Zadie Smith
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Swing Time
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LONGLISTED FOR THE MAN BOOKER PRIZE 2017'Smith's finest. Extraordinary, truly marvellous' Observer 'Superb' Financial Times 'Breathtaking' TLS 'Pitch-perfect' Daily Telegraph'There is still no better chronicler of the modern British family than Zadie Smith' TelegraphSHORTLISTED FOR THE NATIONAL BOOK CRITICS CIRCLE AWARDS 2017A dazzlingly exuberant novel moving from north west London to West Africa, from the critically acclaimed author of White Teeth, On Beauty and Grand UnionTwo brown girls dream of being dancers - but only one, Tracey, has talent. The other has ideas: about rhythm and time, b...
LONGLISTED FOR THE MAN BOOKER PRIZE 2017
'Smith's finest. Extraordinary, truly marvellous' Observer
'Superb' Financial Times 'Breathtaking' TLS 'Pitch-perfect' Daily Telegraph
'There is still no better chronicler of the modern British family than Zadie Smith' Telegraph
SHORTLISTED FOR THE NATIONAL BOOK CRITICS CIRCLE AWARDS 2017
A dazzlingly exuberant novel moving from north west London to West Africa, from the critically acclaimed author of White Teeth, On Beauty and Grand Union
Two brown girls dream of being dancers - but only one, Tracey, has talent. The other has ideas: about rhythm and time, black bodies and black music, what it means to belong, what it means to be free. It's a close but complicated childhood friendship that ends abruptly in their early twenties, never to be revisited, but never quite forgotten either.
Bursting with energy, rhythm and movement, Swing Time is Zadie Smith's most ambitious novel yet. It is a story about music and identity, race and class, those who follow the dance and those who lead it . . .
'Smith's finest. Extraordinary, truly marvellous' Observer
'Superb' Financial Times 'Breathtaking' TLS 'Pitch-perfect' Daily Telegraph
'There is still no better chronicler of the modern British family than Zadie Smith' Telegraph
SHORTLISTED FOR THE NATIONAL BOOK CRITICS CIRCLE AWARDS 2017
A dazzlingly exuberant novel moving from north west London to West Africa, from the critically acclaimed author of White Teeth, On Beauty and Grand Union
Two brown girls dream of being dancers - but only one, Tracey, has talent. The other has ideas: about rhythm and time, black bodies and black music, what it means to belong, what it means to be free. It's a close but complicated childhood friendship that ends abruptly in their early twenties, never to be revisited, but never quite forgotten either.
Bursting with energy, rhythm and movement, Swing Time is Zadie Smith's most ambitious novel yet. It is a story about music and identity, race and class, those who follow the dance and those who lead it . . .
Zadie Smith
Produktdetails
- Verlag: Penguin / Penguin Books UK
- Seitenzahl: 453
- Erscheinungstermin: 6. Juli 2017
- Englisch
- Abmessung: 183mm x 114mm x 35mm
- Gewicht: 258g
- ISBN-13: 9780241980262
- ISBN-10: 0241980267
- Artikelnr.: 45744030
Herstellerkennzeichnung
Libri GmbH
Europaallee 1
36244 Bad Hersfeld
gpsr@libri.de
Sie gab ihm Sex, er gab ihr Klasse
Zadie Smiths neuer Roman schildert eine Mädchenfreundschaft und erzählt von Aufbrüchen, verpassten Chancen und dem Tanz als universeller Sprache.
Schon als Kind ist sie vom Tanzen fasziniert. Und obwohl sie Plattfüße und kein Talent hat wie ihre beste Freundin aus der nachbarlichen Sozialwohnung, geht sie mit dem gleichen Elan zum Tanzunterricht wie Tracey. Nachmittagelang hocken die beiden Mädchen vor dem Fernseher und träumen sich in alte Musicals, "42nd Street", "Broadway-Melodie 1936" und die aktuellen Videos von Michael Jackson. Zadie Smiths neuer Roman, benannt nach dem Musikfilm "Swing Time" mit Fred Astaire und Ginger Rogers, über die Katherine Hepburn einst sagte "Sie gab
Zadie Smiths neuer Roman schildert eine Mädchenfreundschaft und erzählt von Aufbrüchen, verpassten Chancen und dem Tanz als universeller Sprache.
