Richard Adams
Broschiertes Buch
Unten am Fluss - 'Watership Down'
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"Dieses Buch hat es verdient, unsterblich zu werden." Der Spiegel
Die weltbekannte Saga vom Exodus der Kaninchen: Der junge Fiver spürt, dass seinem Volk das Verderben droht. Nur seine engsten Freunde kann er überreden, mit ihm das Kaninchengehege zu verlassen und sich auf die Suche nach einer neuen Heimat zu machen. Was sie unterwegs durchleben, ist so beispielhaft wie fesselnd: zahllose Abenteuer, Meuterei, Treuebruch und Heldentum, Schlachten mit hohem Blutzoll - und schließlich der glückliche Einzug ins Land der Freiheit und des Friedens.
Die weltbekannte Saga vom Exodus der Kaninchen: Der junge Fiver spürt, dass seinem Volk das Verderben droht. Nur seine engsten Freunde kann er überreden, mit ihm das Kaninchengehege zu verlassen und sich auf die Suche nach einer neuen Heimat zu machen. Was sie unterwegs durchleben, ist so beispielhaft wie fesselnd: zahllose Abenteuer, Meuterei, Treuebruch und Heldentum, Schlachten mit hohem Blutzoll - und schließlich der glückliche Einzug ins Land der Freiheit und des Friedens.
Richard Adams studierte in Oxford Literatur und Geschichte. Er erzählte seinen Töchtern Juliet und Rosamond Geschichten über Kaninchen und begann schließlich, sie aufzuschreiben. Nach dem Welterfolg von Watership Down gab er seine Tätigkeit beim englischen Amt für Umweltschutz auf, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Richard Adams starb 2016 in Oxford.
Produktdetails
- Ullstein Taschenbuch 29015
- Verlag: Ullstein TB
- Originaltitel: Watership Down
- 4. Aufl.
- Seitenzahl: 656
- Erscheinungstermin: 27. Dezember 2018
- Deutsch
- Abmessung: 190mm x 128mm x 45mm
- Gewicht: 482g
- ISBN-13: 9783548290157
- ISBN-10: 3548290159
- Artikelnr.: 48256532
Herstellerkennzeichnung
Ullstein Taschenbuchvlg.
Friedrichstraße 126
10117 Berlin
Info@Ullstein-Buchverlage.de
Perlentaucher-Notiz zur FAS-Rezension
Über die Neuübersetzung eines Klassikers des britischen Nature Writings darf sich Rezensent Cord Riechelmann freuen: Richard Adams' Geschichte Geschichte um Kaninchen, die sich vor zunehmenden (Umwelt-)Bedrohungen schützen und entlang eines Flusses fliehen müssen, hat nicht nur zur Entstehungszeit 1972 perfekt in eine Zeit gepasst, in der der Club of Rome erstmals vor verheerenden Umwelt- und Hungerkrisen warnt, sondern auch heute noch. Das zeigen ihm auch die vielen Adaptionen, die die Geschichte um Lord Eberesche, den Anführer der Kaninchen und den schwächlichen, aber mit einer Sehergabe versehenen Fiver erfahren hat. Beschwerden über zu viel Gewalt kann er nicht nachvollziehen, zählen doch auch Kämpfe untereinander und mit Fressfeinden zur natürlichen Verhaltensbiologie der Tiere, meint Riechelmann. Diese sehr nah an der realen Welt gehaltenen Schilderungen auch der Landschaft, in der sich die Kaninchen aufhalten, macht für ihn den fortwährenden Reiz der Geschichte aus, gemeinsam mit den Entwicklungen der Tiere hin zu einer sozialen Gemeinschaft, die sich gegen Widrigkeiten wehrt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Kaninchen wie wir
Richard Adams' Roman "Unten am Fluss", ein Klassiker des Nature Writings, erscheint in einer gelungenen Neuübersetzung.
VonCord Riechelmann
Normalerweise werden Wildkaninchen an einem bestimmten Ort geboren, das kann eine strauchbewachsene Böschung an einem alten Bahndamm oder ein Stadtpark sein, in dessen Nähe sie auch sterben. Die Mehrzahl der Kaninchen bewegt sich in ihrem Leben nur über kurze Strecken. Sie leben, schlafen manchmal monatelang im Freien, benötigen in der Nähe aber ein Loch oder einen Unterschlupf wie ein altes Autowrack oder einen Holzschuppen, in dem sie Zuflucht vor Feinden oder Unwettern finden können. Auch weil sie so standorttreu sind, kommen sie im Wesentlichen mit
Richard Adams' Roman "Unten am Fluss", ein Klassiker des Nature Writings, erscheint in einer gelungenen Neuübersetzung.
VonCord Riechelmann
Normalerweise werden Wildkaninchen an einem bestimmten Ort geboren, das kann eine strauchbewachsene Böschung an einem alten Bahndamm oder ein Stadtpark sein, in dessen Nähe sie auch sterben. Die Mehrzahl der Kaninchen bewegt sich in ihrem Leben nur über kurze Strecken. Sie leben, schlafen manchmal monatelang im Freien, benötigen in der Nähe aber ein Loch oder einen Unterschlupf wie ein altes Autowrack oder einen Holzschuppen, in dem sie Zuflucht vor Feinden oder Unwettern finden können. Auch weil sie so standorttreu sind, kommen sie im Wesentlichen mit
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zwei Gangarten aus: dem gemächlichen Hoppeln und der blitzartigen Flucht. Hoppeln sieht man sie vor allem, wenn sie gemächlich auf einem Rasen oder Graswiesen von einem gerade weggeputzten Grasbüschel zu einem Löwenzahn hoppeln, um dem drögen Gras etwas Salat hinzuzufügen. Die blitzartige Flucht dient dem Ausweichen plötzlicher Bedrohungen durch Füchse, Eulen oder Menschen und findet ihr Ziel im Bau oder anderen Verstecken.
Zu weiten Wanderungen junger Kaninchen kommt es dennoch von Zeit zu Zeit. Die weite Verbreitung der Kaninchen in Europa wäre anders nicht zu erklären. Die Gründe können sehr verschieden sein. Die Zahl der Kaninchen in einer bestimmten Population an einem bestimmten Ort kann zu groß geworden sein, sodass sich nicht mehr alle ernähren können und die jüngeren Nachwachsenden entweder vertrieben werden oder sich selbst einen neuen Platz suchen. Es können aber auch infektiöse Krankheiten sein, die eine Kaninchengruppe befallen und die Überlebenden dazu bringen, sich an anderen Orten neu zu formieren. Und nicht zuletzt kann es die Zerstörung ihrer Lebensräume durch menschliche Aktivitäten sein, die Kaninchen dazu zwingt, sich auf längere Wanderschaften zu begeben.
Dabei stehen wandernde Kaninchen vor einigen Herausforderungen: Wie etwa soll man zwischen Hoppeln und Rennen eine mittlere Gangart finden? Vom Finden einer solchen Gangart handelt der gerade in einer deutschen Neuübersetzung von Henning Ahrens erschienene Roman "Unten am Fluss" des britischen Autors Richard Adams. Ahrens hat in seiner Übersetzung eine Sprache gefunden, die einen heute genauso in den Sog der Geschichte zieht, wie es in den Siebzigerjahren dem damals lesenden Teenager geschah. Als "Watership Down", so der Originaltitel, 1972 erstmals erschien, traf der Roman eine sich wandelnde Zeitstimmung in den westlichen Ländern. Die große Aufbruchstimmung der Sechziger mit ihrem blühenden Glauben an gesellschaftlichen und technischen Fortschritt begann langsam, aber stetig einem bis ins Katastrophische gesteigerten, von Skepsis durchzogenen Zeitgeist zu weichen.
Ihren wissenschaftlichen Ausdruck fand die allgemeine Skepsis im ebenfalls 1972 erschienenen sogenannten Meadows-Bericht des Club of Rome. Darin hatte eine Gruppe international anerkannter Experten und Technokraten im Auftrag von Industriellen und Staatspolitikern der Menschheit eine düstere Zukunft prophezeit. Durch Umweltverschmutzung, Zerstörung von Lebensraum, Ressourcenübernutzung, Bevölkerungsexplosion und knappe Nahrungsmittel werde das scheinbar ewige Wirtschaftswachstum an seine systemischen Grenzen stoßen und, wenn nicht gegengesteuert werden würde, in eine riesige Hungerkrise führen. Das Letztere bis heute ausblieb, ist immer noch einer der Kritikpunkte an den Prognosen des Club of Rome und einer der Gründe, den Bericht nicht zu ernst genommen zu haben. Als krisenhaft wird die aktuelle Lage aber tatsächlich auf einem ähnlich allgemeinen Niveau empfunden, wie es in den frühen Siebzigerjahren der Fall war.
