sie mit dem Prix France-Antilles geehrt. Als François Duvalier Präsident wurde und sich als Papa Doc zum Diktator aufschwang, bedeutete das für sie massive Einschränkungen. Sie war einziges weibliches Mitglied in der haitianischen Autorenvereinigung «Les Araignées du Soir». Die Trilogie «Liebe, Wut, Wahnsinn» (Amour, Colère, Folie, 1968) erschien auf Fürsprache Simone de Beauvoirs. Aus Angst vor Repressalien kaufte ihr Mann alle in Haiti befindlichen Exemplare auf. Schließlich musste sie ins US-amerikanische Exil gehen und lebte bis zu ihrem Tod in New York. Dort schrieb sie auch ihren letzten Roman, «Die Raubvögel» (Les Rapaces), der 1971 erschien.
Produktdetails
- Verlag: Penguin Random House
- Seitenzahl: 496
- Erscheinungstermin: 24. Mai 2023
- Deutsch
- ISBN-13: 9783641289539
- Artikelnr.: 66415966
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Marie Vieux-Chauvet hatte es als erste gewagt, von Haitis Sklavenrevolution gegen die Franzosen zu erzählen, informiert uns Rezensent Cornelius Wüllenkemper. Auch nach der Machtübernahmen blieben viele der alten Abhängigkeiten erhalten ebenso wie der Rassismus, der sich auch mal umdrehen konnte: 1957, im Erscheinungsjahr des Romans kam der schwarze Diktator François Duvalier an die Macht, der erst einmal Tausende Mulatten ihrer helleren Haut wegen massakrieren ließ, erzählt der Kritiker. Im Zentrum des Romans stehen die schwarzen Schwestern Minette und Lise, die mit ihrem schönen Gesang ein Theaterensemble vor dem Ruin retten, dafür aber nicht entlohnt werden. An ihrem Schicksal entlang zeichnet Vieux-Chauvet ein Panorama, in dem "freie Sklaven, Kolonisten, landlose Weißen, privilegierte "Mulatten", schwarze Frauen und weiße Männern wechselnde Bündnisse eingehen, während gleichzeitig jeder gegen jeden kämpft. Unbedingt lesenswert, findet Wüllenkemper, der auch die Übersetzung von Nathalie Lemmens und das "kenntnisreiche" Nachwort von Kaiama L. Glover lobt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Eine Revolution aller gegen alle
Marie Vieux-Chauvets Haiti-Roman "Der Tanz auf dem Vulkan" räumt mit postkolonialen Lebenslügen auf
"Ach, immer dieses moralische Geschwätz. Die Sklavinnen schlafen mit ihrem Herrn, wer auch immer er sein mag, und wir zahlen den Preis dafür." Der Sklavenhalter Jean-Baptiste Lapointe hasst Weiße und Schwarze gleichermaßen: Die einen verachten und die anderen erniedrigen ihn, weil er, Sohn einer "ungebildeten, abergläubischen Afrikanerin und eines degenerierten Mulatten", einen hellbraunen Teint hat. In Marie Vieux-Chauvets Roman "Der Tanz auf dem Vulkan" (kurz nach ihrem "Töchter Haitis", F.A.Z. vom 3. Dezember 2022, wieder bei Manesse erschienen) repräsentiert Lapointe die Kaste
Marie Vieux-Chauvets Haiti-Roman "Der Tanz auf dem Vulkan" räumt mit postkolonialen Lebenslügen auf
"Ach, immer dieses moralische Geschwätz. Die Sklavinnen schlafen mit ihrem Herrn, wer auch immer er sein mag, und wir zahlen den Preis dafür." Der Sklavenhalter Jean-Baptiste Lapointe hasst Weiße und Schwarze gleichermaßen: Die einen verachten und die anderen erniedrigen ihn, weil er, Sohn einer "ungebildeten, abergläubischen Afrikanerin und eines degenerierten Mulatten", einen hellbraunen Teint hat. In Marie Vieux-Chauvets Roman "Der Tanz auf dem Vulkan" (kurz nach ihrem "Töchter Haitis", F.A.Z. vom 3. Dezember 2022, wieder bei Manesse erschienen) repräsentiert Lapointe die Kaste
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der "affranchis". Es sind Abkömmlinge freigelassener Sklaven, die sich dank europäischer Bildung und ethnisch segregierter Gesellschaftsordnung selbst vortrefflich im kolonialen System von Ausbeutung, Unterdrückung und Rassismus einrichteten. Als die Wogen der Französischen Revolution an den Küsten der damals reichsten französischen Kolonie, Saint Domingue (heute Haiti), anbrandeten, ging unter weißen Kolonisten und schwarzen "affranchis" die Angst um, wer welche Privilegien in die neue "Gleichheit" hinüberretten kann. Revolution, Sklavenaufstand und fünfzehnjähriger Bürgerkrieg führten zwar zur Abolition und 1804 zur Unabhängigkeit, änderten aber (bis heute) nichts an der tiefen ethnischen Spaltung des Landes.
