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"Ein beeindruckender Gesellschaftsroman in der Tradition von Dickens, Zola und Dostojewski" (Elke Heidenreich)
János Székely, geboren 1901 in Budapest, kam auf der Flucht vor dem Horthy-Regime als Achtzehnjähriger nach Berlin. Er verfasste zahlreiche Drehbücher für Stummfilmstars wie Brigitte Helm, Willy Fritsch, Marlene Dietrich, Emil Jannings. 1934 lädt Ernst Lubitsch ihn zur Arbeit nach Hollywood ein; 1938 wandert Székely endgültig aus. Während der McCarthy-Ära wiederum verfolgt, verbrachte er mit seiner Frau und seiner Tochter einige Jahre in Mexiko, bevor er, bereits schwer erkrankt, 1957 einem Angebot der DEFA nach Berlin folgte. Er starb dort 1958.
Produktdetails
- Verlag: SCHIRMERGRAF
- Seitenzahl: 811
- Erscheinungstermin: August 2009
- Deutsch
- Abmessung: 45mm x 139mm x 210mm
- Gewicht: 895g
- ISBN-13: 9783865550156
- ISBN-10: 3865550150
- Artikelnr.: 13429422
Herstellerkennzeichnung
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Janos Szekelys Roman hat den Rezensenten Adam Olschewski offensichtlich mitgerissen. Nicht nur, dass Szekely über eine selten scharfe, mit Wortgewandtheit gepaarte Beobachtungsgabe verfüge, zu der sich auch noch ein untrügliches Gespür für das erzählerische Timing geselle. Auch die Tatsache, dass nichts "dekorativ" oder "harmlos" sei, sowie die ständige Spannung zwischen Aggressivität und Dezenz erklären für den Rezensenten den außergewöhnlichen "Elan", der dem Text zu eigen ist und ihn zu ausgezeichneter Unterhaltung - mit Niveau - macht. Erzählt werden laut Rezensent das Leben des jungen Bela im Ungarn der zwanziger und dreißiger Jahre,
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der nach schwieriger Kindheit als Hotelboy arbeitet und den scharfen Kontrast zwischen privater Misere und luxuriös-dekadenter Hotelgesellschaft erlebt. In den gleichermaßen "Zorn und Mitleid" erregenden Begebenheiten offenbare sich das Mitgefühl des Autors, dies jedoch ohne ins "Pathos" abzudriften. Szekely ergreife eindeutig Partei für das Proletariat, was den Roman stellenweise in die Nähe des Pamphlets rücken lasse. Insofern wirke er auch didaktisch, was der Rezensent durchaus für gewollt hält und auch schätzt, da es nie oberlehrerhaft daherkomme. Szekely sei eben ein "Humanist reinsten Wassers", der im Leser ein "Gerechtigkeitsgefühl" wecken wolle, der die menschliche "Geisteskraft" hochhalte und sich auf die "primären Bedürfnisse" besinne, die in der Wohlstandsgesellschaft verloren gegangen seien.
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Ach, bringen Sie mir doch bitte einen Sekt aufs Zimmer
Leben im Nobelhotel: János Székelys packender Schelmenroman "Verlockung" aus dem Ungarn der Horthy-Zeit
Was Ernst Lubitsch, der den Autor nach Hollywood holte, für den Film war, ist János Székely für den Roman dann doch nicht geworden: ein Artist der scharfen, aber zugleich lustspielhaft leichten, witzigen politischen Satire. Székely wollte Bitterkeit nicht mit Gefälligkeit garnieren. Aber er machte seinen Weg zunächst als Drehbuchautor.
Als nach dem Ersten Weltkrieg Admiral Horthy mit der gegenrevolutionären Nationalarmee in Budapest einmarschierte, mußte der achtzehnjährige Székely, der gerade ein Antikriegsgedicht veröffentlicht hatte, aus Ungarn
Leben im Nobelhotel: János Székelys packender Schelmenroman "Verlockung" aus dem Ungarn der Horthy-Zeit
Was Ernst Lubitsch, der den Autor nach Hollywood holte, für den Film war, ist János Székely für den Roman dann doch nicht geworden: ein Artist der scharfen, aber zugleich lustspielhaft leichten, witzigen politischen Satire. Székely wollte Bitterkeit nicht mit Gefälligkeit garnieren. Aber er machte seinen Weg zunächst als Drehbuchautor.