Während es der Meadows-Bericht "nur" auf eine Auflage von zehn Millionen brachte, wurden von "Watership Down" bis heute mehr als 50 Millionen Exemplare verkauft. Es blieb nicht beim Buch. Ein Musical, Hörspiele und ein 1978 erschienener Zeichentrickfilm kamen hinzu. Erstaunlich ist der weltweite Erfolg von Adams' Kaninchensaga aus heutiger Sicht auch wegen der die Geschichte durchziehenden Gewalt. Für Adams ist nicht nur die Mensch-Tier- Beziehung wesentlich ein Gewaltverhältnis; dieses findet sich auch in den Beziehungen zwischen den Tierarten und innerhalb der Kaninchengesellschaften. Blut fließt unten am Fluss, wenn sich ein Kaninchen in einer von Menschen aufgestellten Schlinge verfängt, aber auch, wenn die Kaninchen untereinander in Streit geraten. Adams wurde daher vorgeworfen, Kinder durch solche Gewaltszenen zu verderben. Er wusste, dass diese zur Lebenswirklichkeit der Kaninchen gehören; er hielt wenig davon, Kindern diese Verhältnisse zu verschweigen.
Der Schock ist in seiner Erzählung auch kein nach Aufmerksamkeit schreiendes Stilmittel. Adams hatte seinen Einsatz genau erprobt und die Geschichte zuerst seinen Töchtern erzählt. Diese hatten ihn dann gedrängt, sie aufzuschreiben. Adams war für seinen Stoff prädestiniert. 1920 in Newburry geboren, schloss er 1948 nach seinem Einsatz in der britischen Armee im Zweiten Weltkrieg sein Studium der Neueren Geschichte in Oxford ab. Danach arbeitete er von 1948 bis 1974 als Beamter für das Ministry of Housing and Local Government in London. Sein Ministerium war so etwas wie der Vorläufer des heutigen Umweltministeriums und dürfte ihn mit dem nötigen Material über die beginnenden Umweltkrisen informiert haben.
Mit einer solchen Krise beginnt auch seine Geschichte. Eine Gruppe Kaninchen, im Fortgang der Geschichte alle mit Namen und unverwechselbarem Charakter versehen, lebt an einem Waldrand mit einem brombeerverkrauteten Graben in ihrer streng nach britischem Vorbild organisierten Hierarchie. Angeführt wird die Gruppe von einem "Lord Eberesche", es gibt junge und erfahrene Rammler, ebensolche Zibben, wie die Weibchen der Gruppe heißen, und sogenannte "Randlinge", die sich noch keinen Status erarbeitet haben. Was hier nach Fabel und Übertragung der britischen Gesellschaft in die Kaninchenwelt klingt, rückt jedoch nie in den Vordergrund der Erzählung.
Das hat mit der Landschaft und ihrer Beschreibung zu tun. Adams lässt die Geschichte an existierenden Orten in Hampshire spielen, einer Gegend, von der er sagte, sie sei sein Land, ihm zutiefst vertraut, er wisse, wie es dort rieche. Und das spürt man beim Lesen. Hier wächst kein Kraut, das Adams nicht durch seine Kaninchen benennen könnte - von den Schlüsselblumen über die Brunnenkresse bis zum Löwenzahn. Damit steht Adams in der britischen Tradition des Nature Writing, die sich immer dem Gegebenen eher verpflichtet sieht als dem Ausgedachten; eine Verpflichtung, die Adams auch gegenüber den Kaninchen einhält, wenn er sich bei den Beschreibungen an die Verhaltensbiologie der Tiere hält.
