Wütendes Wetter
Auf der Suche nach den Schuldigen für Hitzewellen, Hochwasser und Stürme
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Hitze, wie wir sie aus fernen Urlaubsregionen kannten, sintflutartiger Starkregen, verheerende Stürme: Ist das schon Klimawandel - oder immer noch "nur" Wetter? Die Physikerin Friederike Otto hat die Attribution Science mitentwickelt. Mittels dieser revolutionären Methode kann sie genau berechnen, wann der Klimawandel im Spiel ist. War eine Katastrophe wie Harvey menschengemacht? Ist eine Dürreperiode Folge der globalen Erwärmung oder nur ein heißer Sommer, wie es ihn schon immer gab? Die Zahlen belegen: Eine Hitzewelle wie in Deutschland 2018 ist durch den Klimawandel mindestens doppelt ...
Hitze, wie wir sie aus fernen Urlaubsregionen kannten, sintflutartiger Starkregen, verheerende Stürme: Ist das schon Klimawandel - oder immer noch "nur" Wetter? Die Physikerin Friederike Otto hat die Attribution Science mitentwickelt. Mittels dieser revolutionären Methode kann sie genau berechnen, wann der Klimawandel im Spiel ist. War eine Katastrophe wie Harvey menschengemacht? Ist eine Dürreperiode Folge der globalen Erwärmung oder nur ein heißer Sommer, wie es ihn schon immer gab?
Die Zahlen belegen: Eine Hitzewelle wie in Deutschland 2018 ist durch den Klimawandel mindestens doppelt so wahrscheinlich geworden wie früher. Man kann konkrete Verursacher für Wetterphänomene haftbar machen - Unternehmen, ja ganze Länder können jetzt vor Gericht gebracht werden. Und es wird verhindert, dass der Klimawandel weiter als Argument missbraucht wird: Politiker können sich nicht mehr auf ihn berufen, um Missmanagement und eigenes Versagen zu vertuschen. Dieses Buch bringt Klarheitin eine erhitzte Debatte.
Die Zahlen belegen: Eine Hitzewelle wie in Deutschland 2018 ist durch den Klimawandel mindestens doppelt so wahrscheinlich geworden wie früher. Man kann konkrete Verursacher für Wetterphänomene haftbar machen - Unternehmen, ja ganze Länder können jetzt vor Gericht gebracht werden. Und es wird verhindert, dass der Klimawandel weiter als Argument missbraucht wird: Politiker können sich nicht mehr auf ihn berufen, um Missmanagement und eigenes Versagen zu vertuschen. Dieses Buch bringt Klarheitin eine erhitzte Debatte.
Friederike Otto, geb. 1982 in Kiel, ist Klimaforscherin, Physikerin und promovierte Philosophin. Als amtierende Direktorin leitet sie das Environmental Change Institute an der Universität Oxford und hat das neue Feld der Zuordnungswissenschaft (Attribution Science) mitentwickelt. Sie zählt zu einer Handvoll Wissenschaftlern weltweit, die in Echtzeit berechnen können, wie viel Klimawandel in unserem Wetter steckt.
Produktdetails
- Ullstein Taschenbuch 06255
- Verlag: Ullstein TB
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 240
- Erscheinungstermin: 3. August 2020
- Deutsch
- Abmessung: 185mm x 120mm x 25mm
- Gewicht: 228g
- ISBN-13: 9783548062556
- ISBN-10: 3548062555
- Artikelnr.: 58013809
Herstellerkennzeichnung
Ullstein Taschenbuchvlg.
Friedrichstraße 126
10117 Berlin
Info@Ullstein-Buchverlage.de
"Was ist noch Wetter und was ist schon Klima? Die deutsche Klimaforscherin Friederike Otto kennt die Antwort. Alle Lehrerinnen und Lehrer sollten das Buch lesen - und jeder Schüler. Am besten alle anderen auch." Der Spiegel 20201027
Die Spürhunde des Klimawandels
Eine junge deutsche Forscherin erzählt, wie der Mensch dafür sorgt, dass das Wetter immer öfter verrücktspielt. Die politischen Folgen sind einschneidend.
