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Roswitha Sonntag reist nach New York. Sie ist gerade geschieden worden, und es war die Frage ihres Mannes, die den Ausschlag für die Reise gegeben hat: »Warum hast du eigentlich Mick nie besucht?« Mick war im Studium ihr bester Freund und der Mittelpunkt ihrer Clique, die damals in den 80er-Jahren in Leipzig unzertrennlich war und unbesiegbar. Gemeinsam nutzten sie die kulturellen Freiräume, die sich in einem Land öffneten, das langsam in Agonie versank. Sie fotografierten, drehten Filme mit einer russischen Super-8-Kamera, führten eine Rock-Oper auf, und die Musik aus dem Feindesland Am...
Roswitha Sonntag reist nach New York. Sie ist gerade geschieden worden, und es war die Frage ihres Mannes, die den Ausschlag für die Reise gegeben hat: »Warum hast du eigentlich Mick nie besucht?« Mick war im Studium ihr bester Freund und der Mittelpunkt ihrer Clique, die damals in den 80er-Jahren in Leipzig unzertrennlich war und unbesiegbar. Gemeinsam nutzten sie die kulturellen Freiräume, die sich in einem Land öffneten, das langsam in Agonie versank. Sie fotografierten, drehten Filme mit einer russischen Super-8-Kamera, führten eine Rock-Oper auf, und die Musik aus dem Feindesland Amerika lieferte den Soundtrack dazu. Als sie am Ende des Studiums in einen Alltag zurückgeworfen werden, den sie so nie leben wollten, tauchen merkwürdige Leute bei ihnen auf. Zuerst lachen sie darüber und geben den Genossen den Namen »Die Handwerker«. Aber die Handwerker verstehen ihr Handwerk, und nicht jeder kann ihnen standhalten. Kathrin Aehnlich erzählt von den letzten Jahren der DDR so lakonisch, heiter und atmosphärisch, dass man den Putz an der Wand bröckeln sieht. Wenn die Wale an Land gehen ist ein wunderbarer Roman über Träume, Zusammenhalt, große und kleine Fluchten und über die Sehnsucht nach einem anderen Leben, die bis heute nachwirkt.
Kathrin Aehnlich wurde 1957 in Leipzig geboren. Nach dem Studium an der Ingenieurschule für Bauwesen studierte sie 1985-1988 am Literaturinstitut Leipzig. Sie schrieb Hörspiele, Erzählungen und ein Kinderbuch. Nach dem Fall der Mauer arbeitete sie als Journalistin, zunächst für die unabhängige Wochenzeitung Die andere Zeitung. Seit 1992 ist sie feste freie Mitarbeiterin in der Feature-Redaktion von mdr Figaro. Sie lebt in Markkleeberg und hat eine Tochter. Zuletzt erschien der Roman Wenn die Wale an Land gehen (Kunstmann 2013).
Produktdetails
- Verlag: Verlag Antje Kunstmann
- Artikelnr. des Verlages: 97859
- 3. Aufl.
- Seitenzahl: 253
- Erscheinungstermin: 16. August 2013
- Deutsch
- Abmessung: 213mm x 143mm x 26mm
- Gewicht: 434g
- ISBN-13: 9783888978593
- ISBN-10: 3888978599
- Artikelnr.: 38084878
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ermüdet von dieser Lektüre rafft sich Juan S. Guse auf, um uns vor diesem Buch zu warnen. Alles, was interessant sein könnte an einem Blick auf den Folterstaat der SED, auf den Reiz der USA auf die Bewohner der DDR, ihre Träume nämlich und die von der Staatsführung erfundenen Kompensationen, verspielt die Autorin laut Rezensent leider. Übrig bleibt für Guse rühriges Pathos, alberne Wortspiele und die sinnleere Zitation von Popsongs. Schlimm auch für Guse: der Autorin mangelt es nicht nur an Diskretion, der Plot ist zudem mittelmäßig, harmlos und brav "wie ein warmes Bad".
