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Es gibt sie noch, die prächtigen Spiel- und Vorführstätten, die glanzvollen Theaterbauten und historischen Kinosäle, deren Besuch allein schon ein wahrer Genuss ist. Diese bayerischen Kulturdenkmäler, die vom Ideenreichtum ihrer Erbauer und von den vielfältigen Gestaltungsmöglich keiten ihrer Entstehungszeit zeugen, sind es wert, bewahrt zu werden.Vom weltbekannten Bayreuther Festspielhaus bis zu den Münchner Bühnen, vom Volkstheater in Flintsbach bis zu der versteckt liegenden Schauspielbühne im Fürstbischöflichen Opernhaus in Passau, von der Augsburger Puppenkiste bis zum Cincinnati-Kino in…mehr

Produktbeschreibung
Es gibt sie noch, die prächtigen Spiel- und Vorführstätten, die glanzvollen Theaterbauten und historischen Kinosäle, deren Besuch allein schon ein wahrer Genuss ist. Diese bayerischen Kulturdenkmäler, die vom Ideenreichtum ihrer Erbauer und von den vielfältigen Gestaltungsmöglich keiten ihrer Entstehungszeit zeugen, sind es wert, bewahrt zu werden.Vom weltbekannten Bayreuther Festspielhaus bis zu den Münchner Bühnen, vom Volkstheater in Flintsbach bis zu der versteckt liegenden Schauspielbühne im Fürstbischöflichen Opernhaus in Passau, von der Augsburger Puppenkiste bis zum Cincinnati-Kino in der ehemaligen Münchner Ami-Siedlung - Experten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege beschreiben Architektur und Geschichte der schönsten Spielstätten Bayerns.Dieser Prachtband mit seinen großformatigen Architekturfotos lädt zum ausgiebigen Schwelgen ein. Kulturgenuss vom Feinsten!
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.12.2021

