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Er fegte die alte Welt hinweg und haftet seit vier Generationen im kollektiven Gedächtnis: der Große Krieg. Als er ausbrach, am 1. August 1914, bejubelten noch viele, dass nun die Waffen sprachen. Doch vier Jahre später, im November 1918, war jede Illusion verflogen. Der Erste Weltkrieg, der in Europa, im Nahen Osten, in Afrika, Ostasien und auf den Weltmeeren von mehr als drei Dutzend Staaten geführt wurde, forderte mehr als zehn Millionen Tote, zerstörte die Weltordnung und weckte Revanchegelüste. Er veränderte alles: Nicht nur betraten die USA und die Sowjetunion die Weltbühne, auch...
Er fegte die alte Welt hinweg und haftet seit vier Generationen im kollektiven Gedächtnis: der Große Krieg. Als er ausbrach, am 1. August 1914, bejubelten noch viele, dass nun die Waffen sprachen. Doch vier Jahre später, im November 1918, war jede Illusion verflogen. Der Erste Weltkrieg, der in Europa, im Nahen Osten, in Afrika, Ostasien und auf den Weltmeeren von mehr als drei Dutzend Staaten geführt wurde, forderte mehr als zehn Millionen Tote, zerstörte die Weltordnung und weckte Revanchegelüste. Er veränderte alles: Nicht nur betraten die USA und die Sowjetunion die Weltbühne, auch die Ära der Ideologien und Diktaturen begann, die schließlich zum Zweiten Weltkrieg mit all seinen Verwerfungen führte. Herfried Münkler schildert in seiner großen Gesamtdarstellung diese «Urkatastrophe» des 20. Jahrhunderts, zeigt, wie der Erste Weltkrieg das Ende der Imperien besiegelte, wie er Revolutionen auslöste, aber auch den Aufstieg des Sozial- und Steuerstaats förderte. Ein Zeitpanorama von besonderem Rang, das nicht nur die politischen und menschlichen Erschütterungen vor Augen führt, sondern auch zahlreiche Neubewertungen dieses epochalen Ereignisses vornimmt. Wenn wir den Ersten Weltkrieg nicht verstehen, wird uns das ganze 20. Jahrhundert ein Rätsel bleiben.
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Herfried Münkler, geboren 1951, ist emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität und eine unverzichtbare, prägende Stimme in den Debatten unserer Gegenwart. Viele seiner Bücher gelten als Standardwerke, etwa «Imperien», «Die Deutschen und ihre Mythen», «Der Große Krieg» oder «Die neuen Deutschen» (mit Marina Münkler), allesamt Bestseller. Zuletzt erschienen «Welt in Aufruhr» und «Macht im Umbruch», die ebenfalls lange auf der «Spiegel»-Bestsellerliste standen. Herfried Münkler wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Wissenschaftspreis der Aby-Warburg-Stiftung, dem Carl Friedrich von Siemens Fellowship, dem Preis der Leipziger Buchmesse und dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch.
