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Welche Spuren hinterlässt koloniale Gewalt?Die heiligen Orte in den Anden beherbergten einst wertvolle Grabbeigaben. Heute findet man sie in den großen Sammlungen europäischer Museen. Dort wird Gabriela Wiener mit ihrem Erbe konfrontiert: ausgerechnet ihr Ururgroßvater Charles Wiener, ein jüdisch-österreichischer Forscher, erbeutete im 19. Jahrhundert Tausende Artefakte. Als sie der väterlichen Linie ihres Stammbaums nachgeht, stößt sie auf patriarchale Heldenerzählungen: die Legende des bescheidenen Deutschlehrers, der über Nacht zu Indiana Jones wird, aber in Peru Frau und Kind zu...
Welche Spuren hinterlässt koloniale Gewalt?
Die heiligen Orte in den Anden beherbergten einst wertvolle Grabbeigaben. Heute findet man sie in den großen Sammlungen europäischer Museen. Dort wird Gabriela Wiener mit ihrem Erbe konfrontiert: ausgerechnet ihr Ururgroßvater Charles Wiener, ein jüdisch-österreichischer Forscher, erbeutete im 19. Jahrhundert Tausende Artefakte. Als sie der väterlichen Linie ihres Stammbaums nachgeht, stößt sie auf patriarchale Heldenerzählungen: die Legende des bescheidenen Deutschlehrers, der über Nacht zu Indiana Jones wird, aber in Peru Frau und Kind zurücklässt. Und die Parallelbeziehung ihres Vaters, in der dieser mit Vorliebe eine Augenklappe trug. Werden Vorstellungen von Liebe und Lust weitergetragen? - Ausgehend von ihrem Nachnamen wird Gabriela Wiener nicht nur zur Chronistin von Kolonialverbrechen, sondern auch zur Chronistin ihrer selbst.
»Die vielleicht mutigste Stimme der neuen literarischen Generation lateinamerikanischer Frauen. Sie hat praktisch jedes heikle Problem erforscht, mit dem sich die heutige Gesellschaft herumschlägt.« The New York Times
Die heiligen Orte in den Anden beherbergten einst wertvolle Grabbeigaben. Heute findet man sie in den großen Sammlungen europäischer Museen. Dort wird Gabriela Wiener mit ihrem Erbe konfrontiert: ausgerechnet ihr Ururgroßvater Charles Wiener, ein jüdisch-österreichischer Forscher, erbeutete im 19. Jahrhundert Tausende Artefakte. Als sie der väterlichen Linie ihres Stammbaums nachgeht, stößt sie auf patriarchale Heldenerzählungen: die Legende des bescheidenen Deutschlehrers, der über Nacht zu Indiana Jones wird, aber in Peru Frau und Kind zurücklässt. Und die Parallelbeziehung ihres Vaters, in der dieser mit Vorliebe eine Augenklappe trug. Werden Vorstellungen von Liebe und Lust weitergetragen? - Ausgehend von ihrem Nachnamen wird Gabriela Wiener nicht nur zur Chronistin von Kolonialverbrechen, sondern auch zur Chronistin ihrer selbst.
»Die vielleicht mutigste Stimme der neuen literarischen Generation lateinamerikanischer Frauen. Sie hat praktisch jedes heikle Problem erforscht, mit dem sich die heutige Gesellschaft herumschlägt.« The New York Times
Gabriela Wiener, geboren 1975 in Lima, ist eine peruanische Schriftstellerin und Journalistin. Zu ihren Büchern gehören 'Nueve lunas', ein Memoir über Schwangerschaft, und 'Sexografías', eine Essay-Sammlung über die zeitgenössische Sexkultur. Für eine Reportage über Gewalt gegen Frauen wurde Wiener mit dem peruanischen Nationalen Journalistenpreis ausgezeichnet. Ihr autobiografischer Roman 'Unentdeckt' stand 2024 auf der Longlist für den International Booker Prize und wurde in 8 Sprachen übersetzt.
