Marktplatzangebote
25 Angebote ab € 0,50 €
  • Gebundenes Buch

3 Kundenbewertungen

Skandal in Venedigs Opernhaus "La Fenice": In der Pause vor dem letzten Akt der 'Traviata' wird der deutsche Stardirigent Helmut Wellauer tot aufgefunden. Es riecht eindeutig nach Zyankali. Sein Tod ist ein herber Verlust für die Musikwelt. Aber Commissario Brunettis Ermittlungen bringen Dinge aus dem Leben des Meisters an den Tag, wonach einige Leute Grund genug gehabt hätten, ihn zu töten ...

Produktbeschreibung
Skandal in Venedigs Opernhaus "La Fenice": In der Pause vor dem letzten Akt der 'Traviata' wird der deutsche Stardirigent Helmut Wellauer tot aufgefunden. Es riecht eindeutig nach Zyankali. Sein Tod ist ein herber Verlust für die Musikwelt. Aber Commissario Brunettis Ermittlungen bringen Dinge aus dem Leben des Meisters an den Tag, wonach einige Leute Grund genug gehabt hätten, ihn zu töten ...
Autorenporträt
Donna Leon, geb. 1942, verließ mit 23 Jahren New Jersey, um in Perugia und Siena weiterzustudieren. Seit 1965 lebt sie ständig im Ausland, arbeitet als Reiseleiterin in Rom, als Werbetexterin in London, an amerikanischen Schulen in der Schweiz, im Iran, in China und Saudi-Arabien. Seit 1981 lebt und arbeitet sie in Venedig.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.08.2006

Band 33
Der letzte Vorhang fällt
Donna Leons „Venezianisches Finale”
Im berühmten venezianischen Opernhaus „La Fenice” herrscht angespannte Stille. Der Pausengong ist verklungen, die Lichter sind gelöscht. Alles ist bereit für den dritten Akt von Verdis „La Traviata”. Es ist der Moment vor dem ersten Ton, der Moment, in dem das Publikum den Atem anhält, in dem sein Herzschlag vor Anspannung einen Moment auszusetzen scheint. Doch wo sonst die ersten Takte erklingen, da setzt in „Venezianisches Finale” tatsächlich ein Herzschlag aus. Denn in dem Moment, da endlich die unerträglich lang gedehnte Stille einem verwunderten Tuscheln weicht, da der Intendant Fasini vor den Vorhang tritt, um dem unruhig gewordenen Publikum mitzuteilen, dass der Meisterdirigent Wellauer für den Rest der Vorstellung von einem Kollegen vertreten werde, weiß der Intendant bereits, dass Wellauer tot in seiner Garderobe liegt. Noch während die Vorstellung unter dem Ersatzdirigenten läuft, stellen eine Ärztin und der hinzugerufene Kommissar Brunetti fest, dass Wellauer offensichtlich mit Zyankali vergiftet worden ist.
In Donna Leons erstem Krimi geht es um große Kunst, Eifersucht, versteckte Liebschaften und düstere Geheimnisse aus der Vergangenheit. Das altehrwürdige Opernhaus, die vielgesichtige Stadt Venedig als Schauplatz eines Giftmords zu den Klängen von „La Traviata”: Alles ist hier große Bühne, großes Gefühl. Schnell wird dem Leser klar, dass es hier um mehr geht als nur einen bestimmten Mordfall. Es geht hier nicht allein um Helmut Wellauer, der vergiftet worden ist. Es geht um einen großen deutschen Künstler, dessen maskenhaftes Leben wie einst das von Thomas Manns Novellenfigur Aschenbach sein Ende ausgerechnet in der Stadt der Verkleidungen findet, es geht um einen weiteren Tod in Venedig.
Je länger man dem sympathisch durchschnittlichen Kommissar Brunetti auf seiner Suche nach Verdächtigen folgt - könnte die Ehefrau ein Motiv haben, die gekränkte Sängerin, die ehemalige Geliebte? -, desto deutlicher spürt man, dass Leon hier zwei unterschiedliche Lebensentwürfe gegenüberstellt. Der Stardirigent und der trottelige Ermittler, sie könnten kaum unterschiedlicher sein: Der Perfektionist Wellauer lebte allein für seine Kunst, war so sehr vergeistigt, dass er kaum noch Mensch war. Brunetti dagegen steht mit beiden Beinen in seinem chaotischen Leben voller Kindergenörgel und Ehekrisen. Es mag kein Zufall sein, dass in Leons Krimi der kühle Künstler ausgerechnet Deutscher ist und der unorthodoxe, lebenslustige Ermittler Italiener - mit diesen beiden unterschiedlichen Charakteren stellt Leon auch unterschiedliche Typen gegenüber. Dieser Tod in Venedig ist ein symbolischer: Er ist das Scheitern des perfektionistischen Künstlers angesichts des chaotischen Lebens. Ein Künstler, der seine Kunst kontrolliert wie Wellauer und sich nicht hin und wieder dem Zufall, der Intuition überlässt wie Brunetti, der muss schließlich scheitern.
Leon scheint diese Weisheit in ihrem Debüt selbst zu berücksichtigen. Ihr Krimi ist alles andere als kühl berechnete Literatur: Er führt manch überflüssiges Detail ein und schreckt auch nicht vor Klischees zurück. Zugleich aber präsentiert er keine Typen, sondern Menschen, die bei aller symbolischen Bedeutung aus Fleisch und Blut sind, die uns nahe gehen, abstoßen, anrühren und eine literarische Welt bevölkern, die pathetisch, emotional und manchmal einfach chaotisch ist wie eine Verdi-Oper - oder das Leben selbst.
HANNELORE ELSNER
Donna Leon
Foto: Jerry Bauer
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr