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Taxifahren können viele - doch grandios darüber schreiben kann nur Karen Duve "Ich meldete mich auf eine Anzeige, in der nicht nur Taxifahrer, sondern ausdrücklich auch Taxifahrerinnen gesucht wurden. 1983 war es in Stellenanzeigen noch nicht üblich, jedem Beruf auch eine weibliche Endung anzufügen. Man tat es nur, wenn man andeuten wollte, dass man praktisch jeden nahm."Eine ziellose Jugend, eine spießige Familie, eine frustrierende Ausbildung - da kommt die Annonce"Taxifahrerin gesucht"schon fast wie die Rettung schlechthin daher. Auch wenn Alex Herwig leider ein Gedächtnis wie ein Si...
Taxifahren können viele - doch grandios darüber schreiben kann nur Karen Duve "Ich meldete mich auf eine Anzeige, in der nicht nur Taxifahrer, sondern ausdrücklich auch Taxifahrerinnen gesucht wurden. 1983 war es in Stellenanzeigen noch nicht üblich, jedem Beruf auch eine weibliche Endung anzufügen. Man tat es nur, wenn man andeuten wollte, dass man praktisch jeden nahm."Eine ziellose Jugend, eine spießige Familie, eine frustrierende Ausbildung - da kommt die Annonce"Taxifahrerin gesucht"schon fast wie die Rettung schlechthin daher. Auch wenn Alex Herwig leider ein Gedächtnis wie ein Sieb hat. Trotzdem büffelt sie Straßennamen und Wegstrecken - und hat das Glück auf einen extrem gnädigen Prüfer zu treffen. Bald sitzt sie zum ersten Mal im Wagen und schwitzt Blut und Wasser, weil sie die Straße nicht kennt, nach der ihr erster Fahrgast fragt. Und Alex wird - halb wider Willen - von einer Kollegen-Clique aufgesogen, die aus abgebrochenen Studenten, gescheiterten Künstlern, misanthropischen Gar-nicht-Akademikern und frauenfeindlichen Verklemmten besteht - bis sie Marco trifft, einen extrem kleingewachsenen aber umso bestimmter agierenden jungen Mann ...
Karen Duve erzählt mit gewohnter Brillanz, Lakonie und Unbarmherzigkeit von einer jungen Frau, der das Leben nichts schenkt, die einen Beruf hat, in dem sie andauernd Leute trifft, denen das Leben erst recht nichts schenkt. Komisch, erbarmungslos, ehrlich bis auf die Knochen: Ein waschechter Duve-Roman.
Karen Duve erzählt mit gewohnter Brillanz, Lakonie und Unbarmherzigkeit von einer jungen Frau, der das Leben nichts schenkt, die einen Beruf hat, in dem sie andauernd Leute trifft, denen das Leben erst recht nichts schenkt. Komisch, erbarmungslos, ehrlich bis auf die Knochen: Ein waschechter Duve-Roman.
Karen Duve, geb. 1961in Hamburg, lebt mit einem Maultier, einem Pferd, einem Esel, zwei Katzen und zwei Hühnern auf dem Lande in der Märkischen Schweiz. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Produktdetails
- Verlag: Eichborn
- Artikelnr. des Verlages: 0953
- 8. Aufl.
- Seitenzahl: 312
- Erscheinungstermin: 28. April 2008
- Deutsch
- Abmessung: 218mm x 134mm x 29mm
- Gewicht: 468g
- ISBN-13: 9783821809533
- ISBN-10: 3821809531
- Artikelnr.: 23275178
Herstellerkennzeichnung
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Einmal falsch abgebogen und nie wieder umgekehrt
Mit Karacho in die Lebens-Sackgasse: In ihrem Roman "Taxi" räumt Karen Duve abermals mit dem Vorurteil auf, dass Jungsein ein Freifahrtschein ins Glück ist.
Jugendliche Helden, die am Leben leiden, muten immer besonders tragisch an. Singt doch fast jeder Schlager davon, dass Glück samt seinen Sahnehäubchen "Liebe" und "Erfolg" ein Privileg der Jugend ist. Weswegen es umso bitterer erscheint, dass ausgerechnet die "beste Zeit des Lebens" für viele Heranwachsende nicht zuletzt aufgrund des äußeren Erwartungsdrucks zum Martyrium wird. Denn mit dem Jungsein allein ist es ja noch nicht getan. Man muss sich auch angemessen "jung" verhalten. Und das meint in
Mit Karacho in die Lebens-Sackgasse: In ihrem Roman "Taxi" räumt Karen Duve abermals mit dem Vorurteil auf, dass Jungsein ein Freifahrtschein ins Glück ist.
Jugendliche Helden, die am Leben leiden, muten immer besonders tragisch an. Singt doch fast jeder Schlager davon, dass Glück samt seinen Sahnehäubchen "Liebe" und "Erfolg" ein Privileg der Jugend ist. Weswegen es umso bitterer erscheint, dass ausgerechnet die "beste Zeit des Lebens" für viele Heranwachsende nicht zuletzt aufgrund des äußeren Erwartungsdrucks zum Martyrium wird. Denn mit dem Jungsein allein ist es ja noch nicht getan. Man muss sich auch angemessen "jung" verhalten. Und das meint in
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westlich-kapitalistischen Gesellschaften vor allem: irre viel Spaß am Leben haben. Doch genau damit tun sich Karen Duves heranwachsende Heldinnen in der Regel denkbar schwer.
So bilanzierte schon die namenlose Ich-Erzählerin aus der 1999 erschienenen Kurzgeschichte "Keine Ahnung", nachdem sie gerade ihr Abitur bestanden hatte: "Mir war das Sein schon zu viel, ich wollte nicht auch noch etwas werden." Ein defätistischer Glaubenssatz, den nicht nur die Bulimie-Kranke Martina aus dem "Regenroman" ebenfalls sofort unterschrieben hätte, sondern auch die essgestörte Altersgenossin Anne Strehlau aus dem Nachfolger "Dies ist kein Liebeslied" von 2002, deren Überforderung mit dem "anstrengenden" Jungsein schließlich in 117 Kilogramm Übergewicht mündete.