© Perlentaucher Medien GmbH
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New York wartet auf dich
Kathrin Aehnlich beschreibt die Zustände in der DDR
Der Sozialismus ist kein Blankoscheck. Die weitreichende Tragik und die daran gekoppelten Betroffenheiten sind kein Versprechen für gute Literatur. Kathrin Aehnlich zapft mit "Wenn die Wale an Land gehen" nicht nur die DDR, sondern auch einen für die deutschen Medien wichtigen Akku an: Amerika. Anhand der Geschichte von Roswitha Sonntag sollen der Reiz, der von dort auf die Bürger der DDR ausging, sowie die Grausamkeiten des SED-Systems verhandelt werden. Nachdem "Rosis" wilde Jugendliebe Mick nach Amerika floh, blieb sie im Osten zurück und heiratete den bescheidenen Wladimir. Nach zwanzig Jahren möchte sie Mick in New York wiederfinden.
Kathrin Aehnlich beschreibt die Zustände in der DDR
Der Sozialismus ist kein Blankoscheck. Die weitreichende Tragik und die daran gekoppelten Betroffenheiten sind kein Versprechen für gute Literatur. Kathrin Aehnlich zapft mit "Wenn die Wale an Land gehen" nicht nur die DDR, sondern auch einen für die deutschen Medien wichtigen Akku an: Amerika. Anhand der Geschichte von Roswitha Sonntag sollen der Reiz, der von dort auf die Bürger der DDR ausging, sowie die Grausamkeiten des SED-Systems verhandelt werden. Nachdem "Rosis" wilde Jugendliebe Mick nach Amerika floh, blieb sie im Osten zurück und heiratete den bescheidenen Wladimir. Nach zwanzig Jahren möchte sie Mick in New York wiederfinden.
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Das ist die Bewegung des Romans; wobei die New-York-Erzählung mit Rückblenden auf Rosis Leben in der DDR verknüpft wird.
Der Roman scheitert vor allem an seiner stilistischen Unbedarftheit. Der Text ist durchsetzt von rührseligem Pathos ("als würden die Sterne am Himmel im Takt der Musik tanzen"; "Alles war endlich. Die Nächte voller Musik und Poesie, das Treibenlassen durch den Tag, die Unbeschwertheit, die Freundschaft, vielleicht auch die Liebe") und albernen Wortspielen ("War sie von allen guten Geistern, Freunden, Kindern und Männern verlassen?"; "statt fliegen zu lernen, war sie auf dem Boden der Tatsachen geblieben"). Beides sind Symptome mangelnder Diskretion, was das Changieren zwischen Tragik und Komödie unerträglich macht. Die kindlichen Dialoge ("mach dich nur lustig"; "eben Harlem Style!") tragen ein Übriges dazu bei.
Dabei wirkt Katrin Aehnlich zunächst ambitioniert, indem sie ihr Buch mit zwei formalen Eigenheiten ausstattet. Die erste ist das Zitieren und Einflechten von Songtexten amerikanischer Popmusik. Das misslingt jedoch fast durchgehend, da die zur Beschreibung der Szene gewählten Bruchstücke rein affirmativ sind und trotz ihrer Masse keinen signifikanten Beitrag leisten. "Es gab für jede Lebenssituation einen Popsong", heißt es im Buch. Ein Satz, der sich wie zynische Selbstkritik liest.
Die Songtexte sind an die zweite formale Eigenheit gebunden, nämlich das Aufbrechen des Textflusses durch reflexive Fragen. Dabei ist unklar, wer die Fragen stellt. Mal handelt es sich um erzähltes Bewusstsein, mal um einen Kommentar des Erzählers. Es gibt manche Ausnahmen, etwa den Moment nach dem Selbstmord von Rosis Freundin, die ihren Kopf in den Backofen gesteckt hat, indem Rosi sich fragt, ob sie wohl das Backblech rausgenommen habe. Solche Momente, in denen das Traurige im Banalen erscheint, sind jedoch selten.
Das Buch ist brav und harmlos wie ein warmes Bad, völlig entleert durch bloße Narration und einen mediokren Plot, und will dabei doch eigentlich die unerfüllten Träume einer halben Nation erzählen. Interessante Subtopoi wie Langeweile und Kompensationsstrategien seitens der SED - das Erfinden zahlloser, teils hirnrissiger Wettbewerbe - werden zwar touchiert, aber nicht ausgeführt. Das Ergebnis ist eine ermüdende Lektüre. Da hilft es auch nicht, die Geschichte herbeizuzitieren.