Schon als Kind ist sie vom Tanzen fasziniert. Und obwohl sie Plattfüße und kein Talent hat wie ihre beste Freundin aus der nachbarlichen Sozialwohnung, geht sie mit dem gleichen Elan zum Tanzunterricht wie Tracey. Nachmittagelang hocken die beiden Mädchen vor dem Fernseher und träumen sich in alte Musicals, "42nd Street", "Broadway-Melodie 1936" und die aktuellen Videos von Michael Jackson. Zadie Smiths neuer Roman, benannt nach dem Musikfilm "Swing Time" mit Fred Astaire und Ginger Rogers, über die Katherine Hepburn einst sagte "Sie gab
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ihm Sex, er gab ihr Klasse", rollt eine Lebensgeschichte in der Rückschau auf. Die namenlose Erzählerin, inzwischen in ihren Dreißigern, findet sich nach einem Leben, das sie jahrelang durch die Welt jetten ließ, plötzlich allein und ratlos in London wieder. Noch immer ist sie vom Tanz begeistert, seiner universellen Sprache, die Geschlecht, Klasse, ja sogar Zeit zu überwinden scheint.
Geschichten, die das belegen, hat sie immer verschlungen, etwa jene, dass der Stepptanz einst erfunden worden sein soll, als Sklaven und ihre irischen Bewacher gemeinsam auf den Schiffen im Takt wippten. Auf die Naivität dieses Gedankens macht sie erst ein Studienfreund aufmerksam. Und auch die Legende, dass Fred Astaire einst Michael Jackson bekniete, ihm den Moonwalk beizubringen, betrachtet sie heute in einem anderen Licht. Denn wenn der Tänzer "keine Zeit kennt und keine Generationen", sondern sich "für immer und ewig durch die Weltgeschichte" bewege, auf dass ihn jeder Tänzer zu jeder Zeit erkennen könne, warum ließ Michael Jackson dann seine Haut bleichen? Und senkte auf der Couch von Oprah Winfrey verschämt den Blick, als die ihn darauf ansprach? Auch der Tänzer steht niemals außerhalb von Zeit und Raum.
Anhand einer Mädchenfreundschaft, die manchen Leser an die erfolgreiche Tetralogie der Italienerin Elena Ferrante erinnerte, kreist der fünfte Roman von Zadie Smith aufs Neue um Themen, die sie seit jeher umtreiben: Woher stammen wir? Welche Chancen tun sich auf, das eigene Milieu zu verlassen? Sollte man überhaupt danach streben? Welche Bedeutung kommt Hautfarben im einundzwanzigsten Jahrhundert zu?
Bei aller inhaltlichen Nähe hat die einundvierzigjährige Britin in "Swing Time" literarisch eine neue Form gewählt. Erstmals lässt sie eine Protagonistin in der Ichform erzählen. In der geschmeidigen Übersetzung von Tanja Handels folgen wir diesen Erinnerungen an die Arbeitergegend im Londoner Nordwesten, dem auch die Autorin entstammt, über die Studienjahre und ersten Gehversuche in der Berufswelt, bis sich der Erzählerin eine vermeintlich große Chance auftut: Sie wird Assistentin eines weltberühmten Popstars, der, unschwer zu erkennen, dem Vorbild von Madonna nachempfunden ist. Zadie Smith lässt ihre Protagonistin aber nicht etwa chronologisch erzählen, vielmehr folgt das fiktive Memoir den assoziativen Gedankenströmen eines erinnernden Ichs, das mal ins London der achtziger Jahre schweift, um sich im nächsten Kapitel in der jüngeren Gegenwart New Yorks wiederzufinden oder in einem westafrikanischen Dorf.
Über mehr als sechshundert Seiten liest sich das leicht wie ein Swingklassiker. Das Buch wurde prompt für den britischen Booker Prize nominiert und von Kolleginnen wie Taiye Selasi hoch gelobt. Die zahlreichen Reminiszenzen an die Musical- und Tanzgeschichte ziehen sich als musikalisches Leitmotiv durch den gesamten Roman, so dass man während der Lektüre immer wieder Lust bekommt, den Laptop aufzuklappen, um sich die Tanzeinlagen bei Youtube im Original anzuschauen.