Die hübsche Abiturientin Alexandra Herwig aus dem neuen Duve-Roman "Taxi" passt nun in dasselbe Heldinnen-Schema einer jungen Frau mit ausgeprägter Ich-Schwäche. Denn wenngleich Alexandra, die sich Alex nennt, mit ihrem Aussehen eigentlich ganz zufrieden ist, lastet doch auch auf ihr die Bürde des Chancenvorteils "Jugend". Weswegen sie (wie schon ihre Vorgängerinnen) wichtige Entscheidungen gern anderen überlässt, vornehmlich Männern.
Dieser Hang zur Selbstentmachtung zeigt sich schon auf der ersten Seite des Romans, wo erzählt wird, dass Alex ihren Eltern zuliebe eine Ausbildung bei einer Versicherung beginnt, sie aber vorzeitig abbricht, um danach zu Fuß von ihrem Wohnort Hamburg aus Richtung München zu laufen. Alex hofft verzweifelt, "dass sich unterwegs irgendetwas ergeben könnte". Doch natürlich ergibt sich nichts. Stattdessen macht der Bruder seiner verunsicherten Schwester nach deren Rückkehr nur noch mehr Zukunftspanik: "Ich hoffe, du weißt, was du zu tun hast, wenn du in der Gosse gelandet bist." Eine Drohung, die ihr den letzten Mut raubt. Alex traut sich endgültig nichts mehr zu, kein Studium, keine gehobene Ausbildung, sondern bewirbt sich kurzerhand als Taxifahrerin. Oder, wie sie in gewohnt unsentimental-lakonischer Duve-Manier begründet: "Drückerkolonne ging nicht, weil ich ja überhaupt kein Durchsetzungsvermögen hatte."
Ähnlich wie schon Anne aus "Dies ist kein Liebeslied", die in einer Hundeleinenfabrik arbeitete, hegt auch Alex eine selbsthasserische Lust an der Kränkung und strebt von vornherein einen niederen Status an. Denn von dort kann man zumindest nicht mehr so tief fallen und weckt keine Erwartungen, die viel unberechenbarer wären als das eigene Scheitern. Was für andere nur ein Übergangsjob ist, wird für Alex deswegen zum Schicksalsschlag, dem sie fatalistisch glaubt ausgeliefert zu sein. "Ich hatte es verratzt", redet sich die junge Taxifahrerin ein, "einmal falsch abgebogen, einmal den falschen Beruf gewählt, einmal den falschen Mann geküsst und dein ganzes Leben war verkorkst." Alex fühlt sich ohnmächtig einem undurchsichtigen und unentrinnbaren Gang der Dinge unterworfen, beruflich wie privat. Dass sie ihren Kollegen Dietrich gar nicht besonders mag, verhindert weder den ersten Kuss, der "höflicherweise" erfolgt, noch fünf gemeinsame Jahre. Auch vom nervigen Taxifahrerkreis aus Möchtegern-Intellektuellen und Hobbykünstlern lässt sich die einzige Frau in der Firma in Beschlag nehmen, die schon bald nur noch "Zwodoppelvier" heißt. (Wie alle Taxifahrer wird Alex nach der Nummer ihres Dienstwagens genannt.)
Mit Rüdiger, einem besonders gehässigen Frauenhasser, der gleichzeitig mit ihr Nachtschichten fährt, streitet sich Alex zwar immer wieder hitzig herum. Ansonsten aber bleibt sie aus lauter Angst vor Enttäuschungen lieber passive Voyeurin ihrer Biographie. Oder um es mit Silvia Plath zu sagen: Duves Ich-Erzählerin verharrt wie gelähmt unter der "Glasglocke", ohne Vision für ihr Leben. Nicht ohne Grund liest Alex in ihrer Freizeit am liebsten Bücher über "große Menschenaffen", bei denen jedes Herdenmitglied von der Gemeinschaft jenen festen Platz zugewiesen bekommt, den sie für sich selbst nicht erkennen kann.
Alex fühlt sich grundsätzlich fehl am Platz, wie "ein einzelner Orang Utan . . . im Schimpansengehege", irgendwie schief in die Welt gebaut, ohne zu wissen, wie sie etwas daran ändern könnte. Ihre education sentimentale verläuft entsprechend exakt umgekehrt zum klassischen Entwicklungsroman. Während der jugendliche Held der Literaturgeschichte traditionell mit großen Erwartungen startet, die rasch an Grenzen stoßen, ist die Jobberin Alex von vornherein so desillusioniert, dass es eigentlich nur noch aufwärtsgehen kann. Dieses Aufwärts nimmt dann seinen Anfang, als Alex in Gestalt des ebenso kleinwüchsigen wie selbstbewussten Psychologiestudenten Marco endlich jemanden trifft, der ihre defätistische Weltsicht wohltuend bricht. "Interessiert dich eigentlich noch etwas anderes außer deiner miesen Laune?", fragt Marco seine neue Bekanntschaft und bringt damit nicht nur die Verweigerungshaltung von Alex auf den Punkt, sondern auch deren rabenschwarze Grundhaltung ins Wanken. Denn natürlich ist der Alltag im Taxi nicht sonderlich geeignet, die ohnehin grau-schwarze Sichtweise der Erzählerin aufzuhellen. Entpuppen sich doch die meisten Fahrgäste als höchst unsympathische, wenn nicht gefährliche Zeitgenossen. Ständig wird Alex von Kunden beschimpft, gemaßregelt, um Geld betrogen, bedroht und schikaniert. Einmal bekommt sie sogar einen Fausthieb ins Gesicht.
Fast alle dieser Anekdoten beruhen auf eigenen Erlebnissen Karen Duves, die selbst dreizehn Jahre lang in Hamburg Taxi gefahren ist, oder stammen aus dem Kreis ihrer ehemaligen Kollegen. Doch in der Reihung wirken diese mehrheitlich trüben Taxi-Episoden etwas ermüdend. Die Autorin hat die Gefahr der drohenden Eintönigkeit offenbar gespürt und begegnet ihr, indem sie die Alltagsepisoden der Diensttouren und die Privatdramen ihrer Heldin einander abwechseln lässt. Karin Duves größte Begabung zeigt sich auch in "Taxi" deutlich: Sie liegt in der pointierten Beschreibung, der genaue Beobachtung vorausgeht: "Der Flur war so trostlos wie die Gehirngänge eines Toten", heißt es etwa, wenn die Erzählerin die Wohnung eines Fahrgastes beschreibt. Ein anderes Mal sagt Alex, als sie eine Affäre mit einem benachbarten Journalisten anfängt, der sich als hyperaktiver Don Juan herausstellt: "Sein Körper schob sich wie ein Sargdeckel über mich." Das sind abgrundtief bittere, treffsichere Sätze.