Produktbeschreibung
- Verlag: Kanon, Berlin
- Originaltitel: Huaco retrato
- Seitenzahl: 192
- Erscheinungstermin: 27. Februar 2025
- Deutsch
- Abmessung: 215mm x 138mm x 21mm
- Gewicht: 370g
- ISBN-13: 9783985681655
- ISBN-10: 3985681651
- Artikelnr.: 72003951
Herstellerkennzeichnung
Kanon Verlag Berlin GmbH
Belziger Straße 35
10823 Berlin
info@kanon-verlag.de
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Katharina Döbler empfiehlt Gabriele Wieners autofiktionale Selbsterkundung als einen Versuch "umfassender Dekolonisation" zu lesen - der "eigenen Geschichte, der eigenen Sexualität, des eigenen Denkens" und Sprechens. Als Erzählung verstanden, findet Döbler Wieners Geschichte und deren Methode, Privates mit Historischem zu vermengen, manchmal spannend, manchmal nur "irritierend". Wiener stellt sich damit eindeutig in die lateinamerikanische Tradition der "cronicas" - gonzo-artige literarische Reportagen - geht allerdings ein Stück weiter, stellt Döbler fest. Schonungslos offen und gründlich erzählt sie von ihrem Leben - ihren sexuellen Erfahrungen, ihrem Beruf, ihrer Familie und ihren Erfahrungen mit der weißen Mehrheitsgesellschaft als Lateinamerikanerin in Spanien. Ihre Migrationsgeschichte verknüpft sie mit der ihres mutmaßlichen Vorfahren Charles Wiener - eines Österreichers, der im 19. Jahrhundert nach Peru reiste, um auf dem Rückweg unzählige präkolumbianische Artefakte mit nach Frankreich zu bringen - dieses koloniale Raubgut kann man heute noch im Musée du Quai Branly betrachten, weiß Döbler. Als eine literarische Auseinandersetzung mit der eigenen kolonialen Vergangenheit verstanden, wird "Unentdeckt" erst wirklich "aufschlussreich", so die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Die vielleicht mutigste Stimme der neuen literarischen Generation lateinamerikanischer Frauen. Sie hat praktisch jedes heikle Problem erforscht, mit dem sich die heutige Gesellschaft herumschlägt.« The New York Times
»Ein verblüffender Roman, gleichzeitig scharfsinnig, witzig und tiefgründig.« Le Monde
»Ich war beeindruckt von dem direkten Stil und der poetischen Sprache und vor allem von der Aktualität der schmerzhaften und widersprüchlichen Themen, die dieses Buch behandelt.« Nino Haratischwili
»Unentdeckt ist randvoll mit funkensprühendem Trotz und revolutionärer Strahlkraft. Schonungslos ehrlich schreibt Wiener über Kolonialgeschichte, ihren Vater und sich selbst - jede einzelne Episode waffenfähiges
»Ein verblüffender Roman, gleichzeitig scharfsinnig, witzig und tiefgründig.« Le Monde
»Ich war beeindruckt von dem direkten Stil und der poetischen Sprache und vor allem von der Aktualität der schmerzhaften und widersprüchlichen Themen, die dieses Buch behandelt.« Nino Haratischwili
»Unentdeckt ist randvoll mit funkensprühendem Trotz und revolutionärer Strahlkraft. Schonungslos ehrlich schreibt Wiener über Kolonialgeschichte, ihren Vater und sich selbst - jede einzelne Episode waffenfähiges
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Plutonium im Kampf gegen Rassismus, Patriarchat und alle anderen Höllen, die wir einander bereiten.« Sabrina Janesch
»Gabriela Wieners Roman liefert viele Denkanstöße zur aktuellen Diskussion über Kolonialismus, Rassismus, Ausbeutung, Kunstraub, Armut und Machtgier, kurz: über Ungleichheit und Ungerechtigkeit im Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft.« Josef Oehrlein, FAZ
»Gabriela Wiener zeigt schonungslos ehrlich, wie es ist, auf beiden Seiten zu stehen. Ohne Scham offenbart sie intimste Details und ihre verletzliche Seite.« Hannah Kattanek, Kreuzer Leipzig
