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Emilia Roig deckt die Muster der Unterdrückung auf - in der Liebe, in der Ehe, an den Universitäten, in den Medien, im Gerichtssaal, im Beruf, im Gesundheitssystem und in der Justiz. Sie leitet zu radikaler Solidarität an und zeigt - auch anhand der Geschichte ihrer eigenen Familie -, wie Rassismus und Black Pride, Trauma und Auschwitz, Homofeindlichkeit und Queerness, Patriarchat und Feminismus aufeinanderprallen."Radikal und behutsam zugleich. Dieses Buch ist ein heilsames, inspirierendes Geschenk." Kübra Gümüsay"Die Antwort auf viele Fragen unserer unsicheren Zeit heißt: Gleichberech...
Emilia Roig deckt die Muster der Unterdrückung auf - in der Liebe, in der Ehe, an den Universitäten, in den Medien, im Gerichtssaal, im Beruf, im Gesundheitssystem und in der Justiz. Sie leitet zu radikaler Solidarität an und zeigt - auch anhand der Geschichte ihrer eigenen Familie -, wie Rassismus und Black Pride, Trauma und Auschwitz, Homofeindlichkeit und Queerness, Patriarchat und Feminismus aufeinanderprallen.
"Radikal und behutsam zugleich. Dieses Buch ist ein heilsames, inspirierendes Geschenk." Kübra Gümüsay
"Die Antwort auf viele Fragen unserer unsicheren Zeit heißt: Gleichberechtigung aller. Und dieses großartige Buch ist ein Schritt auf dem Weg dahin."
Sibylle Berg
"Dieses Buch wird verändern, wie Sie die Welt wahrnehmen und Sie verstehen lassen, was Gerechtigkeit wirklich bedeutet."
Teresa Bücker
"Radikal und behutsam zugleich. Dieses Buch ist ein heilsames, inspirierendes Geschenk." Kübra Gümüsay
"Die Antwort auf viele Fragen unserer unsicheren Zeit heißt: Gleichberechtigung aller. Und dieses großartige Buch ist ein Schritt auf dem Weg dahin."
Sibylle Berg
"Dieses Buch wird verändern, wie Sie die Welt wahrnehmen und Sie verstehen lassen, was Gerechtigkeit wirklich bedeutet."
Teresa Bücker
Emilia Zenzile Roig (*1983) ist Gründerin und Direktorin des Center for Intersectional Justice (CIJ) in Berlin. Sie promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin und an der Science Po Lyon. Emilia Roig lehrte in Deutschland, Frankreich und den USA Intersektionalität, Critical Race Theory und Postkoloniale Studien sowie Völkerrecht und Europarecht. Sie hält europaweit Keynotes und Vorträge zu den Themen Intersektionalität, Feminismus, Rassismus, Diskriminierung, Vielfalt und Inklusion und ist Autorin zahlreicher Publikationen auf Deutsch, Englisch und Französisch. Sie ist Interviewpartnerin in Sibylle Bergs Bestseller "Nerds retten die Welt" und war Mitglied der Jury des Deutschen Sachbuchpreises 2020.
Produktdetails
- Verlag: Aufbau-Verlag
- Artikelnr. des Verlages: 641/13847
- 7. Aufl.
