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10 Tage im Februar: Ein Mann verlässt seine Frau, und die Frau geht ins Kino. Denn das Karussell der Liebe hat sie nie wirklich interessiert, sondern immer nur der nächste Film. Wie konnte es da passieren, dass sich ihr Leben zu einem müden Melodrama entwickelt hat? Es gibt nur eine Person, die ihr helfen kann: die große Regisseurin Jane Campion."Die Liebe ist stärker als der Tod, sagt Maupassant. Das Kino ist stärker als die Liebe, sagt Fendel. Ein extravaganter Roman über die Fallstricke hemmungsloser Liebesverkennung." Hanns Zischler"Es gibt diese Bücher, aus denen man den Blick heb...
10 Tage im Februar: Ein Mann verlässt seine Frau, und die Frau geht ins Kino. Denn das Karussell der Liebe hat sie nie wirklich interessiert, sondern immer nur der nächste Film. Wie konnte es da passieren, dass sich ihr Leben zu einem müden Melodrama entwickelt hat? Es gibt nur eine Person, die ihr helfen kann: die große Regisseurin Jane Campion."Die Liebe ist stärker als der Tod, sagt Maupassant. Das Kino ist stärker als die Liebe, sagt Fendel. Ein extravaganter Roman über die Fallstricke hemmungsloser Liebesverkennung." Hanns Zischler"Es gibt diese Bücher, aus denen man den Blick hebt und sieht: Das Irrlichtern der Gefühle darf nie enden. Hier ist eins davon." Peter Glaser
Heike-Melba Fendel schreibt Essays, Storys und Kritiken für diverse Publikationen und ist Kolumnistin bei Zeit Online. Sie leitet die Künstler- und Veranstaltungsagentur Barbarella Entertainment. 2009 erschien ihr Roman "nur die - Ein Leben in 99 Geschichten".
Produktdetails
- Verlag: Blumenbar
- Artikelnr. des Verlages: 641/15037
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 208
- Erscheinungstermin: 17. Januar 2017
- Deutsch
- Abmessung: 212mm x 149mm x 20mm
- Gewicht: 329g
- ISBN-13: 9783351050375
- ISBN-10: 3351050372
- Artikelnr.: 46994949
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Männer, die die Couch ausbeulen
Und Frauen im Kino: Heike-Melba Fendels Roman "Zehn Tage im Februar"
Wenn man mit einer Filmkritikerin zusammenlebt, dann ist ein gewisses Interesse an ihrem Metier der Liebesbeziehung wahrscheinlich nicht abträglich - sollte man denken. Bei dem Mann, der mit der Ich-Erzählerin des vorliegenden Romans zusammen ist, die nicht nur im Kino, sondern auch zu Hause auf der Couch ziemlich viele Filme anschaut, scheint das entsprechende Interesse allerdings nicht allzu groß zu sein: "Bei ,Jules et Jim' gesellte er sich nach dreißig Minuten zu mir aufs Sofa und fragte, ob Jeanne Moreau Brigitte Bardot sei."
Kein Wunder, dass diese Beziehung gefährdet ist: Das Buch beginnt denn auch
Und Frauen im Kino: Heike-Melba Fendels Roman "Zehn Tage im Februar"
Wenn man mit einer Filmkritikerin zusammenlebt, dann ist ein gewisses Interesse an ihrem Metier der Liebesbeziehung wahrscheinlich nicht abträglich - sollte man denken. Bei dem Mann, der mit der Ich-Erzählerin des vorliegenden Romans zusammen ist, die nicht nur im Kino, sondern auch zu Hause auf der Couch ziemlich viele Filme anschaut, scheint das entsprechende Interesse allerdings nicht allzu groß zu sein: "Bei ,Jules et Jim' gesellte er sich nach dreißig Minuten zu mir aufs Sofa und fragte, ob Jeanne Moreau Brigitte Bardot sei."
Kein Wunder, dass diese Beziehung gefährdet ist: Das Buch beginnt denn auch
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mit dem Auszug des Mannes aus der gemeinsamen Wohnung, den er per Zettel ankündigt: "Ziehe für zehn Tage zu Sepp, das ist besser für uns beide." Es sind dies, winke, winke mit dem Zaunpfahl, nicht irgendwelche zehn Tage, sondern die titelgebenden "Zehn Tage im Februar", also jene der Berlinale. In die für die Erzählerin beruflich wichtigste und anstrengendste Zeit des Jahres also fällt ihre private Krise eines Jahrzehnts, wenn nicht des Lebens.