Produktdetails
- Verlag: Rowohlt Verlag GmbH
- Seitenzahl: 928
- Erscheinungstermin: 6. Dezember 2013
- Deutsch
- ISBN-13: 9783644116016
- Artikelnr.: 40081870
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Im Ganzen überzeugend und ausgewogen findet der Militärhistoriker Werner Rahn Herfried Münklers voluminöse Gesamtdarstellung des Ersten Weltkrieges. Vorgeschichte und Verlauf des Krieges lässt sich Rahn vom Autor in neun Kapiteln darlegen, sachkundig und mittels kommentierten Fotos und Kartenmaterial auch anschaulich, wie er findet. Münkler erklärt ihm Strategien, Logistik, Waffentechnik und -wirtschaft sowie die einzelnen Offensiven zu Land, zu Luft und zu Wasser. Dass der Autor mitunter die Terminologie der Kriegsmittel nicht vollends beherrscht, fällt Rahn zwar auf, stört seinen positiven Gesamteindruck aber nicht. In Sachen Funkaufklärung hätte sich der Rezensent allerdings im Hinblick auf aktuelle Entwicklungen etwas mehr Information gewünscht. Münklers Ausführungen über die Auswirkungen des Krieges auf unsere Gegenwart scheinen Rahn allerdings wieder kritisch und genau genug. Das Literaturverzeichnis mit über 800 Titeln imponiert ihm.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Auf See nicht sattelfest
Die Realität des Ersten Weltkriegs weiß Herfried Münkler dem Leser eindrucksvoll zu vermitteln
Der Erste Weltkrieg war für George F. Kennan die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" und für einige Historiker sogar der Auftakt eines neuen "Dreißigjährigen Krieges". Vorgeschichte und Geschichte des Krieges führten vor Jahrzehnten in Deutschland zu heftigen Debatten. Es sei hier nur an die Thesen des Hamburger Historikers Fritz Fischer und seiner Schüler über Kriegsschuld und Kriegsziele des Deutschen Reiches erinnert. Eine Gesamtdarstellung des Krieges aus seiner Feder blieb allerdings aus. Wer sich damals in der neueren Literatur über Ursachen, Verlauf und Folgen des Krieges detailliert
Die Realität des Ersten Weltkriegs weiß Herfried Münkler dem Leser eindrucksvoll zu vermitteln
Der Erste Weltkrieg war für George F. Kennan die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" und für einige Historiker sogar der Auftakt eines neuen "Dreißigjährigen Krieges". Vorgeschichte und Geschichte des Krieges führten vor Jahrzehnten in Deutschland zu heftigen Debatten. Es sei hier nur an die Thesen des Hamburger Historikers Fritz Fischer und seiner Schüler über Kriegsschuld und Kriegsziele des Deutschen Reiches erinnert. Eine Gesamtdarstellung des Krieges aus seiner Feder blieb allerdings aus. Wer sich damals in der neueren Literatur über Ursachen, Verlauf und Folgen des Krieges detailliert
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informieren wollte, war von 1968 an auf die Werke von Peter Graf von Kielmansegg und Hans Herzfeld angewiesen. Erst 35 Jahre später veröffentlichte Michael Salewski seine Geschichte des Weltkriegs.
Wenn nun der Berliner Politikwissenschaftler Herfried Münkler eine in jeder Hinsicht gewichtige und mit 924 Seiten sehr umfangreiche Gesamtdarstellung vorlegt, kann man davon ausgehen, dass sein Werk in der breiten Öffentlichkeit mit großem Interesse zur Kenntnis genommen wird. Die neun Kapitel spannen den Bogen von langen und kurzen Wegen in den Krieg bis zur aktuellen Einordnung des Weltkriegs "als politische Herausforderung". Im ersten Kapitel wird die zentrale Frage erörtert, ob das Deutsche Reich langfristig auf einen Krieg hingearbeitet habe oder ob kurzfristig politische Fehler, Ungeschick und "ein verfassungstechnisch nicht unter Kontrolle gebrachtes Militär den Konflikt zum großen Krieg eskalieren ließen". Ähnlich wie Christopher Clark kommt Münkler zu dem Ergebnis, dass für die Entscheidungen im Juli 1914 die "Blankoschecks" ausschlaggebend waren, die Deutschland den Österreichern, Russland den Serben und Frankreich den Russen ausgestellt hatten. Somit lag der "Schlüssel zum Krieg" in Petersburg. Die russische Mobilmachung führte dann dazu, dass in Deutschland der "Generalstab und nicht die Regierung entschied, welche Optionen zur Verfügung standen".