GISA FUNCK
Karen Duve: "Taxi". Roman. Eichborn Verlag, Berlin 2008. 320 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
So bilanzierte schon die namenlose Ich-Erzählerin aus der 1999 erschienenen Kurzgeschichte "Keine Ahnung", nachdem sie gerade ihr Abitur bestanden hatte: "Mir war das Sein schon zu viel, ich wollte nicht auch noch etwas werden." Ein defätistischer Glaubenssatz, den nicht nur die Bulimie-Kranke Martina aus dem "Regenroman" ebenfalls sofort unterschrieben hätte, sondern auch die essgestörte Altersgenossin Anne Strehlau aus dem Nachfolger "Dies ist kein Liebeslied" von 2002, deren Überforderung mit dem "anstrengenden" Jungsein schließlich in 117 Kilogramm Übergewicht mündete.
Die hübsche Abiturientin Alexandra Herwig aus dem neuen Duve-Roman "Taxi" passt nun in dasselbe Heldinnen-Schema einer jungen Frau mit ausgeprägter Ich-Schwäche. Denn wenngleich Alexandra, die sich Alex nennt, mit ihrem Aussehen eigentlich ganz zufrieden ist, lastet doch auch auf ihr die Bürde des Chancenvorteils "Jugend". Weswegen sie (wie schon ihre Vorgängerinnen) wichtige Entscheidungen gern anderen überlässt, vornehmlich Männern.
Dieser Hang zur Selbstentmachtung zeigt sich schon auf der ersten Seite des Romans, wo erzählt wird, dass Alex ihren Eltern zuliebe eine Ausbildung bei einer Versicherung beginnt, sie aber vorzeitig abbricht, um danach zu Fuß von ihrem Wohnort Hamburg aus Richtung München zu laufen. Alex hofft verzweifelt, "dass sich unterwegs irgendetwas ergeben könnte". Doch natürlich ergibt sich nichts. Stattdessen macht der Bruder seiner verunsicherten Schwester nach deren Rückkehr nur noch mehr Zukunftspanik: "Ich hoffe, du weißt, was du zu tun hast, wenn du in der Gosse gelandet bist." Eine Drohung, die ihr den letzten Mut raubt. Alex traut sich endgültig nichts mehr zu, kein Studium, keine gehobene Ausbildung, sondern bewirbt sich kurzerhand als Taxifahrerin. Oder, wie sie in gewohnt unsentimental-lakonischer Duve-Manier begründet: "Drückerkolonne ging nicht, weil ich ja überhaupt kein Durchsetzungsvermögen hatte."
Ähnlich wie schon Anne aus "Dies ist kein Liebeslied", die in einer Hundeleinenfabrik arbeitete, hegt auch Alex eine selbsthasserische Lust an der Kränkung und strebt von vornherein einen niederen Status an. Denn von dort kann man zumindest nicht mehr so tief fallen und weckt keine Erwartungen, die viel unberechenbarer wären als das eigene Scheitern. Was für andere nur ein Übergangsjob ist, wird für Alex deswegen zum Schicksalsschlag, dem sie fatalistisch glaubt ausgeliefert zu sein. "Ich hatte es verratzt", redet sich die junge Taxifahrerin ein, "einmal falsch abgebogen, einmal den falschen Beruf gewählt, einmal den falschen Mann geküsst und dein ganzes Leben war verkorkst." Alex fühlt sich ohnmächtig einem undurchsichtigen und unentrinnbaren Gang der Dinge unterworfen, beruflich wie privat. Dass sie ihren Kollegen Dietrich gar nicht besonders mag, verhindert weder den ersten Kuss, der "höflicherweise" erfolgt, noch fünf gemeinsame Jahre. Auch vom nervigen Taxifahrerkreis aus Möchtegern-Intellektuellen und Hobbykünstlern lässt sich die einzige Frau in der Firma in Beschlag nehmen, die schon bald nur noch "Zwodoppelvier" heißt. (Wie alle Taxifahrer wird Alex nach der Nummer ihres Dienstwagens genannt.)
Mit Rüdiger, einem besonders gehässigen Frauenhasser, der gleichzeitig mit ihr Nachtschichten fährt, streitet sich Alex zwar immer wieder hitzig herum. Ansonsten aber bleibt sie aus lauter Angst vor Enttäuschungen lieber passive Voyeurin ihrer Biographie. Oder um es mit Silvia Plath zu sagen: Duves Ich-Erzählerin verharrt wie gelähmt unter der "Glasglocke", ohne Vision für ihr Leben. Nicht ohne Grund liest Alex in ihrer Freizeit am liebsten Bücher über "große Menschenaffen", bei denen jedes Herdenmitglied von der Gemeinschaft jenen festen Platz zugewiesen bekommt, den sie für sich selbst nicht erkennen kann.
Alex fühlt sich grundsätzlich fehl am Platz, wie "ein einzelner Orang Utan . . . im Schimpansengehege", irgendwie schief in die Welt gebaut, ohne zu wissen, wie sie etwas daran ändern könnte. Ihre education sentimentale verläuft entsprechend exakt umgekehrt zum klassischen Entwicklungsroman. Während der jugendliche Held der Literaturgeschichte traditionell mit großen Erwartungen startet, die rasch an Grenzen stoßen, ist die Jobberin Alex von vornherein so desillusioniert, dass es eigentlich nur noch aufwärtsgehen kann. Dieses Aufwärts nimmt dann seinen Anfang, als Alex in Gestalt des ebenso kleinwüchsigen wie selbstbewussten Psychologiestudenten Marco endlich jemanden trifft, der ihre defätistische Weltsicht wohltuend bricht. "Interessiert dich eigentlich noch etwas anderes außer deiner miesen Laune?", fragt Marco seine neue Bekanntschaft und bringt damit nicht nur die Verweigerungshaltung von Alex auf den Punkt, sondern auch deren rabenschwarze Grundhaltung ins Wanken. Denn natürlich ist der Alltag im Taxi nicht sonderlich geeignet, die ohnehin grau-schwarze Sichtweise der Erzählerin aufzuhellen. Entpuppen sich doch die meisten Fahrgäste als höchst unsympathische, wenn nicht gefährliche Zeitgenossen. Ständig wird Alex von Kunden beschimpft, gemaßregelt, um Geld betrogen, bedroht und schikaniert. Einmal bekommt sie sogar einen Fausthieb ins Gesicht.
