Paul Ingendaay
Buch mit Leinen-Einband
Warum du mich verlassen hast
Roman. Ausgezeichnet mit dem Niederrheinischen Literaturpreis der Stadt Krefeld 2006 und dem Aspekte-Literatur-Preis 2006
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Paul Ingendaay hat den großen deutschen Roman seiner Generation und ein sehr persönliches Buch geschrieben: temporeich, brillant und witzig erzählt er die Geschichte einer Jugend, in der Freundschaften eine ebenso große Rolle spielen wie die Einsamkeit, David Bowie wie Bach, der Große Gatsby wie Gott.
Paul Ingendaay, geb. 1961 in Köln, studierte Anglistik und Hispanistik in Köln, Dublin und München. 1997 wurde er mit dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik, 2006 mit dem Aspekte-Preis ausgezeichnet. Er lebt als Kulturkorrespondent der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' mit seiner Familie in Madrid.
Produktdetails
- Verlag: SchirmerGraf
- Seitenzahl: 505
- Deutsch
- Abmessung: 210mm x 135mm x 28mm
- Gewicht: 597g
- ISBN-13: 9783865550255
- ISBN-10: 3865550258
- Artikelnr.: 20775734
Herstellerkennzeichnung
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Kühn sei es, als Literaturkritiker selbst einen Roman vorzulegen, aber noch verwegener findet es Andreas Isenschmidt, einen Internatsroman als Debütform zu wählen. Er ist gut, er ist glänzend, meint Isenschmidt, aber - das Glänzende verliert an Glanz durch Länge. Zum einen geht Isenschmid sichtlich der bewusst gewählte Jugendjargon a la Salinger auf die Nerven - das Buch ist immerhin 500 Seiten lang, stöhnt er; zum anderen missfällt ihm der krimihafte Dreh zum Ende hin und die vielen als Fingerübung verstandenen Episoden, die den ganzen Roman für sein Empfinden in die Länge ziehen. Ansonsten will Isenschmidt nichts auf den Roman kommen lassen: besonders gelungen findet er die Romanteile, die den "Übergang von der Kindheit zur unbehüteten Zeit des Erwachsenen" als auch die Freundschaft zu einem Lehrer beschreiben. Auch das Internatsleben werde trefflich geschildert, mit all seinen grausamen Seiten und heimlichen Lüsten. Isenschmid bescheinigt Ingendaay ein gutes Gespür für Binnendramaturgie der Episoden und Handlungsteile. Bezeichnend findet der Rezensent, dass in diesen gelungenen, dichten, ernsten Teilen das Jugendidiom fast verschwindet und einem distanzierteren Ton weicht, den sich Kollege Isenschmidt für die nächsten Bücher von Ingendaay wünscht.
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Broschiertes Buch
Weniger wäre mehr gewesen
Der Debütroman von Paul Ingendaay greift mit seinem Titel «Warum du mich verlassen hast» auf die Worte von Jesus am Kreuz zurück. Ein deutlicher Hinweis auf das Milieu, in dem dieser Internats-Roman angesiedelt ist, ein katholisches Internat …
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Weniger wäre mehr gewesen
Der Debütroman von Paul Ingendaay greift mit seinem Titel «Warum du mich verlassen hast» auf die Worte von Jesus am Kreuz zurück. Ein deutlicher Hinweis auf das Milieu, in dem dieser Internats-Roman angesiedelt ist, ein katholisches Internat nämlich. Der Autor beschreibt darin eigene Erfahrungen, wie er im Nachwort erklärt. Er habe ganze siebzehn Jahre gebraucht, bis er nach der Erstfassung und nach langen Schreibpausen dann seine auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte ‹in einem Rutsch› neu geschrieben habe.