Als nach dem Ersten Weltkrieg Admiral Horthy mit der gegenrevolutionären Nationalarmee in Budapest einmarschierte, mußte der achtzehnjährige Székely, der gerade ein Antikriegsgedicht veröffentlicht hatte, aus Ungarn
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fliehen. In Berlin verdingte er sich bei einer Speditionsfirma. Aber das Antikriegsthema ließ ihn nicht los, das neue Medium Film zog ihn an. Er gab seinen Einstand mit dem Drehbuch zum Film "Namenlose Helden" (1926), der noch mit vielen Laiendarstellern inszeniert wurde, aber die Filmproduzenten und -regisseure auf ihn aufmerksam machte und ihn schließlich als Drehbuchautor zur Ufa brachte. Zu seinen bekanntesten Filmen gehörten "Ungarische Rhapsodie" (1928) und vor allem "Die schönen Tage von Aranjuez" (1934) mit Brigitte Holm, Gustaf Gründgens und Wolfgang Liebeneiner. Gemeinsam mit Ernst Lubitsch bearbeitete er den Stoff für den amerikanischen Film: "Desire" (1936), mit Marlene Dietrich und Gary Cooper in den Hauptrollen, wurde zum Welterfolg.
Damit war der Boden in Amerika bereitet, wohin Székely 1938 endgültig emigrierte und wo er bereits 1940 den Oscar für das Drehbuch zu "Arise my Love" erhielt. Er schrieb unter zwei Pseudonymen; das eine blieb dem Drehbuchautor, das andere dem Romancier vorbehalten. Denn sein Ehrgeiz galt einzig dem Roman. Auf "You can't do that to Svoboda" folgte 1946 "Temptation". Beiden Werken war die amerikanische Literaturkritik wohlgesinnt. Jetzt ist "Temptation" unter dem Titel "Verlockung" in deutscher Übersetzung neu erschienen.
Obwohl selbst in Budapest großgeworden, wählt János Székely als Hauptfigur und Ich-Erzähler einen unehelich geborenen und elternlos aufwachsenden Bauernjungen aus der ungarischen Provinz. Für die Wandlung des Habenichts zum Helden hält die europäische Literatur in Form des Schelmenromans seit Jahrhunderten ein höchst wirkungsvolles Modell. Dienend, aber innerlich aufsässig gegen seine Herren, schlägt sich der Pikaro mit redlichen und unredlichen Mitteln durchs Leben und läßt sich kein Abenteuer entgehen. Häufig ist der pikarische Roman auch literarischer Ausdruck sozialen Protests. Von diesem Kernmuster weicht "Verlockung" ab durch die Reduzierung vieler Schauplätze auf zwei und durch den Verzicht auf eine spielerische Ironie zugunsten einer Sprache der Verbitterung.
Der Ich-Erzähler Béla, auf der Durchreise seines Vaters gezeugt, wird von seiner sechzehnjährigen Mutter einer ausgedienten Hure übergeben, die unehelichen Kindern ein Obdach bietet. Das Heim wird für den Jungen zur wahren Schinderstätte: "Ich wuchs heran wie Unkraut." Rozika, eine Slowakin, ähnelt der einem Märchen entstiegenen, leibgewordenen Hexe. Erst mit zehn Jahren wird Béla in die Schule geschickt. Aus dem unsäglichen Elend befreit ihn schließlich die Mutter - aber nur, um ihn in den Slum der Großstadt zu holen, in eine Wohnung im Stadtteil Neu-Pest, wo sie für kümmerlichen Lohn als Wäscherin arbeitet. Hier nun mündet der Roman in eine Variante des amerikanischen Kinomärchens vom Tellerwäscher, der zum Millionär aufsteigt. Als Béla in einem Budapester Nobelhotel als Boy angestellt wird, nimmt die Handlung Fahrt auf. Im Hotel trifft sich die große Welt der Reichen, und die Abenteuerlust, die der Pikaro Béla von seinem Vater geerbt hat, wird befriedigt, ohne daß er die Orte wechseln muß. Er verliebt sich in Patsy, eine dreizehnjährige, liebenswürdig-vertrauliche Amerikanerin, die mit ihrem Vater eine Zeitlang im Hotel wohnt. Bélas Sehnsucht nach Amerika verstärken die Erzählungen des Vaters, der als ausgemusterter Seemann zur Familie gestoßen ist. Doch ihn erwarten andere Verheißungen. Der Frau des ungarischen Vertreters beim Völkerbund in Genf darf er den Hund ausführen, und dank der Anhänglichkeit jenes Cäsars ist Béla dazu ausersehen, abends eine Flasche Sekt aufs Zimmer zu bringen. Der Gast, mit dem die Dame anzu stoßen wünscht, ist Béla selber. Die exzentrische Liebhaberin reizt die erotische Phantasie und Lust des inzwischen Sechzehnjährigen, läßt ihn jedoch bald fallen.