In den folgenden Kapiteln wird detailliert, sachkundig und anschaulich der Verlauf des Krieges vom Scheitern des Schlieffen-Plans im September 1914 bis zum Waffenstillstand im November 1918 geschildert. Dabei werden alle Ebenen der Kriegführung wie Politik, Strategie und Koalitionskriegführung, Waffentechnik und Rüstungswirtschaft, Operationsplanung und Logistik bis hin zur Taktik in ihrer Wechselwirkung angemessen berücksichtigt; dies gilt auch für die Seekriegführung mit den Elementen Blockade und Handelskrieg sowie für die Luftkriegführung mit den Ansätzen eines strategischen Luftkriegs.
Ab Herbst 1914 erstarrten im Westen die Fronten, und bis Sommer 1918 scheiterten auf beiden Seiten alle Offensiven mit dem Ziel eines strategischen Durchbruchs. Demgegenüber gelang es dem deutschen Heer an der Ostfront mit geschickter Operationsführung mehrfach, russische Großverbände so einzukesseln, dass sie kapitulieren mussten. Bei der Beschreibung der Kämpfe kommen zahlreiche Zeitzeugen zu Wort, wodurch sich dem Leser die Realität des Krieges eindrucksvoll erschließt.
Zur Realität des Krieges gehörten auch Meutereien und Kampfstreiks. Als im Frühjahr 1917 große Teile der französischen Armee nicht mehr angreifen wollten, wurden 550 Soldaten zum Tode verurteilt und 45 Urteile vollstreckt. Italien ging noch radikaler vor und führte die römische Praxis des "Dezimierens" wieder ein, bei der von einer meuternden Einheit jeder zehnte Mann hingerichtet wurde. Demgegenüber blieben deutsche Kriegsgerichte mit insgesamt weniger als 50 Todesurteilen "zurückhaltender als die aller anderen europäischen Mächte".
Das Kapitel über die "Ausweitung des Kampfes" behandelt detailliert den See- und den Luftkrieg. Doch zeigt sich hier, dass der Autor in der Terminologie der damaligen Seekriegsmittel nicht ganz sattelfest ist. Es ist ihm offensichtlich nicht klar, was ein Großkampfschiff (capital ship) war. So soll die Royal Navy 1916 in der Skagerrakschlacht sechs (statt drei) Großkampfschiffe verloren haben, was ein grandioser deutscher Erfolg gewesen wäre. Beim Handelskrieg zur See wird übersehen, dass London bereits 1913 dazu übergegangen war, Handelsschiffe zur Verteidigung gegen Hilfskreuzer zu bewaffnen. Dies war völkerrechtlich umstritten, wie dem offiziösen Jahrbuch "Nauticus" von 1914 zu entnehmen ist.
Mit dem Einsatz von U-Booten im Handelskrieg beschritt Deutschland ab Februar 1915 militärisch und völkerrechtlich neue Wege, da U-Boote die Regeln des Prisenrechts nur unvollkommen einhalten konnten. Die einzelnen Phasen dieses Handelskriegs werden leider nicht stringent anhand der Chronologie herausgearbeitet. Daher entsteht der Eindruck, dass U-Boote auch im Handelskrieg vor allem Torpedoangriffe bevorzugten; tatsächlich war der Einsatz der Bordgeschütze viel effektiver. Dies zeigte sich vor allem von Oktober 1916 bis Januar 1917, als die U-Boote nach Prisenordnung im Monatsdurchschnitt mehr als 320 000 BRT Schiffsraum versenkten.
