PAYBACK Punkte
0 °P sammeln!
Eine ziellose Jugend, eine spießige Familie, eine frustrierende Ausbildung: Alex Herwig hat keinen Plan, was aus ihr mal werden soll. Da kommt die Annonce »Taxifahrerin gesucht« schon fast wie die Rettung schlechthin daher.In ihrem neuen Job wird Alex - halb wider Willen - von einer Kollegenclique aufgesogen, die aus abgebrochenen Studenten, gescheiterten Künstlern, misanthropischen Gar-nicht-Akademikern und frauenfeindlichen Verklemmten besteht - bis sie Marco trifft, einen extrem kleingewachsenen, aber umso bestimmter agierenden jungen Mann ...Karen Duve erzählt von einer jungen Frau, d...
Eine ziellose Jugend, eine spießige Familie, eine frustrierende Ausbildung: Alex Herwig hat keinen Plan, was aus ihr mal werden soll. Da kommt die Annonce »Taxifahrerin gesucht« schon fast wie die Rettung schlechthin daher.
In ihrem neuen Job wird Alex - halb wider Willen - von einer Kollegenclique aufgesogen, die aus abgebrochenen Studenten, gescheiterten Künstlern, misanthropischen Gar-nicht-Akademikern und frauenfeindlichen Verklemmten besteht - bis sie Marco trifft, einen extrem kleingewachsenen, aber umso bestimmter agierenden jungen Mann ...
Karen Duve erzählt von einer jungen Frau, der das Leben nichts schenkt, die einen Beruf hat, in dem sie andauernd Leute trifft, denen das Leben erst recht nichts schenkt.
In ihrem neuen Job wird Alex - halb wider Willen - von einer Kollegenclique aufgesogen, die aus abgebrochenen Studenten, gescheiterten Künstlern, misanthropischen Gar-nicht-Akademikern und frauenfeindlichen Verklemmten besteht - bis sie Marco trifft, einen extrem kleingewachsenen, aber umso bestimmter agierenden jungen Mann ...
Karen Duve erzählt von einer jungen Frau, der das Leben nichts schenkt, die einen Beruf hat, in dem sie andauernd Leute trifft, denen das Leben erst recht nichts schenkt.
Karen Duve, 1961 in Hamburg geboren, lebt in der Märkischen Schweiz. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Ihre Romane Regenroman (1999), Dies ist kein Liebeslied (2002), Die entführte Prinzessin (2005) und Taxi (2008) waren Bestseller und sind in 14 Sprachen übersetzt. 2011 erschien ihr Selbstversuch Anständig essen, 2014 ihre Streitschrift Warum die Sache schiefgeht. Die Verfilmung ihres Romans Taxi kam 2015 in die Kinos. 2016 sorgte sie mit ihrem Roman Macht für Aufruhr und wurde mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor (2017) ausgezeichnet. Für ihren Roman Fräulein Nettes kurzer Sommer (2018) wurde Karen Duve mit dem Carl-Amery-Preis, dem Düsseldorfer Literaturpreis und dem Solothurner Literaturpreis ausgezeichnet.
Produktdetails
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch
- Artikelnr. des Verlages: 95884556
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 320
- Erscheinungstermin: 6. Oktober 2022
- Deutsch
- Abmessung: 189mm x 124mm x 23mm
- Gewicht: 314g
- ISBN-13: 9783462000542
- ISBN-10: 3462000543
- Artikelnr.: 63773343
Herstellerkennzeichnung
Kiepenheuer & Witsch GmbH
Bahnhofsvorplatz 1
50667 Köln
produktsicherheit@kiwi-verlag.de
Kurzinhalt:
Hamburg, Anfang der 80er: Alex lebt mit ihrem Bruder in einem Bungalow - der Vater ist froh, dass er seine Kinder nach draußen verfrachtet hat.
Ohne Job kann sie sich keine Wohnung leisten. Mal abgesehen davon, dass sie auch gar nicht weiß, wie man eine mietet. Da …
Mehr
Kurzinhalt:
Hamburg, Anfang der 80er: Alex lebt mit ihrem Bruder in einem Bungalow - der Vater ist froh, dass er seine Kinder nach draußen verfrachtet hat.
Ohne Job kann sie sich keine Wohnung leisten. Mal abgesehen davon, dass sie auch gar nicht weiß, wie man eine mietet. Da fällt ihr die Anzeige: "Taxifahrerinnen gesucht" ins Auge. Explizit mit Frauenendung.
Sie besteht die Prüfung mit Ach und Krach, denn eigentlich kann sie sich keine Straßennamen merken - und lernt das Leben von einer ganz neuen Seite kennen. Nicht nur, weil sie lauter neue Straßennamen lernt, sondern auch, weil ihre Kollegen eine ganz neue Welt darstellen - wie auch die Fahrgäste, die bei ihr einsteigen.