Den Verlockungen der großen Welt und der Halbwelt der Reichen tritt ein ganz anderer Sog entgegen: jener der Idee der proletarischen Revolution. Als ihm ein Kollege das "Das Abc des Sozialismus" zu lesen gibt, überwindet Béla seine Abneigung gegen den "Oberlehrerton" und die "Sonntagsschulreden" des Freundes und beschließt, seine Zukunft nicht länger "im weichen Bett des Kapitalismus" zu suchen. Schon früh hat er Verse zu schreiben begonnen, nun nimmt sein Dichten eine Wende ins Utopische. Da aber tritt auf Verabredung mit dem Personalchef, den man im Hotel hinter vorgehaltener Hand nicht von ungefähr "Mussolini" nennt, der "Greifer" in Bélas Leben, ein Aktivist der Nationalen Bewegung, dem die bloße Nähe des Horthy-Regimes zum Faschismus Mussolinis und zum Nationalsozialismus Hitlers nicht genügt. Béla soll sich als Spitzel in die Sozialdemokratische Partei einschleichen; im Fall der Weigerung droht ihm Entlassung. Derart in politische Machenschaften hineingerissen, flieht Béla als blinder Passagier auf einem österreichischen Donauschiff aus Ungarn. So öffnet sich der Pikaroroman zur Geschichtsparabel.
Trotz Székelys Erfahrung läßt sich die Erzählweise des Romans nicht als filmisch bezeichnen. In der Detailgenauigkeit und der Darstellung sozialer Konflikte folgt Székely eher dem Vorbild Zolas. Aber im Aufbau von Szenen und Dialogen verrät sich doch die handwerkliche Erfahrung des Drehbuchschreibers, mit der er den Leser ganz in den Bann dieses Abenteuerromans zu schlagen vermag. Selbst die Gleichförmigkeit des Elends setzt Székely in fesselnde Erzählung um. Daß der Verlauf der Geschichte den Leser heute auch zu einer geheimen Gegenlektüre nötigt, hat andere Ursachen.
Der Pikaroroman schafft in reflektierenden Einschüben des Ich-Erzählers Platz für moralische und bekennerische Kommentare oder für Gedanken der Weltabkehr. An ihre Stelle tritt in Székelys Roman jene Idee und Utopie einer klassenlosen Gesellschaft, die seinerzeit nicht nur viele Schriftsteller faszinierte. Das erklärt auch, weshalb die 1959 in der DDR erschienene deutsche Ausgabe neunmal aufgelegt wurde, obwohl nirgendwo ein Jubelwort über die russische Oktoberrevolution und über Lenin oder Stalin fällt. Aber den Traum von einer klassenlosen Gesellschaft hat die Geschichte nach den Fehlversuchen seiner Realisierung gründlich zerstört.
Der Emigrant János Székely wich in der McCarthy-Ära vorübergehend aus den Vereinigten Staaten nach Mexiko aus. In Berlin entsann man sich des früheren Mitarbeiters der UFA. Székely folgte dem Ruf der Ost-Berliner DEFA, erkrankte aber 1957 so schwer, daß ihm die ersehnte Rückkehr in die ungarische Heimat nicht mehr möglich war.
