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NEW YORK TIMES BESTSELLER • "The definitive biography for decades to come."-Leo Jansen, curator, the Van Gogh Museum, and co-editor of Vincent van Gogh: The Complete Letters Steven Naifeh and Gregory White Smith, who galvanized readers with their Pulitzer Prize-winning biography of Jackson Pollock, have written another tour de force-an exquisitely detailed, compellingly readable portrait of Vincent van Gogh. Working with the full cooperation of the Van Gogh Museum in Amsterdam, Naifeh and Smith have accessed a wealth of previously untapped materials to bring a crucial understanding to the…mehr

Produktbeschreibung
NEW YORK TIMES BESTSELLER • "The definitive biography for decades to come."-Leo Jansen, curator, the Van Gogh Museum, and co-editor of Vincent van Gogh: The Complete Letters Steven Naifeh and Gregory White Smith, who galvanized readers with their Pulitzer Prize-winning biography of Jackson Pollock, have written another tour de force-an exquisitely detailed, compellingly readable portrait of Vincent van Gogh. Working with the full cooperation of the Van Gogh Museum in Amsterdam, Naifeh and Smith have accessed a wealth of previously untapped materials to bring a crucial understanding to the larger-than-life mythology of this great artist: his early struggles to find his place in the world; his intense relationship with his brother Theo; and his move to Provence, where he painted some of the best-loved works in Western art. The authors also shed new light on many unexplored aspects of Van Gogh's inner world: his erratic and tumultuous romantic life; his bouts of depression and mental illness; and the cloudy circumstances surrounding his death at the age of thirty-seven. Though countless books have been written about Van Gogh, no serious, ambitious examination of his life has been attempted in more than seventy years. Naifeh and Smith have re-created Van Gogh's life with an astounding vividness and psychological acuity that bring a completely new and sympathetic understanding to this unique artistic genius. NAMED ONE OF THE BEST BOOKS OF THE YEAR BY The New York Times Book Review • The Washington Post • The Wall Street Journal • San Francisco Chronicle • NPR • The Economist • Newsday • BookReporter "In their magisterial new biography, Van Gogh: The Life, Steven Naifeh and Gregory White Smith provide a guided tour through the personal world and work of that Dutch painter, shining a bright light on the evolution of his art. . . . What [the authors] capture so powerfully is Van Gogh's extraordinary will to learn, to persevere against the odds."-Michiko Kakutani, The New York Times "Brilliant . . . Steven Naifeh and Gregory White Smith are the big-game hunters of modern art history. . . . [Van Gogh] rushes along on a tide of research. . . . At once a model of scholarship and an emotive, pacy chunk of hagiography."-Martin Herbert, The Daily Telegraph (London)
Autorenporträt
Steven Naifeh and Gregory White Smith
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2013

Gruppenbild mit Künstler als trauriger Schreckensmann

Wie sich mit einer gut geschriebenen und genau gearbeiteten Biographie ein großer Mythos der modernen Kunst erhellen lässt: Steven Naifeh und Gregory White Smith widmen sich kundig und nüchtern dem Leben des Vincent van Gogh.

Es braucht Vertrauen, um die umfangreiche Biographie zu Vincent van Gogh zu lesen, die Steven Naifeh und Gregory White Smith gemeinsam verfasst haben. Denn das tausendzweihundert Seiten starke Werk kommt nahezu ohne Fußnoten aus. Und doch wird sehr rasch deutlich, dass wir es hier nicht mit einer Mischung aus Fakten und Fiktion zu tun haben, so plastisch die Lebensgeschichte des Malers in gut angloamerikanischer Tradition auch vor Augen gestellt wird. Die Darstellung nährt sich aus umfassenden Lektüren und Recherchen der interdisziplinär geschulten Autoren. Wie viele neue Details aus dem nicht gerade unerforschten Leben des legendären Künstlers van Gogh durch die Erschließung bislang unveröffentlichter Briefe zutage befördert werden, können nur diejenigen entscheiden, die sich intensiv mit der Legion an Studien zu van Gogh befasst haben. Doch darum geht es auch gar nicht. Die großartige Leistung dieser Biographie liegt in der Art und Weise, wie künstlerische Individualität und kulturelles Umfeld ineinander verwoben werden.