Wie viel Klimawandel steckt in unserem Wetter? Das ist die Gretchenfrage der Klimatologie. Wann immer eine wetterbedingte Katastrophe für Schlagzeilen sorgt, weil sie Leben fordert oder auch nur riesige Kosten verursacht, steht sie wie der Elefant im Raum. Jahrzehntelang geht das schon so, es mussten hitzige und auch schmutzige Debatten geführt werden um lückenhafte Computermodelle und um die Seriosität der Klimaforschung, kurz: Es wurde viel klimapolitisches Porzellan zerstört, bis endlich die Chance auf eine solide Antwort gegeben
Eine junge deutsche Forscherin erzählt, wie der Mensch dafür sorgt, dass das Wetter immer öfter verrücktspielt. Die politischen Folgen sind einschneidend.
Wie viel Klimawandel steckt in unserem Wetter? Das ist die Gretchenfrage der Klimatologie. Wann immer eine wetterbedingte Katastrophe für Schlagzeilen sorgt, weil sie Leben fordert oder auch nur riesige Kosten verursacht, steht sie wie der Elefant im Raum. Jahrzehntelang geht das schon so, es mussten hitzige und auch schmutzige Debatten geführt werden um lückenhafte Computermodelle und um die Seriosität der Klimaforschung, kurz: Es wurde viel klimapolitisches Porzellan zerstört, bis endlich die Chance auf eine solide Antwort gegeben
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war. Genauer: bis das mathematische Werkzeug gefunden war, die Beteiligungsfrage des Klimawandels seriös anzugehen. Die wissenschaftliche Lösung lautet Attribution - übersetzt: Zuordnung. Im Jahr 2004 wurde die Attributionsforschung entwickelt, und sie hat, wie Friederike Otto in ihrem Buch selbstbewusst schreibt, die Klimaforschung "revolutioniert". Das ist vielleicht etwas hoch gehängt, die konventionelle Klimamodellierung wurde weder aus den Angeln gehoben noch unwichtig; aber tatsächlich hat die Attributionsforschung wissenschaftlich etwas angeschoben und politisch eine Wirkung erzielt, die alle überrascht hat.
Im Grunde liefert die Attributionsforschung in den scharfen Klimaprotesten der Gegenwart die entscheidenden Argumente, endlich zu handeln. Mit ihr ist eine ganz neue Beweisführung möglich, aus Korrelationen sind nun computergenerierte Kausalitäten geworden. Für die Forschung war das ein klimapolitischer Einschnitt: Aus einer vorwiegend defensiven schlüpfte sie nun in eine offensive Rolle. Plötzlich konnte man nach jedem Extremwetter gezielt den Fingerabdruck des Klimawandels suchen. Die Wissenschaft wurde nun endgültig vom Beisitzer zum Kronzeugen der Anklage. Die Schuldfrage der Weltklimakrise lässt sich nun mit mathematischen Mitteln angehen.
Die in Kiel geborene Friederike Otto war von Beginn an eine treibende Kraft in der Attributionsforschung. Die junge Wissenschaftlerin war zuerst am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung tätig und wechselte dann an die Oxford-Universität, wo sie heute das Environmental Change Institute leitet. An der Seite des damals schon bekannten britischen Klimaforschers Myles Allen hat sie innerhalb weniger Jahre die Fingerabdruck-Methode wissenschaftlich zur Serienreife gebracht. Von den 190 Fällen an Extremwetter - Hitzewellen, Dürren, Extremregen und Überschwemmungen -, die ihre Gruppe bis zur Endfassung des Buchs bereits untersucht hat, soll der Klimawandel etwa zwei Drittel verstärkt oder zumindest wahrscheinlicher gemacht haben.