Diese Einsätze führten zu keinem Konflikt mit den Vereinigten Staaten von Amerika und hätten als Druckmittel möglicherweise dazu beitragen können, einen Verhandlungsfrieden anzustreben. Doch diese Phase des U-Boot-Krieges bleibt ausgeblendet. Es fehlt auch der Hinweis auf den strategischen Zusammenhang zwischen der verhängnisvollen Entscheidung für den uneingeschränkten U-Boot-Krieg ab Februar 1917 und dem deutschen Bündnisangebot an Mexiko. Das legendäre Zimmermann-Telegramm wurde vom britischen Marinenachrichtendienst entziffert und an die amerikanische Regierung weitergeleitet. Seine Veröffentlichung in Washington und die Bestätigung der Richtigkeit durch Staatssekretär Zimmermann in Berlin führten in den Vereinigten Staaten zu einem Stimmungsumschwung und letztlich im April 1917 zum Kriegseintritt dieser Seemacht. Im Hinblick auf die aktuelle Diskussion über die NSA-Aktivitäten wäre eine kurze Ergänzung zur Entstehung und Bedeutung von Room 40 der britischen Admiralität (nicht des Kriegsministeriums) angebracht, da hier die Keimzelle der modernen Funkaufklärung entstand.
In dem Kapitel über den Zusammenbruch der Mittelmächte wird deutlich, wie sich das Deutsche Reich 1917/18 im Ansatz zu einer Militärdiktatur entwickelt hatte mit Erich Ludendorff an der Spitze, dem es 1918 über Monate hinweg gelang, die militärische Niederlage zu verschleiern. Da es jedoch die Reichstagsmehrheit aus SPD und Zentrum versäumte, "energische Initiativen für einen Friedensschluss [...] zu ergreifen", konnte "die Oberste Heeresleitung nach Belieben schalten und walten", bis es letztlich zu spät war.
In dem Schlusskapitel über den Weltkrieg als politische Herausforderung werden die Auswirkungen des Krieges auf die Gegenwart beschrieben und interpretiert. So weist der Politikwissenschaftler Münkler kritisch darauf hin, dass auf dem Balkan bis heute zwischenstaatliche Konflikte nicht ausgeräumt sind. Es gehöre daher zur sicherheitspolitischen Herausforderung der Europäischen Union, "dafür zu sorgen, dass die mitteleuropäisch-balkanischen Konflikte nicht erneut zum Ausbruch kommen". In der globalen Perspektive sieht Münkler das heutige China in der Position des wilhelminischen Deutschland im Übergang zum 20. Jahrhundert. Durch die maritime Aufrüstung dieser asiatischen Großmacht sei eine chinesisch-amerikanische Konfrontation denkbar, "die ähnlichen Mustern folgt wie der deutsch-britische Gegensatz am Anfang des 20. Jahrhunderts".
Die ausgewogene Darstellung stützt sich auf die fast unübersehbar gewordene Spezialliteratur über den Ersten Weltkrieg. Das Literaturverzeichnis umfasst über 800 Titel, wobei die älteren amtlichen Reihenwerke des Reichsarchivs und des Marinearchivs nicht berücksichtigt wurden. 12 Karten von verschiedenen Kriegsschauplätzen und einigen Schlachten, wie zum Beispiel Tannenberg und Verdun, sind zum Verständnis der Darstellung hilfreich. Eine methodische Besonderheit des Bandes sind 80 gut ausgewählte eindrucksvolle Bilder, meist Fotografien von Politikern und Soldaten, Gefechtsfeldern, Schützengräben, Waffen und nicht zuletzt von Gefallenen. Der Wert dieser Bilder liegt darin, dass sie nicht nur inhaltlich zum jeweiligen Textabschnitt passen, sondern auch ausführlich kommentiert werden. Die Belege der Zitate sind im Anhang kapitelweise als Endnoten zusammengefasst, die zum Teil auch für weitere Erläuterungen genutzt werden. Leider ist die Suche nach Anmerkungen nicht einfach, da der Verlag darauf verzichtet hat, bei den Kopfzeilen die jeweiligen Seitenzahlen des dazugehörigen Haupttextes anzugeben.
Für eine Neuauflage wäre eine knappe Zeittafel hilfreich, zumal im Inhaltsverzeichnis nur ein Ereignis datiert wird: Sarajevo, 28. Juni 1914. Münkler beginnt seine Darstellung mit der These, dass der Erste Weltkrieg der Brutkasten war für fast alle Technologien, Strategien und Ideologien, "die sich seitdem im Arsenal politischer Akteure befinden". Im Endergebnis wird diese These bestätigt, und somit liegt cum grano salis eine überzeugende Gesamtdarstellung des Großen Krieges vor.
