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Günter Ederer entlarvt die deutsche Neigung, sich bei Themen wie Bevölkerungsrückgang, Staatsverschuldung, Klimawandel oder Bildungsmisere von Wunschdenken, Ideologien und Staatsgläubigkeit leiten zu lassen - und er erklärt, warum wir mit dieser Haltung Deutschland an die Wand fahren. Der Schuldenberg des Bundes wächst Jahr für Jahr um 80 Milliarden Euro, wir aber feiern die zehn, die gespart wurden. Mit 165 Milliarden Euro subventionieren wir Berufsgruppen wie Hoteliers, Blumenhändler, Milchbauern, aber glauben noch immer, dass es die Hartz-IV-Empfänger sind, die uns ruinieren. Im Jahr 2009…mehr

Produktbeschreibung
Günter Ederer entlarvt die deutsche Neigung, sich bei Themen wie Bevölkerungsrückgang, Staatsverschuldung, Klimawandel oder Bildungsmisere von Wunschdenken, Ideologien und Staatsgläubigkeit leiten zu lassen - und er erklärt, warum wir mit dieser Haltung Deutschland an die Wand fahren. Der Schuldenberg des Bundes wächst Jahr für Jahr um 80 Milliarden Euro, wir aber feiern die zehn, die gespart wurden. Mit 165 Milliarden Euro subventionieren wir Berufsgruppen wie Hoteliers, Blumenhändler, Milchbauern, aber glauben noch immer, dass es die Hartz-IV-Empfänger sind, die uns ruinieren. Im Jahr 2009 haben 40.000 gut ausgebildete Türken Deutschland wegen schlechter Jobperspektiven den Rücken gekehrt. Während wir qualifizierte Einwanderer brauchen, wandern 150.000 qualifizierte Deutsche aus. Zu viele Interessen, vor allem der Machteliten, verhindern grundlegende Lösungen. Der drohende Kollaps Deutschlands kann nur durch ein Weniger an Staat verhindert werden, damit sich die Kräfte einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung entfalten können, die echte Gerechtigkeit ermöglichen. Ederer skizziert Alternativen, die Deutschland eine Zukunft ohne Staatsverschuldung und Staatsbevormundung ermöglichen.
Autorenporträt
Günter Ederer, Jahrgang 1941, produzierte über 40 Jahre lang Filme für ARD und ZDF und berichtete aus 62 Ländern mit dem Schwerpunkt Wirtschaft. Sechs Jahre lang war er ZDF-Korrespondent in Tokio. Mit 23 Preisen, darunter der Deutsche Fernsehpreis, der Ludwig Erhard Preis für Publizistik und der Deutsch-Französische Journalistenpreis, ist er der meist ausgezeichnete Wirtschaftsjournalist Deutschlands. Seine Bücher waren alle Bestseller: Das leise Lächeln des Siegers - was wir von Japan lernen können; Das Erbe der Egoisten - wie unsere Generation die Zukunft Deutschlands verspielt; Die Sehnsucht nach einer verlogenen Welt - unsere Angst vor Freiheit, Markt und Eigenverantwortung (Bertelsmann/Goldmann). Günter Ederer ist Fellow im Institut Zukunft für die Arbeit und lebt mit seiner Frau bei Bingen/Rhein. Weitere Infos zum Autor unter www.weltundwirtschaft.de
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.06.2011

Wach auf, Deutschland
Schrumpfendes Volk und steigende Verschuldung

Noch ein Buch, das den Deutschen den langfristigen Abstieg prophezeit. Der Fernsehjournalist Günter Ederer warnt vor erdrückend hohen Staatsschulden und schrumpfender Bevölkerung, kritisiert Subventionen und Umverteilung, Verantwortungsscheu und Furcht vor dem Wettbewerb. Deutschland fahre "politisch korrekt gegen die Wand", so der Untertitel seiner Streitschrift. Der Titel "Träum weiter" drückt die pessimistische Erwartung aus, dass die Deutschen keine Rebellen sind. Es gebe eine mentalitätsgeschichtliche Kontinuität vom Kaiserreich über NS-Staat und DDR bis heute, die sich in Untertanengeist, Ablehnung des Marktes und neuerdings in der Angst vor dem Klima-Weltuntergang ausdrücke.