Wie es genau dazu kam, solche Aussagen auf wissenschaftlicher Basis treffen zu können, bereitet Otto für jeden sehr nachvollziehbar auf. Klar ist sie dabei auch Partei, Otto ist auch Philosophin und meinungsfreudig. Ihre Leidenschaft für eine entschlossene Klimapolitik ist nicht zu überhören, aber sie ist nie dominant. Viel auffälliger ist Ottos Bemühen, den neuen Ansatz verstehbar zu machen - was gar nicht trivial ist, denn natürlich geht es bei den Computermodellen, die sie verwendet, um Statistik und jede Menge Algorithmen. Nichts davon belastet die Lektüre, Otto vertieft die Probleme der Programmierung und Datenerhebungen nicht und konzentriert sich stattdessen mit vielen Beispielen darauf, nachvollziehbar zu machen, wie ihre Beweisführungen funktionieren. Das geht so: "Wir vergleichen das Wetter in einer Welt ohne Klimawandel mit dem Wetter in der heutigen Welt. Als würde man eine Schablone, die den Raum möglichen Wetters in der einen Welt abbildet, auf den Raum möglichen Wetters in der anderen Welt legen und überprüfen, ob sich die Umrisse verändert haben, also das Wetter extremer oder auch weniger extrem geworden ist."
Für die Zuordnung von Wetterextremen werden also zwei Welten im Computer miteinander verglichen: unsere reale mit einer simulierten Welt ohne die klimaschädlichen Treibhausgase. Selbstverständlich ist die Sache am Ende viel komplizierter, der Erfolg des Verfahrens steht und fällt mit den jeweils verfügbaren Daten. Weswegen es auch nicht immer zu eindeutigen Aussagen führen kann. Im Grunde ist die Attribution der Spürhund der Klimatologie, der in lückenhaften Wetterstatistiken und Bergen von Simulationen nach faulen Eiern schnüffelt. Otto sieht sich dabei als Teil einer "Klima-Spezialeinheit". Seit zwei Jahren bündeln die Fingerabdruckforscher ihre Kräfte im World Weather Attribution Project. Ihnen geht es darum, im Falle eines Hurrikans oder Hitzewelle wie zuletzt im Juni schnell zu reagieren.
Klimagutachten in Echtzeit - das birgt natürlich Gefahren, denn ein wichtiger wissenschaftlicher Standard, das Peer Review durch andere Experten, fällt damit aus. Auch dies ein Knackpunkt, den Otto allerdings sehr offen thematisiert. Ebenso wie die Grenzen, die ihr Verfahren noch hat, wenn es etwa um kleinräumige Tornados oder Hagelstürme geht, die von den grob aufgelösten Klimamodellen nicht simuliert werden können. Entscheidend freilich ist die Zukunft: In ihr dürfte sich vieles nicht nur methodisch verbessern lassen, es wird auch die Schuldfrage überhaupt in den Hintergrund treten. Stattdessen könnte sich, wenn Friederike Otto recht behält, der Brückenschlag zwischen Klima und Wetter sogar volkswirtschaftlich auszahlen - indem die Attributionsforschung nämlich hilft, sicherer zu sagen, wie und wo sich die extremen Folgen des Klimawandels niederschlagen werden. Allein deswegen, weil vom kleinen Agrarbetrieb bis zur großen Industrie viele profitieren dürften, ist dieses leicht lesbare Buch nicht nur Klimafachleuten unbedingt ans Herz zu legen.
JOACHIM MÜLLER-JUNG
Friederike Otto: "Wütendes Wetter". Auf der Suche nach den Schuldigen für Hitzewellen, Hochwasser und Stürme.
Unter Mitarbeit von Benjamin von Brackel.
Ullstein Verlag, Berlin 2019. 240 S., br., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Grunde liefert die Attributionsforschung in den scharfen Klimaprotesten der Gegenwart die entscheidenden Argumente, endlich zu handeln. Mit ihr ist eine ganz neue Beweisführung möglich, aus Korrelationen sind nun computergenerierte Kausalitäten geworden. Für die Forschung war das ein klimapolitischer Einschnitt: Aus einer vorwiegend defensiven schlüpfte sie nun in eine offensive Rolle. Plötzlich konnte man nach jedem Extremwetter gezielt den Fingerabdruck des Klimawandels suchen. Die Wissenschaft wurde nun endgültig vom Beisitzer zum Kronzeugen der Anklage. Die Schuldfrage der Weltklimakrise lässt sich nun mit mathematischen Mitteln angehen.
