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Ein jiddischer Dichter wird wieder entdeckt! Wir stellen ihn erstmals einem deutschen Publikum vor.Lejb Kvitko, oder auch Leyb Kvitko, gilt dank seiner Texte - in erster Linie Lyrik - als einer der federführenden Autoren der jüdischen Kulturblüte im östlichen Europa des 20. Jahrhunderts. Ende der 1930er Jahre zählt Kvitko dann zu den bekanntesten Kinderlyrikern der Sowjetunion! In russischer Übersetzung wird er millionenfach aufgelegt. Sechs Gedichte bilden den liebevoll gestalteten Zyklus um den naiven Tollpatsch Lemml.Durch seine anrührende Schusseligkeit bringt Lemml alles durcheinander,…mehr

Produktbeschreibung
Ein jiddischer Dichter wird wieder entdeckt! Wir stellen ihn erstmals einem deutschen Publikum vor.Lejb Kvitko, oder auch Leyb Kvitko, gilt dank seiner Texte - in erster Linie Lyrik - als einer der federführenden Autoren der jüdischen Kulturblüte im östlichen Europa des 20. Jahrhunderts. Ende der 1930er Jahre zählt Kvitko dann zu den bekanntesten Kinderlyrikern der Sowjetunion! In russischer Übersetzung wird er millionenfach aufgelegt. Sechs Gedichte bilden den liebevoll gestalteten Zyklus um den naiven Tollpatsch Lemml.Durch seine anrührende Schusseligkeit bringt Lemml alles durcheinander, wird übers Ohr gehauen oder hat schlicht und einfach Pech.Die Illustrationen hat die in England lebende, israelische Illustratorin Inbal Leitner neu erschaffen.Alle Gedichte in deutscher Übersetzung werden vom jiddischen Originaltext begleitet.Der Übersetzer Peter Comans hat Kvitko sehr nah am Original übersetzt und dennoch eine zeitgemäße Leichtigkeit gefunden.
Autorenporträt
Leyb Kvitko wird zwischen 1890 und 1895 in einem kleinen Dorf in der Nähe von Odessa geboren. Der früh Verwaiste muss mit 10 Jahren eine Schneiderlehre machen und sich dann als Färber, Schuhmacher, Portier und Schiffsbelader durchschlagen. Lejb Kvitko, oder auch Leyb Kvitko, gilt dank seiner Texte - in erster Linie Lyrik - als einer der federführenden Autoren der jüdischen Kulturblüte im östlichen Europa des 20. Jahrhunderts.Leyb Kvitko veröffentlicht erste Texte als Jugendlicher. Ende der 1930er Jahre zählt Kvitko dann zu den bekanntesten Kinderlyrikern der Sowjetunion! In russischer Übersetzung wird er millionenfach aufgelegt. Den Zweiten Weltkrieg über-lebt Kvitko in der Evakuation in Alma-Ata, Hauptstadt der damaligen kasachischen sozialistischen Sowjetrepublik Kasachstan. Am 12. August 1952 wird er in Moskau nach einem zweimonatigen Geheimprozess in der "Nacht der ermordeten Poeten" zusammen mit ca. dreißig weiteren jüdischen Persönlichkeiten, darunter die bekanntesten jiddischen Schriftsteller und Künstler der Sowjetunion, im Zuge der stalinistischen "Säuberungen" von den Sowjets erschossen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Marco Mach ist bezaubert von den Gedichten über den liebenswerten Schussel Lemmel, wie sie Leyb Kvitko um 1919 verfasst hat und wie sie nun in der "zeitgemäßen" Übersetzung von Peter Comans und illustriert von Inbal Leitner erstmals zweisprachig auf Jiddisch und Deutsch erscheinen. Die Figur ist für ihn eine Mischung aus Pumuckl und Max und Moritz. Das Besondere erkennt Mach darin, dass Kvitko in den Geschichten eine jüdische Alltagswelt zeichnet, die noch unberührt ist vom Holocaust.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.03.2024

Was für
ein Glück
Ein kleiner Verlag hat
den deutsch-jiddischen
Gedichtzyklus „Tollpatsch Lemmel“
von Leyb Kvitko wiederentdeckt.
VON MARCO MACH
Lemmel bringt alles durcheinander: Das Holz wäscht er ab, die Teller dagegen zerhackt er. In den Schlaf singt er den Hahn. Und seine kleine Schwester, ganz genau, die steckt er in den Hühnerstall. Was für ein Schussel. Aber die „Mame“, also die Mama, wird staunen, mindestens. Denkt er.