Die Ironie der Geschichte will, dass Marie Vieux-Chauvet, 1916 als Tochter der Bourgeoise in Port-au-Prince geboren, ihren radikal-kritischen Roman 1957 veröffentlichte, dem Jahr des Machtantritts des schwarzen Diktators François Duvalier. Duvalier ließ im Namen seiner rassistischen Ideologie des "noirisme" Tausende "Mulatten" massakrieren, die ihm mit ihrem helleren Teint und ihren historisch gewachsenen Privilegien als "rassisches Grundübel" Haitis galten. Niemand hatte vor Vieux-Chauvet gewagt, Haitis Sklavenrevolution literarisch nachzuerzählen; die historische Verwobenheit sozialer Abhängigkeiten, rassistischer Machtstrukturen und wechselnder Allianzen galt als politischer und gesellschaftlicher Sprengstoff. Vieux-Chauvets jetzt unter weitgehender Beibehaltung der einst gängigen Bezeichnungen und ausgestattet mit einem kenntnisreichen Kommentarapparat vorbildhaft ins Deutsche übertragene Roman wurde zur Blaupause kritischer zeitgenössischer Literatur aus Haiti.
"Der Tanz auf dem Vulkan" erzählt die Vorgeschichte der ersten "schwarzen Republik" der Weltgeschichte am Schicksal der Schwestern Minette und Lise. Ihre Mutter Jasmine versucht, um nicht wie viele andere freie Sklavinnen betteln oder sich prostituieren zu müssen, das Familienauskommen mit einem Straßenverkaufsstand zu sichern. Der "Code Noir", der ihrer Familie dieselben Rechte wie allen freien Franzosen zubilligen soll, ist das Papier nicht wert, auf dem er ein Jahrhundert zuvor gedruckt wurde. Wegen ihres bezaubernden Gesangs gelten Jasmins Töchter immerhin als die "kleinen Nachtigallen". Madame Acquaire, eine weiße Schauspielerin in Geldnöten, hat einen ebenso verwegenen wie beiderseits einträglichen Vorschlag: Sie macht die Mädchen als erste schwarze Sängerinnen zur Attraktion des Schauspielhauses von Port-au-Prince und rettet so das Ensemble vor dem endgültigen Aus. Minette und Madame Acquaire hat es so wie alle tragenden Figuren dieses Romans tatsächlich gegeben. Marie Vieux-Chauvet inszeniert aus dieser realhistorischen Konstellation ein sinnliches und analytisch dicht gewebtes Panorama einer heuchlerischen Kolonialgesellschaft vor der Eruption.
