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Ein kleines Dorf in Bayern, mit einer Bäckerei, in der es noch das gute Brot gibt und vor allem: Geschichten. Die vom See, der durch einen Sturm entstanden ist und niemals zufriert. Die vom toten Wald, der die Macht hat zu bestimmen, wer ihn finden und betreten kann. Die vom reichen Münchner, der im roten Cabrio kam und die Anna holte. Vom Tresen weg, und jeder wusste, dass daran alles falsch war. Und die von seinem Enkel Sam, dem Krähenjungen, den er als seinen Stammhalter heranzog und an dem ohnehin alles falsch war.Was aber, wenn es mehr sind als bloße Dorfgeschichten? Was, wenn mit dem...
Ein kleines Dorf in Bayern, mit einer Bäckerei, in der es noch das gute Brot gibt und vor allem: Geschichten. Die vom See, der durch einen Sturm entstanden ist und niemals zufriert. Die vom toten Wald, der die Macht hat zu bestimmen, wer ihn finden und betreten kann. Die vom reichen Münchner, der im roten Cabrio kam und die Anna holte. Vom Tresen weg, und jeder wusste, dass daran alles falsch war. Und die von seinem Enkel Sam, dem Krähenjungen, den er als seinen Stammhalter heranzog und an dem ohnehin alles falsch war.Was aber, wenn es mehr sind als bloße Dorfgeschichten? Was, wenn mit dem Krähenjungen nun etwas zurückgekehrt ist, an das niemand glauben will und von dem doch jeder weiß, dass es da ist?Halt dich fern von dem Jungen, sagen die Dorfbewohner. Doch was, wenn er zu dir kommt?
Sonja Kettenring, 1978 in Heidelberg geboren, lebt im Kraichgau. Sie studierte Wirtschaftsinformatik, entwickelte Software und lernte, wie man Programmcode von überflüssigem Ballast befreit. Eine Fähigkeit, die sich auch auf das Schreiben von Geschichten positiv auswirkt. Geschichten schreibt sie mittlerweile viel lieber als Programme.
Produktdetails
- Verlag: Edition W
- Seitenzahl: 223
- Erscheinungstermin: 19. Februar 2024
- Deutsch
- Abmessung: 205mm x 130mm x 24mm
- Gewicht: 348g
- ISBN-13: 9783949671104
- ISBN-10: 3949671102
- Artikelnr.: 69211290
Herstellerkennzeichnung
Edition W GmbH
Waldstraße 12a
63263 Neu-Isenburg
info@westendverlag.de
„Es war einmal …“ So beginnt das „poetisch-düstere Erwachsenenmärchen“ in einer unbestimmten Zeit im fiktiven bayerischen Dorf Moosbruck. Es liegt am Rande eines dunklen toten Waldes, der so dicht ist, dass der Schnee nicht bis auf den Boden dringt. In dem …
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„Es war einmal …“ So beginnt das „poetisch-düstere Erwachsenenmärchen“ in einer unbestimmten Zeit im fiktiven bayerischen Dorf Moosbruck. Es liegt am Rande eines dunklen toten Waldes, der so dicht ist, dass der Schnee nicht bis auf den Boden dringt. In dem etwas Schreckliches passiert ist. Die Dorfbewohner schweigen, bekreuzigen und bemühen sich abergläubisch, nicht mit dem Vergangenen in Berührung zu kommen.
Viele Protagonist:innen betreten die Bühne und lassen ihren Blick über das Dorf schweifen. Es wird unübersichtlich. Weiß man doch nicht, wer eine Bedeutung für die Geschichte haben wird und wie sie zueinander in Verbindung stehen. Doch bald und immer schärfer richtet sich der Fokus auf Karolina, ihre kleine Tochter Emmi und auf IHN, den KRÄHENJUNGEN, der inzwischen ein Mann ist. Sie sind ANDERS. Vor allem Sam, der Krähenjunge mit den dunklen Augen bringt mit seiner Rückkehr auch düstere Vorahnungen ins Dorf. Ist nicht alles, was bisher an Unheil geschah seine oder die Schuld seiner Familie? Er ist der Einzige, der in dem See, der niemals zufriert, schwimmen geht. Es heißt, der See gebe niemanden, der mit ihm in Berührung kommt, wieder her. Und Karolina? Sie schwimmt auch – und ertrinkt - in seinen dunklen Augen.
„Geh nicht hin, sagen sie, aber hier bist du und du wirst wiederkommen, du weißt es. Der See hat seine Fäden um dich gesponnen, du bist ihm ins Netz gegangen.“ S.14
Und dann geschieht ein Verbrechen. Zwei Polizisten kommen ins Dorf. Beginnen zu ermitteln und sich zu verstricken. Wo ist die Grenze zwischen Gut und Böse? Gibt es sie überhaupt?