Was er hinzufügt, sind Sprache und spekulierendes Denken der Tiere. Dabei gelingt ihm ein Clou: die Beschreibung des Schwankens zwischen Intuition und Instinkt im Leben seiner Kaninchen. Da gibt es einen, den man nicht vergisst, und das liegt nicht nur am Namen. "Fiver" heißt er, weil er der schwächliche Fünftgeborene seines Wurfes ist. So heißen bei den Kaninchen, die nur bis vier zählen können, alle nach den ersten vier Geborenen. Fiver hat, obwohl schwach und ohne Rang, eine einmalige seherische Gabe. So werden für ihn, nachdem er ein Schild mit der Aufschrift "Auf diesen sechs Hektar Bauland in idealer Lage entstehen hochwertige, moderne Wohnhäuser" gesehen hat, ohne es entziffern zu können, die Landschaften um sein Zuhause blutrot. Aus Angst vor einem schrecklichen Unheil, dass er nicht näher benennen kann, sieht er in der Flucht die einzige Überlebenschance.
Natürlich schafft er es nicht, Lord Eberesche von seiner Ahnung zu überzeugen, und so flieht er denn mit ein paar Freunden, die Hazel, Silver, Bigwig oder Buckthorn heißen und sich durch gefährliche Wälder, Hecken, Wiesen und Äcker vorarbeiten, bis sie in Watership Down, unten am Fluss, ein neues Zuhause finden. Auf dem Weg dorthin ist dann durch die Kämpfe mit ekelhaften Drahtschlingen, durch unverhoffte Zusammentreffen mit einem Dachs und einer Krähe und die Wachsamkeit vor den Feinden etwas geschehen, was der Geschichte einen zeitlosen Charme gibt. In ihrer sich immer mehr ausbildenden Individualität und ihren ganz unterschiedlichen Fähigkeiten sind Hazel, Bigwig, Fiver und all die anderen sozial immer gleicher geworden. Die anfänglichen Statusunterschiede haben sich mit der Ausdifferenzierung der unterschiedlichen Fähigkeiten in eine Gleichheit verwandelt, durch die allein die Kaninchen den Widrigkeiten der Umwelt zu widerstehen vermochten.
Richard Adams: "Unten am Fluss - 'Watership Down'". Aus dem Englischen von Henning Ahrens. Ullstein, 576 Seiten, 26,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zu weiten Wanderungen junger Kaninchen kommt es dennoch von Zeit zu Zeit. Die weite Verbreitung der Kaninchen in Europa wäre anders nicht zu erklären. Die Gründe können sehr verschieden sein. Die Zahl der Kaninchen in einer bestimmten Population an einem bestimmten Ort kann zu groß geworden sein, sodass sich nicht mehr alle ernähren können und die jüngeren Nachwachsenden entweder vertrieben werden oder sich selbst einen neuen Platz suchen. Es können aber auch infektiöse Krankheiten sein, die eine Kaninchengruppe befallen und die Überlebenden dazu bringen, sich an anderen Orten neu zu formieren. Und nicht zuletzt kann es die Zerstörung ihrer Lebensräume durch menschliche Aktivitäten sein, die Kaninchen dazu zwingt, sich auf längere Wanderschaften zu begeben.
Dabei stehen wandernde Kaninchen vor einigen Herausforderungen: Wie etwa soll man zwischen Hoppeln und Rennen eine mittlere Gangart finden? Vom Finden einer solchen Gangart handelt der gerade in einer deutschen Neuübersetzung von Henning Ahrens erschienene Roman "Unten am Fluss" des britischen Autors Richard Adams. Ahrens hat in seiner Übersetzung eine Sprache gefunden, die einen heute genauso in den Sog der Geschichte zieht, wie es in den Siebzigerjahren dem damals lesenden Teenager geschah. Als "Watership Down", so der Originaltitel, 1972 erstmals erschien, traf der Roman eine sich wandelnde Zeitstimmung in den westlichen Ländern. Die große Aufbruchstimmung der Sechziger mit ihrem blühenden Glauben an gesellschaftlichen und technischen Fortschritt begann langsam, aber stetig einem bis ins Katastrophische gesteigerten, von Skepsis durchzogenen Zeitgeist zu weichen.