Fast alle dieser Anekdoten beruhen auf eigenen Erlebnissen Karen Duves, die selbst dreizehn Jahre lang in Hamburg Taxi gefahren ist, oder stammen aus dem Kreis ihrer ehemaligen Kollegen. Doch in der Reihung wirken diese mehrheitlich trüben Taxi-Episoden etwas ermüdend. Die Autorin hat die Gefahr der drohenden Eintönigkeit offenbar gespürt und begegnet ihr, indem sie die Alltagsepisoden der Diensttouren und die Privatdramen ihrer Heldin einander abwechseln lässt. Karin Duves größte Begabung zeigt sich auch in "Taxi" deutlich: Sie liegt in der pointierten Beschreibung, der genaue Beobachtung vorausgeht: "Der Flur war so trostlos wie die Gehirngänge eines Toten", heißt es etwa, wenn die Erzählerin die Wohnung eines Fahrgastes beschreibt. Ein anderes Mal sagt Alex, als sie eine Affäre mit einem benachbarten Journalisten anfängt, der sich als hyperaktiver Don Juan herausstellt: "Sein Körper schob sich wie ein Sargdeckel über mich." Das sind abgrundtief bittere, treffsichere Sätze.
GISA FUNCK
Karen Duve: "Taxi". Roman. Eichborn Verlag, Berlin 2008. 320 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Da ist er wieder, schon auf den ersten Seiten: der unverwechselbare Ton. […] Bei dieser Autorin liegen Weisheit und Lakonie, Melancholie und wache Wahrnehmung so eng beieinander dass die Übergänge kaum wahrzunehmen sind."
(Der Spiegel, 28. April 2008)
"Karen Duves größte Begabung […] liegt in der pointierten Beschreibung, der genaue Beobachtung vorausgeht…"
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. Mai 2008)
"Aber jetzt also endlich wieder. Große Duve - Kunst. Lachen und Verzweiflung. Das wahre Leben als Horror und großer Spaß."
(Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 27. April 2008)
"Die Bedeutung dieses Buches, auch seine ästhetische, hängt unmittelbar daran, dass es nicht ausgedacht, sondern der
(Der Spiegel, 28. April 2008)
"Karen Duves größte Begabung […] liegt in der pointierten Beschreibung, der genaue Beobachtung vorausgeht…"
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. Mai 2008)
"Aber jetzt also endlich wieder. Große Duve - Kunst. Lachen und Verzweiflung. Das wahre Leben als Horror und großer Spaß."
(Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 27. April 2008)
"Die Bedeutung dieses Buches, auch seine ästhetische, hängt unmittelbar daran, dass es nicht ausgedacht, sondern der
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eigenen Erfahrung entwachsen ist. […] Diesem Stil in seiner schnörkellosen Herbheit, von beständigem Grau und doch in den grauen Tönen fein abgestuft wie ein norddeutscher Regentag, wird man wohl am ehesten gerecht, wenn man sagt: dass er ein Gefühl für die Gefühllosigkeit hat."
(Süddeutsche Zeitung, 3./4. Mai 2008)
"Das alles wird im Filmtempo und mit Expression erzählt, es ist die bekannte Duve und doch ist es mehr. Wie sie ihre Natürlichkeit zur Prägung von Situationen gebraucht, wie Lakonie und Sprachwitz den Lärm der Einzelheiten bändigen, wie ein mühsam balanciertes Leben und prekäre Bemühungen um Stabilität sich aus dem Biografischen läsen und zur Figurengeschichte werden, das alles war bei Karen Duve so noch nicht zu lesen. […] Schonungslos und Wahrhaftig, doch eine unerschütterliche Ironie unterläuft jede Vereinfachung. Ein seltenes Buch."
(Frankfurter Rundschau, 27. Mai 2008)
"…ein souveränes Buch von leichter Hand, das seinen Witz aus dem absurden Alltag seiner Protagonisten zieht."
(Die Welt, 24. Mai 20087)
"Duve hat keinen deprimierenden Roman geschrieben. Er ist durchzogen von einem erfrischendem Menschhass. Dass viele Menschen Nieten sind, mag keine Neuigkeit sein, aber über eine so wohldurchdachte Palette an Erbärmlichkeit hat man selten gelesen."
(Welt am Sonntag 11. Mai 2008)
"Taxi erzählt vom Alltag im Auto — pointiert, komisch, blitzgescheit."
(Focus, 10. Mai 2008)
"…erzählt er in der für Karen Duve typisch spröden Komik vom Alltag zwischen Kurzstrecke und Warteschlange. Um Sehnsüchte und enttäuschte Hoffnungen geht es, Neurosen und Liebe, das Leben eben, das in verschiedener Gestalt auf dem siffigen Kunstleder der Funknummer Zwodoppelvier Platz nimmt."
(Der Tagesspiegel, 4. Mai 2008)
"Ein Buch, das eigentlich jeder lesen sollte, der schon mal in einem Taxi gesessen hat. Egal auf welchem Platz."
(Brigitte, 7. Mai 2008)
"Tolle Alltags-Szenen mit Tempo, Humor und tiefem Verständnis für das Drama, eine Frau zu sein."
(petra, Juni 2008)
"Karen Duves sehr amüsanter und zugleich deprimierender Roman ist gerade in seiner Schilderung banalster Alltäglichkeiten brillant. Mit schnoddrigem Sarkasmus und einem gnadenlosen Blick porträtiert sie die Fahrer und ihre Gäste, eine Welt zwischen Bordell und Staatsoper,…"
(Bücher, Juni/Juli 2008)
"Wunderbar."
(Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 24. Mai 2008)
"[…] eines urkomischen und todtraurigen Romans, eines Romans, geschrieben voller Erbarmen für die Schwachen und Leisen, voller Wut auf die Starken und Lauten in dieser hupenden Welt."
(Tages-Anzeiger, 2. Juni 2008)
"…so lebendig und mit trockenem Humor beschrieben, dass man beim Lesen richtig in Fahrt kommt."
