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"Ich versuche ständig, mit der Fremde warm zu werden. So wie ich nicht anders kann, als mit der Wärme zu fremdeln." In Deutschland lernen sie sich kennen. Im kriegszerstörten Kosovo können sie nicht zusammenbleiben. Nur ihrem Sohn gelingt es, die alten Grenzen hinter sich zu lassen. Jan Böttcher hat einen großen europäischen Roman geschrieben: die Geschichte einer ungleichen Liebe zwischen Nord und Süd, Heimat und Fremde, Schicksal und Selbstbestimmung. »Ein Roman, der grenzübergreifend relevant sein wird.« Sasa Stanisi »So spannend wie erhellend - dieser Roman ist ein Tanz der Leb...
"Ich versuche ständig, mit der Fremde warm zu werden. So wie ich nicht anders kann, als mit der Wärme zu fremdeln." In Deutschland lernen sie sich kennen. Im kriegszerstörten Kosovo können sie nicht zusammenbleiben. Nur ihrem Sohn gelingt es, die alten Grenzen hinter sich zu lassen. Jan Böttcher hat einen großen europäischen Roman geschrieben: die Geschichte einer ungleichen Liebe zwischen Nord und Süd, Heimat und Fremde, Schicksal und Selbstbestimmung. »Ein Roman, der grenzübergreifend relevant sein wird.« Sasa Stanisi »So spannend wie erhellend - dieser Roman ist ein Tanz der Lebenslust in Todesnähe. Und eine der traurigsten Liebesgeschichten, die ich in den letzten Jahren gelesen habe!« Moritz Rinke
1973 in Lüneburg geboren, war Jan Böttcher zunächst Songtexter und Sänger der Berliner Band "Herr Nilsson". Seit 2003 hat er fünf Romane veröffentlicht. Mit "Nachglühen" gewann er den Ernst-Willner-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Jan Böttcher lebt in Berlin.Im Aufbau Taschenbuch sind seine Romane "Das Kaff" und "Am Anfang war der Krieg zuende" lieferbar. Mehr Informationen zum Autor unter www.janboettcher.com.
Produktdetails
- Verlag: Aufbau-Verlag
- Artikelnr. des Verlages: 641/13640
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 255
- Erscheinungstermin: 13. Februar 2016
- Deutsch
- Abmessung: 217mm x 133mm x 21mm
- Gewicht: 388g
- ISBN-13: 9783351036409
- ISBN-10: 335103640X
- Artikelnr.: 44042357
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Christoph Schröder bleibt merklich unterwältigt von Jan Böttchers im Rahmen eines Stipendiatenaufenthalts im Kosovo entstandenen Roman über kompliziert anmutende, aber doch recht gut lesbare, bis nach Berlin reichende Konstellationen der kosovarischen Nachkriegsgesellschaft. Zwar gelingen dem Autor "atmosphärisch mitreißende" Schilderungen der schwierigen Situation in der Stadt Prishtina und insbesondere im ersten Teil der verschachtelt erzählten Geschichte bewege sich der Autor auf dem Niveau, das man auch von seinen früheren Arbeiten her kennt. Probleme hat der Kritiker allerdings mit dem zweiten Teil der Geschichte, in der eine sichtlich als Alter Ego des Schriftstellers angelegte Figur nach Prishtina kommt, mit der Stadt aber nichts anzufangen wisse. Im folgenden zerfalle der Roman "in eine Ansammlung loser Beobachtungen und Skizzen", so der Rezensent, der "Y" schlussendlich als zu unterkonturiert empfindet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Formen finden und schaffen? Leicht gesagt!