Ihren wissenschaftlichen Ausdruck fand die allgemeine Skepsis im ebenfalls 1972 erschienenen sogenannten Meadows-Bericht des Club of Rome. Darin hatte eine Gruppe international anerkannter Experten und Technokraten im Auftrag von Industriellen und Staatspolitikern der Menschheit eine düstere Zukunft prophezeit. Durch Umweltverschmutzung, Zerstörung von Lebensraum, Ressourcenübernutzung, Bevölkerungsexplosion und knappe Nahrungsmittel werde das scheinbar ewige Wirtschaftswachstum an seine systemischen Grenzen stoßen und, wenn nicht gegengesteuert werden würde, in eine riesige Hungerkrise führen. Das Letztere bis heute ausblieb, ist immer noch einer der Kritikpunkte an den Prognosen des Club of Rome und einer der Gründe, den Bericht nicht zu ernst genommen zu haben. Als krisenhaft wird die aktuelle Lage aber tatsächlich auf einem ähnlich allgemeinen Niveau empfunden, wie es in den frühen Siebzigerjahren der Fall war.
Während es der Meadows-Bericht "nur" auf eine Auflage von zehn Millionen brachte, wurden von "Watership Down" bis heute mehr als 50 Millionen Exemplare verkauft. Es blieb nicht beim Buch. Ein Musical, Hörspiele und ein 1978 erschienener Zeichentrickfilm kamen hinzu. Erstaunlich ist der weltweite Erfolg von Adams' Kaninchensaga aus heutiger Sicht auch wegen der die Geschichte durchziehenden Gewalt. Für Adams ist nicht nur die Mensch-Tier- Beziehung wesentlich ein Gewaltverhältnis; dieses findet sich auch in den Beziehungen zwischen den Tierarten und innerhalb der Kaninchengesellschaften. Blut fließt unten am Fluss, wenn sich ein Kaninchen in einer von Menschen aufgestellten Schlinge verfängt, aber auch, wenn die Kaninchen untereinander in Streit geraten. Adams wurde daher vorgeworfen, Kinder durch solche Gewaltszenen zu verderben. Er wusste, dass diese zur Lebenswirklichkeit der Kaninchen gehören; er hielt wenig davon, Kindern diese Verhältnisse zu verschweigen.
Der Schock ist in seiner Erzählung auch kein nach Aufmerksamkeit schreiendes Stilmittel. Adams hatte seinen Einsatz genau erprobt und die Geschichte zuerst seinen Töchtern erzählt. Diese hatten ihn dann gedrängt, sie aufzuschreiben. Adams war für seinen Stoff prädestiniert. 1920 in Newburry geboren, schloss er 1948 nach seinem Einsatz in der britischen Armee im Zweiten Weltkrieg sein Studium der Neueren Geschichte in Oxford ab. Danach arbeitete er von 1948 bis 1974 als Beamter für das Ministry of Housing and Local Government in London. Sein Ministerium war so etwas wie der Vorläufer des heutigen Umweltministeriums und dürfte ihn mit dem nötigen Material über die beginnenden Umweltkrisen informiert haben.
Mit einer solchen Krise beginnt auch seine Geschichte. Eine Gruppe Kaninchen, im Fortgang der Geschichte alle mit Namen und unverwechselbarem Charakter versehen, lebt an einem Waldrand mit einem brombeerverkrauteten Graben in ihrer streng nach britischem Vorbild organisierten Hierarchie. Angeführt wird die Gruppe von einem "Lord Eberesche", es gibt junge und erfahrene Rammler, ebensolche Zibben, wie die Weibchen der Gruppe heißen, und sogenannte "Randlinge", die sich noch keinen Status erarbeitet haben. Was hier nach Fabel und Übertragung der britischen Gesellschaft in die Kaninchenwelt klingt, rückt jedoch nie in den Vordergrund der Erzählung.
Das hat mit der Landschaft und ihrer Beschreibung zu tun. Adams lässt die Geschichte an existierenden Orten in Hampshire spielen, einer Gegend, von der er sagte, sie sei sein Land, ihm zutiefst vertraut, er wisse, wie es dort rieche. Und das spürt man beim Lesen. Hier wächst kein Kraut, das Adams nicht durch seine Kaninchen benennen könnte - von den Schlüsselblumen über die Brunnenkresse bis zum Löwenzahn. Damit steht Adams in der britischen Tradition des Nature Writing, die sich immer dem Gegebenen eher verpflichtet sieht als dem Ausgedachten; eine Verpflichtung, die Adams auch gegenüber den Kaninchen einhält, wenn er sich bei den Beschreibungen an die Verhaltensbiologie der Tiere hält.