- Seitenzahl: 397
- Erscheinungstermin: 15. Februar 2021
- Deutsch
- Abmessung: 225mm x 145mm x 34mm
- Gewicht: 546g
- ISBN-13: 9783351038472
- ISBN-10: 335103847X
- Artikelnr.: 60573492
Herstellerkennzeichnung
Aufbau Verlage GmbH
Prinzenstraße 85
10969 Berlin
info@aufbau-verlag.de
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Sonja Zekri ist bestürzt über die alten "Hierarchien, Entwertungen und verweigerten Chancen", die die Autorin aufzeigt und staunt über die Freundlichkeit, mit der Emilia Roig dennoch dazu aufruft, das Alte hinter sich zu lassen, da unter den herrschenden Verhältnissen immer auch die Täter-Seite leide. Die Forderungen der Autorin findet die Kritikerin radikal, oder auch naiv, jedenfalls aber ist sie beeindruckt von ihrer Fähigkeit, bei klarem Blick auf das vielfältige Opfersein auch die Privilegierung auszumachen, die fast jede auf die eine oder andere Weise gleichzeitig besitzt. Dass nicht Ausgrenzung und Trennung bei Roig herrschen, sondern ein "ozeanisches Miteinander" vorstellbar wird, überrascht die beeindruckte Kritikerin dennoch. In jedem Fall aber beurteilt sie dieses Buch als eine "gute Wahl" für alle, die sich mit dem Thema Diversität auseinandersetzen möchten.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Im Dienst der großen Umwälzung
Alles eine Frage der Macht: Emilia Roig erörtert Gründe und Formen alltäglicher Diskriminierung
Stellen wir uns eine Mutter vor, die ihrem Sohn aus einem Buch vorliest. Der Vielfalt wegen ändert sie beim Lesen hin und wieder Namen und Geschlechter, so auch bei der Geschichte über den sechs Jahre alten Alexander den Großen, der das Pferd Bucephalus zähmt. Die letzte Zeile des Kinderbuches lautet: "Alexander, du wirst Großes vollbringen!" Die Mutter sagt: "Alexandra". Nach einer kurzen Pause will der Sohn wissen, ob es sich bei dem mutigen Kind wirklich um ein Mädchen handle. Aber sicher, sagt die Mutter. "Nicht für mich", urteilt ihr Sohn. "Für mich ist sie ein Junge."
Die
Alles eine Frage der Macht: Emilia Roig erörtert Gründe und Formen alltäglicher Diskriminierung
Stellen wir uns eine Mutter vor, die ihrem Sohn aus einem Buch vorliest. Der Vielfalt wegen ändert sie beim Lesen hin und wieder Namen und Geschlechter, so auch bei der Geschichte über den sechs Jahre alten Alexander den Großen, der das Pferd Bucephalus zähmt. Die letzte Zeile des Kinderbuches lautet: "Alexander, du wirst Großes vollbringen!" Die Mutter sagt: "Alexandra". Nach einer kurzen Pause will der Sohn wissen, ob es sich bei dem mutigen Kind wirklich um ein Mädchen handle. Aber sicher, sagt die Mutter. "Nicht für mich", urteilt ihr Sohn. "Für mich ist sie ein Junge."
Die
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Autorin und Aktivistin Emilia Roig beschreibt die Reaktion ihres Sohns als Ausdruck eines inneren Konflikts. Er will sich mit der Heldin identifizieren, aber kein Mädchen sein. Wäre er ein Mädchen, so Roig, und Alexander bliebe ein Junge, hätte das Kind die Frage nach dem Geschlecht mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gestellt. "Nicht nur Mädchen lernen, die Welt aus der Perspektive der Jungen zu betrachten", schreibt Roig. Nichtweiße Menschen lernen, sich in weiße Menschen hineinzuversetzen, Queere in Heteros. Die natürliche Abgrenzung ihres Sohns ist als Empathielücke bekannt. Die Vielfalt der ungleich verteilten Heldengeschichten als Intersektionalität.
Emilia Roig ist mit zwei Geschwistern in einem Pariser Vorort aufgewachsen. Ihre Mutter stammt aus Martinique, ihr Vater ist als Sohn eines Pied-Noir in Algerien geboren. Ihr Alltag, schreibt sie, war von Rassismus geprägt, auch weil die Eltern des Vaters aus der Hautfarbe der Kinder eine Art Fetisch machten und über andere nicht-weiße Menschen herzogen.
Obwohl sie sich schon früh zu anderen Frauen hingezogen fühlte, heiratete Emilia Roig einen Mann: "Seit meiner Kindheit habe ich verinnerlicht, dass Ehe und Kinderhaben keine Optionen sind, sondern unentbehrliche Etappen im Leben, ohne die eine Frau keine Erfüllung erfahren kann." Die Beziehung galt ihr als nötige Bedingung dafür, Mutter zu werden. Für den Erhalt des Gleichgewichts in der Ehe lernte sie, sich ahnungslos zu stellen, sich von ihrem Mann die Welt erklären zu lassen.