(myself, Juni 2008)
"Ein Auto al die (nach dem Beichtstuhl) kleinste Bühne der Welt"
(Vanity Fair, 14. Mai 2008)
"…überzeugt auch in Â"TaxiÂ" ihr unverkennbarer Stil und ihr untrügliches Gespür für bizarre Situationen und absurde Dialoge."
(dpa, Mai 2008)
"Taxi ist eine kleine literarische Vergnügungsfahrt ."
(Hannoversche Allgemeine Zeitung, 20. Mai 2008)
"So eine spannende Fahrt hatte wir selten. Duve hat ein saftiges Trinkgeld verdient."
(Frankfurter Neue Presse, 8. Mai 2008)
"…trockenhumorig, lakonisch, doppelbödig, wach in der Wahrnehmung und oft mit feinen Pointen versehen…"
(Hamburger Abendblatt, 7. Mai 2008)
"…Chronik eine Selbstzerstörung bis zum Umkippen ins Komische und Lächerliche. Nur zieht sie die Register des Humors besser als je zuvor."
(Hessischer Rundfunk — Mikado, 7. Mai 2008)
"Was für ein Buch! Rasant, böse, witzig geschrieben — mit einer Lakonie, die ihresgleichen sucht."
(NDR Kultur, 4. mai 2008)
"Die Wirklichkeit in Karen Duves Romanen ist banal, grausam und auf eine an Irrsinn grenzende Art witzig und dabei äußerst unterhaltsam."
(Bayerischer Rundfunk- kulturWelt, 14. Mai 2008)
"…dieser Roman ist ein kurzweiliges On-The-Road-Erlebnis, eine facettenreiche Schilderung all dessen, was die Lust und den Frust einer Taxifahrt in der Nachtschicht ausmacht"
(Radio Bremen, 22. Mai 2008)
"Antiheldin Alex jobbt […] als Taxifahrerin. Was ihr dabei widerfährt, erzählt dieser amüsante Roman."
(Bunte, 17. April 2008)
"Ein sehr vergnügliches Roadmovie."
(Für Sie, 13. Mai 2008)
"…ein interessantes Sittenporträt, knapp, mit Zuspitzungen."
(Freie Presse, 23. Mai 2008)
"Es ist diese feine Balance zwischen Witz und Wehmut, die ihre Texte auszeichnet."
(Sächsische Zeitung, 31. Mai/1. Juni 2008)
"…erzählt mit der ihr eigenen komischen Lakonie und einer Unbarmherzigkeit, die auch die unschönen Seiten ihrer Heldin ausleuchtet."
(Kieler Nachrichten, 14. Mai 2008)
"…nimmt ihre Leser mit auf eine Tour in die skurrile Welt Hamburger Taxifahrer, in der sie jahrelang zu hause war."
(Saarbrücker Zeitung, 23. Mai 2008)
"Das alles wird mit Filmtempo und Expression erzählt, es ist die bekannte Duve, und doch ist es mehr. Wie die Schriftstellerin ihre Natürlichkeit zur Prägung von Situationen gebraucht, wie Lakonie und Sprachwitz den Lärm der Einzelheiten bändige, wie ein mühsam balanciertes Leben und Bemühungen um Stabilität sich aus dem Biografischen lösen und zur Figurengeschichte werden, das alles war bei Karen Duve so noch nicht zu lesen."
(Badische Zeitung, 24. Mai 2008)
"Duves drastische, harte, kraftvolle und direkte Sprache mit Melancholieanteilen ist ihre Stärke. Sie ist es, die Duves Romane unverwechselbar macht…"
(Westfälische Rundschau, 24. Mai 2008)
"Niemand schreibt so klar, böse und komisch über ebenso liebenswerte wie lebensuntüchtige Loser, ihre Depressionen, Ã'ngste, Selbstzweifel."
(Bielefelder, Mai 2008)
"Typisch Karen Duve — eigenwillig, böse, grundehrlich, schwarzhumorig"
(Glamour, 29. April 2008)
"Erbarmungslos ehrlich!"
(in — Das StarMagazin, 8. Mai 2008)
"Ein Gesellschaftsroman mit Tempo, Situationskomik und viel Verständnis für die Wiedersprüche des Geschlechterkampfes. Lässig, witzig und überzeugend."
(OK!, 30. April 2008)
”Ihre eleganten Miniaturen rund um Beobachtungen im Rückspiegel sind grandios.“ (Celebrity, 1. Juli 2008)
”Karen Duve ist mit 'Taxi' ein hinreißendes Buch gelungen. Lakonisch, komisch, tiefsinnig und einfach lebendig. Und deshalb ist ihr auch zu verzeihen, dass man nie wieder unbeschwert in ein Taxi einsteigt. Der Roman ist diesen Preis allemal wert.“ (Rheinische Post, Martina Stöcker, 16. Juli 2008)
(Süddeutsche Zeitung, 3./4. Mai 2008)
"Das alles wird im Filmtempo und mit Expression erzählt, es ist die bekannte Duve und doch ist es mehr. Wie sie ihre Natürlichkeit zur Prägung von Situationen gebraucht, wie Lakonie und Sprachwitz den Lärm der Einzelheiten bändigen, wie ein mühsam balanciertes Leben und prekäre Bemühungen um Stabilität sich aus dem Biografischen läsen und zur Figurengeschichte werden, das alles war bei Karen Duve so noch nicht zu lesen. […] Schonungslos und Wahrhaftig, doch eine unerschütterliche Ironie unterläuft jede Vereinfachung. Ein seltenes Buch."
(Frankfurter Rundschau, 27. Mai 2008)
"…ein souveränes Buch von leichter Hand, das seinen Witz aus dem absurden Alltag seiner Protagonisten zieht."
(Die Welt, 24. Mai 20087)
"Duve hat keinen deprimierenden Roman geschrieben. Er ist durchzogen von einem erfrischendem Menschhass. Dass viele Menschen Nieten sind, mag keine Neuigkeit sein, aber über eine so wohldurchdachte Palette an Erbärmlichkeit hat man selten gelesen."
(Welt am Sonntag 11. Mai 2008)
"Taxi erzählt vom Alltag im Auto — pointiert, komisch, blitzgescheit."