So arg konstruiert dieses Setting auch wirkt, so unterhaltsam mutet zunächst die Erzählung an. In Rückblenden, die bis in eine ulkige Kölner Studentenzeit und zu einem ersten Chaostrip nach Cannes zurückreichen, motiviert die Erzählerin ihr Interesse am Kino oder zumindest an der Filmwelt und dem zugehörigen Glamourjournalismus, und sie schneidet dazwischen die Episoden der Beziehung zu dem Mann, der sie nun verlassen hat.
Dass diese unter keinem guten Stern stand, hätte sie eigentlich schon früh wissen können: Als die beiden nämlich einmal gemeinsam ins Kino gegangen waren und sich Wong Kar-Wais "In the Mood for Love" angeschaut hatten - einen Film, "in dem zwei ebenfalls Unentschlossene zwischen bauschenden Vorhängen zu Nat King Coles Qizás miteinander rangen", am Ende aber doch kein Paar werden -, mussten sie feststellen, dass ihnen dieser Film gar nicht gutgetan hatte: "Nach Wong Kar-Wai herrschte kein Verlangen zwischen uns."
Was tatsächlich das Problem der Beziehung ist, wird im weiteren Verlauf des Romans allerdings nicht wirklich klar. Aus ihrem protokollierten Erleben der "Auszeit" und ihren Rückblicken zeichnet sich immerhin ab, dass die Erzählerin sich womöglich schon immer mehr für Frauen als für Männer interessiert hat. All ihre Überlegungen kommen jedenfalls auf einen Fixpunkt zurück: Und das ist die neuseeländische Regisseurin Jane Campion, die sie bereits vor deren Welterfolg "Das Piano" auf einem Festival in Schottland kennenlernt und die von da an ihr Leben begleitet. Campions Filme prägen ihr Weltbild ("Von den Männern kommt bei Janes Frauen nur das Echo ihrer Handlungen an", heißt es etwa), und die persönliche Begegnung veranlasst sie gar, ihr Leben zu ändern. Die Berlinale von 2013, bei der Campion ihre Serie "Top of the Lake" vorstellte, ist dann jene, während der dieser Roman spielt, der in der abermaligen Begegnung mit Campion bei einem Interview kulminiert.
Die Übereinstimmungen zwischen der Erzählerin des Buches und seiner Autorin Heike-Melba Fendel, die als Agentin und Journalistin arbeitet, sind deutlich erkennbar: Sie reichen bis zur Erwähnung von Zeitungsartikeln, die tatsächlich unter Fendels Namen erschienen sind. Das verleiht dem Buch nicht selten etwas Kokettes, aber das ist nicht sein größtes Problem. Schwerer wiegt, dass der flapsige Erzählton, der mitunter an Hera Linds "Superweib", mitunter an Helen Fieldings "Bridget Jones" erinnert, langsam, aber sicher immer schaler klingt, je ernsthafter darin trotz Ansätzen von Selbstironie doch ein allgemeiner Männerhass durchschimmert. Über den ausgezogenen Mann erfährt man so gut wie nichts, außer dass er sich offenbar mit Ökonomie beschäftigt und das Sofa dauerhaft ausgebeult hat. Und so ganz lustig ist es dann doch nicht, dass die Erzählerin diesen Menschen tatsächlich über das ganze Buch hinweg nur als "der Mann" bezeichnet.
Zurück bleibt ein merkwürdig heterogener Text aus ansatzweise zynischen Lebensklugheiten, Frauenzeitschrifts-Plattitüden, oft länglichen Berliner Alltagsbeobachtungen und meist ziemlich unmotiviert eingestreuten Kurzrezensionen von Filmen, welche die Erzählerin irgendwann einmal gesehen hat. Und eine gewisse Ratlosigkeit, wenn es zum Beispiel über einen davon heißt, dass darin "Asiaten in Zeitlupe und Dauerregen aufeinander losspringen". Dieses Buch ist sich seiner Stilmittel nicht immer sicher.
JAN WIELE.
Heike-Melba Fendel: "Zehn Tage im Februar". Roman.