Über weite Strecken ist dieses provokante Buch gut lesbar. Es enthält Analysen, Anekdoten und Beispiele, die der Wirtschaftsjournalist für ARD- und ZDF-Sendungen in drei Dutzend Ländern gesammelt hat. Einige Aussagen sind allerdings zweifelhaft. Völlig unausgegoren ist Ederers Plädoyer für eine rasche Tilgung aller Staatsschulden durch eine Teilenteignung von Grundeigentum und Finanzvermögen. Dieser Brachialvorschlag ("nichts für Weicheier") würde eine schwere Wirtschaftskrise durch massenhafte Kapitalflucht auslösen.

Die meisten anderen Analysen des Buchs sind durchaus vernünftig und sehr ernst zu nehmen. Als Hauptprobleme des Landes sieht der Autor die steigenden Staatsschulden in Verbindung mit der demographischen Entwicklung. Zu den ausgewiesenen Schulden zählt er die verdeckten Verbindlichkeiten, darunter eine Billion Euro für künftige Beamtenpensionen und Finanzierungslücken im Gesundheitswesen von einer Billion Euro. Insgesamt addieren sich die impliziten Verbindlichkeiten auf 5 Billionen Euro, die von schrumpfenden Generationen zu schultern sein werden.

Ederer hält die demographische Implosion für besorgniserregend, die zur Entleerung ganzer Landstriche führt. "Deutschland ohne Deutsche" lautet die düstere Vision für das späte 21. Jahrhundert - die nach Aussage des Autors vor Sarrazin verfasst wurde. Dass allzu viele hochqualifizierte Zuwanderer kommen, glaubt Ederer nicht. Dafür seien die beruflichen und steuerlichen Bedingungen nicht attraktiv genug. Die bisherige Zuwanderungspolitik sei vom Verdrängen von Problemen geprägt gewesen.

Ungewohnt für einen liberalen Publizisten ist die Vehemenz, mit der Ederer gegen gierige Banken, Großkonzerne und das grüne Bürgertum vom Leder zieht. Hier spricht Ludwig Erhard für den kleinen Mann. Viele Subventionen kritisiert Ederer auch deshalb so scharf, weil sie eine finanzielle Umverteilung von unten nach oben bedeuten. So profitieren von den Agrarmiilliarden zu erheblichem Teil Großbetriebe und Lebensmittelkonzerne, während der Verbraucher die Zeche zahlt. Mit besonderer Wut erfüllt Ederer das EEG-Gesetz. Die Einspeisevergütung für "grünen" Strom - nach einer Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung sollen es bis 2015 schon 120 Milliarden Euro sein - bringt den Besitzern von Solaranlagen und Windrädern staatlich garantierte Rendite. Zur Kasse gebeten wird über die Stromrechnung jeder Geringverdiener.

Die in der Solarindustrie entstandenen Arbeitsplätze beeindrucken Ederer nicht, da sie hoch subventioniert sind. Mit Grausen sieht er, wie immer mehr Industrien auf der grünen Welle zu neuen Subventionen surfen, etwa die Autoindustrie, die ursprünglich gerne bis zu 5 Milliarden Euro für die Entwicklung von Elektroantrieben gehabt hätte.

Die These, dass viele Subventionen vor allem der Mittel- und Oberschicht nützten, illustriert der Autor auch mit Beispielen aus dem Kulturbetrieb, etwa den bezuschussten Theater- und Opernkarten. Nicht nur von der Kultur, auch von Schwimmbädern, Wasserwerken und Müllabfuhr solle der Staat die Finger lassen, fordert Ederer. Den ganzen Komplex der kommunalen "Daseinsfürsorge" würde er gerne privatisieren. Auf der eher konservativen Seite des Spektrums kritisiert er die Wirtschaftskammern, die ihre Zwangsmitglieder vom Staat protegieren lassen und keinen freien Marktwettbewerb zuließen.