Was er hinzufügt, sind Sprache und spekulierendes Denken der Tiere. Dabei gelingt ihm ein Clou: die Beschreibung des Schwankens zwischen Intuition und Instinkt im Leben seiner Kaninchen. Da gibt es einen, den man nicht vergisst, und das liegt nicht nur am Namen. "Fiver" heißt er, weil er der schwächliche Fünftgeborene seines Wurfes ist. So heißen bei den Kaninchen, die nur bis vier zählen können, alle nach den ersten vier Geborenen. Fiver hat, obwohl schwach und ohne Rang, eine einmalige seherische Gabe. So werden für ihn, nachdem er ein Schild mit der Aufschrift "Auf diesen sechs Hektar Bauland in idealer Lage entstehen hochwertige, moderne Wohnhäuser" gesehen hat, ohne es entziffern zu können, die Landschaften um sein Zuhause blutrot. Aus Angst vor einem schrecklichen Unheil, dass er nicht näher benennen kann, sieht er in der Flucht die einzige Überlebenschance.
Natürlich schafft er es nicht, Lord Eberesche von seiner Ahnung zu überzeugen, und so flieht er denn mit ein paar Freunden, die Hazel, Silver, Bigwig oder Buckthorn heißen und sich durch gefährliche Wälder, Hecken, Wiesen und Äcker vorarbeiten, bis sie in Watership Down, unten am Fluss, ein neues Zuhause finden. Auf dem Weg dorthin ist dann durch die Kämpfe mit ekelhaften Drahtschlingen, durch unverhoffte Zusammentreffen mit einem Dachs und einer Krähe und die Wachsamkeit vor den Feinden etwas geschehen, was der Geschichte einen zeitlosen Charme gibt. In ihrer sich immer mehr ausbildenden Individualität und ihren ganz unterschiedlichen Fähigkeiten sind Hazel, Bigwig, Fiver und all die anderen sozial immer gleicher geworden. Die anfänglichen Statusunterschiede haben sich mit der Ausdifferenzierung der unterschiedlichen Fähigkeiten in eine Gleichheit verwandelt, durch die allein die Kaninchen den Widrigkeiten der Umwelt zu widerstehen vermochten.
Richard Adams: "Unten am Fluss - 'Watership Down'". Aus dem Englischen von Henning Ahrens. Ullstein, 576 Seiten, 26,99 Euro
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Hazel und Fiver wachsen beide sicher in einer Gruppe von Kaninchen auf. Als Fiver eines Tages von einem kommenden Unheil träumt, entscheiden sich die beiden die Gruppe zu verlassen. Doch kaum einer glaubt ihnen und so machen sie sich mit einer kleinen Gruppe auf den Weg zu einem großen …
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Hazel und Fiver wachsen beide sicher in einer Gruppe von Kaninchen auf. Als Fiver eines Tages von einem kommenden Unheil träumt, entscheiden sich die beiden die Gruppe zu verlassen. Doch kaum einer glaubt ihnen und so machen sie sich mit einer kleinen Gruppe auf den Weg zu einem großen Abenteuer, um ein neues Zuhause zu finden.
Ich bin mit dieser Geschichte aufgewachsen und merke erst jetzt wie großartig dieses Buch ist. Es ist viel mehr als eine Kindergeschichte über Kaninchen.
Die Kaninchen könnten nämlich genauso gut Menschen sein und der Autor hat unglaublich lebendige Charaktere erschaffen mit denen ich so mitfühlen konnte, dass es sich irgendwann angefühlt hat, als ob ich selbst mit diesen Kaninchen befreundet wäre. Man lernt diese unterschiedlichen und starken Persönlichkeiten einfach zu lieben und fiebert mit ihnen bei ihrem Abenteuer mit.
Dabei ist die Reise wirklich spannend erzählt. Wer hätte gedacht, dass Kaninchen so viel erleben könnten. Dabei wachsen sie als Gruppe zusammen und gewinnen sowohl Freunde wie Feinde dazu. Und so erlebt man diese emotionale Reise hautnah mit.