WERNER RAHN
Herfried Münkler: Der Große Krieg. Die Welt 1914-1918. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2013. 924 S., 29,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wenn nun der Berliner Politikwissenschaftler Herfried Münkler eine in jeder Hinsicht gewichtige und mit 924 Seiten sehr umfangreiche Gesamtdarstellung vorlegt, kann man davon ausgehen, dass sein Werk in der breiten Öffentlichkeit mit großem Interesse zur Kenntnis genommen wird. Die neun Kapitel spannen den Bogen von langen und kurzen Wegen in den Krieg bis zur aktuellen Einordnung des Weltkriegs "als politische Herausforderung". Im ersten Kapitel wird die zentrale Frage erörtert, ob das Deutsche Reich langfristig auf einen Krieg hingearbeitet habe oder ob kurzfristig politische Fehler, Ungeschick und "ein verfassungstechnisch nicht unter Kontrolle gebrachtes Militär den Konflikt zum großen Krieg eskalieren ließen". Ähnlich wie Christopher Clark kommt Münkler zu dem Ergebnis, dass für die Entscheidungen im Juli 1914 die "Blankoschecks" ausschlaggebend waren, die Deutschland den Österreichern, Russland den Serben und Frankreich den Russen ausgestellt hatten. Somit lag der "Schlüssel zum Krieg" in Petersburg. Die russische Mobilmachung führte dann dazu, dass in Deutschland der "Generalstab und nicht die Regierung entschied, welche Optionen zur Verfügung standen".
In den folgenden Kapiteln wird detailliert, sachkundig und anschaulich der Verlauf des Krieges vom Scheitern des Schlieffen-Plans im September 1914 bis zum Waffenstillstand im November 1918 geschildert. Dabei werden alle Ebenen der Kriegführung wie Politik, Strategie und Koalitionskriegführung, Waffentechnik und Rüstungswirtschaft, Operationsplanung und Logistik bis hin zur Taktik in ihrer Wechselwirkung angemessen berücksichtigt; dies gilt auch für die Seekriegführung mit den Elementen Blockade und Handelskrieg sowie für die Luftkriegführung mit den Ansätzen eines strategischen Luftkriegs.
Ab Herbst 1914 erstarrten im Westen die Fronten, und bis Sommer 1918 scheiterten auf beiden Seiten alle Offensiven mit dem Ziel eines strategischen Durchbruchs. Demgegenüber gelang es dem deutschen Heer an der Ostfront mit geschickter Operationsführung mehrfach, russische Großverbände so einzukesseln, dass sie kapitulieren mussten. Bei der Beschreibung der Kämpfe kommen zahlreiche Zeitzeugen zu Wort, wodurch sich dem Leser die Realität des Krieges eindrucksvoll erschließt.
Zur Realität des Krieges gehörten auch Meutereien und Kampfstreiks. Als im Frühjahr 1917 große Teile der französischen Armee nicht mehr angreifen wollten, wurden 550 Soldaten zum Tode verurteilt und 45 Urteile vollstreckt. Italien ging noch radikaler vor und führte die römische Praxis des "Dezimierens" wieder ein, bei der von einer meuternden Einheit jeder zehnte Mann hingerichtet wurde. Demgegenüber blieben deutsche Kriegsgerichte mit insgesamt weniger als 50 Todesurteilen "zurückhaltender als die aller anderen europäischen Mächte".
