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Ungarn zwischen den Weltkriegen. Der Bauernjunge Béla zieht vom Land zu seiner jungen, lebenshungrigen Mutter in die Budapester Vorstadt. Sein Entschluss ist gefasst: Er will die Armut hinter sich lassen und sie erobern, diese märchenhafte, andere Welt. Als Liftboy in einem Luxushotel taucht er in die dekadente Gesellschaft der Reichen und Schönen ein. Als eines Nachts die schöne, geheimnisvolle Gattin seiner Exzellenz nach ihm klingelt, glaubt Béla seine Stunde gekommen ...
János Székely, geboren 1901 in Budapest, verließ Ungarn, als Horthy die Macht ergriff, und kam als Achtzehnjähriger nach Berlin. Er verfasste Drehbücher, u. a. für Stummfilme mit Marlene Dietrich. 1934 lud Ernst Lubitsch ihn zur Arbeit nach Hollywood ein, 1938 emigriert er definitiv in die USA. 1940 erhielt er den Oscar für die Buchvorlage zu ¿Arise, My Love¿. Sechs Jahre später erschien sein Roman ¿Verlockung¿ und machte ihn auch als Schriftsteller berühmt - von der Kritik wurde er dafür mit Dickens, Zola und Fallada verglichen. Während der McCarthy-Ära erneut verfolgt, verbrachte er mit Frau und Tochter sechs Jahre in Mexiko, bevor er 1957 einem Angebot der DEFA in die DDR folgte. Er starb 1958 in Ostberlin.
Produktdetails
- btb Bd.73510
- Verlag: btb
- Originaltitel: Kisértés
- Seitenzahl: 811
- Erscheinungstermin: Juni 2007
- Deutsch
- Abmessung: 190mm
- Gewicht: 625g
- ISBN-13: 9783442735105
- ISBN-10: 3442735106
- Artikelnr.: 20943222
Herstellerkennzeichnung
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Das Buch schildert den Lebensweg des in ärmlichste Verhältnisse hineingeborenen Jungen Béla vor dem Hintergrund der politischen Situation im Ungarn der Jahre zwischen den Weltkriegen. Die Vitalität des Jungen, sein Streben nach Bildung und Fortkommen und sein Optimismus allen …
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Das Buch schildert den Lebensweg des in ärmlichste Verhältnisse hineingeborenen Jungen Béla vor dem Hintergrund der politischen Situation im Ungarn der Jahre zwischen den Weltkriegen. Die Vitalität des Jungen, sein Streben nach Bildung und Fortkommen und sein Optimismus allen Widrigkeiten zum Trotz sorgen dafür, dass dem Roman durchgehend eine positive Grundstimmung eigen ist. Der Gegensatz zu den erbärmlichsten Lebensbedingungen könnte größer nicht sein und macht dieses Buch für mich, zusammen mit dem lebendigen und bildhaften Schreibstil Székelys, zu einem literarischen Juwel.
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Budapest in den 20iger und 30iger Jahren: Hunger, Leid, Not, Arbeitslosigkeit und illegaler Untergrund.
Béla muss sich, als Hotelboy in einem der besten Hotels Budapests, sein Geld verdienen, aber eigentlich verdient er nichts, sondern er darf nur sein Trinkgeld mit nach Hause nehmen. Zu …
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Budapest in den 20iger und 30iger Jahren: Hunger, Leid, Not, Arbeitslosigkeit und illegaler Untergrund.
Béla muss sich, als Hotelboy in einem der besten Hotels Budapests, sein Geld verdienen, aber eigentlich verdient er nichts, sondern er darf nur sein Trinkgeld mit nach Hause nehmen. Zu Hause ist die Wohnung, die er sich mit seinen Eltern (Mutter immer, Vater gelegentlich da) und Manci teilt. Zwei Zimmer und kaum Platz für sich. Manci hat sich das Bett gemietet - zahlender Schlafgast, was in dieser Zeit nichts ungewöhnliches war, da die Mieten sehr hoch waren. Der Hunger und die Angst vor dem Verlust der Wohnung und damit auch der soziale Abstieg in die Gosse sind immer allwärtig. Die Mutter hungert für den Sohn und wäscht für andere die Wäsche. Béla sieht jeden Tag die Klassenunterschiede und muss doch immer lächeln und den gnädigen Damen und Herren zu Diensten sein. Seine Wut auf die Ungerechtigkeit wächst, wie auch die Arbeitsosigkeit in Ungarn. Es brodelt und immer mehr Menschen verlieren ihre Arbeit, ihr Zuhause und ihr Leben. Auch für Béla wird es immer härter und er muss Verluste aushalten.