Was Zadie Smith aber vor allem kann, ist das Destillieren tieferer Wahrheiten aus scheinbar alltäglichen Momenten und Situationen. Insbesondere in der Schilderung der beiden so unterschiedlichen Freundinnen auf dem Weg in die Erwachsenenwelt, die ihre Fragen nach Zugehörigkeit, Ablehnung und Selbstermächtigung stets im Spiegel der anderen verorten, findet die Autorin hinreißende Bilder. Beide Mädchen stammen aus gemischten Beziehungen, sie gelten als "braun" und fühlen sich nirgends wirklich zugehörig. Weder in der black community noch im Tanzunterricht, wo sie die einzigen Farbigen sind. Eingeladen zur Geburtstagsparty einer Klassenkameradin, die nicht wie sie in einer Wohnung, sondern in einem ganzen Haus lebt, stehen sie in adretten Kleidchen vor der Tür, nicht ahnend, dass die anderen Kinder ganz zwanglos in Jeans und T-Shirts gekleidet sind. Unentwegt sind Tracey und die Erzählerin damit beschäftigt, die unsichtbaren Codes ihrer Umwelt zu entschlüsseln.
Tracey ist die Begabtere, aber auch die Gefährdetere von beiden. Sie wächst bei ihrer weißen Mutter in verwahrlosten Verhältnissen auf. Weshalb die aus Jamaika stammende Mutter der Erzählerin, selbst Feministin und Autodidaktin, die es als Politikerin irgendwann ins Parlament schafft, ihrer Tochter den Umgang mit Tracey am liebsten verbieten würde.
Doch Tracey schafft es eines Tages tatsächlich auf die Bühne des Londoner Westend, während ihre Freundin zum Verdruss der Mutter nur an einer mäßigen Hochschule angenommen wird - da tröstet es sie auch nicht, dass sie die Erste in ihrer Familie ist, die studiert. Als die Erzählerin der Sängerin Aimee begegnet, die selbst eine weite Strecke aus einer entlegenen Ecke des Empire auf die Bühnen der Welt zurückgelegt hat, gelangt sie ins New Yorker Milieu der Reichen und Berühmten. Zwar ist ihr Leben ein berufliches Provisorium, glamourös, doch zunehmend unbefriedigend, aber den Absprung schafft sie nicht. Der Clou des Romans ist, dass beide Freundinnen, über die Jahre längst zerstritten, zuletzt ebendort wieder landen, von wo sie einst aufgebrochen waren. Doch kehren sie nicht als Siegerinnen zurück: Traceys Bühnenkarriere endete so schnell, wie sie begann. Nun lebt sie alleinerziehend mit drei Kindern und Stütze in der Wohnung, in der sie aufgewachsen ist.
Der Tief- und Wendepunkt im Leben der Erzählerin kommt ungleich dramatischer als finaler Paukenschlag daher. Nach einem Streit vor die Tür gesetzt, begreift sie erst in diesem Moment, dass sie in der Scheinwelt nicht nur alle Bindungen verloren hat, sondern auch die Fähigkeit, zwischen wichtig und unwichtig zu unterscheiden. Als sie in London eintrifft, hat sie keinen blassen Schimmer, dass ihre Mutter todkrank im Hospiz liegt. So fragt der Roman, in dem alle immerzu aufbrechen und fortgehen, sich im Anderswo Besseres erhoffen, nicht zuletzt danach, welcher Preis am Ende zu zahlen ist.
An die sprachliche Herausforderung von Zadie Smiths vorherigem Buch kommt dieser Roman gleichwohl nicht heran. Hatte sie in "London NW" in einer Art Polyphonie der Stimmen jenem Londoner Stadtteil Willesden, der auch hier eine zentrale Rolle spielt, ein literarisches Denkmal gesetzt, verliert "Swing Time" immer dann an Flughöhe, wenn sich die Heldin im Bannkreis von Aimee befindet.
Während in den Londoner wie auch in den afrikanischen Szenen Zadie Smiths ureigener Sound unverkennbar ist, bleibt die Darstellung der Sphäre der Superreichen, die sich mit Geld nicht nur Menschen, sondern auch Moral erkaufen, schablonenhaft und flach wie aus einer Illustrierten. Die Revierkämpfe innerhalb der Entourage klingen so ausgedacht wie die Launen des Superstars, der unangreifbar über allem thront. Für den Roman gilt, was er selbst einmal über Musicals sagt: dass die Story nicht zähle, sondern sie der Preis sei, den man zahlen müsse, um die Musik zu hören.
SANDRA KEGEL.
Zadie Smith: "Swing Time". Roman.