Das Kapitel über die "Ausweitung des Kampfes" behandelt detailliert den See- und den Luftkrieg. Doch zeigt sich hier, dass der Autor in der Terminologie der damaligen Seekriegsmittel nicht ganz sattelfest ist. Es ist ihm offensichtlich nicht klar, was ein Großkampfschiff (capital ship) war. So soll die Royal Navy 1916 in der Skagerrakschlacht sechs (statt drei) Großkampfschiffe verloren haben, was ein grandioser deutscher Erfolg gewesen wäre. Beim Handelskrieg zur See wird übersehen, dass London bereits 1913 dazu übergegangen war, Handelsschiffe zur Verteidigung gegen Hilfskreuzer zu bewaffnen. Dies war völkerrechtlich umstritten, wie dem offiziösen Jahrbuch "Nauticus" von 1914 zu entnehmen ist.
Mit dem Einsatz von U-Booten im Handelskrieg beschritt Deutschland ab Februar 1915 militärisch und völkerrechtlich neue Wege, da U-Boote die Regeln des Prisenrechts nur unvollkommen einhalten konnten. Die einzelnen Phasen dieses Handelskriegs werden leider nicht stringent anhand der Chronologie herausgearbeitet. Daher entsteht der Eindruck, dass U-Boote auch im Handelskrieg vor allem Torpedoangriffe bevorzugten; tatsächlich war der Einsatz der Bordgeschütze viel effektiver. Dies zeigte sich vor allem von Oktober 1916 bis Januar 1917, als die U-Boote nach Prisenordnung im Monatsdurchschnitt mehr als 320 000 BRT Schiffsraum versenkten.
Diese Einsätze führten zu keinem Konflikt mit den Vereinigten Staaten von Amerika und hätten als Druckmittel möglicherweise dazu beitragen können, einen Verhandlungsfrieden anzustreben. Doch diese Phase des U-Boot-Krieges bleibt ausgeblendet. Es fehlt auch der Hinweis auf den strategischen Zusammenhang zwischen der verhängnisvollen Entscheidung für den uneingeschränkten U-Boot-Krieg ab Februar 1917 und dem deutschen Bündnisangebot an Mexiko. Das legendäre Zimmermann-Telegramm wurde vom britischen Marinenachrichtendienst entziffert und an die amerikanische Regierung weitergeleitet. Seine Veröffentlichung in Washington und die Bestätigung der Richtigkeit durch Staatssekretär Zimmermann in Berlin führten in den Vereinigten Staaten zu einem Stimmungsumschwung und letztlich im April 1917 zum Kriegseintritt dieser Seemacht. Im Hinblick auf die aktuelle Diskussion über die NSA-Aktivitäten wäre eine kurze Ergänzung zur Entstehung und Bedeutung von Room 40 der britischen Admiralität (nicht des Kriegsministeriums) angebracht, da hier die Keimzelle der modernen Funkaufklärung entstand.
In dem Kapitel über den Zusammenbruch der Mittelmächte wird deutlich, wie sich das Deutsche Reich 1917/18 im Ansatz zu einer Militärdiktatur entwickelt hatte mit Erich Ludendorff an der Spitze, dem es 1918 über Monate hinweg gelang, die militärische Niederlage zu verschleiern. Da es jedoch die Reichstagsmehrheit aus SPD und Zentrum versäumte, "energische Initiativen für einen Friedensschluss [...] zu ergreifen", konnte "die Oberste Heeresleitung nach Belieben schalten und walten", bis es letztlich zu spät war.
In dem Schlusskapitel über den Weltkrieg als politische Herausforderung werden die Auswirkungen des Krieges auf die Gegenwart beschrieben und interpretiert. So weist der Politikwissenschaftler Münkler kritisch darauf hin, dass auf dem Balkan bis heute zwischenstaatliche Konflikte nicht ausgeräumt sind. Es gehöre daher zur sicherheitspolitischen Herausforderung der Europäischen Union, "dafür zu sorgen, dass die mitteleuropäisch-balkanischen Konflikte nicht erneut zum Ausbruch kommen". In der globalen Perspektive sieht Münkler das heutige China in der Position des wilhelminischen Deutschland im Übergang zum 20. Jahrhundert. Durch die maritime Aufrüstung dieser asiatischen Großmacht sei eine chinesisch-amerikanische Konfrontation denkbar, "die ähnlichen Mustern folgt wie der deutsch-britische Gegensatz am Anfang des 20. Jahrhunderts".