Die Geschichte ist spannend und bedrückend und durch den guten Schreibstil kann man sehr gut in die Geschichte eintauchen. Die Umstände werden detailliert beschrieben und der geschichtliche Hintergrund gut eingebaut, so dass man mit Béla und den anderen Charakteren mitfühlen kann.
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Mitreißend: Janos Székelys Verlockung
Zuallererst ist dies ein wunderbares Buch, das tiefste und leidenschaftlichste, das mir bisher begegnet ist, und zugleich das spannendste und verrückteste, das traurigste und komischste, und ich weiß, dass selbst diese Superlative die …
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Mitreißend: Janos Székelys Verlockung
Zuallererst ist dies ein wunderbares Buch, das tiefste und leidenschaftlichste, das mir bisher begegnet ist, und zugleich das spannendste und verrückteste, das traurigste und komischste, und ich weiß, dass selbst diese Superlative die Qualität des Buches nicht beschreiben können. Und es gibt Bilder in Székelys Sprache, die sind umwerfend, weil sie so gut sind.
Székely erzählt die Geschichte des Jungen Béla, der, in unfassbarer Armut aufwachsend, zum Liebhaber „Seiner Exzellenz“ aufsteigt und als Kämpfer zu den Seinen, den Mittel- und Rechtlosen, zurückfindet.
Es ist ein ganz und gar parteiisches Buch. Hier die Machtlosen, dem die Zuwendung des Autors gilt, und dort die Mächtigen, die er mit Spott, Hohn und Verachtung abhandelt. Und doch ist sein Roman alles andere als platt oder gar propagandistisch. Dafür sind die Machtlosen selbst zu fehlerhaft, lasterhaft und schwächlich. Und es gelingt dem Autor, seine Parteilichkeit auf den Leser zu übertragen. Ich habe mit Béla und seinen Leuten gelitten und gekämpft und gehofft, auf ein besseres Leben.
Gleichwohl, die Machtlosen sind nicht immer die Unterlegenen. Zwei Szenen, die ich für die besten des Buches halte, belegen dieses. Im Wettstreit des Händedrückens zerquetscht Bela die Hand des skrupellosen Abgeordneten, nachdem dieser zuvor das Gleiche bei Béla versucht hat und gescheitert ist. Und das im Angesicht „Seiner Exzellenz“, deren Schönheit und Laszivität alle Männer verrückt macht! Und dann die Szene, als Bela von „Seiner Exzellenz“ gerufen wird und sie ihn, halbnackt, in ihrem Zimmer empfängt. Sie spielt mit seiner Erregung, gerät selbst außer Sinnen und als er, angestachelt davon, über sie herfällt, nimmt sie sich, was ihr impotenter Mann nicht geben kann. Eindringlicher, leidenschaftlicher und ästhetischer kann Erotik nicht geschrieben werden; es ist das schärfste, was ich dazu gelesen habe. Und zugleich ist diese Szene viel mehr. Sie ist der Höhepunkt der gegenseitigen moralischen und psychischen Ausbeutung, und diese ist, naturgemäß, gegenseitig.
Insofern ist die Verlockung, der Béla erliegt, oberflächlich nichts anderes, als die Verlockung, der „Seine Exzellenz“ erliegt. Tatsächlich sind die Unterschiede aber eben doch gravierend, und deshalb entsagt Béla, als sein Verstand wieder die Oberhand gewinnt, seiner Leidenschaft, wenn auch unter großen Schmerzen, und kämpft hinfort auf der richtigen Seite um Leben und Freiheit, mit den Unterdrückten, gegen die Unterdrücker.
Warum leben Leute wie János Székely nicht länger? Der Roman ist ja nicht zu Ende, und ich hätte gern erfahren, was Béla die Jahre danach, in anderen Umständen, wie etwa unseren heutigen demokratisch verfassten Gesellschaftenn, widerfahren wäre. Verlockungen sind allgegenwärtig und entstehen in immer neuer Verkleidung, wie wäre er damit umgegangen?
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