Das gesamte Subventionswesen - nach Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft mehr als 170 Milliarden Euro jährlich - könnte radikal zusammengestrichen werden. Zum Sparen müsse eine Steuerreform kommen, die Ausnahmen abschaffe und die Steuersätze senke. Ein Vorbild für solche Reformen findet er in Neuseeland, das eine scharfe Wende gewagt und davon enorm profitiert hat. Der deutschen Politik fehlten dazu aber die Kraft und der Mut. Ein neuer Ludwig Erhard sei nirgendwo zu sehen, beklagt Ederer. So lautet sein pessimistisches Fazit, dass der Abstieg Deutschlands unumkehrbar kommen werde.

PHILIP PLICKERT.

Günter Ederer: Träum weiter, Deutschland.

Eichborn Verlag, Frankfurt 2011, 366 Seiten, 21,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein kluges Buch wider den gleichmacherischen Zeitgeist." -- Carl Batisweiler, Euro, Mai 2011

"Anhand vieler Beispiele zeigt er, dass Deutschland seine drängendsten Probleme in den Griff bekommen kann, wenn es aus den Erfahrungen anderer Länder lernt. Wir sollten uns von den niederländischen und finnischen Bildungssystemen, dem estnischen Steuermodell und der australischen Alterspolitik inspirieren lassen. Neuseeland, Schweden und Dänemark haben in den Neunzigern vorgemacht, wie man der Schuldenfalle entkommt." -- Michael Holmes, Die Welt, 7. Mai 2011

"Ederer ist kein Schreibtisch-Analytiker, sondern kann in seinen Büchern auf sein Wissen aus allen wichtigen Ländern der Erde, die er als Korrespondent und Filmemacher besucht hat, zurückgreifen, ergänzt durch Literatur- und Aktenstudium. Sein neues Buch ist packend, überaus anschaulich und wie immer in dezidierter liberaler Tonart und gleichzeitig ungewöhnlich angriffig geschrieben." -- Gerd Habermann, Neue Zürcher Zeitung, 6. April 2011

"Mit großer Detailkenntnis schildert er die Lage in Deutschland, macht Ursachen der Finanzkrise ausfindig, stößt auf die Wurzeln der staatlichen Daseinsfürsorge im Dritten Reich und erzählt von Unternehmern, die von übereifrigen Steuerbeamten vernichtet wurden. Soll nur keiner sagen, er habe nichts gewusst, wenn die Bombe irgendwann explodiert. [...] Der Autor kommt bereits in seinem Vorwort zu der Erkenntnis: Ein kollektiver Verdrängungsmechanismus benebelt Bevölkerung und Politik. Und gerade deshalb ist sein Buch so wichtig." -- Bernd Loskant, Fuldaer Zeitung, 15. März 2011

"Wer die politische und gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands kritisch verfolgen und begleiten will, der kommt an Günter Ederers kenntnisreicher und profunder Analyse unseres Landes schlechterdings nicht vorbei. Sein Buch ist insofern alternativlos hilfreich." -- Carlos A. Gebauer, eigentümlich frei, 14. März 2011
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.07.2011