Blumenbar Verlag, Berlin 2017. 206 S., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
So arg konstruiert dieses Setting auch wirkt, so unterhaltsam mutet zunächst die Erzählung an. In Rückblenden, die bis in eine ulkige Kölner Studentenzeit und zu einem ersten Chaostrip nach Cannes zurückreichen, motiviert die Erzählerin ihr Interesse am Kino oder zumindest an der Filmwelt und dem zugehörigen Glamourjournalismus, und sie schneidet dazwischen die Episoden der Beziehung zu dem Mann, der sie nun verlassen hat.
Dass diese unter keinem guten Stern stand, hätte sie eigentlich schon früh wissen können: Als die beiden nämlich einmal gemeinsam ins Kino gegangen waren und sich Wong Kar-Wais "In the Mood for Love" angeschaut hatten - einen Film, "in dem zwei ebenfalls Unentschlossene zwischen bauschenden Vorhängen zu Nat King Coles Qizás miteinander rangen", am Ende aber doch kein Paar werden -, mussten sie feststellen, dass ihnen dieser Film gar nicht gutgetan hatte: "Nach Wong Kar-Wai herrschte kein Verlangen zwischen uns."
Was tatsächlich das Problem der Beziehung ist, wird im weiteren Verlauf des Romans allerdings nicht wirklich klar. Aus ihrem protokollierten Erleben der "Auszeit" und ihren Rückblicken zeichnet sich immerhin ab, dass die Erzählerin sich womöglich schon immer mehr für Frauen als für Männer interessiert hat. All ihre Überlegungen kommen jedenfalls auf einen Fixpunkt zurück: Und das ist die neuseeländische Regisseurin Jane Campion, die sie bereits vor deren Welterfolg "Das Piano" auf einem Festival in Schottland kennenlernt und die von da an ihr Leben begleitet. Campions Filme prägen ihr Weltbild ("Von den Männern kommt bei Janes Frauen nur das Echo ihrer Handlungen an", heißt es etwa), und die persönliche Begegnung veranlasst sie gar, ihr Leben zu ändern. Die Berlinale von 2013, bei der Campion ihre Serie "Top of the Lake" vorstellte, ist dann jene, während der dieser Roman spielt, der in der abermaligen Begegnung mit Campion bei einem Interview kulminiert.
Die Übereinstimmungen zwischen der Erzählerin des Buches und seiner Autorin Heike-Melba Fendel, die als Agentin und Journalistin arbeitet, sind deutlich erkennbar: Sie reichen bis zur Erwähnung von Zeitungsartikeln, die tatsächlich unter Fendels Namen erschienen sind. Das verleiht dem Buch nicht selten etwas Kokettes, aber das ist nicht sein größtes Problem. Schwerer wiegt, dass der flapsige Erzählton, der mitunter an Hera Linds "Superweib", mitunter an Helen Fieldings "Bridget Jones" erinnert, langsam, aber sicher immer schaler klingt, je ernsthafter darin trotz Ansätzen von Selbstironie doch ein allgemeiner Männerhass durchschimmert. Über den ausgezogenen Mann erfährt man so gut wie nichts, außer dass er sich offenbar mit Ökonomie beschäftigt und das Sofa dauerhaft ausgebeult hat. Und so ganz lustig ist es dann doch nicht, dass die Erzählerin diesen Menschen tatsächlich über das ganze Buch hinweg nur als "der Mann" bezeichnet.
Zurück bleibt ein merkwürdig heterogener Text aus ansatzweise zynischen Lebensklugheiten, Frauenzeitschrifts-Plattitüden, oft länglichen Berliner Alltagsbeobachtungen und meist ziemlich unmotiviert eingestreuten Kurzrezensionen von Filmen, welche die Erzählerin irgendwann einmal gesehen hat. Und eine gewisse Ratlosigkeit, wenn es zum Beispiel über einen davon heißt, dass darin "Asiaten in Zeitlupe und Dauerregen aufeinander losspringen". Dieses Buch ist sich seiner Stilmittel nicht immer sicher.
JAN WIELE.
Heike-Melba Fendel: "Zehn Tage im Februar". Roman.