»Ihr Buch erzählt die Geschichte des Kolonialismus aus einer bisher kaum gehörten Perspektive, die den vermeintlichen Triumph weißer Patriarchen über ganze Völker [...] als narzisstische und imperialistische Machtdemonstration entlarvt.« Katarina Machmer, Kölner Stadt-Anzeiger
»'Unentdeckt' ist ein autofiktionaler Roman, der offenherzig von den Problemen der Ich-Erzählerin berichtet.« Eva Pfister, Lesart
»'Unentdeckt' ist trotz seiner Kürze [...] eine tiefgehende Erkundung komplexer Themen, die immer wieder auf Charles Wiener zurückgehen.« Isabella Caldart, analyse & kritik
»Obwohl sie historisch weit ausgreift, bleibt Gabriela Wiener konsequent bei ihrem eigenen Blick, ihren Gefühlen und Gedanken. So dient die Auseinandersetzung der Autorin mit ihrer Herkunftsgeschichte [...] auch als Katalysator für die persönliche Erkenntnis: 'Ich will das Patriarchat in mir beschneiden.'« Maja Goertz, Monopol-Magazin für Kunst und Leben
»Wo sie versucht, nachzuvollziehen, wie [Charles Wiener] zumute war, was er alles getan hat, um was zu werden [...], da verbindet sich was. Da schafft sie einen Raum gebrochener Spiegel.« Katharina Döbler, DLF Kultur im Studio 9
»Wieners postkoloniales Erzählen überrascht die Leserin immer wieder mit Unerwartetem. Es beharrt auf dem Reiz des Gemischten, löst Uneindeutiges nicht auf und moralisiert nicht, trotz dem kontrovers aufgeladenen Thema Kolonialismus.« Martina Läubli, NZZ
»Es ist ein Buch, das uns mehr angeht als uns lieb sein mag. Und das die Debatte raus aus dem Museum in die heutige Gesellschaft trägt.« Peter Stuiber, Magazin Wien Museum
»Ein fantastisches Buch, vor allem, wenn man verstehen möchte, dass es in der Restitutionsdebatte eben nicht einfach um die Rückgabe von Keramikvasen geht.« Melissa Erhardt, ORF - radio FM4
»Gabriela Wiener hat mit Unentdeckt ein berührendes Buch geschrieben, das nicht nur ein intimes Zeugnis der eigenen familiären Verbundenheit und der daraus folgenden intensiven Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe ist. Unentdeckt ist ein tiefgehender Roman, der persönliche Erfahrungen mit historischen und gesellschaftlichen Fragestellungen verknüpft.« kulturbuchtipps.de
»Gabriela Wiener vereint nicht nur mühelos Kritik am europäischen Kulturimperialismus wie am europäischen Rassismus. Sie eignet sich mit dem Roman zugleich die eigene fluide Identität an. Fazit: ein so wichtiges wie aufregendes Stück Literatur!« SWR
»Gabriela Wiener kämpft literarisch gegen Scham und Selbstverachtung, indem sie den Finger in alle Wunden legt, die sie findet, und diese sehr genau untersucht.« Eva Pfister, WOZ.Die Wochenzeitung
»Eine ehrliche, kritische Abrechnung, die nicht so leicht vergessen werden kann.« Südwind Magazin
»Gabriela Wieners Roman liefert viele Denkanstöße zur aktuellen Diskussion über Kolonialismus, Rassismus, Ausbeutung, Kunstraub, Armut und Machtgier, kurz: über Ungleichheit und Ungerechtigkeit im Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft.« Josef Oehrlein, FAZ
»Gabriela Wiener zeigt schonungslos ehrlich, wie es ist, auf beiden Seiten zu stehen. Ohne Scham offenbart sie intimste Details und ihre verletzliche Seite.« Hannah Kattanek, Kreuzer Leipzig
»Ihr Buch erzählt die Geschichte des Kolonialismus aus einer bisher kaum gehörten Perspektive, die den vermeintlichen Triumph weißer Patriarchen über ganze Völker [...] als narzisstische und imperialistische Machtdemonstration entlarvt.« Katarina Machmer, Kölner Stadt-Anzeiger
»'Unentdeckt' ist ein autofiktionaler Roman, der offenherzig von den Problemen der Ich-Erzählerin berichtet.« Eva Pfister, Lesart
»'Unentdeckt' ist trotz seiner Kürze [...] eine tiefgehende Erkundung komplexer Themen, die immer wieder auf Charles Wiener zurückgehen.« Isabella Caldart, analyse & kritik