Roig ist 37 Jahre alt. Sie hat Jura und Politik studiert, wurde in Berlin promoviert, lehrt an Hochschulen in Frankreich, Deutschland und Amerika postkoloniale Studien, Völkerrecht, Intersektionalität und Critical Race Theory. Bevor sie ankam, wo sie sich jetzt befindet, hat sie unterschiedliche Diskriminierungserfahrungen gemacht: als Queere, als Schwarze und als Frau. Sie lässt deshalb kein gutes Haar an den Machtmechanismen unserer Welt.
Ihr Buch zu lesen ist ein Test an den eigenen Empathielücken. Für eine heterosexuelle, weiße Leserin beginnt die Identifikation dort, wo Roig von den Erwartungen an sie als junge Frau berichtet, und endet mit ihrer Auflehnung gegen stereotype partnerschaftliche Rollen. Dann liest man von der Abwertung von Weiblichkeit, auf der Trans- und Homofeindlichkeit basierten, von der Hierarchie zwischen zwei konstruierten Geschlechtern, von unbewussten Vorurteilen.
Die Autorin führt ein Beispiel nach dem anderen an, wie etwa während des vierstündigen Urteilsspruchs nach den NSU-Morden und auf dreitausend Seiten Urteil kein Satz für die Familien der Opfer fiel. Nun, schreibt sie, werde sie die sozialen Hierarchien aufdecken, die dafür gesorgt haben, dass die Realität der einen als spezifisch und die der anderen als universell betrachtet werde.
Die Dichte, die Beweisführung, der instruktive Ton: "Why We Matter" ist eine anstrengende Lektüre. Wem gilt all das, denkt man, legt das Buch weg, fühlt sich belehrt: Sogar am Wohlfühlfilm "Ziemlich beste Freunde" hat Roig etwas auszusetzen. Alle Klischees über Klasse, Behinderung und schwarze Männer würden darin bedient, und eben weil er gesellschaftliche Ordnung erhält, berühre der Film so sehr.
Dann nimmt man das Buch doch wieder zur Hand und liest weiter, von der Angst der Privilegierten, sich eingestehen zu müssen, dass nicht alles in ihrem Leben durch Talent und harte Arbeit erkämpft ist, sondern Konsequenz einer gesellschaftlichen Bevormundung. Für diejenigen, bei denen solche Sätze ein Frösteln auslösen, für die Wegleger und Weiterleser, schreibt sie, und sie dürften in der Mehrzahl sein.
Roig greift ins Herz des Bildungssystems und zerrt an ihm. Sie beklagt das Fehlen postkolonialer und anderer kritischer Studien im Lehrplan, in der Literatur und Philosophie, vermisst eine weitere, nicht von weißen europäischen Männern artikulierte Perspektive auf die Welt. Warum lernten Kinder in Martinique und Guadeloupe alles über das europäische Mittelalter und nahezu nichts von der Sklaverei und der kolonialen Vorgeschichte ihrer Inseln? Bis der Löwe aus seiner Perspektive erzählt, so laute ein Sprichwort aus Simbabwe, werde die Erzählung von der Jagd immer den Jäger verherrlichen.
Im Dienst der gesellschaftlichen Umwälzung geht Roig sehr weit. Auch die im Verlauf der "Black Lives Matter"-Proteste entstandene Debatte über die Abschaffung der Polizei soll an dieser Stelle geführt werden, die Annahme entlarvt, Kriminalität habe mit mangelnder Disziplin und Pathologie zu tun. Wenn es heißt, New York sei sicherer geworden, bedeute das nicht Sicherheit für alle.