Die ausgewogene Darstellung stützt sich auf die fast unübersehbar gewordene Spezialliteratur über den Ersten Weltkrieg. Das Literaturverzeichnis umfasst über 800 Titel, wobei die älteren amtlichen Reihenwerke des Reichsarchivs und des Marinearchivs nicht berücksichtigt wurden. 12 Karten von verschiedenen Kriegsschauplätzen und einigen Schlachten, wie zum Beispiel Tannenberg und Verdun, sind zum Verständnis der Darstellung hilfreich. Eine methodische Besonderheit des Bandes sind 80 gut ausgewählte eindrucksvolle Bilder, meist Fotografien von Politikern und Soldaten, Gefechtsfeldern, Schützengräben, Waffen und nicht zuletzt von Gefallenen. Der Wert dieser Bilder liegt darin, dass sie nicht nur inhaltlich zum jeweiligen Textabschnitt passen, sondern auch ausführlich kommentiert werden. Die Belege der Zitate sind im Anhang kapitelweise als Endnoten zusammengefasst, die zum Teil auch für weitere Erläuterungen genutzt werden. Leider ist die Suche nach Anmerkungen nicht einfach, da der Verlag darauf verzichtet hat, bei den Kopfzeilen die jeweiligen Seitenzahlen des dazugehörigen Haupttextes anzugeben.
Für eine Neuauflage wäre eine knappe Zeittafel hilfreich, zumal im Inhaltsverzeichnis nur ein Ereignis datiert wird: Sarajevo, 28. Juni 1914. Münkler beginnt seine Darstellung mit der These, dass der Erste Weltkrieg der Brutkasten war für fast alle Technologien, Strategien und Ideologien, "die sich seitdem im Arsenal politischer Akteure befinden". Im Endergebnis wird diese These bestätigt, und somit liegt cum grano salis eine überzeugende Gesamtdarstellung des Großen Krieges vor.
WERNER RAHN
Herfried Münkler: Der Große Krieg. Die Welt 1914-1918. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2013. 924 S., 29,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Herfried Münkler hat das deutsche Standardwerk zum Ersten Weltkrieg verfasst. heute-journal
Gebundenes Buch
Herfried Münkler ist kein Historiker sondern Politikwissenschaftler. Daher hatte ich ursprünglich Vorbehalte, dass in dem Buch nur Ereignisse erklärt werden, anstatt sie detailliert zu schildern. Münkler ist eine gute Synthese gelungen.
Die Historie wird dargestellt - nicht …
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Herfried Münkler ist kein Historiker sondern Politikwissenschaftler. Daher hatte ich ursprünglich Vorbehalte, dass in dem Buch nur Ereignisse erklärt werden, anstatt sie detailliert zu schildern. Münkler ist eine gute Synthese gelungen.
Die Historie wird dargestellt - nicht ganz so detailliert und quellengesättigt, wie das vielleicht ein Historiker täte, aber für den "normalen Leser" sicher detailliert genug. Sehr interessant ist, wie er dabei auch die Entscheidungsspielräume der handlenden Personen beleuchtet, so dass manche Entscheidung, über die wir heute den Kopf schüttlen, aus der sicht der damaligen Handelnden durchaus logsich erscheint.
Interessant auch Münklers Darstellung, den 1 Weltkrieg aus sich heraus zu begreifen und ihn nicht - wie viele Historiker - nur als Vorspiel zum 2. WK interessant zu finden.
Insgesamt eine sehr fundierte Darstellung.