Aus dem Englischen von Tanja Handels. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017. 627 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Geschichten, die das belegen, hat sie immer verschlungen, etwa jene, dass der Stepptanz einst erfunden worden sein soll, als Sklaven und ihre irischen Bewacher gemeinsam auf den Schiffen im Takt wippten. Auf die Naivität dieses Gedankens macht sie erst ein Studienfreund aufmerksam. Und auch die Legende, dass Fred Astaire einst Michael Jackson bekniete, ihm den Moonwalk beizubringen, betrachtet sie heute in einem anderen Licht. Denn wenn der Tänzer "keine Zeit kennt und keine Generationen", sondern sich "für immer und ewig durch die Weltgeschichte" bewege, auf dass ihn jeder Tänzer zu jeder Zeit erkennen könne, warum ließ Michael Jackson dann seine Haut bleichen? Und senkte auf der Couch von Oprah Winfrey verschämt den Blick, als die ihn darauf ansprach? Auch der Tänzer steht niemals außerhalb von Zeit und Raum.
Anhand einer Mädchenfreundschaft, die manchen Leser an die erfolgreiche Tetralogie der Italienerin Elena Ferrante erinnerte, kreist der fünfte Roman von Zadie Smith aufs Neue um Themen, die sie seit jeher umtreiben: Woher stammen wir? Welche Chancen tun sich auf, das eigene Milieu zu verlassen? Sollte man überhaupt danach streben? Welche Bedeutung kommt Hautfarben im einundzwanzigsten Jahrhundert zu?
Bei aller inhaltlichen Nähe hat die einundvierzigjährige Britin in "Swing Time" literarisch eine neue Form gewählt. Erstmals lässt sie eine Protagonistin in der Ichform erzählen. In der geschmeidigen Übersetzung von Tanja Handels folgen wir diesen Erinnerungen an die Arbeitergegend im Londoner Nordwesten, dem auch die Autorin entstammt, über die Studienjahre und ersten Gehversuche in der Berufswelt, bis sich der Erzählerin eine vermeintlich große Chance auftut: Sie wird Assistentin eines weltberühmten Popstars, der, unschwer zu erkennen, dem Vorbild von Madonna nachempfunden ist. Zadie Smith lässt ihre Protagonistin aber nicht etwa chronologisch erzählen, vielmehr folgt das fiktive Memoir den assoziativen Gedankenströmen eines erinnernden Ichs, das mal ins London der achtziger Jahre schweift, um sich im nächsten Kapitel in der jüngeren Gegenwart New Yorks wiederzufinden oder in einem westafrikanischen Dorf.
Über mehr als sechshundert Seiten liest sich das leicht wie ein Swingklassiker. Das Buch wurde prompt für den britischen Booker Prize nominiert und von Kolleginnen wie Taiye Selasi hoch gelobt. Die zahlreichen Reminiszenzen an die Musical- und Tanzgeschichte ziehen sich als musikalisches Leitmotiv durch den gesamten Roman, so dass man während der Lektüre immer wieder Lust bekommt, den Laptop aufzuklappen, um sich die Tanzeinlagen bei Youtube im Original anzuschauen.
Was Zadie Smith aber vor allem kann, ist das Destillieren tieferer Wahrheiten aus scheinbar alltäglichen Momenten und Situationen. Insbesondere in der Schilderung der beiden so unterschiedlichen Freundinnen auf dem Weg in die Erwachsenenwelt, die ihre Fragen nach Zugehörigkeit, Ablehnung und Selbstermächtigung stets im Spiegel der anderen verorten, findet die Autorin hinreißende Bilder. Beide Mädchen stammen aus gemischten Beziehungen, sie gelten als "braun" und fühlen sich nirgends wirklich zugehörig. Weder in der black community noch im Tanzunterricht, wo sie die einzigen Farbigen sind. Eingeladen zur Geburtstagsparty einer Klassenkameradin, die nicht wie sie in einer Wohnung, sondern in einem ganzen Haus lebt, stehen sie in adretten Kleidchen vor der Tür, nicht ahnend, dass die anderen Kinder ganz zwanglos in Jeans und T-Shirts gekleidet sind. Unentwegt sind Tracey und die Erzählerin damit beschäftigt, die unsichtbaren Codes ihrer Umwelt zu entschlüsseln.
