45,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Buch mit Leinen-Einband

1 Kundenbewertung

Seit Januar 2020 hat Nordkorea seine Grenzen für Ausländer geschlossen. Doch schon zuvor war es aufgrund des Verbots unautorisierter Aufnahmen und strenger Kontrollen durch das Regime äußerst schwierig, seine geheimnisvollen Landschaften zu fotografieren. Tariq Zaidi verfügt über ein umfangreiches Archiv von Bildern, die er über zwei Jahre hinweg aufgenommen hat. Sein Buch zeigt eine Auswahl mehr als 100 bemerkenswerter Fotografien, die Einblick in die nordkoreanische Gesellschaft gewähren. Zaidi fängt gekonnt die Resilienz, den Geist und die kulturellen Nuancen des Volkes in seinem Alltag…mehr

Produktbeschreibung
Seit Januar 2020 hat Nordkorea seine Grenzen für Ausländer geschlossen. Doch schon zuvor war es aufgrund des Verbots unautorisierter Aufnahmen und strenger Kontrollen durch das Regime äußerst schwierig, seine geheimnisvollen Landschaften zu fotografieren. Tariq Zaidi verfügt über ein umfangreiches Archiv von Bildern, die er über zwei Jahre hinweg aufgenommen hat. Sein Buch zeigt eine Auswahl mehr als 100 bemerkenswerter Fotografien, die Einblick in die nordkoreanische Gesellschaft gewähren. Zaidi fängt gekonnt die Resilienz, den Geist und die kulturellen Nuancen des Volkes in seinem Alltag ein. Jedes Foto ist ein Fenster in eine verborgene Realität, enthüllt das komplizierte Wechselspiel zwischen Tradition und Moderne und beleuchtet die komplexe Dynamik einer Nation, die ihren Weg unter den Augen der Weltöffentlichkeit sucht. Nach dem preisgekrönten "Sapeurs. Ladies and Gentlemen of the Congo" ist dies Zaidis zweites Buch im Kehrer Verlag.
Autorenporträt
Tariq Zaidi, a London-based photographer, transitioned his career in 2014 to pursue his passion for capturing the dignity, strength, and soul of people in their environments. His photography focuses on critical social issues, systemic inequalities, cultural traditions, and marginalized communities worldwide. In 2020, Zaidi gained recognition for his debut book, Sapeurs. Ladies and Gentlemen of the Congo, which received acclaim as a finalist for the Lucie Photo Book Award, Photography Book of the Year by Pictures of the Year International (POYi), and African Photobook of the Year. Vogue also named it one of the Best Fashion Books of the Year, and it was showcased at the Visa pour l'image International Festival of Photojournalism. His second book, Sin Salida, released in 2021, delved into human rights issues in El Salvador, earning him top honours at the 2020 Media Awards by Amnesty International and the International Photography Awards (IPA) in 2022. The book was also a finalist for the Lucie Photo Book Prize and POYi's 'Photography Book of the Year' in 2023. Zaidi's photography has been featured in over 1,000 publications across 90 countries, including The Guardian, BBC, National Geographic, CNN, Washington Post, Newsweek, Der Spiegel, GQ, Marie Claire, and Vogue. With over 70 international awards, including honours from Sony World Photography Awards and the National Press Photographers Association's (NPPA) Best of Photojournalism Awards his work has been exhibited in more than 90 international exhibitions, spanning projects in 25 countries across four continents. Tariq Zaidi is a self-taught photographer with an M.Sc. degree from University College London.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.02.2024