In einem Knaben-Internat fühlt sich der fünfzehnjährige Bücherwurm Marko sehr alleingelassen. Zwangsläufig beschäftigte er sich viel mit Gott, in der Adoleszenz gewinnt natürlich auch die «Mädchenfrage» eine immer größere Bedeutung, seine wahre Leidenschaft aber sind die Bücher, die ihm dann auch über seine gelegentlichen Nihilismus-Anfälle hinweghelfen. Leitmotivisch zieht sich Robinson Crusoe durch die Erzählung, der ja, ebenfalls alleingelassen, ähnlich gefordert war wie Marko auf seiner einsamen Internats-Insel. Dort herrscht eine strenge Ordnung, die Zöglinge werden geschlagen und gedemütigt, die rigorose religiöse Erziehung ähnelt in ihren drastischen Methoden eher einer Gehirnwäsche als der einfühlsamen Vermittlung moralischer Werte. Neben den Büchern helfen ihm nicht nur seine Kumpels über all den Frust hinweg, vor allem auch sein Religionslehrer, Bruder Gregor, ist ihm ein Mentor und unermüdlicher, literarisch kompetenter Gesprächspartner, der so gar nicht in diese Knaben-Zuchtanstalt hineinpasst. Auch bei dem unkonventionellen Hausmeister ist Marko oft zu einem Plausch, und der lässt ihn das geheimnisvolle «Buch der Ordnungen» lesen, eine Art Internats-Almanach. Als Marko erfährt, dass seine in Köln lebenden Eltern sich getrennt haben, bricht eine Welt für ihn zusammen, auch den sicheren Hafen der Familie gibt es nun nicht mehr für ihn. Bis schließlich etwas Schreckliches passiert und Marko sich moralisch verpflichtet fühlt, die arglistig vertuschte, bittere Wahrheit ans Licht zu bringen.
Paul Ingendaay hat für seinen in den 1970er Jahren angesiedelten Roman, der ja an die Internats-Geschichten von Hesse oder Musil erinnert, eine eigene Sprache gefunden, in der er seinen rebellischen Ich-Erzähler und Protagonisten reden lässt, ein konsequent durchgehaltener Jugend-Slang, wie er ähnlich auch bei Salinger zu finden ist. Vor allem aber die oft absurd komischen Gedankengänge des Helden unterscheiden den Roman von seinen großen Vorbildern und machen ihn zu einer unterhaltsamen Lektüre. Dem stehen gleichwertig allerdings ebenso viele kontemplative Abschnitte zu philosophischen Fragen gegenüber. Die werden neben vielen Bibelzitaten auch mit Zitaten von Kierkegaard bis Seneca untermauert und in funkelnden Dialogen erörtert. Der aufgeweckte und belesene Marko erweist sich dabei nicht nur als rhetorisch gewandt, er spricht gelegentlich auch den Leser direkt an und benutzt dabei oft spöttisch einen predigtartigen Ton. Er und viele der originellen Romanfiguren wirken sympathisch, und sogar der eine oder andere bigotte Erzieher zeigt manchmal, dass er eine versteckte menschliche Seite hat. Aber das bleibt die Ausnahme! «Gewalt gehört zur katholischen Kirche wie Hostie und Weihrauch» heißt es im Roman, und das ist letztendlich auch hier die bittere Erkenntnis.
Neben einem wenig dramatischen, aber stimmig bis zum Ende anhaltenden Spannungs-Bogen überzeugt dieser Roman vor allem mit seiner anschaulich beschriebenen Internats-Atmosphäre. Zu der gehören auch die Zumutungen der «Schädelstätte», wie die Zöglinge die grottenschlechte Internatsküche in ihrem Jargon verächtlich bezeichnen. Es ist letztendlich dieser juvenile Jargon, der diesen astreinen Internats-Roman zu einer ebenso amüsanten wie bereichernden Lektüre mit einigem gedanklichen Tiefgang macht. Ein deutlicher Wehrmutstropfen ist dabei allerdings seine schiere Länge, zweihundert Seiten weniger wäre mehr gewesen!
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