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Die Frühe Neuzeit gilt als Zeit des Umbruchs und des Neuanfangs; die Erinnerung an die Vergangenheit und die Beschäftigung mit der Geschichte in dieser Zeit bieten daher einen spannenden Untersuchungsgegenstand, anhand dessen analysiert werden kann, ob Vergangenes in dieser 'Neu-Zeit' tatsächlich als etwas zu Überwindendes wahrgenommen wird, wie Geschichte rezipiert und auch instrumentalisiert wird. Untersucht werden drei Werke des 16. Jahrhunderts, die auf jeweils eigene Weise Geschichte und Geschichten miteinander verbinden: die Historia von Friedrich Barbarossa (Erstdruck 1519), die…mehr

Produktbeschreibung
Die Frühe Neuzeit gilt als Zeit des Umbruchs und des Neuanfangs; die Erinnerung an die Vergangenheit und die Beschäftigung mit der Geschichte in dieser Zeit bieten daher einen spannenden Untersuchungsgegenstand, anhand dessen analysiert werden kann, ob Vergangenes in dieser 'Neu-Zeit' tatsächlich als etwas zu Überwindendes wahrgenommen wird, wie Geschichte rezipiert und auch instrumentalisiert wird. Untersucht werden drei Werke des 16. Jahrhunderts, die auf jeweils eigene Weise Geschichte und Geschichten miteinander verbinden: die Historia von Friedrich Barbarossa (Erstdruck 1519), die Barbarossa-Vita von Johannes Adelphus Muling (Erstdruck 1520) und das didaktische Gedicht Thedel von Wallmoden von Georg Thym (Erstdruck 1558). In der Analyse wird gezeigt, dass in unterschiedlichen Gattungs- und Entstehungskontexten vor dem Hintergrund der jeweiligen Gegenwart Stoffe und Texte, historische Personen und Ereignisse unter bewusster oder unbewusster Vernachlässigung der chronologischen Faktenwahrheit montiert, synchronisiert und als 'wahr' behauptet werden, um so z. B. eine ruhmreiche Vergangenheit für eine Familie (Thedel von Wallmoden) oder auch für eine 'nationale' Gruppe zu konstruieren (Barbarossa) oder die so konstruierte Geschichte didaktisch zu instrumentalisieren, wobei die Relation zwischen 'Fakt' und 'Fiktion' jeweils ganz unterschiedlich gelagert ist. Zurückgegriffen wird dabei auf das Hochmittelalter (12. Jh.), das zu einer Art Goldenem Zeitalter stilisiert wird. Somit wird im 16. Jahrhundert die Vergangenheit - das Mittelalter - nicht als abgeschlossene 'Vor-Zeit' konzipiert, sondern die Gegenwart als lineare Fortführung der Vergangenheit begriffen, sodass die Autoren keine Mittelalter-Rezeption im heutigen Sinn betreiben. Der mythogenetische Prozess (P. Burke) - die Ablösung der Erzählung von der Geschichte - ist dabei in einigen Fällen schon so weit fortgeschritten, dass es auch zu 'Gedächtnisimplantaten' (J. Fried) kommt, d. h. die in die Geschichtsschreibung werden Erzählungen von Ereignissen als 'wahr' integriert und wahrgenommen, die faktisch nicht geschehen sind, aber so ihre Wege in die Geschichte finden. Zentraler Teil der Habilitationsschrift sind die kritischen Neu-Editionen der Historia von Friedrich Barbarossa und Georg Thyms Thedel von Wallmoden, die nach den Editionen des 19. Jahrhunderts damit erstmals unter Berücksichtigung aller überlieferten Drucke zugänglich gemacht werden.