Jan Böttcher erzählt in "Y" eine deutsch-kosovarische Familiengeschichte
Die Extreme von Krieg und Nachkrieg in die Kunst bringen - das ist ein weiterhin brisantes Grundproblem der modernen Ästhetik. Die kosovarische Installationskünstlerin Arjeta, von der Jan Böttcher in seinem neuen Roman erzählt, sieht dies sehr klar: "Dass alles, was war, im nächsten Moment fortgetragen werden kann von einer politischen oder privaten Entscheidung. Dafür muss man Formen finden, Formen schaffen." Ausgehend von diesen Überlegungen, entwickelt Arjeta das "Provisorium": eine aus "Versatzstücken, Baumarktmöbeln, Sperrholz" zusammengezimmerte Hütte in einem Park am Rande von Prishtina,
Jan Böttcher erzählt in "Y" eine deutsch-kosovarische Familiengeschichte
Die Extreme von Krieg und Nachkrieg in die Kunst bringen - das ist ein weiterhin brisantes Grundproblem der modernen Ästhetik. Die kosovarische Installationskünstlerin Arjeta, von der Jan Böttcher in seinem neuen Roman erzählt, sieht dies sehr klar: "Dass alles, was war, im nächsten Moment fortgetragen werden kann von einer politischen oder privaten Entscheidung. Dafür muss man Formen finden, Formen schaffen." Ausgehend von diesen Überlegungen, entwickelt Arjeta das "Provisorium": eine aus "Versatzstücken, Baumarktmöbeln, Sperrholz" zusammengezimmerte Hütte in einem Park am Rande von Prishtina,
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dessen erwartbare und dann auch vollzogene Fremdzerstörung von Beginn an mit eingerechnet wird. In ihrer Unfertigkeit, Schäbigkeit, Zerbrechlichkeit handelt es sich um eine überzeugende Installation, und dies liegt vor allem an der klaren und kritischen Perspektivierung des Kunstwerks.
Böttcher, der nicht erst als Schriftsteller, sondern bereits als Sänger der 2007 aufgelösten Band "Herr Nilsson" bekannt geworden ist, wählt für "Y" eine sehr viel größere Brennweite. Es geht um Flucht und Heimkehr, Zerstörung und Wiederaufbau, Jugendkultur und Medien, Kulturkonflikte und Europa. Zusammengehalten wird all dies von der verschachtelt erzählten Geschichte um eine innerlich wie äußerlich zerrissene Familie. Die Handlung setzt Ende der neunziger Jahre in Hamburg ein: Jakob Schütte und seine ehemalige Schulfreundin Arjeta Neziri, die mit ihrer Familie aus dem Kosovo geflohen war, verlieben sich ineinander und werden ein Paar. Als sich die politische Lage auf dem Balkan wieder entspannt, gehen die Neziris zurück in ihre Heimat. Jakob reist seiner Geliebten hinterher, die sich dennoch von ihm trennt. Irgendwann kommt heraus, dass sie von ihm schwanger ist, was in ihrer Familie einen Eklat auslöst. Jahre später vertreibt er in Berlin mit großem Erfolg ein zynischerweise im Kosovo-Krieg angesiedeltes Computerspiel, während sie in Prishtina als politische Aktionskünstlerin tätig ist. Ihr gemeinsamer Sohn, Leka, bewegt sich zwischen den beiden Welten, als gäbe es weder politische noch kulturelle Grenzen.
Der Ich-Erzähler, ein Berliner Schriftsteller, stößt auf diese Familiengeschichte, als der rätselhafte Freund seines Sohnes - es handelt sich um Leka - plötzlich verschwindet. Zunächst trifft er auf Jakob, später auch auf Arjeta, die ihm jeweils recht unterschiedliche Versionen der Vergangenheit präsentieren. Auf eine der beiden Seiten will er sich nicht schlagen, er bleibt erklärtermaßen unparteiisch, wie er in einer seiner zahlreichen metafiktionalen Anmerkungen betont: "Sie sind es, die wahrgenommen haben, nicht ich."
Die zurückhaltende Diskretion des Erzählers mag sympathisch sein, mutlos ist sie aber auch, was vor allem mit Blick auf die politischen Implikationen des Romans zum Problem wird. Ebenjene strenge Fokussierung, die Arjetas "Provisorium" auszeichnet, kommt bei Böttcher entschieden zu kurz, was sich dann in ungefähren Anmerkungen wie dieser zum Ausdruck bringt: "Wer hatte dafür" - gemeint ist die Arbeit der im Kosovo zahlreich vertretenen Nichtregierungsorganisationen - "die Begriffe Paperwork und Bullshitting gefunden? Ich mache mir diese Begriff nicht zu eigen, aber entkräften kann ich sie auch nicht." Klar, die Welt ist komplex und in griffigen Formeln meist nicht zu erfassen. Für einen Roman aber, der seinen Anspruch auf Gegenwartsrelevanz ganz offen vor sich her trägt, bedeuten solche Nullsätze ein Scheitern.