»Obwohl sie historisch weit ausgreift, bleibt Gabriela Wiener konsequent bei ihrem eigenen Blick, ihren Gefühlen und Gedanken. So dient die Auseinandersetzung der Autorin mit ihrer Herkunftsgeschichte [...] auch als Katalysator für die persönliche Erkenntnis: 'Ich will das Patriarchat in mir beschneiden.'« Maja Goertz, Monopol-Magazin für Kunst und Leben
»Wo sie versucht, nachzuvollziehen, wie [Charles Wiener] zumute war, was er alles getan hat, um was zu werden [...], da verbindet sich was. Da schafft sie einen Raum gebrochener Spiegel.« Katharina Döbler, DLF Kultur im Studio 9
»Wieners postkoloniales Erzählen überrascht die Leserin immer wieder mit Unerwartetem. Es beharrt auf dem Reiz des Gemischten, löst Uneindeutiges nicht auf und moralisiert nicht, trotz dem kontrovers aufgeladenen Thema Kolonialismus.« Martina Läubli, NZZ
»Es ist ein Buch, das uns mehr angeht als uns lieb sein mag. Und das die Debatte raus aus dem Museum in die heutige Gesellschaft trägt.« Peter Stuiber, Magazin Wien Museum
»Ein fantastisches Buch, vor allem, wenn man verstehen möchte, dass es in der Restitutionsdebatte eben nicht einfach um die Rückgabe von Keramikvasen geht.« Melissa Erhardt, ORF - radio FM4
»Gabriela Wiener hat mit Unentdeckt ein berührendes Buch geschrieben, das nicht nur ein intimes Zeugnis der eigenen familiären Verbundenheit und der daraus folgenden intensiven Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe ist. Unentdeckt ist ein tiefgehender Roman, der persönliche Erfahrungen mit historischen und gesellschaftlichen Fragestellungen verknüpft.« kulturbuchtipps.de
»Gabriela Wiener vereint nicht nur mühelos Kritik am europäischen Kulturimperialismus wie am europäischen Rassismus. Sie eignet sich mit dem Roman zugleich die eigene fluide Identität an. Fazit: ein so wichtiges wie aufregendes Stück Literatur!« SWR
»Gabriela Wiener kämpft literarisch gegen Scham und Selbstverachtung, indem sie den Finger in alle Wunden legt, die sie findet, und diese sehr genau untersucht.« Eva Pfister, WOZ.Die Wochenzeitung
»Eine ehrliche, kritische Abrechnung, die nicht so leicht vergessen werden kann.« Südwind Magazin
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Die Familiengeschichte der Autorin ist nicht einfach. Die Vergangenheit zieht sich wie ein roter Faden durch die Familie. Ururgroßvater Charles Wiener hinterlässt Scham und Schande und die Nachkommen werden immer wieder damit konfrontiert bzw. sie stehen selbst vor Fragen, die sie nicht …
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Die Familiengeschichte der Autorin ist nicht einfach. Die Vergangenheit zieht sich wie ein roter Faden durch die Familie. Ururgroßvater Charles Wiener hinterlässt Scham und Schande und die Nachkommen werden immer wieder damit konfrontiert bzw. sie stehen selbst vor Fragen, die sie nicht beantwortet bekommen. Der äußere Schein des erfolgreichen Forschers bröckelt immer mehr, sobald man sich mit der Kolonialgeschichte Perus beschäftigt. Charles Wiener war zudem ein untreuer Mensch und scheinbar hat sich auch die Untreue in die Gene der Nachfahren eingeschlichen. Die Autorin erzählt viel von ihrer Polyamorie, ihrer Untreue und der eigenen Eifersucht. Obwohl sie die Untreue auslebt, kommt sie damit nicht so gut zurecht und ihre Gedanken drehen sich mehr als es gut um diesen Umstand.
Der Schreibstil war anstrengend. Hölzern und sperrig. Die Sätze teilweise so verschachtelt, dass man sie zweimal lesen musste, um herauszufinden, was die Autorin damit zum Ausdruck bringen wollte. Leider ergab sich dadurch kein schöner Lesefluss, sondern eher ein Stolpern durch den Text.
Ich wünschte mir, dass ich in den Lobgesang der anderen Lesenden einstimmen könnte. Aber leider bin ich weder mit der Geschichte, noch dem Schreibstil warm geworden.