Die in Kiel geborene Friederike Otto war von Beginn an eine treibende Kraft in der Attributionsforschung. Die junge Wissenschaftlerin war zuerst am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung tätig und wechselte dann an die Oxford-Universität, wo sie heute das Environmental Change Institute leitet. An der Seite des damals schon bekannten britischen Klimaforschers Myles Allen hat sie innerhalb weniger Jahre die Fingerabdruck-Methode wissenschaftlich zur Serienreife gebracht. Von den 190 Fällen an Extremwetter - Hitzewellen, Dürren, Extremregen und Überschwemmungen -, die ihre Gruppe bis zur Endfassung des Buchs bereits untersucht hat, soll der Klimawandel etwa zwei Drittel verstärkt oder zumindest wahrscheinlicher gemacht haben.
Wie es genau dazu kam, solche Aussagen auf wissenschaftlicher Basis treffen zu können, bereitet Otto für jeden sehr nachvollziehbar auf. Klar ist sie dabei auch Partei, Otto ist auch Philosophin und meinungsfreudig. Ihre Leidenschaft für eine entschlossene Klimapolitik ist nicht zu überhören, aber sie ist nie dominant. Viel auffälliger ist Ottos Bemühen, den neuen Ansatz verstehbar zu machen - was gar nicht trivial ist, denn natürlich geht es bei den Computermodellen, die sie verwendet, um Statistik und jede Menge Algorithmen. Nichts davon belastet die Lektüre, Otto vertieft die Probleme der Programmierung und Datenerhebungen nicht und konzentriert sich stattdessen mit vielen Beispielen darauf, nachvollziehbar zu machen, wie ihre Beweisführungen funktionieren. Das geht so: "Wir vergleichen das Wetter in einer Welt ohne Klimawandel mit dem Wetter in der heutigen Welt. Als würde man eine Schablone, die den Raum möglichen Wetters in der einen Welt abbildet, auf den Raum möglichen Wetters in der anderen Welt legen und überprüfen, ob sich die Umrisse verändert haben, also das Wetter extremer oder auch weniger extrem geworden ist."
Für die Zuordnung von Wetterextremen werden also zwei Welten im Computer miteinander verglichen: unsere reale mit einer simulierten Welt ohne die klimaschädlichen Treibhausgase. Selbstverständlich ist die Sache am Ende viel komplizierter, der Erfolg des Verfahrens steht und fällt mit den jeweils verfügbaren Daten. Weswegen es auch nicht immer zu eindeutigen Aussagen führen kann. Im Grunde ist die Attribution der Spürhund der Klimatologie, der in lückenhaften Wetterstatistiken und Bergen von Simulationen nach faulen Eiern schnüffelt. Otto sieht sich dabei als Teil einer "Klima-Spezialeinheit". Seit zwei Jahren bündeln die Fingerabdruckforscher ihre Kräfte im World Weather Attribution Project. Ihnen geht es darum, im Falle eines Hurrikans oder Hitzewelle wie zuletzt im Juni schnell zu reagieren.
Klimagutachten in Echtzeit - das birgt natürlich Gefahren, denn ein wichtiger wissenschaftlicher Standard, das Peer Review durch andere Experten, fällt damit aus. Auch dies ein Knackpunkt, den Otto allerdings sehr offen thematisiert. Ebenso wie die Grenzen, die ihr Verfahren noch hat, wenn es etwa um kleinräumige Tornados oder Hagelstürme geht, die von den grob aufgelösten Klimamodellen nicht simuliert werden können. Entscheidend freilich ist die Zukunft: In ihr dürfte sich vieles nicht nur methodisch verbessern lassen, es wird auch die Schuldfrage überhaupt in den Hintergrund treten. Stattdessen könnte sich, wenn Friederike Otto recht behält, der Brückenschlag zwischen Klima und Wetter sogar volkswirtschaftlich auszahlen - indem die Attributionsforschung nämlich hilft, sicherer zu sagen, wie und wo sich die extremen Folgen des Klimawandels niederschlagen werden. Allein deswegen, weil vom kleinen Agrarbetrieb bis zur großen Industrie viele profitieren dürften, ist dieses leicht lesbare Buch nicht nur Klimafachleuten unbedingt ans Herz zu legen.
JOACHIM MÜLLER-JUNG
Friederike Otto: "Wütendes Wetter". Auf der Suche nach den Schuldigen für Hitzewellen, Hochwasser und Stürme.