Blumenbar Verlag, Berlin 2017. 206 S., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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» 'Ich nehme das Kino persönlich', lautet ein Schlüsselsatz, der hier elegant und geistreich eingelöst wird. « tip Berlin 20170309
Ein Buch über Liebe, Filme und das Leben einer Frau, die 10 Berlinale-Tagen Zeit hat, ihr Leben zu reflektieren und Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen. Auch wenn ich wahrscheinlich nicht wirklich zur Zielgruppe gehöre, hatte ich vergnügliche Lesestunden mit diesem …
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Ein Buch über Liebe, Filme und das Leben einer Frau, die 10 Berlinale-Tagen Zeit hat, ihr Leben zu reflektieren und Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen. Auch wenn ich wahrscheinlich nicht wirklich zur Zielgruppe gehöre, hatte ich vergnügliche Lesestunden mit diesem möglicherweise teilweise autobiographischen Roman der Autorin.
Inhalt:
Zehn Tage im Februar, bei denen sich in Berlin alles um die Berlinale und die gezeigten Filme dreht. Zumindest für die Frau, für die privat und beruflich Filme eine große Rolle spielen. Im Gegensatz zu ihrem Mann, der dies zum Anlass nimmt, zehn Tage aus ihrem Leben zu verschwinden. Ein idealer Zeitpunkt, um sich über einiges klar zu werden, insbesondere da die Regisseurin Jane Campion in der Stadt ist, der sie schon einige Male begegnet ist und die immer wieder ihr Leben in neue Bahnen lenkte.
Setting und Stil:
Die Handlung findet rund um die Berlinale statt. Hinzu kommen Rückblenden aus dem Leben der Frau, die uns zu anderen Festivals und Orten führen. Viele bekannte Orte werden lebendig beschrieben und sorgen dafür, dass sich jeder problemlos in das Erzählte hineinversetzen kann.
Erzählt wird aus der Ich-Perspektive, um so den Gedanken und Gefühlen der Protagonistin am Nächsten zu sein. Das erklärt auch die Sprache, die genau das ausdrückt, was die Protagonistin denkt. Eine Frau, die fest im Leben steht und weiß was sie will, bzw. denkt zu wollen.
Charaktere:
Wenn man sich die Lebensgeschichte der Frau ohne Namen ansieht, so scheint einiges mit der der Autorin übereinzustimmen. Man darf also seine Gedanken spielen lassen, in wieweit Frau Fendels interessanter Werdegang Grundlage der Handlung ist. Es handelt sich auf jeden Fall um eine besondere Frau, die ein nicht alltägliches Leben führt. Sie ist stark, selbstbewusst und dadurch auch anders, als ihr Mann, der eher für das "normale" Alltagsleben steht.
Eine besondere Rolle in ihrem Leben spielt die Regisseurin Jane Campion und ihre Filme, der sie zufällig am Beginn ihrer beruflichen Karriere begegnet, und der sie bei fast jedem neuen Film erneut über den Weg läuft. Eine besondere Beziehung, die große Auswirkungen auf die Entscheidungen der Frau hat.
Geschichte:
Die Frau hat mit dem was sie kann und was sie liebt, ein erfolgreiches Leben aufgebaut. Trotzdem ist sie nicht zufrieden, bzw. scheint es so, als ob alle anderen andere Lebensziele verfolgen als wie sie. So muss sie sich dank der Entscheidung ihres Mannes, für zehn Tage aus dem gemeinsamen Haus auszuziehen, für sich herausfinden, was sie will. Wir erfahren viel über ihre Geschichte, erhalten eine einmalige Einsicht ins Festivalleben und erleben hautnah mit, wie sie ihre Entscheidungen trifft. Eine sehr glaubhafte Geschichte, die mitten in der Realität verwurzelt ist. Namen und Filme, die den meisten bekannt sein dürften, tauchen auf.
Fazit:
Das Buch ist für mich eine sehr positive Überraschung, die ich dank eines glücklichen Zufalls zu lesen bekam. Selbst wäre ich wohl leider nie auf die Idee gekommen, zu dem Buch zu greifen. Umso wichtiger, dass jetzt viele andere die Geschichte der Frau ohne Namen lesen. Neben der sehr eigenen Festivalwelt und dem darum gewobenen Netz an beteiligten Personen geht es vor allem um sie, die immer wieder ihren eigenen Weg sucht und findet. Der Zufall oder eine irgendwie geartete Fügung hat ihr immer Neues und Interessantes zu erleben präsentiert und doch führt diese Rastlosigkeit dazu, dass für sie das "normale" Leben keine Lösung ist. Eine einmalige Chance, in das mitreißende Leben einer besonderen Person einzutauchen und hautnah mitzuerleben, was sie fühlt. Empfehlenswert für alle, die bewegende Geschichten lieben.