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Der Familiengeschichte auf der Spur
Gabriela Wiener vereint mehrere Themen in ihrem ungewöhnlichen, autofiktionalen Buch.
Zum einen ist es die Geschichte ihres Vaters, der lange Jahre eine Geliebte hatte, mit der auch ein Kind und der gerade gestorben ist.
Zudem spürt Wiener der …
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Der Familiengeschichte auf der Spur
Gabriela Wiener vereint mehrere Themen in ihrem ungewöhnlichen, autofiktionalen Buch.
Zum einen ist es die Geschichte ihres Vaters, der lange Jahre eine Geliebte hatte, mit der auch ein Kind und der gerade gestorben ist.
Zudem spürt Wiener der Geschichte ihres Urgroßvaters, Charles Wiener nach.
Und zuletzt ist es auch ihre Geschichte zwischen Peru und Spanien, z.B. wie sie schon als Kind Rassismus erlebte oder wie sie in Madrid in einer Dreierbeziehung Freiheit empfand.
Einiges an dem Buch fand ich interessant, stilistisch blieb ich etwas skeptisch. Manches erreichte mich, anderes weniger. Insgesamt ist es aber eine gute Arbeit.
Das Buch war auf der Longlist des Booker Awards und hatte viel Aufmerksamkeit bekommen.
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Unsere Ahnen lebendig halten – für jeden Menschen mag dies eine eigene Bedeutung, Inhalt und Dringlichkeit haben, ist mit der jeweiligen Kultur, Tradition und Religion verbunden. Für Gabriela Wiener ist es ein Zurückblicken auf ihre Familiengeschichte in Peru, auf ihren …
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Unsere Ahnen lebendig halten – für jeden Menschen mag dies eine eigene Bedeutung, Inhalt und Dringlichkeit haben, ist mit der jeweiligen Kultur, Tradition und Religion verbunden. Für Gabriela Wiener ist es ein Zurückblicken auf ihre Familiengeschichte in Peru, auf ihren Ururgroßvater, welcher Beutekunst, tausende präkolumbianische Objekte – dingliche und lebendige Menschen – nach Europa gebracht hat. Diebesgut, gestohlen im Namen der Wissenschaft und für die Neugierde und den Voyeurismus seiner Bevölkerung.
Gabriela Wiener lebt mit dieser Vergangenheit, die tief in ihrem Geist und Körper eingeschrieben ist. Sie begibt sich auf Spurensuche. Selbst inzwischen in Spanien lebend, reist sie aus Anlass des Todes ihres Vaters zu ihrer Mutter nach Peru, begibt sich dort in Identitäten und Parallelen, welche über Raum und Zeit hinweg ihre Familie zu durchdringen scheinen. Das Doppelleben ihres Vaters mit zwei Beziehungen, Haushalten und Kindern erscheint dabei als eine Widerspiegelung des Lebens des Deutschlehrers Charles Wiener, des großen Abenteurers und Entdeckers, der Frau und Kind in Peru zurückgelassen hat.
Und auch Gabriela Wieners eigene Beziehungsgeschichte ist von Treulosigkeit und dem Priorisieren ihrer eigenen Bedürfnisse geprägt. Mit ihrem Mann lateinamerikanischer Herkunft und einer gebürtigen Spanierin in einer Lebens- und Hausgemeinschaft hat sie zahlreiche sexuelle Affairen und Seitensprünge und ist gequält von ihrer eigenen Untreue und Eifersucht in ihrer Partnerschaft. Ihre Suche nach Identität, Herkunft und Zugehörigkeit wird zu einer Belastung für alle Beteiligten und stellt das Beziehungsmodell zunehmend in Frage – sowie auch ihre Verwandtschaft mit Charles Wiener plötzlich nicht mehr gesichert scheint.
Gabriela Wieners autobiographischer Roman ist auch für ihre Leser*innen ein Reisen, Erfahren und Entdecken von Ungeahntem und Ungesagtem, von Schwere und Schrecken, von Dunklem in der Geschichte und Wegen aus dieser Schuld und Vergangenheit hinaus. Und sie ist ein Mahnen vor einer Überlegenheit und Vorherrschaft im Denken, dem Setzen von Normen und Werten und einem Eurozentrismus in der Begegnung von Menschen, Völkern und Kulturen.
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