Ob die Entfernung des Räderwerks aber die Arbeit einer stinkenden alten Maschine verbessert? Es wäre Zündstoff für ein neues Buch. Und wenn sie anführt, die von ihr erklärte Ausnahmebehandlung der Schoa liege darin begründet, dass es sich um ein Verbrechen gegen weiße Menschen handle (hier sucht Roig Zuflucht in einem Zitat von Aimé Césaire), was wiederum eine tiefe Auseinandersetzung mit dem Rassismus in Deutschland verhindere, hat das Frösteln einen anderen Ursprung. Dass Emilia Roig einen in seiner Radikalität essentiellen Beitrag zu den Diskriminierungsdebatten dieser Zeit geschrieben hat, steht außer Zweifel. Er wird es so lange bleiben, bis eine ganze Reihe weiterer Empathielücken geschlossen ist.
ELENA WITZECK.
Emilia Roig: "Why We Matter".
Das Ende der Unterdrückung.
Aufbau Verlag, Berlin 2021. 397 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Emilia Roig ist mit zwei Geschwistern in einem Pariser Vorort aufgewachsen. Ihre Mutter stammt aus Martinique, ihr Vater ist als Sohn eines Pied-Noir in Algerien geboren. Ihr Alltag, schreibt sie, war von Rassismus geprägt, auch weil die Eltern des Vaters aus der Hautfarbe der Kinder eine Art Fetisch machten und über andere nicht-weiße Menschen herzogen.
Obwohl sie sich schon früh zu anderen Frauen hingezogen fühlte, heiratete Emilia Roig einen Mann: "Seit meiner Kindheit habe ich verinnerlicht, dass Ehe und Kinderhaben keine Optionen sind, sondern unentbehrliche Etappen im Leben, ohne die eine Frau keine Erfüllung erfahren kann." Die Beziehung galt ihr als nötige Bedingung dafür, Mutter zu werden. Für den Erhalt des Gleichgewichts in der Ehe lernte sie, sich ahnungslos zu stellen, sich von ihrem Mann die Welt erklären zu lassen.
Roig ist 37 Jahre alt. Sie hat Jura und Politik studiert, wurde in Berlin promoviert, lehrt an Hochschulen in Frankreich, Deutschland und Amerika postkoloniale Studien, Völkerrecht, Intersektionalität und Critical Race Theory. Bevor sie ankam, wo sie sich jetzt befindet, hat sie unterschiedliche Diskriminierungserfahrungen gemacht: als Queere, als Schwarze und als Frau. Sie lässt deshalb kein gutes Haar an den Machtmechanismen unserer Welt.
Ihr Buch zu lesen ist ein Test an den eigenen Empathielücken. Für eine heterosexuelle, weiße Leserin beginnt die Identifikation dort, wo Roig von den Erwartungen an sie als junge Frau berichtet, und endet mit ihrer Auflehnung gegen stereotype partnerschaftliche Rollen. Dann liest man von der Abwertung von Weiblichkeit, auf der Trans- und Homofeindlichkeit basierten, von der Hierarchie zwischen zwei konstruierten Geschlechtern, von unbewussten Vorurteilen.
Die Autorin führt ein Beispiel nach dem anderen an, wie etwa während des vierstündigen Urteilsspruchs nach den NSU-Morden und auf dreitausend Seiten Urteil kein Satz für die Familien der Opfer fiel. Nun, schreibt sie, werde sie die sozialen Hierarchien aufdecken, die dafür gesorgt haben, dass die Realität der einen als spezifisch und die der anderen als universell betrachtet werde.
Die Dichte, die Beweisführung, der instruktive Ton: "Why We Matter" ist eine anstrengende Lektüre. Wem gilt all das, denkt man, legt das Buch weg, fühlt sich belehrt: Sogar am Wohlfühlfilm "Ziemlich beste Freunde" hat Roig etwas auszusetzen. Alle Klischees über Klasse, Behinderung und schwarze Männer würden darin bedient, und eben weil er gesellschaftliche Ordnung erhält, berühre der Film so sehr.