Dies gilt vergleichbar auch in ästhetischer Hinsicht, im Blick also auf das "Formen finden, Formen schaffen", deren Notwendigkeit Arjeta so nachdrücklich betont. Der Roman soll mehreres in einem sein und ist nichts davon in Gänze: die berührende Geschichte einer Familie und Spannungsfeld der Kulturen, das in Erzählfragmente zersplitterte Porträt einer unfertigen Nachkriegswelt zwischen "Aufbau, Einriss, Abbruch, Wiedererrichtung", schließlich ein politischer Roman, der im jargonhaften Tonfall "die, wie ich fand, berechtigte Frage" nach der "Identität Europas" aufwirft. Nein, aus der Grundfigur eines "Y", das hier nicht nur als genealogisches Zeichen, sondern auch als typographische Chiffre für "zwei Länder . . . ein Europa" begriffen wird, ergibt sich noch keine schlüssige Romankonzeption.
Böttcher ist ein auf Melancholie, auf sprachsensible Komik und sanfte Sozialkritik gestimmter Künstler, das zeigt sich vor allem in seinem Songwriting. Da heißt es an einer Stelle: "Sie kommen auf uns zu: / ganz leise, die Klänge. / Sie kommen auf uns zu: / ganz leise, Gesänge." Der Weg zum großen europäischen Roman, den Böttcher für "Y" gegangen ist, erscheint von hier aus fast unüberwindlich.
KAI SINA
Jan Böttcher: "Y". Roman.
Aufbau Verlag, Berlin 2016. 255 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Böttcher, der nicht erst als Schriftsteller, sondern bereits als Sänger der 2007 aufgelösten Band "Herr Nilsson" bekannt geworden ist, wählt für "Y" eine sehr viel größere Brennweite. Es geht um Flucht und Heimkehr, Zerstörung und Wiederaufbau, Jugendkultur und Medien, Kulturkonflikte und Europa. Zusammengehalten wird all dies von der verschachtelt erzählten Geschichte um eine innerlich wie äußerlich zerrissene Familie. Die Handlung setzt Ende der neunziger Jahre in Hamburg ein: Jakob Schütte und seine ehemalige Schulfreundin Arjeta Neziri, die mit ihrer Familie aus dem Kosovo geflohen war, verlieben sich ineinander und werden ein Paar. Als sich die politische Lage auf dem Balkan wieder entspannt, gehen die Neziris zurück in ihre Heimat. Jakob reist seiner Geliebten hinterher, die sich dennoch von ihm trennt. Irgendwann kommt heraus, dass sie von ihm schwanger ist, was in ihrer Familie einen Eklat auslöst. Jahre später vertreibt er in Berlin mit großem Erfolg ein zynischerweise im Kosovo-Krieg angesiedeltes Computerspiel, während sie in Prishtina als politische Aktionskünstlerin tätig ist. Ihr gemeinsamer Sohn, Leka, bewegt sich zwischen den beiden Welten, als gäbe es weder politische noch kulturelle Grenzen.
Der Ich-Erzähler, ein Berliner Schriftsteller, stößt auf diese Familiengeschichte, als der rätselhafte Freund seines Sohnes - es handelt sich um Leka - plötzlich verschwindet. Zunächst trifft er auf Jakob, später auch auf Arjeta, die ihm jeweils recht unterschiedliche Versionen der Vergangenheit präsentieren. Auf eine der beiden Seiten will er sich nicht schlagen, er bleibt erklärtermaßen unparteiisch, wie er in einer seiner zahlreichen metafiktionalen Anmerkungen betont: "Sie sind es, die wahrgenommen haben, nicht ich."
Die zurückhaltende Diskretion des Erzählers mag sympathisch sein, mutlos ist sie aber auch, was vor allem mit Blick auf die politischen Implikationen des Romans zum Problem wird. Ebenjene strenge Fokussierung, die Arjetas "Provisorium" auszeichnet, kommt bei Böttcher entschieden zu kurz, was sich dann in ungefähren Anmerkungen wie dieser zum Ausdruck bringt: "Wer hatte dafür" - gemeint ist die Arbeit der im Kosovo zahlreich vertretenen Nichtregierungsorganisationen - "die Begriffe Paperwork und Bullshitting gefunden? Ich mache mir diese Begriff nicht zu eigen, aber entkräften kann ich sie auch nicht." Klar, die Welt ist komplex und in griffigen Formeln meist nicht zu erfassen. Für einen Roman aber, der seinen Anspruch auf Gegenwartsrelevanz ganz offen vor sich her trägt, bedeuten solche Nullsätze ein Scheitern.