„Du tauchst wieder auf, denkst, dass man sie vielleicht doch abstreifen kann, die Dinge. Sich häuten. Aber das Messer, nie ist es scharf genug und alles was bleibt, sind Narben.“ S.46
Sonja Kettenring hat hier einen poetisch und reduziert erzählten Text geschaffen, der Heimatroman, Liebesgeschichte, Krimi und Schauermärchen, in einem ist.
Er erinnert mich an einen dieser dunklen, leisen „Tatort“e, in denen es mehr um das Zeigen archaischer Naturgewalten, zerrütteter Familien und konservativer ländlicher Rückständigkeit geht, als um den Fall.
Es bleibt unkonkret und entwickelt trotzdem einen Sog, dem ich mich irgendwann nicht mehr entziehen kann. Und doch bleib ich wachsam, um nichts zu verpassen. Und am Ende beschleicht mich das Gefühl, nichts geschnallt zu haben. Oder alles. Da bin ich echt unsicher.
Ich finde, es ist ein spannendes Debüt. Sonja Kettenring wird als Informatikerin, die heute als Postbotin arbeitet und „viel lieber Geschichten als Programme“ schreibt, vorgestellt. Was mich sehr neugierig gemacht hat. Es ist eine besondere Geschichte aus einem besonderen Verlag, der seit Februar 2022 am Start ist. „Mit Büchern, die mit den Mitteln des Erzählens politische Prozesse und gesellschaftliche Veränderungen begleiten. Vornehmlich von Frauen, die etwas zu sagen, besser: zu erzählen haben.“ – Verlags-Homepage
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Es war einmal …
… ein See, der nie zufriert, in dem nichts lebt, in dem nie jemand schwimmt. Dort draußen in dem toten Wald, in dem ein toter Wolf vor einer einsamen Hütte wacht.
»Geh nicht hin, sagen sie, aber hier bist du und wirst wiederkommen, du weißt …
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Es war einmal …
… ein See, der nie zufriert, in dem nichts lebt, in dem nie jemand schwimmt. Dort draußen in dem toten Wald, in dem ein toter Wolf vor einer einsamen Hütte wacht.
»Geh nicht hin, sagen sie, aber hier bist du und wirst wiederkommen, du weißt es. Der See hat seine Fäden um dich gesponnen, du bist ihm ins Netz gegangen.« S.14
Doch Karoline wird magisch davon angezogen und von Sam, der zurückgekehrt ist. Sam, der Krähenjunge, der gar kein Junge ist und nie einer war, den eine seltsame Stille umgibt. Von dem alle in der Bäckerei reden und doch schweigen. Der Enkel von der Anna, die vor vielen Jahren von einem reichen Münchner im Cabrio mitgenommen wurde. Märchen, denkt sich Karolina, sie erzählen nichts als Märchen. Doch dann spürt sie Sams unheimliche Aura, der sie sich nicht entziehen kann.
Auch wir Leser*innen können uns nicht dem unheimlichen, schaurigen Sog entziehen, der entsteht, wenn die Autorin viele Stimmen zu Wort kommen lässt. Menschen, die Sam kannten oder auch nur die Gerüchte über ihn, dem scheinbar alles gelingt, der auftaucht und verschwindet, der die Gabe hat, Menschen anzuziehen.
»Und dann hat er mich angesehen, mit diesem ganz speziellen Sam-Blick, bei dem du automatisch die Arme hochreißen willst zur Abwehr. Aber es hilft ja nichts, du kommst nicht von ihm los, nicht weiter als die Motten vom Licht. Nur das Sam kein Licht gibt, nicht die kleinste Spur davon.« S.127
Menschen sterben und die Leute wissen, dass Sam der Schuldige ist, allein, weil er in ihrer Nähe war. Oder wollen sie es nur wissen? Sie legen die Fährte, der die Polizei folgen soll, nur damit alles wieder so wird, wie es war, bevor das Gewitter den See erschaffen hat, von dem es heißt, gefrorene Blitze lägen noch immer auf dessen Grund.
Es ist ein atmosphärisches Debüt, dass hier die Autorin auf unkonventionelle, poetische Weise erzählt. In vielen Perspektiven versucht sie Sams Geschichte und seinem Wesen auf den Grund zu gehen. Spinnt viele Fäden, die sich verknüpfen oder auch nicht, hebt die Chronologie der Ereignisse auf und lüftet doch nie den Nebelschleier ganz. Etwas Mystisches, Dunkles schwebt beim Lesen ständig über einem, greift nach einem und irgendwann lässt man sich einfach treiben.
Alte Familiengeschichten, wabernde Gerüchte, Tod, Verlust und Leid – um all das dreht sich die Geschichte und lässt sich doch nicht greifen. Ebenso wenig lässt es sich in irgendein Genre einordnen – muss es auch gar nicht. Ob nun Schauergeschichte, modernes Märchen oder Krimi, man muss sich nur drauf einlassen.
Wer die Atmosphäre von Tannöd mochte, oder Geschichten, die die Grenzen zur Wirklichkeit aufheben, mit der Wahrnehmung spielen, findet im Krähenjungen eine sehr lesenswerte Geschichte. Mich hat sie absolut gefesselt.
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