REISEBUCH
Bei den
Unfreien
Der Fotograf Tariq Zaidi
ist durch Nordkorea gereist.
Seine Bilder weiten den Blick auf
das unbekannte Land.
VON STEFAN FISCHER
Das Buch beginnt mit einer Anmaßung: Es enthülle, so steht es gleich im ersten Absatz des englischsprachigen Vorwortes, die wahre Essenz Nordkoreas. Das ist beileibe kein geringer Anspruch. Wie will ihn der Fotograf Tariq Zaidi einlösen? Dafür kennt er Nordkorea dann doch zu oberflächlich. Und er war während der Recherche in seiner Handlungsfreiheit zu stark eingeschränkt, als dass er sich tatsächlich ein alles umfassendes Bild dieses Landes machen könnte, um daraus das Wesentliche, das Essenzielle zu destillieren.
Zaidis Fotoband „North Korea“ ist dennoch faszinierend – und hat definitiv auch einen nicht zu unterschätzenden dokumentarischen sowie aufklärerischen Wert. Zwar kann man über die wahre Essenz des Landes nur rätseln angesichts des Umstandes, dass kaum ein Fremder es intensiv kennt – gerade einmal 5000 nicht chinesische Ausländer werden pro Jahr ins Land gelassen. Und was sie zu sehen bekommen, wird behördlich extrem gesteuert. Was Tariq Zaidi mittels seiner Fotografien jedoch gelingt, ist, die sehr eingeschränkte Sicht auf Nordkorea zu ergänzen durch neue Perspektiven, dieses vorherrschende Bild stellenweise auch zu korrigieren durch seine Eindrücke. Die rigide Unterdrückung der Bevölkerung, Rückständigkeit, Armut, Versorgungsengpässe bis hin zu Hungersnöten, dazu der atomare Größenwahn der politischen Führung: Sie bestimmen das Bild, das man sich im Westen von Nordkorea macht. Das alles sind Tatsachen, und es sind gravierende.
Nur, und darauf möchte der in London lebende, weltweit tätige Fotograf Tariq Zaidi hinaus: Das ist nicht alles, was es über Nordkorea zu erzählen gibt. Vor vier Jahren ist, ebenfalls im Kehrer-Verlag, sein Band „Sapeurs“ erschienen. Sapeure sind Menschen vor allem in Kongo, die extravagant, teuer und exklusiv gekleidet sind. Obwohl sie nicht wohlhabend sind. Sie sparen, um sich im Verlauf vieler Jahre wenigstens ein elegantes Outfit zusammenstellen zu können.
Tariq Zaidi zeigt damit eine Facette, die drastisch abweicht von der Elends- und Kriegsfotografie, die dominierend ist in der Bildberichterstattung über Kongo. Er blendet dabei die negativen Seiten nicht einmal aus. Nur rückt er eben etwas ins Zentrum seiner Fotografien, das es auch gibt im Kongo. So ähnlich verfährt er nun mit Nordkorea. Er will mit seinen Aufnahmen nicht das bestätigen, was man ohnehin weiß oder zu wissen meint über dieses Land. Als Kulisse ist das ohnehin präsent, in den Köpfen der Betrachter und teilweise auch auf den Fotografien.
Zaidi sucht nach Schönheit, nach Würde, nach Selbstgewissheit in einem Land, das diktatorisch regiert wird und in dem individuelle Freiheitsrechte nicht vorgesehen sind. Wo man derlei also erst einmal nicht vermutet – aber, das hat er in seinem Band über die Sapeure gezeigt und zeigt es jetzt wieder: Es gibt Glück auch in der Bedrängnis, Zufriedenheit auch im Unzulänglichen, Hoffnung auch in der Not.
Hinzu kommt: Auch in Nordkorea gibt es Unterschiede. Zwischen Städtern und der Landbevölkerung, zwischen Privilegierten und Geschundenen, zwischen Stolzen und Desillusionierten. Da Tariq Zaidi umständehalber vor allem dort fotografiert hat, wo das Land intakt zu sein und es den Menschen besser zu gehen scheint, stünde der Satz von der wahren Essenz Nordkoreas besser nicht im Vorwort, da man ihn als Versuch der Schönfärberei missdeuten könnte. Wenn man das, was man hier sieht, für das Ganze nimmt und für seinen Wesenskern.
Aber natürlich verraten auch diese Bilder etwas über das Land und seine Menschen – über Besonderheiten, über die Kluft zwischen Sein und Schein, auch über Abgründe. Darüber, wie wichtig Inszenierung ist in diesem Staat, wie zentral Disziplin und Hierarchie. Ein Bild vom Pflaster des Kim-Il-Sung-Platzes in der Hauptstadt Pjöngjang zeigt die Markierungen, die es Besuchern von Paraden ermöglichen soll, sich in der geforderten strengen Ordnung aufzustellen. Eine andere Aufnahme zeigt einen Militär am Strand bei Wonsan – ob er im Dienst ist, zur Überwachung, das wird nicht klar. Ein Bild, das man von Mittelmeerstränden nicht gewohnt ist. Ohnehin sind Uniformen sehr wichtig: bei Schülerinnen, Studenten, Verkehrspolizistinnen, Pförtnern. Selbst die Hochhaus-Architektur der Hauptstadt wirkt uniformiert. Dazwischen aber auch: Aufnahmen von Picknicks, von einem Autoscooter, von Kindern, die in einem Museum ein Videogame spielen. Von der beleuchteten nächtlichen Skyline Pjöngjangs. Die Gesichter der Menschen, die Tariq Zaidi porträtiert hat, haben überwiegend einen ernsten, würdevollen Ausdruck. Vor allem dann, wenn die Menschen nicht bemerken oder verdrängen, dass sie fotografiert werden, mischen sich aber auch andere Regungen dazwischen: Freude, sogar Verschmitztheit, aber auch Müdigkeit oder Verdrießlichkeit.
Das symbolträchtigste Foto ist zugleich das Cover des Buches: Darauf schaut eine Frau durch den Spalt einer Tapetentür in den Raum, in dem sich der Fotograf aufhält, die Tapete zeigt eine Berglandschaft. Zaidi hat mit seinen Aufnahmen eine Tür aufgestoßen und hat, vor den Kulissen stehend, einige Blicke dahinter erhascht. Jede seiner Fotografien steht für einen Teil Nordkoreas, eine Facette. Zusammen ergeben sie ein aufschlussreiches Bild.
Tariq Zaidi: North Korea. The People’s Paradise. Kehrer Verlag, Heidelberg 2023. 176 Seiten, 45 Euro.
Die Bilder Zaidis
machen die Inszenierung
in dem autoritär regierten Staat sichtbar, suchen aber auch nach Schönheit und der Würde der Menschen.
Das Bild rechts unten zeigt Soldaten in Pjöngjang unterhalb der monströsen Bronzestatuen von Kim-Il-Sung und Kim Jong-il.
Ob der Soldat am Strand bei Wonsan in seiner
Freizeit da ist oder als
Aufpasser, wird nicht klar.
Links ein kleines Mädchen im Kindergarten am Cello.
Fotos: Tariq Zaidi
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.10.2020