Dies gilt vergleichbar auch in ästhetischer Hinsicht, im Blick also auf das "Formen finden, Formen schaffen", deren Notwendigkeit Arjeta so nachdrücklich betont. Der Roman soll mehreres in einem sein und ist nichts davon in Gänze: die berührende Geschichte einer Familie und Spannungsfeld der Kulturen, das in Erzählfragmente zersplitterte Porträt einer unfertigen Nachkriegswelt zwischen "Aufbau, Einriss, Abbruch, Wiedererrichtung", schließlich ein politischer Roman, der im jargonhaften Tonfall "die, wie ich fand, berechtigte Frage" nach der "Identität Europas" aufwirft. Nein, aus der Grundfigur eines "Y", das hier nicht nur als genealogisches Zeichen, sondern auch als typographische Chiffre für "zwei Länder . . . ein Europa" begriffen wird, ergibt sich noch keine schlüssige Romankonzeption.
Böttcher ist ein auf Melancholie, auf sprachsensible Komik und sanfte Sozialkritik gestimmter Künstler, das zeigt sich vor allem in seinem Songwriting. Da heißt es an einer Stelle: "Sie kommen auf uns zu: / ganz leise, die Klänge. / Sie kommen auf uns zu: / ganz leise, Gesänge." Der Weg zum großen europäischen Roman, den Böttcher für "Y" gegangen ist, erscheint von hier aus fast unüberwindlich.
KAI SINA
Jan Böttcher: "Y". Roman.
Aufbau Verlag, Berlin 2016. 255 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Jan Böttcher[...] zeichnet die Auftaktszene seines vierten Romans [...] so feinfühlig, dass man sofort mitten im Buch ist.« Hans-Peter Kunisch Süddeutsche Zeitung 20160620
Vordergründig erzählt dieses Buch von einer Liebe, die daran scheitert, dass das Paar in völlig unterschiedlichen Lebensumständen aufwuchs, auch wenn beide eine gewisse Zeit in Lüneburg gemeinsam zur Schule gingen. Während Jakob in einer gutbürgerlichen Familie …
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Vordergründig erzählt dieses Buch von einer Liebe, die daran scheitert, dass das Paar in völlig unterschiedlichen Lebensumständen aufwuchs, auch wenn beide eine gewisse Zeit in Lüneburg gemeinsam zur Schule gingen. Während Jakob in einer gutbürgerlichen Familie groß wurde, kam Arjeta zusammen mit ihrer Familie als Bosnien-Flüchtlinge nach Deutschland. Sie verliebten sich, als sie sich einige Jahre nach dem Abitur zufälligerweise wieder trafen und erst zu diesem Zeitpunkt realisierte Jakob den familiären Hintergrund seiner Freundin, der ihr Leben immer noch in großem Maße bestimmte.
Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt, sondern kommt teilweise verwirrend wie auch vielschichtig daher. Der Ich-Erzähler in der Gegenwart ist ein Mann in Jakobs Alter, der seinen 14jährigen Sohn Benji mit dem ihm bisher unbekannten Freund Leka auf seinem Balkon vorfindet. Der Junge verschwindet ebenso unbemerkt wie er kam, was Benji ziemlich erschüttert, sodass sein Vater sich auf die Suche nach Leka macht. Dabei findet er den Vater des Jungen, Jakob, der ebenfalls auf der Suche nach seinem Sohn ist. Dieser erzählt ihm von seiner Liebe zu Lekas Mutter Arjeta. Nun wechseln Gegenwart, verschiedene Stufen der Vergangenheit wie auch die Perspektiven. Denn irgendwann fliegt der Ich-Erzähler mit seinem Sohn Lekas Spuren nach, wo sie unter anderem auf Arjeta treffen, die ihm ihre Sicht der Ereignisse schildert.
Merkt man, wie ich mich schwer tue mit einer Art von Zusammenfassung? Denn ausser der Liebesgeschichte von Jakob (der nebenbei ein erfolgreicher Computernerd und Spieleprogrammierer ist und das Leben eher wie ein Spiel betrachtet) und Arjeta kommen die erbärmlichen Verhältnisse im heutigen Bosnien zur Sprache, die Machtlosigkeit der Bevölkerung gegenüber den mafiosen Strukturen, die Perspektivlosigkeit der Jungen, der Krieg der noch lange nicht vergessen sein wird. Dann das Verhältnis von Leka zu seinen Eltern bzw. umgekehrt, denen ihre Arbeit wichtiger ist als ihr Kind, wobei es ihnen nicht unwichtig ist. Das Wohlstandsgefälle zwischen Deutschland und dem Balkan, die bei uns herrschende Saturiertheit - ach, je mehr ich über das Buch nachdenke, desto mehr fällt mir ein.