Unter Mitarbeit von Benjamin von Brackel.
Ullstein Verlag, Berlin 2019. 240 S., br., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Wutausbrüche des Wetters
Zuallererst: Der Titel ̶ wütend, weil ihm stetig steigende Konzentration von Kohlenstoff in der Atmosphäre zugemutet wird? Oder ein Wüterich, der mit Menschen und Natur macht was es will? Aber eins nach dem anderen.
Frau Ottos Vermutung ist, dass …
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Wutausbrüche des Wetters
Zuallererst: Der Titel ̶ wütend, weil ihm stetig steigende Konzentration von Kohlenstoff in der Atmosphäre zugemutet wird? Oder ein Wüterich, der mit Menschen und Natur macht was es will? Aber eins nach dem anderen.
Frau Ottos Vermutung ist, dass die extremen Wetterereignisse, wie Starkregen, Orkane und Hitzewellen, als auch deren Gegenteile, wie Dürre, Flaute und Kältewellen von der zunehmenden CO2 ̶ Konzentration in der Luft beeinflusst werden. Die Beeinflussung beinhaltet: kürzere Wiederholzeiten, größere Intensität und womöglich auch größere zeitliche und räumliche Ausbreitung. An sich ließe sich auch das genaue Gegenteil vermuten. Ereignisse der extremen Art werden seltener, schwächer, kürzer. Wahrscheinlicher (und natürlich viel interessanter) ist ersteres.
Bei der Vermutung bleibt es nicht. Frau Otto weist nach, oder behauptet, nachgewiesen zu haben, dass ein großer Teil der von ihr untersuchten Beispiele durch die Klimaänderung beeinflusst werden, und sie ermittelt Zahlen ̶ die Eintrittswahrscheinlichkeit verdoppelt, verdreifacht oder verzehnfacht sich, je nachdem. Sie hat aus ihrer Sicht eine neue Wissenschaft geschaffen, sie nennt das Attributionswissenschaft („event attribution science“).
Hat sie das? Zusammenhänge zu finden ist immanenter Bestandteil jeder Wissenschaft. Im Zeitalter der Epidemiologie untersucht man z.B. die Assoziation von Lungenkrebs und Rauchen. Bekanntlich ist die Sterblichkeit wegen Lungenkrebs weitgehend auf das Rauchen zurückzuführen. Das attributable Risiko der Exponierten beträgt mehr als 90%. Allerdings ist eine Assoziation, auch wenn sie statistisch signifikant ist, nicht notwendig auch kausal.
Unstreitig ist, dass Frau Otto sich einer wirklich wichtigen Fragestellung angenommen hat, und dass, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist, ihre Resultate plausibel erscheinen. Ob allerdings aufgrund höherer Kohlenstoff-Anteile in der Luft ein Hurrikan mit einer Wahrscheinlichkeit daherkommt, genau einmal in hundert statt in tausend Jahren aufzutreten, mag diskutiert werden. Dass er wahrscheinlicher wird, dessen ist sich Frau Otto gewiss. Was übrigens viele aus der Szene, allerdings wohl ohne die wissenschaftliche Grundierung, die Frau Otto erarbeitet hat, schon des längerem im Fernsehen verkünden.
Aber wie ist das Ganze im Buch verarbeitet? Es geht ordentlich durcheinander. Berichte über den Harvey-Wirbel wechseln mit Erläuterungen zum Klima; es gibt kurze Beschreibungen der benutzten Verfahren, Ergebnisse, gelegentliche Rückschläge, aber vor allem Erfolge, schnelle Erfolge, bei den Wissenschaftlern und mehr noch bei begierigen Redakteuren. Ich hätte mir aber eine deutlich präzisere, gleichwohl umgangssprachliche Beschreibung der zugrunde liegenden Methoden gewünscht, auf denen die von Frau Otto und Mitarbeiterinnen erzielten Resultate aufbauen. Vielleicht so:
1. Schritt: Ich untersuche die verfügbaren Daten nach Starkregen. Definiere Starkregen nach dieser oder jener Regel. Konstruiere ihre Verteilung und berechne ihre (empirische) „return period“. 2. Schritt: Nehme Modelle, beschreibe sie in Kürze, die einen für ein Klima mit zunehmender Kohlenstoff ̶ Belastung, die anderen ohne. 3. Schritt: Erzeuge („würfele“) aus diesen theoretische Extremereignisse. 4. Schritt: Vergleiche die Eintrtttswahrscheinlichkeiten aus den beiden. 5. Schritt: Gleiche das mit den empirischen ab. Erhalte so die gewünschte Differenz der Eigenschaften der Ereignisse mit und ohne Verschmutzung, jetzt evidenzbasiert. 6. Schritt: Berechne die Unsicherheit der Ergebnisse (das dürfte der schwierigste Part sein).