JUAN S. GUSE
Kathrin Aehnlich: "Wenn die Wale an Land gehen". Roman.
Verlag Antje Kunstmann, München 2013. 250 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Roman scheitert vor allem an seiner stilistischen Unbedarftheit. Der Text ist durchsetzt von rührseligem Pathos ("als würden die Sterne am Himmel im Takt der Musik tanzen"; "Alles war endlich. Die Nächte voller Musik und Poesie, das Treibenlassen durch den Tag, die Unbeschwertheit, die Freundschaft, vielleicht auch die Liebe") und albernen Wortspielen ("War sie von allen guten Geistern, Freunden, Kindern und Männern verlassen?"; "statt fliegen zu lernen, war sie auf dem Boden der Tatsachen geblieben"). Beides sind Symptome mangelnder Diskretion, was das Changieren zwischen Tragik und Komödie unerträglich macht. Die kindlichen Dialoge ("mach dich nur lustig"; "eben Harlem Style!") tragen ein Übriges dazu bei.
Dabei wirkt Katrin Aehnlich zunächst ambitioniert, indem sie ihr Buch mit zwei formalen Eigenheiten ausstattet. Die erste ist das Zitieren und Einflechten von Songtexten amerikanischer Popmusik. Das misslingt jedoch fast durchgehend, da die zur Beschreibung der Szene gewählten Bruchstücke rein affirmativ sind und trotz ihrer Masse keinen signifikanten Beitrag leisten. "Es gab für jede Lebenssituation einen Popsong", heißt es im Buch. Ein Satz, der sich wie zynische Selbstkritik liest.
Die Songtexte sind an die zweite formale Eigenheit gebunden, nämlich das Aufbrechen des Textflusses durch reflexive Fragen. Dabei ist unklar, wer die Fragen stellt. Mal handelt es sich um erzähltes Bewusstsein, mal um einen Kommentar des Erzählers. Es gibt manche Ausnahmen, etwa den Moment nach dem Selbstmord von Rosis Freundin, die ihren Kopf in den Backofen gesteckt hat, indem Rosi sich fragt, ob sie wohl das Backblech rausgenommen habe. Solche Momente, in denen das Traurige im Banalen erscheint, sind jedoch selten.
Das Buch ist brav und harmlos wie ein warmes Bad, völlig entleert durch bloße Narration und einen mediokren Plot, und will dabei doch eigentlich die unerfüllten Träume einer halben Nation erzählen. Interessante Subtopoi wie Langeweile und Kompensationsstrategien seitens der SED - das Erfinden zahlloser, teils hirnrissiger Wettbewerbe - werden zwar touchiert, aber nicht ausgeführt. Das Ergebnis ist eine ermüdende Lektüre. Da hilft es auch nicht, die Geschichte herbeizuzitieren.
JUAN S. GUSE
Kathrin Aehnlich: "Wenn die Wale an Land gehen". Roman.
Verlag Antje Kunstmann, München 2013. 250 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Kathrin Aehnlich siedelte die Handlung ihrer Romans in der Vergangenheit und der Gegenwart an. Geschickt verschachtelt sie beide Zeitebenen, berichtet parallel von diesen und treibt dadurch die Handlung stetig voran. Sie blickt zurück auf die 1980er Jahre, in denen die jetzt Anfang …
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Kathrin Aehnlich siedelte die Handlung ihrer Romans in der Vergangenheit und der Gegenwart an. Geschickt verschachtelt sie beide Zeitebenen, berichtet parallel von diesen und treibt dadurch die Handlung stetig voran. Sie blickt zurück auf die 1980er Jahre, in denen die jetzt Anfang 50-jährige und frisch geschiedene Roswitha Sonntag an einer Ingenieurschule studiert, lebt, liebt und künstlerisch-kulturelle Nischen sucht, findet und nutzt. Sie erzählt sehr lebhaft von dieser Studentenzeit, die sich so deutlich abgrenzt vom realen Geschehen in der ehemaligen DDR, an der schon erste Spuren des bevorstehenden Untergangs erkennbar sind. Die Autorin beschreibt dies sehr realistisch und wirklichkeitsnah und weckte damit Erinnerungen an meine eigene Studienzeit an einer solchen Fachschule. Aber auch die Gegenwart wird von ihr gekonnt in Szene gesetzt. Wiederum ist es Roswitha, die nach New York aufbricht, um sich auf eigene Faust und ohne Kenntnis der Örtlichkeit auf die Suche zu begeben nach Mick, dem Kopf ihrer ehemaligen Studentenclique, der anders als sie, sich nicht dem sozialistischen Alltag mit seinen ungezählten Reglementierungen beugen wollte, schon immer von den USA träumte und dem Arbeiter- und Bauernstaat den Rücken kehrte. Beide Zeitebenen haben ihr Verbindungsglied in der Musik.