Mich kannst du nicht übersehen!

Eine Gesellschaft geselliger Singularitäten: Der Fotograf Tariq Zaidi spürt dem Phänomen extravagant und teuer gekleideter Kongolesen nach.

Louis Vuitton, Kenzo, Versace und dazu noch ein Gürtel von Vera Pelle: mehr Schale geht nicht. Se saper, das heißt umgangssprachlich soviel wie "sich in Schale werfen". Demnach wären "Le Sapeurs" also diejenigen, die sich besonders schick machen. Aber sie selbst erklären ihren Namen ein wenig anders, nämlich als Bezeichnung für die Angehörigen der "Société des Ambianceurs et des Personnes Élégantes", also der Gesellschaft der Stimmungsmacher und der eleganten Personen. Die Sapeurs hätten demnach nicht nur das Phänomen im Blick, sondern auch dessen Wirkung auf seine Umgebung. Anzutreffen sind sie vor allem in Kinshasa und Brazzaville, den Metropolen des Kongo, einem der an Bodenschätzen reichsten Länder der Welt, in dem es so viel Armut gibt wie kaum irgendwo sonst.

Unter "Ambiance" versteht man die Umgebung, aber auch das soziale Klima, die Stimmung. Was tut ein Ambianceur in Kinshasa? Er tut etwas fürs Klima, hebt die Stimmung und verschönert seine Umwelt, indem er sich in Schale wirft und in möglichst aufsehenerregender Weise umherspaziert. "La Sape", wie die Bewegung genannt wird, und es ist wohl tatsächlich mehr eine Bewegung als eine "Société", zielt zunächst einmal auf Sichtbarkeit, maximale Sichtbarkeit. Mich, so sagt jedes Jackett, jeder Schuh, jeder Ring, jede Krawatte und jeder Manschettenknopf, mich kannst du nicht übersehen!

Der Sapeur ist nicht wohlhabend. Er ist Pförtner, Taxifahrer, Verkäufer. In der Regel muss er mehrere Jahre eisern sparen, bevor er ein Ensemble beisammenhat, das seinen Ansprüchen genügt. In einem Land, dessen Einwohner im Durchschnitt nur einige hundert Euro im Jahr verdienen, trägt der Sapeur Schuhe aus Krokoleder für 1300 Dollar und dazu ein Kaschmir-Sakko, das kaum weniger gekostet hat. Ist der Sapeur deshalb ein Mode-Junkie, ein Markenfetischist und ein sklavisch der Glitzerwelt des Luxuskonsums ergebener Aufschneider und Möchtegern-Millionär? Das könnte man meinen.