Meine Meinung:
Nachdem ich bei der Lesung mit Karen Duve war und gehört haben, dass sie selbst jahrelang Taxi fuhr und diese Erfahrungen in einem Buch verarbeitet hat, musste ich mir das gleich bestellen.
Nach der ersten Irretation, dass es sich dabei um einen Roman und keinen autobiographischen Erfahrungsbericht handelt, war ich sofort in der Geschichte drin. Ich denke, es ist völlig egal, ob die Protagonistin Karen Duve oder Alex heißt- dass man so ein Buch nur schreiben kann, wenn man viele der Dinge selbst erlebt hat, ergibt sich von selbst.
Ich war begeistert von der schonungslosen Beschreibung des Taxifahrens einerseits und der Fahrgäste auf der anderen Seite. Duve gelingt damit gleichzeitig eine Analyse der gesellschaftlichen Unterschicht Hamburgs der 80er Jahre.
Da sind auf der einen Seite die Taxifahrer: ewige Studenten, Machos, Selbstverliebte und Verklemmte. Menschen die nicht wissen, was sie sonst in ihrem Leben anfangen sollen und insofern im wahrsten Sinne des Wortes ziellos durch die Gegend irren. Bis ihnen der nächste Fahrgast eine neue Richtungsangabe vorgibt. Haben sie mal niemanden zu fahren, hocken sie zusammen in einem Taxi und philosophieren über das Leben.
Auf der anderen Seite werden die Fahrgäste, von den Taxifahrern des Romans als "Dreckhecken" bezeichnet, in einem ganz anderen Licht dargestellt, als ich mir das immer vorgestellt habe. Da dachte ich, nur gut betuchte Menschen, können sich Taxifahren leisten. Alle anderen nehmen den Bus. Aber hier wird von Schnorrern und Spinnern geschrieben, Zuhältern und Gewalttätigen, Nutten und alten Muttchen. Menschen, die ihren eigenen Geruch mitbringen oder den, der noch an ihren Schuhen klebt; die ungefragt rauchen oder meinen, die Frau am Steuer wäre auch noch für anderweitige Dienste offen.
Dabei immer im Mittelpunkt: Alex - die Frau, die das Taxi fährt und mehr als einmal darauf angesprochen wird: Hast Du keine Angst?
Tatsächlich weiß auch sie mit ihrem Leben zunächst nichts Besseres anzufangen, so sehr der Job nachher auch an ihr zehrt. Sie bleibt viele Jahre dabei und findet nachher den Absprung nicht.
Unterteilt ist der Roman in die Anfänge (1986) und das Ende dieser Zeit (1989-1990).
Gleichzeitig erhält man einen schonungslosen Einblick in ihr Privatleben, das keines ist. Auch hier ist sie eine Suchende, Getriebene, die nirgendwo richtig ankommt, ankommen möchte. Zugezogene Vorhänge, Affenbücher, platte Fahrradreifen und skurile Männer bestimmen ihr Leben. Selten habe ich einen so schonungslosen und dabei ehrlichen Blick auf einen Menschen erhalten.
Fazit:
Eine seltsame und gleichzeitig faszinierenden Welt, in der man versinkt, sobald man das Buch aufschlägt.
Ganz großes (Kopf-)Kino! Ganz große Literatur!
Weniger
Antworten 5 von 6 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 5 von 6 finden diese Rezension hilfreich
Existenzielle Trostlosigkeit
«Taxi» von Karen Duve geht auf ihre Tagebücher aus mehr als 13 Jahren als Hamburger Taxifahrerin zurück. Sie hatte dieses Material zu einem als ihr Debüt geplanten 800-Seiten-Roman kompiliert, es fand sich jedoch kein Verleger dafür. …
Mehr
Existenzielle Trostlosigkeit
«Taxi» von Karen Duve geht auf ihre Tagebücher aus mehr als 13 Jahren als Hamburger Taxifahrerin zurück. Sie hatte dieses Material zu einem als ihr Debüt geplanten 800-Seiten-Roman kompiliert, es fand sich jedoch kein Verleger dafür. Später hat sie ihre autobiografische Geschichte von den Erlebnissen der «Zwodoppelvier», wie sie im Jargon der Taxifunk-Zentrale mit der Kennnummer ihres Wagens immer nur genannt wurde, radikal gekürzt und mit großem Erfolg als ihren vierten Roman veröffentlicht, dessen Erzählzeit von 1984 bis 1990 reicht.