Die Lust
am Spiel
Die Bayern gelten schon seit
Jahrhunderten als theaterbesessen.
Das drückt sich auch in ihren
Bauten aus – ein Bildband stellt
denkmalgeschützte Schauspiel- und
Opernhäuser, aber auch Kinos vor
VON SABINE REITHMAIER
Manche Leute neigen dazu, es mit Geschenken zu übertreiben. Markgräfin Wilhelmine von Brandenburg und Preußen beispielsweise. Die Schwester Friedrich des Großen überraschte ihre Tochter zu deren Hochzeit 1748 mit der Einweihung eines neuen Opernhauses. Für die Nachgeborenen war es natürlich ein großes Glück, dass die Markgräfin, die ihr Dasein in dem politisch völlig bedeutungslosen Provinznest Bayreuth als gesellschaftlichen Abstieg empfand, so ein Juwel barocker Theaterarchitektur bauen ließ.
In Größe, Anspruch und Ausstattung konnte es sich seinerzeit mit den ersten Häusern Europas messen. Überhaupt: Hätte es dieses italienisch angehauchte Logentheater nicht gegeben, wäre Richard Wagner auf Bayreuth gar nicht erst aufmerksam geworden. So aber erschien ihm die provinzielle und trotzdem nicht ganz unbedeutende Residenzstadt ideal, um seine Vision eines Festspielorts zu verwirklichen und das gewünschte „unverdorbene“ Publikum für seine Werke zu finden. Auch wenn er damals den von ihm gewünschten Bauplatz in der Nähe des Hofgartens nicht erhielt, heute ist der „Grüne Hügel“, seinerzeit einen Kilometer von Stadtrand entfernt, ebenfalls weltberühmt.
Das Markgräfliche Opernhaus, inzwischen Unesco-Weltkulturerbe, und das 1876 eröffnete Bayreuther Festspielhaus sind nur zwei der denkmalgeschützten Theaterbauten, die in dem Bildband „Theater in Bayern“ vorgestellt werden. Ein gewichtiges Buch, das Mathias Pfeil, Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, herausgegeben hat, gewichtig schon allein wegen des großen Formats und der knapp 2,5 Kilo, die das Buch wiegt. Es beeindruckt auch durch die Fülle an ausgezeichneten Fotos und klugen Texten, geschrieben von Denkmalschutzexperten. Überwältigend aber ist die Erkenntnis, die sich während der Lektüre einstellt: Bayern ist unheimlich reich an fantastischen, historischen Spielstätten.
Jedes Theater hat seine eigene, oft sehr spezielle Geschichte wie die des Stadttheaters Amberg, das seinen Platz in einer Franziskanerkirche fand. Zahlreiche Bauten entstanden im 19. Jahrhundert, als der Theaterbesuch endgültig zum bürgerlichen Selbstverständnis dazugehörte. Das Münchner Gärtnerplatztheater eröffnete 1865 als bürgerschaftliches „Actien-Volkstheater“, ging aber 1868 schon wieder bankrott. Auch das „Weltbad“ Kissingen strebte nach Höherem und wollte sich nicht mehr mit einem „bretternen Musentempel“ begnügen. Um dem wachsenden Anspruch der Kurgäste gerecht zu werden, beauftragte die bayerische Regierung 1904 Max Littmann, neben Karl Friedrich Schinkel und Gottfried Semper einer der wichtigsten deutschen Theaterarchitekten, mit der Planung eines neuen Hauses. Ganz durchsetzen konnte sich Littmann, der auch das Münchner Prinzregententheater, die Kammerspiele und das Hofbräuhaus plante, freilich nicht. „Auf die Anlage der von uns seit Jahren bekämpften Prosceniumslogen glaubte man mit Rücksicht auf die Wünsche vieler, insbesondere auch ausländischer Kurgäste nicht verzichten zu können“, schrieb er 1905 in einem Aufsatz über Amphitheater. Bisschen gesellschaftliche Unterschiede mussten eben sein.
Das Regensburger Theater am Bismarckplatz, angeblich errichtet nach den Vorbildern der Wiener Theaterbauten Emanuel Schikaneders, galt nach dem Münchner Hof- und Nationaltheater zeitweise als zweitwichtigste Spielstätte Bayerns, nannte sich zeitweise „Kgl. Nationaltheater“. Doch nach dem Ende der Monarchie wurden die Hoftheater verstaatlicht. Das ehemalige Herzogtum Coburg trat 1920 dem Freistaat bei, auch weil dieser sich verpflichtet hatte, für die Kosten des Coburger Landestheaters aufzukommen, berichtet Thomas Schwarzer im Beitrag über die Theaterentwicklung in Bayern.
Viele Bauten überstanden den Zweiten Weltkrieg nur schwer beschädigt, mussten aufwendig wieder hergestellt werden. In Ingolstadt, Schweinfurt oder Würzburg entschied man sich für Neubauten, oft mit spektakulären Grundrissen. Selbstverständlich fehlen im Bildband weder die Volkstheater – vorgestellt werden das Passionsspielhaus in Oberammergau oder die Ritterspiele in Kiefersfelden mit ihrer dreiteiligen barocken Drehkulissenbühne – noch die Filmtheater, unter anderem das Luna-Theater in Schwabach, das, 1913 eröffnet, bis heute durchgängig als Kino bespielt wird.
Was übrigens Wilhelmine und ihr Geschenk betrifft: Der Bau des Opernhauses stürzte das kleine Markgrafentum in eine ziemliche Schuldenkrise. Wilhelmine starb auch bald. Doch ihr Haus überlebte – vermutlich auch deshalb, weil es keine Heizung besaß und daher im Gegensatz zu den meisten anderen hölzernen Opernbauten der Zeit nicht abbrannte.
Mathias Pfeil (Hrsg.): Theater in Bayern. Kultur im Denkmal – Schauspiel- und Opernhäuser, Volksbühnen, Marionettentheater und Kinos. Volk Verlag München, 264 Seiten, 49,90 Euro
Ein Kurtheater, das einem mondänen Welt-Bad
angemessen war, schuf Architekt Max Littmann Anfang
des 19. Jahrhunderts für Bad Kissingen (oben).
Glänzend präsentiert sich das Foyer im Stadttheater
Ingolstadt mit dem Blattgoldbild von Heinz Eichmann
(Mitte li.), während das Deckengemälde mit Scheinarchitektur im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth für ein
beeindruckendes Raumerlebnis sorgt. Unten der Blick
vom Bühnenhaus in den Saal des Parktheaters im
Kurhaus Göggingen in Augsburg.

 Fotos: Michael Forstner (2), David Laudien (2)
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Eine Dienstleistung des SZ-Archivs
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Hannes Hintermeier freut sich schon auf den Moment, wenn all die in dem von Mathias Pfeil herausgegebenen Band abgebildeten Opernhäuser, Stadt-, Hof-, Park- und Bergwaldtheater zu München, Passau, Landsberg, Göggingen und Weißenburg wieder mit Leben erfüllt sein werden. Derweil ergötzt sich Hintermeier an den "exzellenten" Fotos des ziegelschweren Buches und an den "kundigen" Texten von Denkmalpflegern, die ihm einiges über Geschichte, Architektur und Erhaltung der Theaterbauten verraten. Eines wird Hintermeier deutlich: Bayerns Theater- und Musiklandschaft ist äußerst vielfältig.

© Perlentaucher Medien GmbH