Tracey ist die Begabtere, aber auch die Gefährdetere von beiden. Sie wächst bei ihrer weißen Mutter in verwahrlosten Verhältnissen auf. Weshalb die aus Jamaika stammende Mutter der Erzählerin, selbst Feministin und Autodidaktin, die es als Politikerin irgendwann ins Parlament schafft, ihrer Tochter den Umgang mit Tracey am liebsten verbieten würde.
Doch Tracey schafft es eines Tages tatsächlich auf die Bühne des Londoner Westend, während ihre Freundin zum Verdruss der Mutter nur an einer mäßigen Hochschule angenommen wird - da tröstet es sie auch nicht, dass sie die Erste in ihrer Familie ist, die studiert. Als die Erzählerin der Sängerin Aimee begegnet, die selbst eine weite Strecke aus einer entlegenen Ecke des Empire auf die Bühnen der Welt zurückgelegt hat, gelangt sie ins New Yorker Milieu der Reichen und Berühmten. Zwar ist ihr Leben ein berufliches Provisorium, glamourös, doch zunehmend unbefriedigend, aber den Absprung schafft sie nicht. Der Clou des Romans ist, dass beide Freundinnen, über die Jahre längst zerstritten, zuletzt ebendort wieder landen, von wo sie einst aufgebrochen waren. Doch kehren sie nicht als Siegerinnen zurück: Traceys Bühnenkarriere endete so schnell, wie sie begann. Nun lebt sie alleinerziehend mit drei Kindern und Stütze in der Wohnung, in der sie aufgewachsen ist.
Der Tief- und Wendepunkt im Leben der Erzählerin kommt ungleich dramatischer als finaler Paukenschlag daher. Nach einem Streit vor die Tür gesetzt, begreift sie erst in diesem Moment, dass sie in der Scheinwelt nicht nur alle Bindungen verloren hat, sondern auch die Fähigkeit, zwischen wichtig und unwichtig zu unterscheiden. Als sie in London eintrifft, hat sie keinen blassen Schimmer, dass ihre Mutter todkrank im Hospiz liegt. So fragt der Roman, in dem alle immerzu aufbrechen und fortgehen, sich im Anderswo Besseres erhoffen, nicht zuletzt danach, welcher Preis am Ende zu zahlen ist.
An die sprachliche Herausforderung von Zadie Smiths vorherigem Buch kommt dieser Roman gleichwohl nicht heran. Hatte sie in "London NW" in einer Art Polyphonie der Stimmen jenem Londoner Stadtteil Willesden, der auch hier eine zentrale Rolle spielt, ein literarisches Denkmal gesetzt, verliert "Swing Time" immer dann an Flughöhe, wenn sich die Heldin im Bannkreis von Aimee befindet.
Während in den Londoner wie auch in den afrikanischen Szenen Zadie Smiths ureigener Sound unverkennbar ist, bleibt die Darstellung der Sphäre der Superreichen, die sich mit Geld nicht nur Menschen, sondern auch Moral erkaufen, schablonenhaft und flach wie aus einer Illustrierten. Die Revierkämpfe innerhalb der Entourage klingen so ausgedacht wie die Launen des Superstars, der unangreifbar über allem thront. Für den Roman gilt, was er selbst einmal über Musicals sagt: dass die Story nicht zähle, sondern sie der Preis sei, den man zahlen müsse, um die Musik zu hören.
SANDRA KEGEL.
Zadie Smith: "Swing Time". Roman.
Aus dem Englischen von Tanja Handels. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017. 627 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Ein Taschenbuch,schnell geliefert.Leider versehentlich
(durch mich)auf englisch.
Rücksendung ging problemlos. Freundliche Mitarbeiter.
Danke.Freu mich schon auf die deutsche Ausgabe.