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Antworten 8 von 8 finden diese Rezension hilfreich
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Broschiertes Buch
Seit mehr als 100 Jahren kämpft die Welt mit den Folgen des Großen Krieges...
Es reicht ein Blick auf die beiden politischen Landkarten von vor dem Ersten Weltkrieg und nach dem Großen Krieg, wie er In Frankreich und Groß-Britannien genannt wird. Gegebenenfalls auch noch …
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Seit mehr als 100 Jahren kämpft die Welt mit den Folgen des Großen Krieges...
Es reicht ein Blick auf die beiden politischen Landkarten von vor dem Ersten Weltkrieg und nach dem Großen Krieg, wie er In Frankreich und Groß-Britannien genannt wird. Gegebenenfalls auch noch ein Blick auf eine geographische Karte mit eingezeichneten Staats- und Ländergrenzen. Schlagartig wird deutlich, welche sich auch heute noch auswirkenden Folgen die Jahre zwischen 1914 und 1918 haben.
Der Nahost-Konflikt, treffender ausgedrückt die Kriege, die seitdem in der Region immer wieder aufflammen. Mit ein Ergebnis der Zerschlagung des Osmanischen Reiches, der (Geheim-) Abkommen zwischen Frankreich und Groß-Britannien. Die rücksichtslose Aufteilung des Maghreb-Gürtels, des so genannten Nahen Ostens, die Enstehung der ehemaligen UdSSR als indirekte Folge des Ersten Weltkrieges, der Aufstieg der ehedem nach Neutralität strebenden USA zur Weltmacht, der Niedergang des Britischen Empires, die Reduzierung Frankreichs auf die heutige 'Nebenrolle' in der Weltpolitik und so weiter.
Was die 797 Seiten dieses Buches so lesenswert macht? Der Autor legt sein thematisches Schwergewicht nicht unbedingt und ausschliesslich auf die zahlreichen Schlachten mit ihren Hunderttausenden von Toten. Diese werden selbstverständlich auch erläutert. Mitsamt ihren Fehlentscheidungen, der sich immer weiter entwickelnden Technik der Tötungsmaschinen, um einmal den treffendsten Ausdruck für Maschinengewehre, Panzer, Giftgasgranaten zu verwenden.
Herfired Münkler geht ebenso auf die Empfindungen und Eindrücke mancher individueller einfachen Soldaten ein. Er begründet die Wankelmütigkeit von Kaiser Wilhelm, die Durchtriebenheit Ludendorffs, die zu erkennende Persönlichkeit Hindenburgs.
Genauso wie die 'Charakterzüge' der politischen und/oder militärischen Entscheider Frankreichs, GBs, Italiens, des der kuk-Monarchie der Habsburger wie aller anderen Beteiligten Staaten und wichtigen Personen.
Wie die Ereignisse des Großen Krieges sich in der Literatur niedergeschlagen haben, welche Auswirkungen diese Ereignisse auf das soziale Gefüge in den beteiligten Ländern hatten (Stichwort 'Heimatfront'), all das macht das Buch nicht weniger lesenswert.
Der typische deutsche Blick auf den Ersten Weltkrieg mit der Schlacht um Verdun (als ob dies die einzige resp. schlimmste gewesen sein...) wird revidiert. Die Schlachten in Flandern waren mindestens ebenso schlimm. Das weiss man nach der Literatur des Buches. Gallipoli? Wer in Deutschland weiss schon um diese mörderische Zeit? Hier setzt auch eine Kritik an: die Vorgänge auf der Halbinsel, warum, weswegen, mit welcher Zielsetzung und so weiter, denen hätte Herfried Münkler mehr Raum geben können. Wer sich für diese Ereignisse interessiert: der Titel "Der Untergang des Osmanischen Reiches" klärt auf.
Reproduktionen von Schwarz/Weiß-Fotos, Ausschnitte von Landkarten mit Frontverläufen: das Entsetzen über die Ur-Katastrophe wird immer deutlicher spürbar.
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