Minette sorgt zwar für volle Theaterränge, erhält aber weder Gage noch Vertrag und entwickelt so ein Bewusstsein für ihre eigene Position als Schwarze und als Frau. Im komplexen Gefüge der Ethnien und sozialen Schichten dient der Frauenkörper als Verfügungsmasse gegenseitiger Abhängigkeiten. Die gärenden Spannungen und opportunistischen Allianzen zwischen freien Sklaven, Kolonisten, landlosen Weißen, privilegierten "Mulatten", schwarzen Frauen und weißen Männern bildet Vieux-Chauvet in plastischen Gesellschaftsszenen ab. An feinsten Nuancen in Kleidung, Sprache und Umgang beschreibt sie die widersprüchlichen Abläufe bis zu den furchtbaren Gewaltexzessen der Sklavenrebellion 1791.
Die Protagonistin kämpft in dieser Revolution aller gegen alle so wie auch der schwarze Sklavenhalter Jean-Baptiste Lapointe für den Umsturz, wenn auch aus gegenläufiger Motivation. Marie Vieux-Chauvet unterläuft durch ihre differenzierte Schilderung der Figuren und ihrer jeweiligen Lebens- und Gedankenwelten beständig eindimensionale Erwartungshaltungen. Ihr Roman ist deswegen heute ebenso brillant und auch provokant wie bei seinem Erscheinen unter Haitis schwarzem Diktator "Papa Doc". CORNELIUS WÜLLENKEMPER
Marie Vieux-Chauvet:
"Der Tanz auf dem
Vulkan". Roman.
Aus dem Französischen von Nathalie Lemmens, Nachwort von Kaiama L. Glover. Manesse Verlag, München 2023. 486 S., geb., 28,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Ironie der Geschichte will, dass Marie Vieux-Chauvet, 1916 als Tochter der Bourgeoise in Port-au-Prince geboren, ihren radikal-kritischen Roman 1957 veröffentlichte, dem Jahr des Machtantritts des schwarzen Diktators François Duvalier. Duvalier ließ im Namen seiner rassistischen Ideologie des "noirisme" Tausende "Mulatten" massakrieren, die ihm mit ihrem helleren Teint und ihren historisch gewachsenen Privilegien als "rassisches Grundübel" Haitis galten. Niemand hatte vor Vieux-Chauvet gewagt, Haitis Sklavenrevolution literarisch nachzuerzählen; die historische Verwobenheit sozialer Abhängigkeiten, rassistischer Machtstrukturen und wechselnder Allianzen galt als politischer und gesellschaftlicher Sprengstoff. Vieux-Chauvets jetzt unter weitgehender Beibehaltung der einst gängigen Bezeichnungen und ausgestattet mit einem kenntnisreichen Kommentarapparat vorbildhaft ins Deutsche übertragene Roman wurde zur Blaupause kritischer zeitgenössischer Literatur aus Haiti.
"Der Tanz auf dem Vulkan" erzählt die Vorgeschichte der ersten "schwarzen Republik" der Weltgeschichte am Schicksal der Schwestern Minette und Lise. Ihre Mutter Jasmine versucht, um nicht wie viele andere freie Sklavinnen betteln oder sich prostituieren zu müssen, das Familienauskommen mit einem Straßenverkaufsstand zu sichern. Der "Code Noir", der ihrer Familie dieselben Rechte wie allen freien Franzosen zubilligen soll, ist das Papier nicht wert, auf dem er ein Jahrhundert zuvor gedruckt wurde. Wegen ihres bezaubernden Gesangs gelten Jasmins Töchter immerhin als die "kleinen Nachtigallen". Madame Acquaire, eine weiße Schauspielerin in Geldnöten, hat einen ebenso verwegenen wie beiderseits einträglichen Vorschlag: Sie macht die Mädchen als erste schwarze Sängerinnen zur Attraktion des Schauspielhauses von Port-au-Prince und rettet so das Ensemble vor dem endgültigen Aus. Minette und Madame Acquaire hat es so wie alle tragenden Figuren dieses Romans tatsächlich gegeben. Marie Vieux-Chauvet inszeniert aus dieser realhistorischen Konstellation ein sinnliches und analytisch dicht gewebtes Panorama einer heuchlerischen Kolonialgesellschaft vor der Eruption.