Die junge Alexandra, Ich-Erzählerin des Romans und Alter Ego der Autorin, meldet sich nach einer abgebrochenen Ausbildung kurz entschlossen auf eine Stellenanzeige als Taxifahrerin. Trotz mangelnder Ortskenntnisse besteht sie die Prüfung und kurvt fortan mit ihrem Taxi durch Hamburg, mit der gleichen Kennung 244, die einst auch der Wagen der Autorin hatte. Alex, wie sie von den Kollegen genannt wird, fährt von Beginn an nur Nachtschicht, weil da mehr zu verdienen ist. Sie versteht sich durchzubeißen in der sehr speziellen Welt der Taxler und gerät in einen munteren Kreis von ausschließlich männlichen Kollegen, die dem gängigen Klischee vom ‹Akademiker im Taxi› erstaunlich nahekommen. Da ist vor allem Dietrich, ein verkappter Kunstmaler, mit dem sie schon bald eine längere Affäre hat, ferner dessen bester Freund Rüdiger, ein Möchtegern-Philosoph, der als Frauenhasser ständig hitzige Diskussionen mit Alex führt. Ihr Privatleben wird als zielloses Dahinvegetieren mit ständigen Geldnöten geschildert, in dem außer ihren Männer-Geschichten nichts passiert. Wenn sie überhaupt mal ein Buch liest, dann eines über Affen, Dian Fossey fasziniert sie besonders. Zufällig trifft sie Marco wieder, einen kleinwüchsigen, ehemaligen Schulkameraden, der sich als guter Liebhaber erweist. Sie will sich aber keinesfalls in der Öffentlichkeit sehen lassen mit Marco, was zur Entfremdung zwischen ihnen führt. Schließlich hat sie noch eine heiße Affäre mit ihrem Nachbarn Majewski, einem windigen Journalisten und Frauenheld. «Sein Körper schob sich wie ein Sargdeckel über mich» heißt es lakonisch über das erste Mal.
Diese Männer-Geschichten bilden das spärliche Handlungs-Rückgrad des zweiteiligen Romans, der in 113 vignette-artigen Kapiteln Anekdote nach Anekdote aneinanderreiht. Die Fahrgäste bilden dabei ein Panoptikum verschiedenster Typen, die häufig auch aus dem Rotlichtmilieu stammen. Oft sind es Betrunkene, es gibt viel Ekliges wegzuwischen und Gestank zu ertragen, nicht nur von Rauchern. Alex erlebt den permanenten Kampf um den besten Standplatz und die lukrativste Tour, bekommt mal verschwenderisch viel und manchmal auch gar kein Trinkgeld. Sie muss gelegentlich sogar ihrem Geld hinterherlaufen, wenn der fiese Fahrgast nicht zahlen kann oder will. All diese Erfahrungen bewirken keine ‹Éducation sentimentale›, die Protagonistin wird nicht geläutert, «Taxi» ist auch kein Entwicklungsroman, sondern eine emotionslose Schilderung existenzieller Trostlosigkeit ohne erkennbaren Ausweg.
Mehr Authentizität als in diesem Roman ist fast nicht möglich, Karen Duve erzählt schonungslos und oft lakonisch mit dem Insider-Wissen aus mehr als einem Jahrzehnt. Sie schildert ganz unsentimental die für ihre Romane typische Antiheldin als antriebslos und entscheidungs-unfähig. Mit scharfem Blick für Details wird dabei unentwegt aus dem Alltag der Taxifahrerin berichtet, was durch ständige Wiederholungen allmählich doch ermüdend wirkt. Stilistisch dem Milieu angepasst, ist ihre Sprache eher karg, mit ironischem Unterton. Störend an diesem ambivalenten Roman ist ein, angesichts der Kongruenz Heldin/Autorin, peinlicher Narzissmus, der zum Beispiel beim Bruch mit Dietrich in dem Satz gipfelt: «Jemanden wie mich würde er nie wieder finden». Trotz eines geradezu albernen Shutdowns ist dieser Roman gleichwohl eine angenehme Lektüre, die zuweilen sogar mit ihrer Alltags-Philosophie zu überraschen vermag
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Ich mag Karen Duves lakonischen Ton sehr gerne und habe mich auf die Lektüre von "Taxi" gefreut. Die Beschreibung des Alltags der Taxifahrerin Alex ist dann auch wie erwartet ein nicht gerade menschenfreundlicher Reigen autobiografisch gefärbter Anekdoten, amüsant und …
Mehr
Ich mag Karen Duves lakonischen Ton sehr gerne und habe mich auf die Lektüre von "Taxi" gefreut. Die Beschreibung des Alltags der Taxifahrerin Alex ist dann auch wie erwartet ein nicht gerade menschenfreundlicher Reigen autobiografisch gefärbter Anekdoten, amüsant und schonungslos geschrieben. Doch irgendwann tritt das Buch - genau wie das Leben der Protagonistin - auf der Stelle. Mir war ungefähr ab der Mitte des Buches nicht mehr klar, wo die Autorin mit ihrer Geschichte hin will, zumal sich die Episoden mit den "Dreckhecken" (= Fahrgäste) und Männern in Alex Leben wiederholt haben. Mit dem Ende war ich dann auch nicht so recht zufrieden. Für mich Duves bisher schwächster Roman, aber immer noch gut genug für 3 Sterne.
Weniger
Antworten 6 von 13 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 6 von 13 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für