János Székely: "Verlockung". Roman. Aus dem Ungarischen übersetzt von Ita Szent-Iványi. Verlag SchirmerGraf, München 2005. 816 S., geb., 24,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Damit war der Boden in Amerika bereitet, wohin Székely 1938 endgültig emigrierte und wo er bereits 1940 den Oscar für das Drehbuch zu "Arise my Love" erhielt. Er schrieb unter zwei Pseudonymen; das eine blieb dem Drehbuchautor, das andere dem Romancier vorbehalten. Denn sein Ehrgeiz galt einzig dem Roman. Auf "You can't do that to Svoboda" folgte 1946 "Temptation". Beiden Werken war die amerikanische Literaturkritik wohlgesinnt. Jetzt ist "Temptation" unter dem Titel "Verlockung" in deutscher Übersetzung neu erschienen.
Obwohl selbst in Budapest großgeworden, wählt János Székely als Hauptfigur und Ich-Erzähler einen unehelich geborenen und elternlos aufwachsenden Bauernjungen aus der ungarischen Provinz. Für die Wandlung des Habenichts zum Helden hält die europäische Literatur in Form des Schelmenromans seit Jahrhunderten ein höchst wirkungsvolles Modell. Dienend, aber innerlich aufsässig gegen seine Herren, schlägt sich der Pikaro mit redlichen und unredlichen Mitteln durchs Leben und läßt sich kein Abenteuer entgehen. Häufig ist der pikarische Roman auch literarischer Ausdruck sozialen Protests. Von diesem Kernmuster weicht "Verlockung" ab durch die Reduzierung vieler Schauplätze auf zwei und durch den Verzicht auf eine spielerische Ironie zugunsten einer Sprache der Verbitterung.
Der Ich-Erzähler Béla, auf der Durchreise seines Vaters gezeugt, wird von seiner sechzehnjährigen Mutter einer ausgedienten Hure übergeben, die unehelichen Kindern ein Obdach bietet. Das Heim wird für den Jungen zur wahren Schinderstätte: "Ich wuchs heran wie Unkraut." Rozika, eine Slowakin, ähnelt der einem Märchen entstiegenen, leibgewordenen Hexe. Erst mit zehn Jahren wird Béla in die Schule geschickt. Aus dem unsäglichen Elend befreit ihn schließlich die Mutter - aber nur, um ihn in den Slum der Großstadt zu holen, in eine Wohnung im Stadtteil Neu-Pest, wo sie für kümmerlichen Lohn als Wäscherin arbeitet. Hier nun mündet der Roman in eine Variante des amerikanischen Kinomärchens vom Tellerwäscher, der zum Millionär aufsteigt. Als Béla in einem Budapester Nobelhotel als Boy angestellt wird, nimmt die Handlung Fahrt auf. Im Hotel trifft sich die große Welt der Reichen, und die Abenteuerlust, die der Pikaro Béla von seinem Vater geerbt hat, wird befriedigt, ohne daß er die Orte wechseln muß. Er verliebt sich in Patsy, eine dreizehnjährige, liebenswürdig-vertrauliche Amerikanerin, die mit ihrem Vater eine Zeitlang im Hotel wohnt. Bélas Sehnsucht nach Amerika verstärken die Erzählungen des Vaters, der als ausgemusterter Seemann zur Familie gestoßen ist. Doch ihn erwarten andere Verheißungen. Der Frau des ungarischen Vertreters beim Völkerbund in Genf darf er den Hund ausführen, und dank der Anhänglichkeit jenes Cäsars ist Béla dazu ausersehen, abends eine Flasche Sekt aufs Zimmer zu bringen. Der Gast, mit dem die Dame anzu stoßen wünscht, ist Béla selber. Die exzentrische Liebhaberin reizt die erotische Phantasie und Lust des inzwischen Sechzehnjährigen, läßt ihn jedoch bald fallen.