(Focus, 10. Mai 2008)
"…erzählt er in der für Karen Duve typisch spröden Komik vom Alltag zwischen Kurzstrecke und Warteschlange. Um Sehnsüchte und enttäuschte Hoffnungen geht es, Neurosen und Liebe, das Leben eben, das in verschiedener Gestalt auf dem siffigen Kunstleder der Funknummer Zwodoppelvier Platz nimmt."
(Der Tagesspiegel, 4. Mai 2008)
"Ein Buch, das eigentlich jeder lesen sollte, der schon mal in einem Taxi gesessen hat. Egal auf welchem Platz."
(Brigitte, 7. Mai 2008)
"Tolle Alltags-Szenen mit Tempo, Humor und tiefem Verständnis für das Drama, eine Frau zu sein."
(petra, Juni 2008)
"Karen Duves sehr amüsanter und zugleich deprimierender Roman ist gerade in seiner Schilderung banalster Alltäglichkeiten brillant. Mit schnoddrigem Sarkasmus und einem gnadenlosen Blick porträtiert sie die Fahrer und ihre Gäste, eine Welt zwischen Bordell und Staatsoper,…"
(Bücher, Juni/Juli 2008)
"Wunderbar."
(Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 24. Mai 2008)
"[…] eines urkomischen und todtraurigen Romans, eines Romans, geschrieben voller Erbarmen für die Schwachen und Leisen, voller Wut auf die Starken und Lauten in dieser hupenden Welt."
(Tages-Anzeiger, 2. Juni 2008)
"…so lebendig und mit trockenem Humor beschrieben, dass man beim Lesen richtig in Fahrt kommt."
(myself, Juni 2008)
"Ein Auto al die (nach dem Beichtstuhl) kleinste Bühne der Welt"
(Vanity Fair, 14. Mai 2008)
"…überzeugt auch in Â"TaxiÂ" ihr unverkennbarer Stil und ihr untrügliches Gespür für bizarre Situationen und absurde Dialoge."
(dpa, Mai 2008)
"Taxi ist eine kleine literarische Vergnügungsfahrt ."
(Hannoversche Allgemeine Zeitung, 20. Mai 2008)
"So eine spannende Fahrt hatte wir selten. Duve hat ein saftiges Trinkgeld verdient."
(Frankfurter Neue Presse, 8. Mai 2008)
"…trockenhumorig, lakonisch, doppelbödig, wach in der Wahrnehmung und oft mit feinen Pointen versehen…"
(Hamburger Abendblatt, 7. Mai 2008)
"…Chronik eine Selbstzerstörung bis zum Umkippen ins Komische und Lächerliche. Nur zieht sie die Register des Humors besser als je zuvor."
(Hessischer Rundfunk — Mikado, 7. Mai 2008)
"Was für ein Buch! Rasant, böse, witzig geschrieben — mit einer Lakonie, die ihresgleichen sucht."
(NDR Kultur, 4. mai 2008)
"Die Wirklichkeit in Karen Duves Romanen ist banal, grausam und auf eine an Irrsinn grenzende Art witzig und dabei äußerst unterhaltsam."
(Bayerischer Rundfunk- kulturWelt, 14. Mai 2008)
"…dieser Roman ist ein kurzweiliges On-The-Road-Erlebnis, eine facettenreiche Schilderung all dessen, was die Lust und den Frust einer Taxifahrt in der Nachtschicht ausmacht"
(Radio Bremen, 22. Mai 2008)
"Antiheldin Alex jobbt […] als Taxifahrerin. Was ihr dabei widerfährt, erzählt dieser amüsante Roman."
(Bunte, 17. April 2008)
"Ein sehr vergnügliches Roadmovie."
(Für Sie, 13. Mai 2008)
"…ein interessantes Sittenporträt, knapp, mit Zuspitzungen."
(Freie Presse, 23. Mai 2008)
"Es ist diese feine Balance zwischen Witz und Wehmut, die ihre Texte auszeichnet."
(Sächsische Zeitung, 31. Mai/1. Juni 2008)
"…erzählt mit der ihr eigenen komischen Lakonie und einer Unbarmherzigkeit, die auch die unschönen Seiten ihrer Heldin ausleuchtet."
(Kieler Nachrichten, 14. Mai 2008)
"…nimmt ihre Leser mit auf eine Tour in die skurrile Welt Hamburger Taxifahrer, in der sie jahrelang zu hause war."
(Saarbrücker Zeitung, 23. Mai 2008)
"Das alles wird mit Filmtempo und Expression erzählt, es ist die bekannte Duve, und doch ist es mehr. Wie die Schriftstellerin ihre Natürlichkeit zur Prägung von Situationen gebraucht, wie Lakonie und Sprachwitz den Lärm der Einzelheiten bändige, wie ein mühsam balanciertes Leben und Bemühungen um Stabilität sich aus dem Biografischen lösen und zur Figurengeschichte werden, das alles war bei Karen Duve so noch nicht zu lesen."
(Badische Zeitung, 24. Mai 2008)
"Duves drastische, harte, kraftvolle und direkte Sprache mit Melancholieanteilen ist ihre Stärke. Sie ist es, die Duves Romane unverwechselbar macht…"
(Westfälische Rundschau, 24. Mai 2008)
"Niemand schreibt so klar, böse und komisch über ebenso liebenswerte wie lebensuntüchtige Loser, ihre Depressionen, Ã'ngste, Selbstzweifel."
(Bielefelder, Mai 2008)
"Typisch Karen Duve — eigenwillig, böse, grundehrlich, schwarzhumorig"
(Glamour, 29. April 2008)
"Erbarmungslos ehrlich!"
(in — Das StarMagazin, 8. Mai 2008)
"Ein Gesellschaftsroman mit Tempo, Situationskomik und viel Verständnis für die Wiedersprüche des Geschlechterkampfes. Lässig, witzig und überzeugend."