Unter den Mythen der Moderne gehört die Legende vom verkannten, geschmähten und letzten Endes sich selbst zerstörenden Künstler-Märtyrer zu denjenigen, die sich gegen alle aufgebotene Forschungsintelligenz hartnäckig halten. Naifeh und Smith treten nun nicht an, diesen Mythos im hellen Licht eines aufklärerischen Gestus zu entlarven. Vielmehr arbeiten sie unprätentiös heraus, wie sich die Essenz dessen, was den van-Gogh-Mythos ausmacht - Unbedingtheit des Wollens und exzessive Ausdruckskraft -, aus der kulturellen Verfasstheit des späteren neunzehnten Jahrhunderts im Allgemeinen und den individuellen Lebensbedingungen des Malers im Besonderen entfaltet. Die Autoren sind klug genug, diese nicht umstandslos in den Werken aufzusuchen. Die Bilder treten erstaunlich weit in den Hintergrund und werden auch nicht eingehend analysiert. Dargestellt werden die Gründe für die Wahl eines Motivs: Mal ist es der notorische Geldmangel, der van Gogh zwingt, seine Modelle auf der Straße und in Kohleminen, in Armenhäusern oder bei den Torfbauern zu suchen - eine Entscheidung, die sich mit religiösen Bildern verbindet, wie sie die Leben-Jesu-Forschung hervorgebracht hat. Mal ist es die Rivalität mit anderen Künstlern, denen van Gogh sich durch Aneignung der Sujets zu nähern sucht, oder auch die - allerdings nur selten erhörte - Mahnung des Bruders Theo, verkaufstauglichere Bilder herzustellen.

Interessiert sind die Verfasser an anderen Bildern, an denen, die van Gogh in seinen Briefen phantasmatisch ausmalt, und zwar ohne irgendeine Realitätsprüfung. Van Gogh verfügte über eine außergewöhnliche Fähigkeit zur Illusionierung, die der Ausdruckskraft der technisch oft unbeholfenen Bilder zugute kam, aber im Leben jenseits der Malerei nicht wirklich hilfreich war. Auch hier werden keine voreiligen Schlüsse gezogen, ob die Malerei psychohygienische Funktion hat oder ob sie im Gegenteil den Hang zur Verleugnung der Gegebenheiten verstärkt. So erschien dem ständig den Wohnort wechselnden Künstler, der von Empathie für die bettelarme Landbevölkerung beseelt war, die ödeste Torflandschaft als Paradies. Südfrankreich hingegen wird ihm rasch zur unerträglichen Hölle.

Der heiße Wunsch nach Reinheit der Ausdruckskraft und Wahrheit wird nicht als Quell genialischer Schöpferkraft verklärt, sondern als Produkt zeitgenössischer künstlerischer und religiöser Vorstellungen herausgestellt, die van Gogh mit pathologischer Energie seiner Welt einverleibt. Je nach Lebensphase sind es die Erbauungsschriften Thomas van Kempens oder Jules Michelets Ausführungen zur Liebe, die der Künstler nicht nur zum Maßstab des eigenen Lebens macht, sondern auch denjenigen als Prinzipien aufnötigen will, die er als exklusive, doch wechselnde Verbündete seiner Existenz betrachtet. Vor allem sein Bruder Theo, aber auch die wenigen Künstlerfreunde, die van Gogh je hatte, werden immer wieder in den Sog aus gewaltsamer Anziehung und harter Abstoßung gezerrt. Bilder, tatsächliche oder metaphorische, leiten das Leben, so der Sämann, den van Gogh gleichermaßen bei dem verehrten Maler Millet findet wie auch in den Predigten seines Vaters.