Den Verlockungen der großen Welt und der Halbwelt der Reichen tritt ein ganz anderer Sog entgegen: jener der Idee der proletarischen Revolution. Als ihm ein Kollege das "Das Abc des Sozialismus" zu lesen gibt, überwindet Béla seine Abneigung gegen den "Oberlehrerton" und die "Sonntagsschulreden" des Freundes und beschließt, seine Zukunft nicht länger "im weichen Bett des Kapitalismus" zu suchen. Schon früh hat er Verse zu schreiben begonnen, nun nimmt sein Dichten eine Wende ins Utopische. Da aber tritt auf Verabredung mit dem Personalchef, den man im Hotel hinter vorgehaltener Hand nicht von ungefähr "Mussolini" nennt, der "Greifer" in Bélas Leben, ein Aktivist der Nationalen Bewegung, dem die bloße Nähe des Horthy-Regimes zum Faschismus Mussolinis und zum Nationalsozialismus Hitlers nicht genügt. Béla soll sich als Spitzel in die Sozialdemokratische Partei einschleichen; im Fall der Weigerung droht ihm Entlassung. Derart in politische Machenschaften hineingerissen, flieht Béla als blinder Passagier auf einem österreichischen Donauschiff aus Ungarn. So öffnet sich der Pikaroroman zur Geschichtsparabel.
Trotz Székelys Erfahrung läßt sich die Erzählweise des Romans nicht als filmisch bezeichnen. In der Detailgenauigkeit und der Darstellung sozialer Konflikte folgt Székely eher dem Vorbild Zolas. Aber im Aufbau von Szenen und Dialogen verrät sich doch die handwerkliche Erfahrung des Drehbuchschreibers, mit der er den Leser ganz in den Bann dieses Abenteuerromans zu schlagen vermag. Selbst die Gleichförmigkeit des Elends setzt Székely in fesselnde Erzählung um. Daß der Verlauf der Geschichte den Leser heute auch zu einer geheimen Gegenlektüre nötigt, hat andere Ursachen.
Der Pikaroroman schafft in reflektierenden Einschüben des Ich-Erzählers Platz für moralische und bekennerische Kommentare oder für Gedanken der Weltabkehr. An ihre Stelle tritt in Székelys Roman jene Idee und Utopie einer klassenlosen Gesellschaft, die seinerzeit nicht nur viele Schriftsteller faszinierte. Das erklärt auch, weshalb die 1959 in der DDR erschienene deutsche Ausgabe neunmal aufgelegt wurde, obwohl nirgendwo ein Jubelwort über die russische Oktoberrevolution und über Lenin oder Stalin fällt. Aber den Traum von einer klassenlosen Gesellschaft hat die Geschichte nach den Fehlversuchen seiner Realisierung gründlich zerstört.
Der Emigrant János Székely wich in der McCarthy-Ära vorübergehend aus den Vereinigten Staaten nach Mexiko aus. In Berlin entsann man sich des früheren Mitarbeiters der UFA. Székely folgte dem Ruf der Ost-Berliner DEFA, erkrankte aber 1957 so schwer, daß ihm die ersehnte Rückkehr in die ungarische Heimat nicht mehr möglich war.
János Székely: "Verlockung". Roman. Aus dem Ungarischen übersetzt von Ita Szent-Iványi. Verlag SchirmerGraf, München 2005. 816 S., geb., 24,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Packend, kraftvoll und lebendig - Verlockung ist ein packendes Gesellschaftspanorama, dem sich kein Leser entziehen kann ... Die Wiederentdeckung hat sich wahrlich gelohnt!"
Rainer Moritz
"ein großartiger Roman"
bücher
"eine wunderbare, rasant geschriebene Abenteuergeschichte"
InStyle
"ein ebenso lebendiges wie lebenskluges Buch"
SonntagsZeitung
"Ein schillernder Roman aus der Zeit zwischen den Kriegen. Hinreißend schön!"
Dresdner Morgenpost
"János Székely erzählt in seinem packenden Roman - 1959 erstmals auf Deutsch erschienen und nun wieder aufgelegt - nicht nur die herzerweichende Geschichte eines einsamen, ungeliebten, doch selbstbewussten und wissbegierigen kleinen Helden.
Rainer Moritz
"ein großartiger Roman"
bücher
"eine wunderbare, rasant geschriebene Abenteuergeschichte"
InStyle
"ein ebenso lebendiges wie lebenskluges Buch"
SonntagsZeitung
"Ein schillernder Roman aus der Zeit zwischen den Kriegen. Hinreißend schön!"