(OK!, 30. April 2008)
”Ihre eleganten Miniaturen rund um Beobachtungen im Rückspiegel sind grandios.“ (Celebrity, 1. Juli 2008)
”Karen Duve ist mit 'Taxi' ein hinreißendes Buch gelungen. Lakonisch, komisch, tiefsinnig und einfach lebendig. Und deshalb ist ihr auch zu verzeihen, dass man nie wieder unbeschwert in ein Taxi einsteigt. Der Roman ist diesen Preis allemal wert.“ (Rheinische Post, Martina Stöcker, 16. Juli 2008)
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Dirk Knipphals gibt sich in seiner eingehenden Kritik viel Mühe, dem neuen Roman von Karen Duve Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, doch seine Bilanz fällt negativ aus. Die Autorin, die er als Meisterin von Schlechte-Laune-Beschreibungen würdigt, schildert in ihrem Roman das irgendwie ins Leere laufende Leben ihrer Ich-Erzählerin, die sich als Taxi-Fahrerin im Hamburg der 80er Jahre über Wasser hält. Keine Frage, in der Schilderung von anekdotischen Begegnungen mit den verschiedensten Fahrgästen glänzt die Autorin, und sie hat in diesem Roman durchaus viele im Gedächtnis haften bleibende Episoden versammelt, lobt der Rezensent ausdrücklich. Was ihm fehlt, ist der Bogen, der die
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geglückten Episoden zu einem großen Ganzen spannt. In der Konzentration auf die glücklose Heldin wirkt der Roman auf Knipphals zudem reichlich narzisstisch. Die anderen, im Lauf des Buches auftretenden Figuren bleiben für Knipphals dagegen ziemlich blutleer; insbesondere die weiblichen nerven ihn durch ihre Negativität und "Entscheidungsschwäche". Den Schluss schließlich, bei dem die Hauptfigur mit einem Affen als letztem Fahrgast einen Unfall mit Totalschaden baut, findet Knipphals völlig "misslungen". Ach, was hätte aus diesem Taxi-Roman alles werden können, klagt der Rezensent, der der Autorin am Ende sogar "Arbeitsverweigerung" vorwirft, weil sie zwar viel angerissen, aber nichts so recht durchgearbeitet habe.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Ich mag Karen Duves lakonischen Ton sehr gerne und habe mich auf die Lektüre von "Taxi" gefreut. Die Beschreibung des Alltags der Taxifahrerin Alex ist dann auch wie erwartet ein nicht gerade menschenfreundlicher Reigen autobiografisch gefärbter Anekdoten, amüsant und …
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Ich mag Karen Duves lakonischen Ton sehr gerne und habe mich auf die Lektüre von "Taxi" gefreut. Die Beschreibung des Alltags der Taxifahrerin Alex ist dann auch wie erwartet ein nicht gerade menschenfreundlicher Reigen autobiografisch gefärbter Anekdoten, amüsant und schonungslos geschrieben. Doch irgendwann tritt das Buch - genau wie das Leben der Protagonistin - auf der Stelle. Mir war ungefähr ab der Mitte des Buches nicht mehr klar, wo die Autorin mit ihrer Geschichte hin will, zumal sich die Episoden mit den "Dreckhecken" (= Fahrgäste) und Männern in Alex Leben wiederholt haben. Mit dem Ende war ich dann auch nicht so recht zufrieden. Für mich Duves bisher schwächster Roman, aber immer noch gut genug für 3 Sterne.
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Kurzinhalt:
Hamburg, Anfang der 80er: Alex lebt mit ihrem Bruder in einem Bungalow - der Vater ist froh, dass er seine Kinder nach draußen verfrachtet hat.
Ohne Job kann sie sich keine Wohnung leisten. Mal abgesehen davon, dass sie auch gar nicht weiß, wie man eine mietet. Da …
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Kurzinhalt:
Hamburg, Anfang der 80er: Alex lebt mit ihrem Bruder in einem Bungalow - der Vater ist froh, dass er seine Kinder nach draußen verfrachtet hat.
Ohne Job kann sie sich keine Wohnung leisten. Mal abgesehen davon, dass sie auch gar nicht weiß, wie man eine mietet. Da fällt ihr die Anzeige: "Taxifahrerinnen gesucht" ins Auge. Explizit mit Frauenendung.
Sie besteht die Prüfung mit Ach und Krach, denn eigentlich kann sie sich keine Straßennamen merken - und lernt das Leben von einer ganz neuen Seite kennen. Nicht nur, weil sie lauter neue Straßennamen lernt, sondern auch, weil ihre Kollegen eine ganz neue Welt darstellen - wie auch die Fahrgäste, die bei ihr einsteigen.
Meine Meinung:
Nachdem ich bei der Lesung mit Karen Duve war und gehört haben, dass sie selbst jahrelang Taxi fuhr und diese Erfahrungen in einem Buch verarbeitet hat, musste ich mir das gleich bestellen.
Nach der ersten Irretation, dass es sich dabei um einen Roman und keinen autobiographischen Erfahrungsbericht handelt, war ich sofort in der Geschichte drin. Ich denke, es ist völlig egal, ob die Protagonistin Karen Duve oder Alex heißt- dass man so ein Buch nur schreiben kann, wenn man viele der Dinge selbst erlebt hat, ergibt sich von selbst.
Ich war begeistert von der schonungslosen Beschreibung des Taxifahrens einerseits und der Fahrgäste auf der anderen Seite. Duve gelingt damit gleichzeitig eine Analyse der gesellschaftlichen Unterschicht Hamburgs der 80er Jahre.
Da sind auf der einen Seite die Taxifahrer: ewige Studenten, Machos, Selbstverliebte und Verklemmte. Menschen die nicht wissen, was sie sonst in ihrem Leben anfangen sollen und insofern im wahrsten Sinne des Wortes ziellos durch die Gegend irren. Bis ihnen der nächste Fahrgast eine neue Richtungsangabe vorgibt. Haben sie mal niemanden zu fahren, hocken sie zusammen in einem Taxi und philosophieren über das Leben.
Auf der anderen Seite werden die Fahrgäste, von den Taxifahrern des Romans als "Dreckhecken" bezeichnet, in einem ganz anderen Licht dargestellt, als ich mir das immer vorgestellt habe. Da dachte ich, nur gut betuchte Menschen, können sich Taxifahren leisten. Alle anderen nehmen den Bus. Aber hier wird von Schnorrern und Spinnern geschrieben, Zuhältern und Gewalttätigen, Nutten und alten Muttchen. Menschen, die ihren eigenen Geruch mitbringen oder den, der noch an ihren Schuhen klebt; die ungefragt rauchen oder meinen, die Frau am Steuer wäre auch noch für anderweitige Dienste offen.