Dann nimmt man das Buch doch wieder zur Hand und liest weiter, von der Angst der Privilegierten, sich eingestehen zu müssen, dass nicht alles in ihrem Leben durch Talent und harte Arbeit erkämpft ist, sondern Konsequenz einer gesellschaftlichen Bevormundung. Für diejenigen, bei denen solche Sätze ein Frösteln auslösen, für die Wegleger und Weiterleser, schreibt sie, und sie dürften in der Mehrzahl sein.
Roig greift ins Herz des Bildungssystems und zerrt an ihm. Sie beklagt das Fehlen postkolonialer und anderer kritischer Studien im Lehrplan, in der Literatur und Philosophie, vermisst eine weitere, nicht von weißen europäischen Männern artikulierte Perspektive auf die Welt. Warum lernten Kinder in Martinique und Guadeloupe alles über das europäische Mittelalter und nahezu nichts von der Sklaverei und der kolonialen Vorgeschichte ihrer Inseln? Bis der Löwe aus seiner Perspektive erzählt, so laute ein Sprichwort aus Simbabwe, werde die Erzählung von der Jagd immer den Jäger verherrlichen.
Im Dienst der gesellschaftlichen Umwälzung geht Roig sehr weit. Auch die im Verlauf der "Black Lives Matter"-Proteste entstandene Debatte über die Abschaffung der Polizei soll an dieser Stelle geführt werden, die Annahme entlarvt, Kriminalität habe mit mangelnder Disziplin und Pathologie zu tun. Wenn es heißt, New York sei sicherer geworden, bedeute das nicht Sicherheit für alle.
Ob die Entfernung des Räderwerks aber die Arbeit einer stinkenden alten Maschine verbessert? Es wäre Zündstoff für ein neues Buch. Und wenn sie anführt, die von ihr erklärte Ausnahmebehandlung der Schoa liege darin begründet, dass es sich um ein Verbrechen gegen weiße Menschen handle (hier sucht Roig Zuflucht in einem Zitat von Aimé Césaire), was wiederum eine tiefe Auseinandersetzung mit dem Rassismus in Deutschland verhindere, hat das Frösteln einen anderen Ursprung. Dass Emilia Roig einen in seiner Radikalität essentiellen Beitrag zu den Diskriminierungsdebatten dieser Zeit geschrieben hat, steht außer Zweifel. Er wird es so lange bleiben, bis eine ganze Reihe weiterer Empathielücken geschlossen ist.
ELENA WITZECK.
Emilia Roig: "Why We Matter".
Das Ende der Unterdrückung.
Aufbau Verlag, Berlin 2021. 397 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Dass Emilia Roig einen in seiner Radikalität essentiellen Beitrag zu den Diskriminierungsdebatten dieser Zeitgeschrieben hat, steht außer Zweifel. Er wird es so lange bleiben, bis eine ganze Reihe weiterer Empathielücken geschlossen ist.« Frankfurter Allgemeine Zeitung 20210319
Dieses Buch ist eine Offenbarung!
Eindringlich und faktenreich argumentiert, mit persönlichen Erfahrungen bereichert. Bitte lesen!
Dieses Buch ist eine Offenbarung. Mindblowing, gerade weil ich viele Aspekte schon kannte. Aber Emilia Roig bringt sie einfach auf den Punkt und zeigt, wie sehr …
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Dieses Buch ist eine Offenbarung!
Eindringlich und faktenreich argumentiert, mit persönlichen Erfahrungen bereichert. Bitte lesen!
Dieses Buch ist eine Offenbarung. Mindblowing, gerade weil ich viele Aspekte schon kannte. Aber Emilia Roig bringt sie einfach auf den Punkt und zeigt, wie sehr Diskrimierungserfahrungen für die Betroffenen alle Lebensbereiche durchziehen. So wirkt sich Rassismus oder Sexismus auf eine Psychotherapie aus, weil die Behandelnden viele unbewusste Vorurteile hegen – Ärzt*innen können dadurch sogar einen Herzinfarkt ignorieren, weil sie durch Vorurteile die Symptome der Kranken nicht erst nehmen oder erkennen. Roig gelingt es viele verschiedene Aspekte von Diskriminierung aufzufächern, in Bezug zu setzen und damit ganz tiefe Einsichten zu geben: Mit Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, Ableismus, Klassismus, Antiziganismus, LGBTI-Feindlichkeit etc. wird hier Intersektionalität (d.h. Überschneidung und Gleichzeitigkeit verschiedener Diskriminierungskategorien) verortet und für mich entstand so eine Art Kompass der Intersektionalität, also ein Gefühl, wie wir da durch navigieren können.
Ich habe mich ja schon länger mit intersektionalem Feminismus beschäftigt, der sich zum Ziel setzt, nicht nur Sexismus zu bekämpfen, sondern eben auch andere Diskriminierungsformen. Denn, es mag wie eine Binsenweisheit klingen: So lange Menschen unterdrückt werden, können wir nicht frei sein. Weil die selben Strukturen, die gegen Frauen eingesetzt werden, wirken auch gegen Schwarze und jüdische Menschen und weitere Marginalisierte – und meist sind es die selben Menschen, die gegen "uns" hetzen. Darum finde ich das "We" des Titels auch so wirkungsmächtig.
Roigs Buch bringt so unglaublich viele Aspekte zusammen. Als Schwarze, queere, jüdische Frau, die früher von Armut betroffen war, kann sind ihre persönlichen Eindrücke unglaublich bereichernd schildern. Dazu zitiert sie wertschätzend viele jeweils Betroffene. Sie ist von dem tiefen Wunsch beseelt, die jeweils anderen Lebenserfahrungen zu verstehen, so dass ich selbst vieles auch besser verstanden habe. Als versierte Wissenschaftlerin unterfüttert Roig ihren Text mit Fakten und Belegen. Ich habe bei der Lektüre auch einige Sachen über mich selbst gelernt, gerade, weil Roig auch ihre eigenen Erfahrungen so nahbar schildert und uns teilhaben lässt.
Es ist jetzt schon wieder eine Zeitlang her, dass ich „Why We Matter“ gelesen (und parallel die grandiose Autorinnen-Lesung gehört habe), für eine Rezension zu meiner Leseerfahrung fehlten mir allerdings immer die passenden Worte – gerade, WEIL mich das Buch so beeindruckt und bewegt hat. Dabei finde ich es so wichtig, „Why we matter“ breit zu empfehlen und ich habe das Buch auch schon mehrfach an Freund*innen verschenkt.
Vor nur wenigen Tagen erlag aufgrund eines schrecklichen Hassverbrechens Malte, ein trans Mann, seinen Verletzungen. Am Rande des CSDs in Münster hatte Malte ein homo- und transfeindlicher Mann so verprügelt, dass Malte die schweren Verletzungen nicht überlebt hat. Seit einiger Zeit macht sich, angefeuert von rechtsradikalen Strukturen, eine Transfeindlichkeit breit, auch unter Menschen, die sich eigentlich „Feministinnen“ nennen. Aber Feminismus muss IMMER intersektional sein, das zeigt nicht zuletzt dieses Buch.
Beim Lesen habe ich so viele wundervolle Stellen und Zitate angestrichen. Und am wundervollsten war, wie wertschätzend Roig über viele andere kluge Menschen schreibt, in deren Denktradition sie steht. (Achtung: Diese Buch weckt die Wünsche nach vielen anderen wichtigen Büchern, die Leseliste wird danach ächtzen.) "Why We Matter" habe ich. schon mehrfach an Freund*innen verschenkt.
Fazit: Eine Offenbarung. Auf jeder Seite hatte ich das Gefühl: „Why We Matter!“, wir, die Marginalisierungen ausgesetzt sind. Das Empowerment von Roigs Buch ist so motivierend, dass wir uns zusammentun, damit wir nicht nur wissen, warum wir zählen, sondern, damit wir auch alle endlich tatsächlich zählen.