Dresdner Morgenpost
"János Székely erzählt in seinem packenden Roman - 1959 erstmals auf Deutsch erschienen und nun wieder aufgelegt - nicht nur die herzerweichende Geschichte eines einsamen, ungeliebten, doch selbstbewussten und wissbegierigen kleinen Helden.
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Er gibt auch Eindrücke von den Grauen des Horthy-Regimes, weckt Verständnis für jene Lebensbedingungen, die der Humus für Sozialismus und Kommunismus waren, und macht deutlich, wie sogar Menschen, die strengste Armut diszipliniert hat, in Dekadenz verfallen, sobald sie Geld, Champagner und erotische Leidenschaft dazu verführen. Ein zum Lesen und Weiterdenken hinreißendes Buch!"
Salzburger Nachrichten
„Ein großes Buch…ein herrlicher Abenteuerroman aus dem Ungarn der zwanziger/dreißiger Jahre, eine Lektüre, in der man vollkommen versinkt… Die verschiedenen Schichten der ungarischen Gesellschaft bilden hier ein meisterhaftes Fresko. Alle fundamentalen Fragen werden aufgeworfen: Armut, Reichtum, Hunger, Kälte, Freundschaft, Liebe, Sex. Es ist ein Buch voller Lebenswut…“
Magazine Littéraire
Salzburger Nachrichten
„Ein großes Buch…ein herrlicher Abenteuerroman aus dem Ungarn der zwanziger/dreißiger Jahre, eine Lektüre, in der man vollkommen versinkt… Die verschiedenen Schichten der ungarischen Gesellschaft bilden hier ein meisterhaftes Fresko. Alle fundamentalen Fragen werden aufgeworfen: Armut, Reichtum, Hunger, Kälte, Freundschaft, Liebe, Sex. Es ist ein Buch voller Lebenswut…“
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Das Buch schildert den Lebensweg des in ärmlichste Verhältnisse hineingeborenen Jungen Béla vor dem Hintergrund der politischen Situation im Ungarn der Jahre zwischen den Weltkriegen. Die Vitalität des Jungen, sein Streben nach Bildung und Fortkommen und sein Optimismus allen …
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Das Buch schildert den Lebensweg des in ärmlichste Verhältnisse hineingeborenen Jungen Béla vor dem Hintergrund der politischen Situation im Ungarn der Jahre zwischen den Weltkriegen. Die Vitalität des Jungen, sein Streben nach Bildung und Fortkommen und sein Optimismus allen Widrigkeiten zum Trotz sorgen dafür, dass dem Roman durchgehend eine positive Grundstimmung eigen ist. Der Gegensatz zu den erbärmlichsten Lebensbedingungen könnte größer nicht sein und macht dieses Buch für mich, zusammen mit dem lebendigen und bildhaften Schreibstil Székelys, zu einem literarischen Juwel.
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Budapest in den 20iger und 30iger Jahren: Hunger, Leid, Not, Arbeitslosigkeit und illegaler Untergrund.
Béla muss sich, als Hotelboy in einem der besten Hotels Budapests, sein Geld verdienen, aber eigentlich verdient er nichts, sondern er darf nur sein Trinkgeld mit nach Hause nehmen. Zu …
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Budapest in den 20iger und 30iger Jahren: Hunger, Leid, Not, Arbeitslosigkeit und illegaler Untergrund.
Béla muss sich, als Hotelboy in einem der besten Hotels Budapests, sein Geld verdienen, aber eigentlich verdient er nichts, sondern er darf nur sein Trinkgeld mit nach Hause nehmen. Zu Hause ist die Wohnung, die er sich mit seinen Eltern (Mutter immer, Vater gelegentlich da) und Manci teilt. Zwei Zimmer und kaum Platz für sich. Manci hat sich das Bett gemietet - zahlender Schlafgast, was in dieser Zeit nichts ungewöhnliches war, da die Mieten sehr hoch waren. Der Hunger und die Angst vor dem Verlust der Wohnung und damit auch der soziale Abstieg in die Gosse sind immer allwärtig. Die Mutter hungert für den Sohn und wäscht für andere die Wäsche. Béla sieht jeden Tag die Klassenunterschiede und muss doch immer lächeln und den gnädigen Damen und Herren zu Diensten sein. Seine Wut auf die Ungerechtigkeit wächst, wie auch die Arbeitsosigkeit in Ungarn. Es brodelt und immer mehr Menschen verlieren ihre Arbeit, ihr Zuhause und ihr Leben. Auch für Béla wird es immer härter und er muss Verluste aushalten.