Dabei immer im Mittelpunkt: Alex - die Frau, die das Taxi fährt und mehr als einmal darauf angesprochen wird: Hast Du keine Angst?
Tatsächlich weiß auch sie mit ihrem Leben zunächst nichts Besseres anzufangen, so sehr der Job nachher auch an ihr zehrt. Sie bleibt viele Jahre dabei und findet nachher den Absprung nicht.
Unterteilt ist der Roman in die Anfänge (1986) und das Ende dieser Zeit (1989-1990).
Gleichzeitig erhält man einen schonungslosen Einblick in ihr Privatleben, das keines ist. Auch hier ist sie eine Suchende, Getriebene, die nirgendwo richtig ankommt, ankommen möchte. Zugezogene Vorhänge, Affenbücher, platte Fahrradreifen und skurile Männer bestimmen ihr Leben. Selten habe ich einen so schonungslosen und dabei ehrlichen Blick auf einen Menschen erhalten.
Fazit:
Eine seltsame und gleichzeitig faszinierenden Welt, in der man versinkt, sobald man das Buch aufschlägt.
Ganz großes (Kopf-)Kino! Ganz große Literatur!
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Existenzielle Trostlosigkeit
«Taxi» von Karen Duve geht auf ihre Tagebücher aus mehr als 13 Jahren als Hamburger Taxifahrerin zurück. Sie hatte dieses Material zu einem als ihr Debüt geplanten 800-Seiten-Roman kompiliert, es fand sich jedoch kein Verleger dafür. …
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Existenzielle Trostlosigkeit
«Taxi» von Karen Duve geht auf ihre Tagebücher aus mehr als 13 Jahren als Hamburger Taxifahrerin zurück. Sie hatte dieses Material zu einem als ihr Debüt geplanten 800-Seiten-Roman kompiliert, es fand sich jedoch kein Verleger dafür. Später hat sie ihre autobiografische Geschichte von den Erlebnissen der «Zwodoppelvier», wie sie im Jargon der Taxifunk-Zentrale mit der Kennnummer ihres Wagens immer nur genannt wurde, radikal gekürzt und mit großem Erfolg als ihren vierten Roman veröffentlicht, dessen Erzählzeit von 1984 bis 1990 reicht.
Die junge Alexandra, Ich-Erzählerin des Romans und Alter Ego der Autorin, meldet sich nach einer abgebrochenen Ausbildung kurz entschlossen auf eine Stellenanzeige als Taxifahrerin. Trotz mangelnder Ortskenntnisse besteht sie die Prüfung und kurvt fortan mit ihrem Taxi durch Hamburg, mit der gleichen Kennung 244, die einst auch der Wagen der Autorin hatte. Alex, wie sie von den Kollegen genannt wird, fährt von Beginn an nur Nachtschicht, weil da mehr zu verdienen ist. Sie versteht sich durchzubeißen in der sehr speziellen Welt der Taxler und gerät in einen munteren Kreis von ausschließlich männlichen Kollegen, die dem gängigen Klischee vom ‹Akademiker im Taxi› erstaunlich nahekommen. Da ist vor allem Dietrich, ein verkappter Kunstmaler, mit dem sie schon bald eine längere Affäre hat, ferner dessen bester Freund Rüdiger, ein Möchtegern-Philosoph, der als Frauenhasser ständig hitzige Diskussionen mit Alex führt. Ihr Privatleben wird als zielloses Dahinvegetieren mit ständigen Geldnöten geschildert, in dem außer ihren Männer-Geschichten nichts passiert. Wenn sie überhaupt mal ein Buch liest, dann eines über Affen, Dian Fossey fasziniert sie besonders. Zufällig trifft sie Marco wieder, einen kleinwüchsigen, ehemaligen Schulkameraden, der sich als guter Liebhaber erweist. Sie will sich aber keinesfalls in der Öffentlichkeit sehen lassen mit Marco, was zur Entfremdung zwischen ihnen führt. Schließlich hat sie noch eine heiße Affäre mit ihrem Nachbarn Majewski, einem windigen Journalisten und Frauenheld. «Sein Körper schob sich wie ein Sargdeckel über mich» heißt es lakonisch über das erste Mal.
Diese Männer-Geschichten bilden das spärliche Handlungs-Rückgrad des zweiteiligen Romans, der in 113 vignette-artigen Kapiteln Anekdote nach Anekdote aneinanderreiht. Die Fahrgäste bilden dabei ein Panoptikum verschiedenster Typen, die häufig auch aus dem Rotlichtmilieu stammen. Oft sind es Betrunkene, es gibt viel Ekliges wegzuwischen und Gestank zu ertragen, nicht nur von Rauchern. Alex erlebt den permanenten Kampf um den besten Standplatz und die lukrativste Tour, bekommt mal verschwenderisch viel und manchmal auch gar kein Trinkgeld. Sie muss gelegentlich sogar ihrem Geld hinterherlaufen, wenn der fiese Fahrgast nicht zahlen kann oder will. All diese Erfahrungen bewirken keine ‹Éducation sentimentale›, die Protagonistin wird nicht geläutert, «Taxi» ist auch kein Entwicklungsroman, sondern eine emotionslose Schilderung existenzieller Trostlosigkeit ohne erkennbaren Ausweg.
Mehr Authentizität als in diesem Roman ist fast nicht möglich, Karen Duve erzählt schonungslos und oft lakonisch mit dem Insider-Wissen aus mehr als einem Jahrzehnt. Sie schildert ganz unsentimental die für ihre Romane typische Antiheldin als antriebslos und entscheidungs-unfähig. Mit scharfem Blick für Details wird dabei unentwegt aus dem Alltag der Taxifahrerin berichtet, was durch ständige Wiederholungen allmählich doch ermüdend wirkt. Stilistisch dem Milieu angepasst, ist ihre Sprache eher karg, mit ironischem Unterton. Störend an diesem ambivalenten Roman ist ein, angesichts der Kongruenz Heldin/Autorin, peinlicher Narzissmus, der zum Beispiel beim Bruch mit Dietrich in dem Satz gipfelt: «Jemanden wie mich würde er nie wieder finden». Trotz eines geradezu albernen Shutdowns ist dieser Roman gleichwohl eine angenehme Lektüre, die zuweilen sogar mit ihrer Alltags-Philosophie zu überraschen vermag
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