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Gleichberechtigung für alle, von diesem Ziel sind wir noch weit entfernt, vielleicht weiter denn je. Emilia Roigs Buch „Why we matter. Das Ende der Unterdrückung“ ist ein viele Facetten von Unterdrückung umfassendes Werk. Die Aktivistin und promovierte Politologin …
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Gleichberechtigung für alle, von diesem Ziel sind wir noch weit entfernt, vielleicht weiter denn je. Emilia Roigs Buch „Why we matter. Das Ende der Unterdrückung“ ist ein viele Facetten von Unterdrückung umfassendes Werk. Die Aktivistin und promovierte Politologin beleuchtet aus eigener Erfahrung Themen wie Intoleranz, Vorurteile, Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und das Patriarchat. Das Buch ist kein reines Fachbuch, dazu ist es zu subjektiv. Aber es ist auch kein Roman, dazu ist es zu objektiv. Es ist meiner Meinung nach vielmehr eine gelungene, wenn auch anstrengende Mischung aus Biografie und Sachbuch.
Der Schwerpunkt des Buchs liegt ganz klar auf dem Thema Rassismus gegenüber PoC, aber auch andere Formen von Unterdrückung und Diskriminierung haben ihren Platz, denn sie finden immer und überall statt. Auf der Straße, in Schulen, Universitäten, Krankenhäusern, Gerichtssälen, in so gut wie allen Bereichen des täglichen Lebens. Und sie betreffen nicht nur PoC, sondern praktisch alle, die von anderen als „nicht normal“ angesehen werden. Menschen werden aufgrund von Hautfarbe, Gewichts, Geschlecht, sexueller Orientierung oder wegen unzähliger anderer Dinge diskriminiert oder gar getötet. Die Autorin, die ihre Leserschaft oft direkt anspricht, klärt minutiös auf und rüttelt auf. „Unterdrückung sichtbar machen“ ist eine ihrer Maximen, den Unterdrückten Stimme und Gesicht zu geben.
Sie räumt auf mit tatsächlichen und konstruierten Unterschieden, die nur existieren, um „Ungleichheiten in unseren Gesellschaften rechtfertigen“, oft flicht sie dabei historische Grundlagen ein. Sie benennt Privilegien und deren Fehlen, spricht von Glückhaben und dem „Wert“ des Menschen, der „von vielen willkürlichen Faktoren bestimmt wird: Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, Aussehen, Vermögen, Bildungsstand.“ Und nicht zuletzt geht sie darauf ein, dass alle Formen von Diskriminierung sich gegenseitig verstärken und erklärt damit den (mir bis dahin unbekannten) Ansatz der Intersektionalität. „Er bedeutet im Grunde: Diskriminierung innerhalb von Diskriminierung bekämpfen, Ungleichheiten innerhalb von Ungleichheiten sichtbar machen, und Minderheiten innerhalb von Minderheiten empowern. In anderen Worten: Leave no one behind.“
Dabei bleibt die Autorin in ihrer Kritik und trotz der vielen Erfahrungen, die sie beschreibt, im Tenor positiv. Sie hofft auf einen Wandel. „Die Welt sah 1950 anders aus als heute, und heute sieht sie anders aus, als sie 2080 aussehen wird. Die Grenzen der Normalität werden kontinuierlich neu verhandelt und neu definiert.“ In ihrem Buch regt sie mit jedem einzelnen ihrer wohlformulierten Sätze die Leserschaft zum Nachdenken und Hinterfragen an. „Lassen Sie uns mutig sein, und die bequeme Höhle verlassen.“ – Veränderung ist harte Arbeit, Ausdauer und Beharrlichkeit und setzt voraus, dass wir unsere Komfortzone aufgeben. Aber dann IST Wandel möglich. Und die Tatsache, dass „das schon immer so war und sich schon viel verbessert hat“, dass „nicht alle Männer/Weißen/usw.“ so sind oder gar „anderswo ist es noch viel schlimmer“, macht Diskriminierung und Unterdrückung nicht besser, sondern zeigt eher, dass wir auf einem guten Weg sind, aber noch ganz am Anfang stehen.