„Tollpatsch Lemmel“ ist eine Mischung aus Pumuckl (rote Haare), Astrid Lindgrens „Michel aus Lönneberga“ und „Max und Moritz“ in freundlich. Auch an die Narren von Chelm beziehungsweise die Schildbürger erinnert er: „Der Lemmel – ja, den kenn’ ich, ein Feuerkopf, der Junge, zwei Teufelchen die Augen, ein Glöckchen seine Zunge“. Ein sympathisch-naiver Lausbub eben. Aber eine jiddische Version davon. Sein Erfinder ist der Dichter Leyb Kvitko. Dessen sechs Lemmel-Gedichte aus den Jahren nach 1919 sind nun vom Ariella-Verlag aus Berlin erstmals zum Bilderbuch gebündelt und – abgesehen von Publikationen in der DDR – einem deutschen Publikum zugänglich gemacht worden.
Ein Glück. Denn hier entsteht eine ganz besondere Kombination, sagt die Verlagsgründerin und -leiterin Myriam Halberstam zu dem Buch: „Ein Dichter aus einer untergegangenen Welt, eine Sprache, die am Aussterben ist, Kinderlyrik, die von einer Zeit vor dem großen Grauen – der Shoa – lebenslustig, spitzbübisch und unbeschwert erzählt.“ Genau das ist das Bemerkenswerte: Lemmel weiß noch nichts vom Massenmord an Europas Juden. In einer Welt, in der Antisemitismus überall erstarkt und die aktuell vom Krieg in Gaza geprägt ist, ermöglicht das Buch einen unbeschwerten Blick auf die jüdische Kultur. Das Buch entreißt einen Autor, dessen Zeit, dessen Schicksal und dessen Helden dem Vergessen; das ist auch ein Hauptanliegen von Myriam Halberstam.
Wiederentdeckt haben den Lausbub Lemmel die beiden Regensburger Professorinnen Caroline Emig und Sabine Koller während ihrer Forschungen zu Kvitko – „Ein jiddischer (Kinderbuch-)Autor zwischen jüdischer und sozialistischer Revolution“. Myriam Halberstam war begeistert von der Idee, die bislang verstreut veröffentlichten Gedichte zu bündeln. Peter Comans hat sie nah am Original übersetzt und dennoch eine zeitgemäße Leichtigkeit geschaffen. Der Leser findet beide Sprachen, auf der linken Seite die deutschen Verse, rechts das jiddische Original in hebräischer Schrift. Die Zeichnungen stammen von der in England lebenden, in Israel geborenen Illustratorin Inbal Leitner; ein moderner Retrolook, klar und ruhig. Ein umfangreiches Nachwort mit Informationen zur Entstehungsgeschichte des „Lemmel“, zum Autor sowie Worterläuterungen („Knisches“ bedeutete „Teigpasteten“) runden die Ausgabe ab.
Leyb Kvitko, geboren circa 1890 in einem kleinen Dorf nahe Odessa, der heutigen Ukraine, zählte Ende der 1930er-Jahre zu den bekanntesten Kinderlyrikern der Sowjetunion. Er fällt jedoch immer wieder wegen angeblich antikommunistischer Schriften und Tätigkeiten in Ungnade, bis sein Leben tragisch endet: Am 12. August 1952 wird er in Moskau nach einem zweimonatigen Geheimprozess in der „Nacht der ermordeten Poeten“ mit etwa 30 weiteren Juden im Zuge der stalinistischen „Säuberungen“ von den Sowjets erschossen.
Sein Lemmel bleibt. Der Name, abgeleitet vom jiddischen „lam“, also „Lämmchen“, impliziert Naivität, Unschuld und ein liebenswertes Wesen. In Kvitkos sechs anrührenden, unterschiedlich langen Alltagsgedichten bringt Lemmel nicht nur alles durcheinander, sondern stibitzt auch gerne süße Früchte. Mal geht er zum Doktor, mal hat er Pech, etwa, wenn er sich „von Bembe nach Drembe“ auf der Suche nach duftenden Knisches verläuft. Mal will er den Mond fangen, dann rettet er die Milch, in die eine Maus gefallen ist: „Und dann hast du herausgefischt / die Maus zu guter Letzt? Wozu denn das? Ich hab’ die Katz / mit in den Topf gesetzt!“ Lemmel kann also auch clever.
Leyb Kvitko:
Tollpatsch Lemmel.
Mit Illustrationen von Inbal Leitner.
Ariella Verlag,
Berlin 2023.
48 Seiten, 18 Euro.
Ab 3 Jahren.
Oben: Sein Name kommt von „Lamm“, aber brav
ist Lemmel nicht. Unten: Der Autor Leyb Kvitko bei einer Veranstaltung mit jungen Lesern in den 1930er-Jahren.
Foto: Verlag
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