Minette sorgt zwar für volle Theaterränge, erhält aber weder Gage noch Vertrag und entwickelt so ein Bewusstsein für ihre eigene Position als Schwarze und als Frau. Im komplexen Gefüge der Ethnien und sozialen Schichten dient der Frauenkörper als Verfügungsmasse gegenseitiger Abhängigkeiten. Die gärenden Spannungen und opportunistischen Allianzen zwischen freien Sklaven, Kolonisten, landlosen Weißen, privilegierten "Mulatten", schwarzen Frauen und weißen Männern bildet Vieux-Chauvet in plastischen Gesellschaftsszenen ab. An feinsten Nuancen in Kleidung, Sprache und Umgang beschreibt sie die widersprüchlichen Abläufe bis zu den furchtbaren Gewaltexzessen der Sklavenrebellion 1791.
Die Protagonistin kämpft in dieser Revolution aller gegen alle so wie auch der schwarze Sklavenhalter Jean-Baptiste Lapointe für den Umsturz, wenn auch aus gegenläufiger Motivation. Marie Vieux-Chauvet unterläuft durch ihre differenzierte Schilderung der Figuren und ihrer jeweiligen Lebens- und Gedankenwelten beständig eindimensionale Erwartungshaltungen. Ihr Roman ist deswegen heute ebenso brillant und auch provokant wie bei seinem Erscheinen unter Haitis schwarzem Diktator "Papa Doc". CORNELIUS WÜLLENKEMPER
Marie Vieux-Chauvet:
"Der Tanz auf dem
Vulkan". Roman.
Aus dem Französischen von Nathalie Lemmens, Nachwort von Kaiama L. Glover. Manesse Verlag, München 2023. 486 S., geb., 28,- Euro.
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Gebundenes Buch
Der ungeschönte, sprachlich brillant ausgearbeiteter Weg zur Haitianischen Revolution.
Die Autorin bedient sich bei diesem beeindruckenden Roman historischer Begebenheiten. Es ist der Vorabend zum Sklavenaufstand in Haiti, Ende des 18. Jahrhunderts, welcher schließlich, weltweit …
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Der ungeschönte, sprachlich brillant ausgearbeiteter Weg zur Haitianischen Revolution.
Die Autorin bedient sich bei diesem beeindruckenden Roman historischer Begebenheiten. Es ist der Vorabend zum Sklavenaufstand in Haiti, Ende des 18. Jahrhunderts, welcher schließlich, weltweit einzigartig, zu einem unabhängigen Staat führte.
1792, Minette und ihre jüngere Schwester Lise wachsen von ihrer Mutter, eine affraniche – eine freigelassene Sklavin, behütet in Port-au-Prince auf. Beide können auf ihr Gesangstalent sehr stolz sein, und mit der Fürsprache und Schutz von Madame Acquaire, welche beiden in aller Heimlichkeit Gesangsunterricht gibt, darf Minette eines Tages auf der Bühne auftreten, obwohl es Farbigen strickt verboten ist. Ihr außergewöhnlicher Gesang und der Zusammenhalt innerhalb der Schauspielertruppe beschützt sie weitestgehend vor Repressalien und gröberen Anfeindungen. Zunächst singt sie unentgeltlich, fordert dennoch bald einen eigenen Vertrag. Ihr Selbstbewusstsein ist groß, auch ihr tiefer Argwohn gegen die weißen Kolonialherren, welche nach Lust und Laune regieren und die Einheimischen und Farbigen unterdrücken. Trotz ihres Erfolges bleibt Minette der Zugang zur Gesellschaft, wie etwas der obligatorische Ball nach einer Aufführung, aus Rassengründen untersagt.
Während dieser Monate kommt Minette immer mehr mit rassistischen Anfeindungen in Berührung. Auch wird sie mehrfach Zeuge der willkürlichen Gewalt der Weißen Farbigen gegenüber. Sie trifft auf den Untergrund, die aufständischen Sklaven und jenen guten Seelen, welche die aufkeimende Revolution unterstützen. Und sie beginnt, ihr Umfeld zu hinterfragen.
