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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.07.2022

Haikus aus Kindermund mit Kois

Spät-Lese im Look der Fünfzigerjahre: Sonja Danowskis neues Werk bringt uns auf angenehmste Weise mit jedem Umblättern dem Einschlafen näher.

Die Grafikerin Sonja Danowski hat mit "Nachts im Traum" das Einschlafbuch des Jahres geschaffen. Was auf den ersten Blick als Beleidigung aufgefasst werden könnte - ein Buch, so langweilig, dass jeder Leser unweigerlich ins Reich des Morpheus befördert wird - ist in der Alltagswelt real elektrisierter und schlafunwilliger Kinder ein nicht zu verachtender Vorzug: Man schaut sich die Gedichte und Bilder an, trägt gemeinsam in ausgiebiger Beschreibung die Überfülle der in Danowskis Bildwelten zu entdeckenden Details zusammen - und schwups sind Eltern wie Kind weggeschlummert. Einer Doppelseite träumschlafender Kinder folgt dabei jeweils eine weitere mit einer Art Haiku in Kindermund auf der linken Seite und den Bildphantasien der Grafikerin zu eben diesen Sentenzen auf der gegenüberliegenden Seite. Zu Recht gilt Danowski als Maler-Poetin der Erinnerung. Ihre durchscheinend kolorierten Zeichnungen tragen stets pastellig gedeckte Farben; zeitlose oder leicht antiquierte Kleidchen verleihen dem Ganzen einen zarten Fünfzigerjahrelook. Zuweilen scheint gar eine Art milchiger Schleier über den Gesichtchen und Gegenständen zu liegen. Um die geschützte Atmosphäre einer Traumzone zu erzeugen, dimmt Danowski daher das Licht in ihren Bildräumen bewusst herunter. Von Traumtableaux zu Traumtableaux lässt sich wie in Zeitlupe verfolgen, dass den umblätternden Kindern die Äuglein immer mehr zufallen.

Zwar spitzt Danowski die Surrealismen in "Nachts im Traum" nicht so stark zu wie in ihrer Parallelwelt "Gon Gon", einem verzauberten Planeten, auf dem das titelgebende "Smon Smon" lebt. Doch bewegen sich auch die Kinder in ihrem aktuellen Buch durch sorgfältigst "erfundene" und ausgetuschte Traumwelten, wenn etwa Lucia mit dunkler Struwwelpetermähne auf einem lammartigen Riesenhundeplüschtier durch ein stilles Gewässer reitet und sich statt Blättern rote, gelbe, blaue Perlen um die Bäume winden - die allerdings wiederum per Leine mit dem Mädchen verbunden sind.

Dabei sind es keine weltfremden Fluchten, die Danowski den kleinen Menschen vor Augen stellt. Dass sie tagsüber auf dem Weg in den Kindergarten oder in die Schule oft genug verstörende Bilder sehen müssen, davor können Eltern sie nicht vollständig bewahren, sollen es vermutlich auch nicht. Der kleine Kai etwa lenkt im Buch sein keinesfalls handelsübliches Kindergefährt, eine famose Mischung aus Bobbycar und Lohengrin-Schwanenwagen "zu einem Ort mit Blumen und Vogelgezwitscher im Wald". Der anzusteuernde Wald hat schon in Gestalt eines ausgewachsenen Baums Platz in Kais Zweisitzer gefunden, ein geräumiges Nest mit Vogelfamilie in der Krone inbegriffen. Damit nun auch das Vogelgezwitscher beginnen kann, muss man raus der Stadt. Vorbei geht die Reise an einer tristen Fabrikkulisse mit vierzehn qualmenden Schornsteinen.

Oder das Mädchen Ume, das Koi-Karpfen kreisen lässt und die kleinen Segel von Lotusblüten fliegen lässt, gleichzeitig aber fast buddhistisch geduldig in seinem Ankerbaukastenboot auf voranbringenden Wind wartet. Tatsächlich bilden sich ein bewegt strudelnder Kreislauf auf der entsprechenden Buchseite, wenn die Kois um einen zentralen Prunklotus kreisen, mit ihren Fischmäulern die bötchenförmigen Blütenblätter anstupsen und dem Mädchen an der Reling übergeben, das sie dann wiederum als kleine rosafarbene Miniatursegel ihres Schiffes auftakelt. Und obwohl der Lotus im Buddhismus die göttliche Symbolpflanze schlechthin ist, weil er im schlammigen Morast der Tümpel und Teiche gründet, seine Blüten jedoch wie eine Sonne dieser in den Himmel entgegenreckt, ist die ganze Tiefe dieses Bilderstrudels dennoch auch von Kindern intuitiv verstehbar. Die jahreszeitlichen Wandel und Kreisläufe ohnehin: Durch den Türspalt von Klein-Annes Zimmer mäandert fröhlich ein Fluss über den Fußboden. Die entstandene Urstromlandschaft besiedelt das Kind andächtig mit Herden von Tieren sowie gebastelten Bäumen mit wolkigen Kronen und weißen Riesenblüten, die zugleich Windrädern ähneln (am Rande: geniale Bastelidee für nicht Furcht einflößende, dichte Phantasiewälder!). Und unversehens sind Nachwuchs wie elterliche Buch-Halter "Nachts im Traum". STEFAN TRINKS

Sonja Danowski: "Nachts im Traum".

Bohem Verlag, Münster 2022. 64 S., geb., 20,- Euro. Ab 4 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Das ist im besten Sinne das "Einschlafbuch des Jahres" freut sich Rezensent Stefan Trinks über das neue Werk der Grafikerin Sonja Danowski. Fasziniert taucht er ein in Danowskis getuschte, im Stil der Fünfziger gehaltene "Traumwelten", die stets ein wenig surrealistisch und wie von einem "milchigen Schleier" bedeckt erscheinen. In den vor Details sprießenden "Traumtableaus" reitet er auf Riesenplüschtieren durch das Urstromland im Kinderzimmer der kleinen Anne, bewundert Farbperlen an Bäumen, lässt mit der kleinen Ume Koi-Karpfen kreisen und Lotusblüten fliegen - und nimmt doch am Rande immer auch den grauen Alltag wahr.

© Perlentaucher Medien GmbH