Auch die Impressionen aus New Yorker Stadtteil Harlem sind beeindruckend gut gelungen, irgendwie sind auch dort Parallelen zu ihrer Vergangenheit zu finden. Fein gezeichnet sind die Menschen, denen Roswitha auf ihrer Suche begegnet, Menschen, die auch Mick kennen und denen sie aus seinen Erzählungen heraus keine Unbekannte ist.
Trotz allem Interessanten, was die Autorin Roswitha bei ihren New York Aufenthalt erleben lässt, am beeindruckendsten waren ihre Schilderungen der DDR-Vergangenheit. Diese waren zwar geprägt von Tristesse, Normierungen und Repressalien, doch ich hatte das Gefühl, Kathrin Aehnlich erzählt diese Passagen mit besonderer Leidenschaft, da deren Hintergrund wohl durch eigenes Erleben und Erfahren gebildet wurde.
"Wenn die Wale an Land gehen“ ist ein leiser, unaufdringlicher, Roman, der durch ein gekonntes Handlungskonstrukt in Zeiten angesiedelt ist, die aus politischer Sicht unterschiedlicher nicht sein könnten, sozial jedoch unvermutete Gleichnisse aufweisen. Dadurch gewinnt das Buch deutlich an Tiefe und Eindringlichkeit.
Diesen nur 250 Seiten umfassenden Roman empfehle ich gern weiter. Mich hat ihn unwahrscheinlich beeindruckt und ich war mit der Protagonistin oft auf einer Wellenlänge. Aber auch die ruhige, unaufgeregte, heitere und trotzdem ernste Erzählweise von Kathrin Aehnlich hat mir sehr gefallen.
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Mein Interesse an dem neuen Roman von Kathrin Aehnlich „Wenn die Wale an Land gehen“ wurde spätestens dann geweckt, als ich das Reiseziel der Protagonistin gesehen habe – New York. Wie wird wohl jemand den Aufenthalt in der schillernden Metropole am Hudson empfinden, der die …
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Mein Interesse an dem neuen Roman von Kathrin Aehnlich „Wenn die Wale an Land gehen“ wurde spätestens dann geweckt, als ich das Reiseziel der Protagonistin gesehen habe – New York. Wie wird wohl jemand den Aufenthalt in der schillernden Metropole am Hudson empfinden, der die prägenden Jahre seines Lebens in der DDR zugebracht hat, einem Land, mit dem ich immer die Farbe Grau assoziiert habe?
Roswitha Sonntag hat gerade eine Scheidung hinter sich gebracht und beschließt, nach einer hingeworfenen Bemerkung ihres Ex-Ehemannes, einen Ausflug in die Vergangenheit zu unternehmen und ihre Jugendliebe Mick, der in New York lebt, zu besuchen. Mit ihm an ihrer Seite hat sie die Studienzeit verbracht und die kleinen Fluchten aus dem sozialistischen Alltag unternommen, wobei immer die Kultur in Form von Film, Musik und Schauspiel das Element der Freiheit verkörpert. Von der Obrigkeit werden diese Unternehmungen nur eine gewisse Zeit geduldet, bis sich schließlich die Stasi für die Studenten interessiert und Nachforschungen anstellt. Roswitha resigniert und beugt sich, Mick rebelliert und flüchtet ins Land des Klassenfeindes.
Um sowohl die Konstanten als auch die Veränderungen in der Biografie der Hautfigur aufzuzeigen, wechselt die Autorin gekonnt zwischen den Zeiten und damit auch den Orten hin und her. Sie zeigt uns die Vergangenheit der achtziger Jahre im Osten, einerseits geprägt von Unterdrückung und Langeweile, andererseits aber auch die kleinen Rebellionen gegen den verordneten Mief, wenn die Studenten beispielsweise ihre Rock-Oper aufführen und mit der Musik der verhassten Amerikaner unterlegen. In der Gegenwart überquert Roswitha einen Ozean und macht sich, ohne konkrete Informationen und Anhaltspunkte in New York auf die Suche nach Mick und ihrer verlorenen Jugend. Und immer und überall schafft Musik die Verbindungen.