„ Warum gab es Reiche und Arme? Warum wurden die Sklaven geschlagen? Warum gab es gute und schlechte Herren, gute und schlechte Priester? Warum lehrte der Katechismus das eine und taten die Priester das andere? Sie sagten: wir sind alle Brüder, und trotzdem kauften sie Sklaven, manchmal schlugen sie sie, oder quälten sie zu Tode.“
Denn im ganzen Land formieren sich die Sklaven, es gibt erste Aufstände, bis hin, ohne jetzt zuviel zu spoilern, zur blutigen Revolution, welche oft sehr detailreich geschildert wird (Triggerwarnung!).
Die Geschichte ist mit einer großen, erzählerischer Kraft geschrieben. Die handelnden Personen sind derart plastisch dargestellt, als ob man sie real kennen würden. Das ist eine große Stärke der Autorin, welche ihre Heimat Haiti 1968 verlassen und ins Exil gehen musste. Die patriarchalen und menschenfeindlichen Strukturen haben das Land nie verlassen.
Der Roman beginnt sanft, Kritik und Aufstand kommen langsam daher, aber es schaukelt sich gegen Ende gewaltig auf. Manchmal ein wenig zu heftig nach meinem Geschmack, sodass der ursprüngliche Lesefluss und die eindrücklichen Szenen etwas in Mitleidenschaft geraten. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung , vor allem für jene, die historisch über den Tellerrand schauen möchten.
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Historisch packend hat Marie Vieux-Chauvet bereits 1957 des letzten Jahrhunderts über die Geschichte Haitis geschrieben. Auf Französisch, nun endlich hervorragend übersetzt von Nathalie Lemmens auch für uns zu lesen. Beispielsweise bleiben kreolische Begriffe wie im Original …
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Historisch packend hat Marie Vieux-Chauvet bereits 1957 des letzten Jahrhunderts über die Geschichte Haitis geschrieben. Auf Französisch, nun endlich hervorragend übersetzt von Nathalie Lemmens auch für uns zu lesen. Beispielsweise bleiben kreolische Begriffe wie im Original stehen. Der Roman bringt uns das Haiti Ende des 18. Jahrhundert näher, wo es noch die französische Kolonie Saint-Domingue war. Der sprichwörtliche „Tanz auf dem Vulkan“ sind die brodelnden sozialen Unruhen, die dann 1804 in der Revolution mündete und Haiti gegründet wurden.
Die gesellschaftlichen Dynamiken werden von Marie Vieux-Chauvet gekonnt rausgearbeitet. Ist es denn nicht nur der offensichtliche Rassismus Weißen gegenüber den Schwarzen, sondern macht sie deutlich das Klasse und Stand eine Unterdrückung anderer möglich macht und es auch arme Weiße und vereinzelte schwarze Großgrundbesitzer gibt. Sehr differenziert und gut ausgeleuchtet werden diese Zerrungen und demütigenden Unterdrückungen. Das braucht viele einzelne Personen im Roman, über die man einen Überblick behalten muss, aber es gelingt.
Der „Tanz auf dem Vulkan“ handelt hauptsächlich von den Schwestern Minette und Lise, die als Mulattinnen bezeichnet werden, nicht weiß, nicht schwarz. Dieser rassistische Begriff wird hier von der Autorin bewusst eingesetzt um die gesellschaftliche Position in den damaligen Verhältnissen zu verdeutlichen. Die Töchter einer Sklavin schlagen sich durch und singen hervorragend. So gelangt die Ältere, Minette, der beiden am Theater in Port-au-Prince , wo sie sich ihren Platz, ihre Gage und dessen Auszahlung sehr hart erkämpfen muss.
Die im US-Exil schreibende Marie Vieux-Chauvet hat auch mit diesem Roman, genau wie mit „Töchter Haitis“ einen sehr lesenswerten Roman geschrieben. Unbedingt entdecken!!!
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