Es ist ein leidenschaftliches aber anstrengendes Buch und ganz sicher nichts für Nebenbei. Jeder Satz ist wichtig, jedes Wort ist präzise und jede Formulierung auf den Punkt. Manchmal wird das Thema für mich etwas zu stark seziert und durch ein Mikroskop betrachtet, manchmal fand ich das Buch trotz der vielen Erfahrungsberichte fast etwas „steril“. Dennoch ist es ein enorm wichtiges und gutes Buch aus dem ich viel mitnehmen und lernen konnte, vor allem über Kapitalismus, Sexarbeit, Bildungsgerechtigkeit und Wissen, da ich mir darüber aufgrund meiner privilegierten Stellung bislang kaum Gedanken gemacht hatte. Daher von mir aufgerüttelte fünf Sterne und eine klare Lese-Aufforderung.
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Broschiertes Buch
Why we matter: Unterdrückung sichtbar machen
In ihrem Buch „Why we matter: Das Ende der Unterdrückung“ zeigt Emilia Roig die Muster der Unterdrückung auf, die es in den verschiedensten Bereichen gibt, sei es in der Liebe/der Ehe, an den Universitäten, in den …
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Why we matter: Unterdrückung sichtbar machen
In ihrem Buch „Why we matter: Das Ende der Unterdrückung“ zeigt Emilia Roig die Muster der Unterdrückung auf, die es in den verschiedensten Bereichen gibt, sei es in der Liebe/der Ehe, an den Universitäten, in den Medien, im Gerichtssaal, im Beruf, im Gesundheitssystem und in der Justiz. Dazu gibt sie viele Beispiele aus ihrem eigenen Leben, geht sehr ins Persönliche; gleichzeitig sind es Themen, die viele Menschen betreffen und uns alle angehen sollten. Es werden auch viele unbewusste Diskriminierungsmuster aufgezeigt und kann bzw. sollte verändern, wie wir die Welt wahrnehmen.
Das Buch ist ein Schritt auf dem Weg zur Gleichberechtigung ALLER
Das Buch hat mich total begeistert! Emilia Roig schreibt sehr gut und klug, ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen - unbedingt lesen!
Die vielfältigen Themen wie (Alltags-)Rassismus, Benachteiligung von Frauen, Flüchtlingen und Minderheiten gehen uns ALLE an! Das Buch sollte Pflichtlektüre werden!
"Warum fällt es uns heute so schwer, die Menschheit als eine kollektive Entität zu betrachten? Warum halten wir an der Idee fest, dass jede*r von uns vom Rest der Menschheit abtrennbar ist? Jede*r von uns ist der*die andere*. Jede Seele ist die Widerspiegelung von anderen Seelen."
"Das weibliche Schönheitsideal ist die gesellschaftlich konstruierte Vorstellung, das körperliche Attraktivität eines der wichtigsten Vermögen der Frauen ist, und etwas, dass alle Frauen anstreben und erhalten sollten."
"In einer Gesellschaft, die uns ständig sagt, dass wir nicht "genug" sind, ist uns selbst zu lieben revolutionär. Jede* r- Einzelne* von uns wurde genauso geboren, wie sie*er sollte. Wir sind alle perfekt, genug und liebenswert, wie wir sind. Wenn wir verstehen, dass unser Wert nicht von außen definiert werden kann, sind wir auf dem Weg der Heilung. Uns selbst zu definieren in einer Welt, die darauf besteht, uns in vorgefasste Rollen zu pressen, ist an sich subversiv. Selbstliebe braucht Zeit, Hingabe und Arbeit, und sie ist unsere größte Stärke und Waffe gegen Unterdrückung, denn wenn wir erkennen, was in uns liebenswert ist, erkennen wir die Liebe in der Menschheit als Ganzes und können unsere Verbindung mit anderen auf der Welt vertiefen."
"Alles ist eine Frage der Perspektive. Ein kollektiver Bewusstseinswandel ist möglich, hin zu mehr Verbindung, mehr Einheit, mehr Empathie und schließlich mehr Liebe."
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