Macher, Denker oder Fühler?
"Mich versteht ja hier sowieso keiner". Mit dieser in beleidigtem Ton vorgetragenen Beschwerde trifft manches Kindergartenkind den Nagel auf den Kopf. Wenn das Verhalten unserer Kinder dem ihres Vaters, ihrer Großmutter oder anderer Verwandter ähnelt, können wir es
annehmen. Doch was ist, wenn ein Kind in seinen Eigenheiten niemandem ähnelt? Werner Winkler stellt in…mehrMacher, Denker oder Fühler?
"Mich versteht ja hier sowieso keiner". Mit dieser in beleidigtem Ton vorgetragenen Beschwerde trifft manches Kindergartenkind den Nagel auf den Kopf. Wenn das Verhalten unserer Kinder dem ihres Vaters, ihrer Großmutter oder anderer Verwandter ähnelt, können wir es annehmen. Doch was ist, wenn ein Kind in seinen Eigenheiten niemandem ähnelt? Werner Winkler stellt in seiner psychografischen Einteilung den Handlungs-, Beziehungs- und Sachtypen vor. Unabhängig von Geschlechtsrollen definiert er drei Haupttypen. Weitere Differenzierungen ergeben sich daraus, ob jemand eher am ich, du oder wir interessiert ist, ob sein Umgang mit Zeit vergangenheits-, gegenwarts- oder zukunftsbezogen ist, ob ein Kind Macher, Fühler oder Denker zu sein scheint. Winkler hat beobachtet, dass die starken und schwachen Seiten eines Menschen sich kaum durch die Erziehung erklären lassen und nur begrenzt zu beeinflussen sind. Für die Konfliktlösung in Kindergarten und Familie hält er es für sinnvoll, dass sich zunächst die Erwachsenen klar darüber werden, welchem Typ sie angehören, damit sie die ihnen anvertrauten Kinder annehmen und ihnen typgerecht begegnen können. Warum sollte man etwas loben, das einem Kind von seinem Typ her sowieso leicht fällt? Sollte man nicht eher die vernachlässigten Seiten stärken?
Winkler illustriert seine Typenlehre mit zahlreichen Anekdoten und Beispielgeschichten aus Familienalltag und Kindergarten. Seine Beispiele sprechen jeden an, der sich für die kindliche Entwicklung und für das Geschehen in Kindergruppen interessiert. Winkler will seine Leser darin unterstützen, die Unterschiedlichkeit von Kindern wahrzunehmen und jedem Kind gerecht zu werden. Das Wissen über die unterschiedlichen Temperamente helfe Eltern und Erziehern dabei, Kinder da abzuholen, wo sie starten. Je nach Persönlichkeit des einzelnen Kindes ermuntert der Autor seine Leser zu klarer Ansage, rät zu Zurückhaltung oder zum Aufzeigen von Lösungswegen. Wer mit seinen Kindern über die neu entdeckte Typenlehre sprechen möchte, kann das anhand bestimmter Tiersymbole wie Eule oder Orang-Utan tun. Winklers Beobachtungen gehen auf den Pädagogen und Therapeuten Dietmar Friedmann zurück, der Lieblings- und Vermeidungsrollen untersuchte und der sich auf Eric Berne bezieht.
Obwohl ich spezielle Handlungsanweisungen für den Umgang mit bestimmten Kindertypen für übertrieben halte, finde ich Winklers Buch für Eltern und Erzieher lesenswert, die mehr über ihnen fremde Verhaltensweisen bei Kindern erfahren möchten.