So wird dieses Buch nicht langweilig und auch wenn es schon älter ist, wird dieses Buch immer ein unglaublich toller Klassiker bleiben, den man echt mindestens einmal im Leben gelesem haben sollte. Denn der Autor hat viele tiefsinnige Lebensweisheiten und Gesellschaftskritiken in dem Buch versteckt und es lohnt sich darüber nachzudenken. Die angesprochenen Themen sind nämlich immer noch aktuell.
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Gebundenes Buch
!ein Lesehighlight 2023!
Klappentext:
„Die weltbekannte Saga vom Exodus der Kaninchen. Das Thema könnte nicht zeitgemäßer sein, denn genau dort, wo sie leben, entsteht ein Neubaugebiet: Der junge Fiver spürt, dass seinem Volk das Verderben droht. Nur seine …
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!ein Lesehighlight 2023!
Klappentext:
„Die weltbekannte Saga vom Exodus der Kaninchen. Das Thema könnte nicht zeitgemäßer sein, denn genau dort, wo sie leben, entsteht ein Neubaugebiet: Der junge Fiver spürt, dass seinem Volk das Verderben droht. Nur seine engsten Freunde kann er überreden, mit ihm den Kaninchenbau zu verlassen und sich auf die Suche nach einer neuen Heimat zu machen. Doch auch ein unerwarteter Gefährte schließt sich ihnen an. Was sie unterwegs durchleben, ist so beispielhaft wie fesselnd: zahllose Abenteuer, falsche Freunde, Meuterei, Verrat und Heldentum, Schlachten mit hohem Blutzoll – und schließlich der glückliche Einzug ins Land der Freiheit und des Friedens.“
Man muss hier klar sagen, das Buch ist eine Neuübersetzung des Buches aus den 1970er Jahren und dem heutigen Ton sowie Wortwahl angepasst, aber es ist weder Inhalt noch Tenor verfälscht worden. Wer die alte Ausgabe kennt, wird hier mit Sicherheit einige Schwierigkeiten haben in so manche „Neuübersetzungen“ zu steigen bzw. sich an sie zu gewöhnen aber fest steht, das Buch ist ein grandioses Werk, welches jedem Leser die Augen öffnet und zeigt, wie zerbrechlich unsere Natur mit ihrer Fauna ist, wenn wir Menschen immer weiter meinen dort eingreifen zu müssen bzw. uns die Natur erobern müssen weil unser Platzangebot vermeintlich nicht mehr ausreicht. Erzählt wird hier, wie das Cover zeigt, die Welt eines Kaninchenbaus. Der junge Fiver merkt, das etwas seine und die Welt seiner Kaninchensippe verändern wird. Die Menschen wollen sich hier breit machen! Ist das gerecht? Wohin mit den Kaninchen? Fiver schließen sich einige Freunde an, die an ihn glauben und hoffen auf eine bessere Welt. Sie erleben bei ihrem Weggang viele Abenteuer die auch emotional an die Grenze der tierfreundlichen Leserschaft gehen. Ja, hier gibt es auch Mord und Totschlag, Verrat und Pein und eben nicht so schöne Momente, aber das gehört zum Leben auch in der Tierwelt dazu und zeigt im Endeffekt nur einAbbild unserer menschlichen Welt! Warum sollen die Tiere anders handeln, leben und denken wir wir? Genau so ist auch der Tenor des Buches: Wenn wir uns in die Lage der Tierwelt versetzen würde, und das tun nur die Wenigsten von uns, würden auch wir es mit der Angst zu tun bekommen und die Flucht aus unserem Heim antreten wenn es in Gefahr ist! Autor Richard Adams hatte vor knapp 50 Jahren bereits erkannt wie gefährlich wir Menschen mit der Natur umgehen und was die Konsequenzen dafür sein könnten. Das Buch ist ein Mahnmal endlich einmal alle fünf Sinne beinander zu nehmen und die Schönheit und die Notwendigkeit der Natur zu sehen, zu achten und zu ehren und natürlich sie zu schützen! Ob Fiver und seine Freunde einen neuen Wohnplatz gefunden haben? Ja, das haben sie aber der Weg war steinig und lang. Die Hoffnung, die das Ende hier bringt, wäre das größte Glück für die Menschheit im Ganzen und die Tierwelt sowieso! Unbedingt lesen und genießen! Ein Buch welches auch nach all der Zeit wohl niemals an Aussagekraft sowie Magie verliert! 5 Sterne hierfür!
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