Und als ob all das nicht schon ausreichen würde, verlangt auch der Sprachstil Jan Böttchers Aufmerksamkeit. Nein nein, es sind keine komplexen Satzgebilde, die einen 'zwingen', dabei zu bleiben. Sondern Bilder für Gefühle und Stimmungen, die der Autor in ungewohnter Weise in Worten zusammenfasst. Ein Beispiel dafür ist der Abend, als Arjeta mit ihrer Familie wieder nach Prishtina zurückkehrt:
"Der erste Abend war eine Aufzählung: Großvater Naim, Großmutter Gladiola, Onkel Xherdan...
Der erste Abend war eine Abstellkammer. Sie warfen alles hinein, was dort für Jahre noch aufbewahrt werden sollte. Die Erzählung von den Lebenden und Toten, von der albanischen Unbeugsamkeit, von den verschwundenen serbischen Henkern, vom befreienden Einmarsch der Amerikaner....
Was der erste Abend auch war: Lammfleisch über dem Feuer, drei Flaschen Raki Rrushi...
Der erste Abend war das Fehlen ihres Onkels Jeton, der in der Schweiz geblieben war. Und der linke Unterschenkel von Arjetas jüngstem Bruder, der fehlte auch."
Ein ungewöhnliches Buch, ein anstrengendes Buch - aber auch ein Buch, das einem scheinbar weit Entferntes plötzlich nahe bringt.
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Arjeta ist noch ein junges Mädchen, als sie mit ihrer Familie aus dem Kosovo nach Deutschland flieht. Sie lebt sich ein, hat eine Beziehung zu dem deutschen Jakob Schütte. Doch nach dem Krieg in Kosova (wie die Albaner Kosovo nennen), geht ihre Familie zurück und sie mit. Der …
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Arjeta ist noch ein junges Mädchen, als sie mit ihrer Familie aus dem Kosovo nach Deutschland flieht. Sie lebt sich ein, hat eine Beziehung zu dem deutschen Jakob Schütte. Doch nach dem Krieg in Kosova (wie die Albaner Kosovo nennen), geht ihre Familie zurück und sie mit. Der Erzähler trifft sie später, ihr Sohn Leka und sein Sohn Benji haben sich in Deutschland kennengelernt, er fährt mit Benji nach Priština und lernt dort Lekas und damit auch Arjetas Familie kennen. Aber auch die Geschichte von Jakob Schütte, der in Deutschland lebt, Computerspiele entwirft und der Vater von Leka ist, der von ihm entfernt in Priština aufwächst.
Jan Böttcher beschreibt in seinem Roman „Y“ die gescheiterte Liebe von Jakob und Arjeta, aber auch das Scheitern einer ganzen Gesellschaft in einem zerstörten Land. Das Chaos von Priština steht fast gleichbedeutend neben der Unfähigkeit von Arjetas Familie, in ihrem Land wieder richtig anzukommen, etwas zu Ende zu bringen. Sie geben den Umständen die Schuld an ihrem Nicht-Weiterkommen, den „Anderen“, nie sich selbst. In Deutschland scheinen sie als Flüchtlinge in eine Opferrolle gefallen zu sein, aus der sich besonders Arjetas Vater nie wieder verabschiedet hat. Arjeta ist anders, sie engagiert sich, ist aktive Künstlerin, schafft das „Provisorium“, die künstlerische Beschreibung der ganzen Gesellschaft in Kosova.
Die Geschichte, die Jan Böttcher erzählt ist beeindruckend und ist sehr aktuell. Die Auseinandersetzung mit dem Fremden ist für Jakob Schütte ebenso wie für den Erzähler eine erschütternde, tiefgreifende Erfahrung, wie sie heute auch so viele Menschen haben, die nach Deutschland kommen. Sie sind außen vor, beobachten Arjeta und ihre Familie ohne eine Chance, wirklich dazuzugehören. All dies beschreibt Böttcher in einem sehr gut lesbaren und kompakten Roman, der einen als Leser von Anfang gut mitnimmt. Mir hat die Beschäftigung mit den Themen Krieg, Liebe, Nähe und Fremde in diesem Roman ausgesprochen gut gefallen, auch wenn man sich ein wenig in die Geschichte hineinarbeiten muss. Die Charaktere fliegen einem nicht zu, sie sind etwas sperrig, nicht makellos und lebensbejahend sondern auch in sich gebrochen, zweifelnd und suchend. Für jeden, der von einem Buch mehr als fröhliche Unterhaltung erwartet, ist „Y“ von Jan Böttcher absolut zu empfehlen.
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