Die Geschichte ist spannend und bedrückend und durch den guten Schreibstil kann man sehr gut in die Geschichte eintauchen. Die Umstände werden detailliert beschrieben und der geschichtliche Hintergrund gut eingebaut, so dass man mit Béla und den anderen Charakteren mitfühlen kann.
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Mitreißend: Janos Székelys Verlockung
Zuallererst ist dies ein wunderbares Buch, das tiefste und leidenschaftlichste, das mir bisher begegnet ist, und zugleich das spannendste und verrückteste, das traurigste und komischste, und ich weiß, dass selbst diese Superlative die …
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Mitreißend: Janos Székelys Verlockung
Zuallererst ist dies ein wunderbares Buch, das tiefste und leidenschaftlichste, das mir bisher begegnet ist, und zugleich das spannendste und verrückteste, das traurigste und komischste, und ich weiß, dass selbst diese Superlative die Qualität des Buches nicht beschreiben können. Und es gibt Bilder in Székelys Sprache, die sind umwerfend, weil sie so gut sind.
Székely erzählt die Geschichte des Jungen Béla, der, in unfassbarer Armut aufwachsend, zum Liebhaber „Seiner Exzellenz“ aufsteigt und als Kämpfer zu den Seinen, den Mittel- und Rechtlosen, zurückfindet.
Es ist ein ganz und gar parteiisches Buch. Hier die Machtlosen, dem die Zuwendung des Autors gilt, und dort die Mächtigen, die er mit Spott, Hohn und Verachtung abhandelt. Und doch ist sein Roman alles andere als platt oder gar propagandistisch. Dafür sind die Machtlosen selbst zu fehlerhaft, lasterhaft und schwächlich. Und es gelingt dem Autor, seine Parteilichkeit auf den Leser zu übertragen. Ich habe mit Béla und seinen Leuten gelitten und gekämpft und gehofft, auf ein besseres Leben.
Gleichwohl, die Machtlosen sind nicht immer die Unterlegenen. Zwei Szenen, die ich für die besten des Buches halte, belegen dieses. Im Wettstreit des Händedrückens zerquetscht Bela die Hand des skrupellosen Abgeordneten, nachdem dieser zuvor das Gleiche bei Béla versucht hat und gescheitert ist. Und das im Angesicht „Seiner Exzellenz“, deren Schönheit und Laszivität alle Männer verrückt macht! Und dann die Szene, als Bela von „Seiner Exzellenz“ gerufen wird und sie ihn, halbnackt, in ihrem Zimmer empfängt. Sie spielt mit seiner Erregung, gerät selbst außer Sinnen und als er, angestachelt davon, über sie herfällt, nimmt sie sich, was ihr impotenter Mann nicht geben kann. Eindringlicher, leidenschaftlicher und ästhetischer kann Erotik nicht geschrieben werden; es ist das schärfste, was ich dazu gelesen habe. Und zugleich ist diese Szene viel mehr. Sie ist der Höhepunkt der gegenseitigen moralischen und psychischen Ausbeutung, und diese ist, naturgemäß, gegenseitig.
Insofern ist die Verlockung, der Béla erliegt, oberflächlich nichts anderes, als die Verlockung, der „Seine Exzellenz“ erliegt. Tatsächlich sind die Unterschiede aber eben doch gravierend, und deshalb entsagt Béla, als sein Verstand wieder die Oberhand gewinnt, seiner Leidenschaft, wenn auch unter großen Schmerzen, und kämpft hinfort auf der richtigen Seite um Leben und Freiheit, mit den Unterdrückten, gegen die Unterdrücker.
Warum leben Leute wie János Székely nicht länger? Der Roman ist ja nicht zu Ende, und ich hätte gern erfahren, was Béla die Jahre danach, in anderen Umständen, wie etwa unseren heutigen demokratisch verfassten Gesellschaftenn, widerfahren wäre. Verlockungen sind allgegenwärtig und entstehen in immer neuer Verkleidung, wie wäre er damit umgegangen?
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