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Klimamodellwahrscheinlichkeit
Auch mit gewissen Fachkenntnisse hätte mich ein Buch interessiert, dass die Folgen der Klimaveränderung an den Folgen für den Menschen zeigt. So beschreibt dieses Buch zwar, dass Hurrikan Harvey in drei Tagen in Houston über 1.000mm Regen …
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Klimamodellwahrscheinlichkeit
Auch mit gewissen Fachkenntnisse hätte mich ein Buch interessiert, dass die Folgen der Klimaveränderung an den Folgen für den Menschen zeigt. So beschreibt dieses Buch zwar, dass Hurrikan Harvey in drei Tagen in Houston über 1.000mm Regen hinterlassen hat und dass mit einem solchen Extremereignis nun alle 9.000 Jahre zu rechnen ist, aber die Konsequenzen für die Bewohner lässt es weg.
Der Autorin geht es darum, die Öffentlichkeit für die Attributsforschung zu gewinnen, die einem Wetterereignis zuordnet, wie wahrscheinlicher es durch die Klimaveränderung geworden ist. Zwei Drittel aller Extremereignisse sind durch den Klimawandel wahrscheinlicher geworden, etwa Hitzewellen in Europa, ein Drittel nicht wie z.B. das Elbhochwasser.
Die Wahrscheinlichkeit ist aber eine ziemlich abstrakte Größe, die nur Versicherungen hilft oder wie die Autorin gegen Ende schreibt auch juristisch. Selbst wenn mehrfach erklärt wird, dass eine Zunahme um 30% bedeutet, dass ein Ereignis, dass früher alle 3 Jahre nun alle 2 Jahre stattfindet, dann bleibt die Vorstellung davon doch abstrakt.
Ich hätte es besser gefunden, wenn die Autorin ein Extremniederschlagsereignis und eine Hitzewelle von Anfang bis Ende ausführlich besprochen hatte und wie sich das Ereignis durch den Klimawandel verschärft hat.
Gegen Ende des Buches wird mein Wunsch teilweise erfüllt, als über die Hungersteine in der Elbe geschrieben wird, die nur bei Extremniedrigwasser zum Vorschein kommen und eine schlechte Ernte bedeuten. Auch die Nachricht, dass ein englischer Drittligist wegen Hochwasser sein Stadion 50 Tage nicht benutzten konnte, fand ich interessant.
Neu für mich war, dass durch den Niedergang der Industrie in den 90er Jahren und der dadurch sauberen Luft die Extremwerte der Temperatur in Osteuropa schlagartig gestiegen sind.
Mich interessiert nicht, wo Wissenschaftler Kaffee trinken und wo sie überall hinfliegen. Eher hätte mich ein Wort darüber gefreut, ob es sinnvoll ist, dass Jahr für Jahr von Klimakonferenz zu Klimakonferenz gejettet wird auf Kosten der Umwelt.
Ob das Gender* im Sachbuch sinnvoll ist, muss die Autorin selbst wissen. Durch die große Schrift lässt es sich trotzdem schnell lesen.
Als die Autorin von Zeitreihen sprach, fragte ich mich, ob sie das Buch über Klimageschichte von Glaser kennt. Da fiel mir auf, dass in den Anmerkungen zwar viele Quellen genannt werden, aber ein Literaturverzeichnis im eigentlichen Sinn fehlt. Glaser schreibt übrigens mit vielen historischen Beispielen.
Bei allem für und wider sind 3 Sterne genau richtig.
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