William Shaw, Autor der von mir sehr geschätzten Breen-und-Tozer Reihe, hat mit „Der gute Mörder“ (Originaltitel „The Birdwatcher“) einen Stand-alone "Thriller" geschrieben, in dem sich alles um William South dreht, nicht nur ein passionierter Vogelbeobachter sondern auch Streifenpolizist, seit
vielen Jahren verantwortlich für die Halbinsel Dungeness in der englischen Grafschaft Kent. South ist…mehrWilliam Shaw, Autor der von mir sehr geschätzten Breen-und-Tozer Reihe, hat mit „Der gute Mörder“ (Originaltitel „The Birdwatcher“) einen Stand-alone "Thriller" geschrieben, in dem sich alles um William South dreht, nicht nur ein passionierter Vogelbeobachter sondern auch Streifenpolizist, seit vielen Jahren verantwortlich für die Halbinsel Dungeness in der englischen Grafschaft Kent. South ist ein sympathischer Mann, ruhig und freundlich, der kein Interesse daran hat, mit großartigen Ermittlungsergebnissen zu glänzen. Er liebt die Routine, aber noch mehr liebt er es, die unzähligen Vogelarten zu beobachten und zu bestimmen, die in dem Naturschutzgebiet einen Zwischenstopp einlegen. Als jedoch Bob Rayner, sein Nachbar, fast schon Freund und Hobby-Ornithologe wie er, ermordet aufgefunden wird, ist es vorbei mit der Ruhe. Vor allem auch, weil seine neue Vorgesetzte nachdrücklich auf seiner Mithilfe bei den Ermittlungen besteht, und alles Zögern ist vergebens. Aber William hat einen guten Grund für seine Zurückhaltung, hat er doch in seiner Kindheit schwere Schuld auf sich geladen. Und wenn seine Tat ans Licht käme, was dann?
Es ist eine eigenartige, getragene Stimmung, die Shaw in diesem Roman kreiert. Und ja, ich scheue mich, den Begriff „Thriller“, der das Cover ziert, zu verwenden, denn dafür entwickelt sich der Plot meiner Meinung nach dann doch zu bedächtig. Die Handlung schreitet nur langsam voran, es mangelt an Höhepunkten. Aber „Der gute Mörder“ hat andere Qualitäten. War der Autor in der Breen-und Tozer Reihe bestrebt, das entsprechende Zeitkolorit rund um die 60er Jahre zu kreieren, liegt sein Schwerpunkt hier auf der Charakterisierung der Personen, der Dynamik im Zwischenmenschlichen und der Schilderung der melancholischen Atmosphäre an der kentischen Küste, die diese wie eine weiche Decke bedeckt.
Die Story gewinnt in dem Moment an Tiefe, in dem der zweite Handlungsstrang die Vergangenheit des „guten Mörders“ offenbart, der seine Kindheit in Nordirland zu Zeiten der „Troubles“ verbracht hat. Wo man sich bereits in jungen Jahren für eine Seite entscheiden musste. Wo Gewalt zum Alltag gehörte. Wo Verrat an der Tagesordnung war. Wo eine Situation außer Kontrolle geraten und mit dem Tod enden konnte.
Ein leiser, intensiver, ein besonderer Roman, der seine Qualitäten erst allmählich entfaltet – dafür aber umso länger nachhallt!