Ich gehe davon aus, dass Kathrin Aehnlichs Sozialisation einige Gemeinsamkeiten mit der ihrer Protagonistin hat, denn sie schildert nicht nur die Zustände in der DDR und den sozialistischen Alltag, sondern auch die Emotionen der Mitglieder der Studentenclique sehr intensiv und anschaulich. Aber auch die Empfindungen, mit denen sich Roswitha Sonntag in New York konfrontiert sieht, beschreibt sie äußerst eindrucksvoll.
„Wenn die Wale an Land gehen“ ist ein leises, ein nachdenkliches Buch, das aber unter der Oberfläche sehr optimistisch ist und seinen Lesern die Botschaft vermittelt, dass Träume keine Schäume sind, sondern trotz vieler Widrigkeiten Realität werden können, wenn man ihnen nur die Gelegenheit dazu gibt.
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Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das war und ist Amerika für viele, so auch für die Bürger der ehemaligen DDR. Roswitha ist 50, als sie nach New York reist. Gerade frisch geschieden, ist sie auf der Suche nach Mick, ihrer Jugendliebe. Sie waren in den 1980er Jahren in …
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Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das war und ist Amerika für viele, so auch für die Bürger der ehemaligen DDR. Roswitha ist 50, als sie nach New York reist. Gerade frisch geschieden, ist sie auf der Suche nach Mick, ihrer Jugendliebe. Sie waren in den 1980er Jahren in Leipzig in derselben Studentenclique. Mit Hilfe der Kunst, sei es Musik, Theater, Fotografie oder Film, lehnten sich die Freunde gegen die normierte Gesellschaft auf, bis sie ins Visier der Stasi gerieten. Vor allem Mick war schon immer der rebellische Typ, er wollte sich nicht dem System unterordnen, sondern das Land verlassen, in die USA gehen, was er schließlich auch tat. Roswitha blieb. Seit über 20 Jahren haben sie sich nicht mehr gesehen, und so hat Roswitha nur eine Jahre alte Adresse von ihm und ihre Suche dauert etwas. Dabei lernt sie aber einige Freunde von Mick kennen, die sich ihrer annehmen.
In Rückblicken erzählt Kathrin Aehnlich vom Leben der Studenten in der DDR in den 1980er Jahren, kurz vor dem Fall der Mauer, von der verordneten Langeweile und der langweiligen Planbarkeit des Lebens. Sehr geschickt verwebt sie dabei die Ereignisse der Vergangenheit in der DDR mit denen der Gegenwart in New York. Immer wieder gibt es Parallelen.
Mit leisen Worten und einer guten Portion Humor lässt die Autorin uns Leser tief in das Leben der Protagonisten eintauchen. Es schwingt viel Melancholie mit, aber auch ein starker Wille der Hauptfiguren wird deutlich. Durch den ganzen Roman zieht sich die Musik als verbindendes Element. Schon für die damaligen Studenten war sie ein Mittel der sanften Auflehnung. Für Roswitha spielt die Musik auch heute noch eine große Rolle. Immer wieder unterlegt sie ihre momentane Situation mit einer Liedzeile oder einem Musiktitel.
Sie überlegte, wie sie ihre Frage nach Mick formulieren könnte. Vielleicht mithilfe der Bee Gees? „Have you seen my friend Mrs. Jones?“ (S. 112)
Roswitha suchte nach einem passenden Soundtrack für ihren Abschied. Ihr fiel nur Reinhard Mey ein: „Gute Nacht, Freunde, es wird Zeit für mich zu gehn, was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette und ein letztes Glas im Stehn.“ (S. 248)
Dabei handelt es sich in der Regel um ältere Musiktitel, die der heutigen Jugend vielleicht nicht mehr geläufig sind. Wenn man aber, so wie ich, in einem ähnlichen Alter wie Roswitha ist, kann man sich mit einer gewissen nostalgischen Wehmut an früher erinnern.
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