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„Ziehe für zehn Tage zu Sepp, das ist besser für uns beide.“ Das ist die Nachricht, die die Protagonistin von ihrem Mann vorfindet. Für die Zeit der Berlinale ist sie allein zu Hause und im Kino. Zehn Tage, in denen sie nicht nur unzählige Filme sieht und Partys …
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„Ziehe für zehn Tage zu Sepp, das ist besser für uns beide.“ Das ist die Nachricht, die die Protagonistin von ihrem Mann vorfindet. Für die Zeit der Berlinale ist sie allein zu Hause und im Kino. Zehn Tage, in denen sie nicht nur unzählige Filme sieht und Partys besucht, sondern auch ihr Leben Revue passieren lässt und ihr Dasein in Frage stellt. Schon früher einmal hatte die Regisseurin Jane Campion, die sie wegen ihrer großartigen Filme und insbesondere der gezeichneten Frauenrollen verehrt, einen entscheidenden Wink für ihr Leben gegeben. Wird sie ihr auch dieses Mal dabei helfen, die richtige Richtung einzuschlagen?
Namenlos bleibt die Frau, die wir zehn Tage lang begleiten. Eigentlich könnte alles gut und sie zufrieden sein: ein bodenständiger Mann, ein Häuschen in Berlin, ein Leben gefüllt mit typischen Dingen, die Paare eben tun. Doch die vermeintliche Stabilität, die die äußeren Zeichen suggerieren, entsprechen nicht der inneren Wahrnehmung und die Fragilität der Eigenheime und bodenständigen Beziehungen war auch vorhergehenden Generationen schon bekannt und deren glückbringender Faktor, der bisweilen recht überschaubar ist, ebenso. Die Frau denkt zurück an die Zeit vor dem Mann, das Leben geprägt von Eigenständigkeit und Unabhängigkeit, das nun so verlockend scheint. Selbst die finanzielle Unsicherheit, die mit der Selbstständigkeit und der eigenen Agentur einherging, scheint verlockender als das Reihenhaus mit akkurat gestutzter Hecke und den optisch auf die Möbel abgestimmten Gardinen. Als Kontrast wird dagegen der Film gesetzt, das Medium, in dem alles möglich und alles denkbar ist. Das Frauen unendliche Gelegenheiten zur Selbsterfindung und Selbstverwirklichung gibt. Aber ist das Leben ein Film? Ist dann nach 90 Minuten alles vorbei?
Das Paar ohne Namen kann symbolisch für jeden mittleren Alters stehen. Das Leben verläuft in geordneten Bahnen, beruflich wie privat scheint alles von Erfolg gekrönt, doch innerlich wächst langsam die Sinnfrage heran. Die Rollen, die wir spielen sind unser Leben und vielleicht passen diese gar nicht zu uns. Auch der Widerspruch zwischen der stabilen Zweierbeziehung und dem Drang nach Unabhängigkeit lässt sich nicht auflösen. Heike-Melba Fendel gelingt es, diese Zerrissenheit in ihrer Protagonistin aufzuzeigen und im Medium Film zu spiegeln. Hier wird das Oberflächliche, das mit der Realität nichts gemein hat, besonders deutlich und der Blick dahinter – sei es durch die erfolglose Schauspielerin Sarah oder die falsch verstandene Intention der Regisseurin – macht insbesondere deutlich, dass der Blick von außen kaum erfassen kann, was hinter der Fassade stattfindet. Bleibt die Frage, ob die Fassade aufrechterhalten werden soll und das Leben zu einer Rolle verkommen darf oder ob man es wagt auszubrechen, die Fassade einzureißen und einen Neuaufbau zu beginnen.
Ein Buch, das Erinnerungen an zahlreiche Filme weckt und gleichzeitig wesentliche Fragen stellt – die man als Leser für sich aufgreifen kann, aber nicht muss.
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