Wirtschaftsbücher
Fernblick bis
zum Tellerrand
Deutschland im Jahr 2050. Im Westen wohnen noch 40 Millionen Menschen. In den Großstädten gibt es ebenso viele Moscheen wie Kirchen, die meisten Bewohner stammen aus Migrationsfamilien – die deutsche „Urbevölkerung“ ist zu einer Minderheit im eigenen Land geworden. Ein großer Teil der „Deutschen“ ist über 65 Jahre alt. Nicht schlimm? Und wer zahlt die Renten, und wer baut die horrende Staatsverschuldung ab?
Dieses Szenario stammt von dem Journalisten Günter Ederer, der mehr als 40 Jahre lang Filme für das öffentlich-rechtliche Fernsehen gedreht hat und dafür die Welt bereiste. Was er im Gepäck hat, hat sich wieder einmal in einem Buch niedergeschlagen. Eines, das Angst macht und kaum ein wirtschaftliches oder politisches Thema auslässt.
Ederers Aussagen lesen sich beispielsweise so: Die Deutschen haben verlernt, für sich die Verantwortung zu übernehmen. Sie zeigen mit dem Finger auf die Griechen, die Steuern hinterziehen und Statistiken fälschen. Dabei tun sie eigentlich das Gleiche. Die Freiheit ist immer mehr bedroht; Muslime, die bei uns leben, ignorieren unsere Werteskala. Das neue Europa ist einer undurchschaubaren Bürokratie unterworfen, es gibt keine Transparenz – sogar öffentlich gezahlte Subventionen fallen unter die Rubrik Steuergeheimnis. Womit auch die Verantwortlichkeiten im Nebel bleiben. Subventionen gehören abgeschafft, denn die Umverteilungspolitik ist schuld an der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich. Staatsgelder, oft „mit einem Mäntelchen der Nächstenliebe verkleidet“, erziehen zum Egoisten. Die Staatsverschuldung von 1,8 Billionen Euro bringt niemanden mehr aus der Ruhe, weil sich keiner eine solche Summe vorstellen kann. Sozialkosten wie Beamtenpensionen, Renten und Gesundheitsausgaben schaufeln dem Staat das Grab.
Doch, es wird so schlimm kommen, wenn die Politik nicht endlich aufhört, Zahlen schön zu rechnen, erklärt der Autor. Der Aufschwung reduziert die Arbeitslosigkeit? Sie reduziert sich selbst durch den Rückgang der Bevölkerungszahlen. Die Einwanderer werden diesen Rückgang ausgleichen, unsere Zukunft sichern? Nein, sagt der Autor, es werden viele Ausländer kommen, aber es werden die sein, die niemand haben will: Unqualifizierte, die in Deutschland ein Schlaraffenland sehen, weil es immer noch besser ist, in Deutschland arbeitslos zu sein, als in einem armen Land.
Und die anderen, die Elite? Die findet Deutschland nicht attraktiv. Die hier als so großartig erachteten Bedingungen sind Ederer zufolge in Wirklichkeit „eine grandiose Fehleinschätzung überheblicher, aufgeblasener Politiker mit einem Fernblick bis zum Tellerrand“.
Ederer legt aber nicht nur den Finger auf die Wunden, sondern tut nach all den Schuldzuweisungen das, was man von einem harten Kritiker erwartet: Lösungen anbieten. Am liebsten würde er einem Vorschlag des Rechtsanwalts Otto Gaßner folgen, früher Chefsyndikus des Bankhauses Merck, Finck & Co.. Gaßner wollte im wiedervereinigten Deutschland durch die komplette Tilgung der Staatsverschuldung einen Neubeginn erreichen – per einmaliger Vermögensabgabe. Das hat Charme und sollte durchaus diskutiert werden. Ebenso wie die anderen Ideen, die der vielfach ausgezeichnete Journalist aus fremden Ländern mitbrachte: die Änderung des Wirtschafts-, Sozial- und Bildungssystems nach japanischem, finnischem, dänischem, amerikanischem, ja sogar neuseeländischem Vorbild.
Ederer hat Recht: Warum nicht die besten Modelle nachmachen, bevor Deutschland in der Bedeutungslosigkeit versinkt?
Marianne Körber
Günter Ederer: Träum weiter, Deutschland. Politisch korrekt gegen die Wand. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2011. 368 Seiten. 21,95 Euro.
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