Doch bei so viel Oberfläche bleibt auch manches im Dunkeln. Das Phänomen des Sapeurs ist komplex und widersprüchlich, seine Geschichte scheint weitgehend unerforscht. Der Sapeur ist ein Illusionist, der mit beiden Füßen fest auf dem Boden einer meist armseligen Realität steht. Der Sapeur leugnet die Wirklichkeit nicht, sondern betont die extremen Gegensätze, die in ihr herrschen. Zugleich hebt er sie für die Dauer seines Auftritts auf. Er ist der Produzent eines schönen Scheins, der blendet und die Augen öffnet. Dieser Schein trügt - und er trügt nicht. Der Sapeur schlüpft in die Kleidung des reichen weißen Mannes wie unter eine Tarnkappe. Sie macht ihn sichtbar, aber niemanden glauben, es handle sich bei ihrem Träger um einen weißen reichen Mann. Man könnte meinen, der Sapeur wolle um jeden Preis jemand sein, der er nicht ist. Aber die Logik der Gesellschaft der eleganten Personen ist eine andere. Ihr zufolge überspringt der Sapeur eine Grenze und zeigt zugleich eine andere jenen auf, die sie gezogen haben. Mit den Worten eines Sapeurs: "Weiße Leute haben diese Kleidung erfunden, aber erst wir haben eine Kunst daraus gemacht, sie zu tragen."

Für manche erfuhr "La Sape" die entscheidenden Prägungen im Brazzaville der sechziger Jahre, als die Sapeurs sich den Protestbewegungen gegen Präsident Mobutu anschlossen und durch prominente Vertreter wie den erfolgreichen Musiker Papa Wemba zunehmend Aufmerksamkeit auch außerhalb des Kongo erfuhren. Andere verweisen auf die zwanziger Jahre, als "La Sape" als subversive Protestform gegen die französischen Kolonialherren sichtbar wurde. Der Begriff des Sapeurs findet sich indes bereits um 1850 in den Schriften Alexander von Humboldts.

Sapeurs - und seit einigen Jahren zunehmend auch Sapeusen - werden gern fotografiert. Aber spricht man auch mit ihnen? Der in England lebende Fotograf Tariq Zaidi hat für seinen faszinierenden Bildband drei Jahre lang regelmäßig die Sapeur-Szene im Kongo besucht. Sapeurs seien auf Festivals, Modeveranstaltungen und in Werbespots häufig zu sehen, aber nie zuvor, so heißt es im Vorwort des Bandes, seien sie in ihrer ärmlichen Heimat fotografiert worden. Das ist nicht ganz richtig, denn Francesco Giusti hat bereits 2009 Sapeurs in ihren Vierteln in Pointe-Noire fotografiert. Zaidi nennt jetzt zwar den Namen, das Alter und meistens auch den Beruf seiner Modelle und listet akribisch auf, welche Modemarken sie tragen, bis hin zu Kopfbedeckung, Sonnenbrille und Regenschirm. Aber er lässt sie nicht zu Wort kommen. Es mag nicht die Sache eines Fotografen sein, Interviews zu führen, aber es ist schade um die verpasste Gelegenheit. Ein Vorwort im Umfang von knapp zwei Seiten ist da kein Trost.

Bleibt nur die Interpretation der fotografischen Interpretation eines Phänomens, in dem sich Kolonialismus, Anziehung und Abstoßung, Protest und Aneignung, Konsum und Ästhetik auf fesselnde Weise vermischen. Der Sapeur ist ein Trickster: Er stellt das Verhältnis zwischen Eigenem und Fremden auf den Kopf. Er ist ein Gestaltwandler: ein Schwarzer im subtil verfremdeten Prachtgewand der Weißen. Er ist ein Ironiker: Er präsentiert seine teure Ausstattung in ärmlicher Umgebung. Er ist Mitglied einer Gesellschaft geselliger Singularitäten. In der Kulturgeschichte des Narren ist er einzigartig. Denn dieser Narr ist nicht nur klüger als sein Publikum, er ist auch besser angezogen.

HUBERT SPIEGEL.

Tariq Zaidi: "Sapeurs".

Ladies and Gentlemen of the Congo.

Kehrer Verlag, Heidelberg 2020. 176 S., Abb., geb., 35,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Rezensent Frank Dietschreit freut sich über die Fotos von Tariq Zaidi, weil der prämierte Fotograf Menschen im Kongo einmal anders zeigt, als Stilikonen im eleganten Zwirn. Das Leben und Wirken der bunten, kecken "Sapeurs" in einer bitterarmen, tristen Umgebung machen die "eindringlichen" Bilder dem Rezensenten verständlich, ihre Ironie und Subversion. Auch der Verwandlung der als Taxifahrer oder Schneiderin arbeitenden Sapeurs in Paradiesvögel darf der Betrachter beiwohnen, erklärt Dietschreit.

© Perlentaucher Medien GmbH