Vor zehn Jahren starb der Dichter Rainer Malkowski (1939-2003). Bereits 33jährig hatte er seine erfolgreiche Karriere in der Werbebranche aufgegeben - zugunsten der unsicheren Existenz eines Schriftstellers. Ein mutiger und entschlossener Schritt, der auch mit einem Umzug aus der Großstadt
Düsseldorf ins ländliche Brannenburg am Inn verbunden war. Malkowski machte das eigene Leben zum Experiment:…mehrVor zehn Jahren starb der Dichter Rainer Malkowski (1939-2003). Bereits 33jährig hatte er seine erfolgreiche Karriere in der Werbebranche aufgegeben - zugunsten der unsicheren Existenz eines Schriftstellers. Ein mutiger und entschlossener Schritt, der auch mit einem Umzug aus der Großstadt Düsseldorf ins ländliche Brannenburg am Inn verbunden war. Malkowski machte das eigene Leben zum Experiment: „Ich wollte herausfinden, ob ich der Dichter war, für den ich mich insgeheim hielt.“
In den 70er und 80er Jahren erschienen zahlreiche Lyrikbände von Rainer Malkowski, der auch mit wichtigen Preisen geehrt wurde, u.a. Leonce-und-Lena-Preis (1976) und Joseph-Breitbach-Preis (1999). In den 90er Jahren wurde es ruhiger um den Autor, es erschienen nur noch zwei Lyrikbände. In den letzten Jahren hat sich der Göttinger Wallstein Verlag um sein Werk verdient gemacht. Nach der umfangreichen Ausgabe sämtlicher Gedichte (2009) ist nun ein schmaler Band mit Aphorismen und kleiner Prosa erschienen. Sie zeigen Malkowski als einen Meister der kurzen Form.
Unter der Überschrift „Nach der Erfindung des Spiegels“ sind zunächst auf vierzig Seiten Aphorismen zusammengestellt, die zum ersten Mal gesammelt erscheinen. Es sind kurze Gedanken, die fast achtlos hingeschrieben sind und sich doch einprägen: „Sie würden mir sehr helfen, wenn Sie es nicht versuchten“ oder „Auf den Verstand kann nur stolz sein, wer zu wenig hat“. Diese Sentenzen bringen Lebenserfahrung und Scharfsinn zum Ausdruck.
Den größeren Teil der knapp 140 Seiten nehmen Malkowskis „Hinterkopfgeschichten“ ein. Diese vom Autor selbst so bezeichneten Texte (bereits 2000 in Zürich erschienen) sind Beobachtungen und Wahrnehmungen der Natur oder des Alltags. Manche basieren auch auf Begegnungen. Allen gemeinsam ist jedoch die Knappheit, die ironische Distanz und die Hintersinnigkeit, so seine kurzen Anmerkungen zum Einfachen: „Das Einfache kann federleicht sein - und hat doch, wenn es glückt, das Gewicht der Welt“.
Komplettiert wird der schmale Band durch ein kurzes Nachwort von Michael Krüger, der Rainer Malkowski als einen „liebenswürdigen, aufmerksamen Menschen, der kein Aufhebens von sich machte“, kennenlernte. „Aphorismen und kleine Prosa“ ist sicher das persönlichste Buch des Poeten Malkowski.