Naifeh und Smith zeigen auf, in welch eminenter Weise das Collagieren und Montieren fremder, angeeigneter Bilder zum Lebensprinzip des Malers geworden ist. Es beginnt mit Alben, die er für die Familie zusammenstellt, als Liebesgabe, die zugleich das eigene Leben formt. Auch seine Zeichnungen und Gemälde werden zusammengesetzt aus dem, was vor Augen steht und was sich der Künstler phantasmatisch vor Augen stellt. Und schließlich will er in seinem Atelier eine Suppenküche für Arme einrichten, um diese dann zu Gruppenbildern zusammenzufügen, gleichermaßen als Ideal des Lebens und als Zugeständnis an den Zeitgeschmack, an den Theo ihn unermüdlich erinnert.

Naifeh und Smith entwerfen ein Psychogramm, wie es sich aus der umfangreichen Korrespondenz entziffern lässt, ohne in wüstes Psychologisieren zu verfallen. Sie präparieren Muster und Wiederholungen heraus, wie die Suche nach Gemeinschaft nach dem Modell des elterlichen Pfarrhauses, das Wechselspiel von Liebesbedürfnis und Selbstbestrafung, die Vermischung von emotionalen Bedürfnissen mit künstlerischem Ehrgeiz und ein Machtstreben, das ausagiert wird an Modellen, die der Einverleibungsenergie von van Gogh kaum gewachsen waren.

Die Wahl von Material und Technik hat oft außerkünstlerische Gründe. So ist das Zeichnen zunächst Teil eines Bildungsprogramms, das die Mutter auch in der Provinz verzweifelt aufrechtzuerhalten suchte, um ihre Kinder in das, was sie für gute Gesellschaft hielt, einzugliedern, in harter Abgrenzung vom Katholizismus und den Bauern. Zugleich ist der Zeichenunterricht auch ein Versuch, etwas Berufsförmiges aus Vincent herauszuholen, dessen gescheiterte Karrieren Legion sind, vom Buchhalter über Kunsthändler und Prediger bis zum Künstler. Und schließlich wird das Zeichnen zur Rebellion gegen den Bruder, der ihn zu impressionistischer Farbigkeit anspornen will. Schwarz dominiert lange, bis schließlich doch die Farbe Oberhand gewinnt und mit ihr ein gewandeltes Verständnis von künstlerischer Wahrheit. An den Gebrauch von Lithographie wiederum knüpft sich die Hoffnung auf einen lukrativen Markt. Gegenwart scheint es nicht zu geben in diesem zerrissenen Leben, nur die Illusion künftigen Erfolgs und früheren Glücks, das gespenstisch in montierten Bildern von Müttern mit Kindern nistet, während die eigenen Geliebten mitsamt den unehelichen Kindern verleugnet werden.

Wenn man den Autoren eines nicht vorwerfen kann, ist es die Identifikation mit dem Protagonisten ihres Buches. Die auktoriale Haltung ist eher die von Käferforschern, die neugierig und nüchtern auf ihr Objekt schauen, um dessen Lebensgewohnheiten, das Verhalten unter Stress und das Umfeld zu erkunden. Sympathisch wird uns der Künstler durch die Darstellung nicht, im Gegenteil, van Gogh erscheint als unerträglicher, wenn auch Mitleid erregender Typ, dessen psychische Verfasstheit Familie, Freunde, Arbeitgeber, Modelle und letztlich vor allem ihn selbst tyrannisiert. Doch Naifeh und Smith hüten sich, den Legendenspieß nun umzudrehen und eine Opfergeschichte all derer zu schreiben, die der Maler unzweifelhaft geschädigt hat. Es geht um Familienbande, wie sie sich vor der Folie des Pfarrerhaushalts im neunzehnten Jahrhundert gestalten, und um die neurotisch ausgestalteten Beziehungsmuster eines Künstlers, der nicht Herr im eigenen Hause ist. Unpathetisch wird das Pathos einer Existenz dargestellt und ernstgenommen, als Teil einer Kulturgeschichte der Moderne.

BEATE SÖNTGEN

Steven Naifeh und Gregory White Smith: "Van Gogh". Sein Leben. Biographie.

Aus dem Amerikanischen von Bernhard Jendricke, Christa Prummer-Lehmair, Sonja Schuhmacher und Rita Seuß. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012. 1 216 S., geb., 34,- [Euro].

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