MfG
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Auch wenn Zadie Smith wieder in Swing Time um ihre großen Themen kreist - Identität, Hautfarbe, Herkunft, Bildung und natürlich London NW -, schreibt die doch diesmal ein ganz anderes, deutlich konventioneller aufgebautes Buch. Schon der Prolog zeigt aber, dass die Geschichte der bis …
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Auch wenn Zadie Smith wieder in Swing Time um ihre großen Themen kreist - Identität, Hautfarbe, Herkunft, Bildung und natürlich London NW -, schreibt die doch diesmal ein ganz anderes, deutlich konventioneller aufgebautes Buch. Schon der Prolog zeigt aber, dass die Geschichte der bis zuletzt namenlosen Ich-Erzählerin und ihrer Freundin Tracey dennoch nicht einfach chronologisch heruntererzählt wird. Die junge Frau, sie muss altersmäßig so in den 30ern sein, ist nach ihrer „Schmach“, der fristlosen Entlassung aus den Diensten eines weltweit erfolgreichen Pop-Superstars, aus New York in ihre Heimatstadt London zurückgekehrt. Belagert von Journalisten schleicht sie sich aus ihrer „Übergangswohnung“ und streift ziellos durch die Straßen. Zufällig kommt sie an der Royal Festival Hall vorbei und geht spontan zu einer Veranstaltung. Drinnen läuft ein Filmausschnitt, der sie abrupt in ihre Kindheit versetzt, in der sie zusammen mit ihrer Freundin Tracey von einer Karriere als Tänzerin geträumt hat, die Schranken durchbrechend, die ihnen als farbige Mädchen der unteren Mittelschicht immer wieder gesetzt wurden. Aber ihre Freundschaft ist alles andere als unbelastet. Beide spiegeln sich immerfort ineinander, beide fühlen sie die Abgrenzung, die sie von den überwiegend weißen Mädchen in ihrer Schule trennt. Entstammen sie zwar in etwa der gleichen sozialen Schicht, ist doch die Mutter der Erzählerin sehr um Bildung und Erziehung bemüht, Traceys Mutter tendiert in ihrer Passivität und Vulgarität aber eindeutig zur Unterschicht. Während Tracey trotz ihres Talents nur mittelmäßige Engagements ergattern kann, erhält die Erzählerin mit einer guten Portion Glück die Stellung einer Assistentin des Popstars Aimee, lernt die Welt der Superreichen kennen und jettet um die Welt und begleitet im Auftrag ihrer Chefin in Westafrika den Bau einer Mädchenschule. Vielleicht versucht Zadie Smith ein wenig zu viele Themen anzusprechen. Meiner Meinung nach gelingt ihr das aber sehr gut und berührend, indem sie von dieser fernen afrikanischen Region ein genauso stimmiges Bild entwirft wie von London und New York. Swing Time ist vielleicht nicht Zadie Smiths bestes Buch, hin und wieder schleicht sich besonders im Mittelteil die eine oder andere Länge ein. Bei seiner Themenfülle, seinem klugen Aufbau, seinen wichtigen Gedanken und dem souveränen Schreibstil der Autorin ist das aber Kritik auf allerhöchstem Niveau.
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Zwei dunkelhäutige Mädchen treffen in London zu Tanzstunden in ihrer Kirchengemeinde aufeinander. Beide haben ein schwieriges Elternhaus, Tracey flüchtet sich in Fantasien über ihren Vater aus, die Mutter der Ich-Erzählerin ist mit ihrem Leben als Mutter und Ehefrau …
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Zwei dunkelhäutige Mädchen treffen in London zu Tanzstunden in ihrer Kirchengemeinde aufeinander. Beide haben ein schwieriges Elternhaus, Tracey flüchtet sich in Fantasien über ihren Vater aus, die Mutter der Ich-Erzählerin ist mit ihrem Leben als Mutter und Ehefrau unzufrieden, sie sieht ihre Berufung im Studium, in der Politik und vernachlässigt ihre Tochter. Die Mädchen werden beste Freundinnen, bis sich ihre Wege trennen. Tracey als begabte Tänzerin ist zwar auf der Bühne zu sehen, durch ihre Kinder von verschiedenen Väter als alleinerziehende Mutter so beschäftigt, dass sie für das Tanzen keine Zeit mehr findet. Sie wird zornig auf die ganze Welt. Die Ich-Erzählerin landet in der Medienbranche und trifft auf den Popstar Aimee, der erste Assistentin sie wird. Ab diesem Zeitpunkt hat sie kein eigenes Leben mehr, alles dreht sich um das Wohlbefinden Aimees und die Umsetzung ihrer Ideen. So auch die Schaffung einer Mädchenschule in einem kleinen Dorf in Afrika. Ohne Rücksicht auf die Folgen, die die Dorfgemeinschaft treffen, setzt sie ihr Vorhaben um.
Aus der Rückblende erleben wir das Leben der namenlosen Ich-Erzählerin, ihre Konflikte mit ihrem Leben, ihren Eltern, ihrer Arbeitgeberin. Wir erfahren über das Leben eines Popstars aber auch, was es mit den Menschen in dem direkten Umfeld macht, über den Verlust eines eigenen Lebens, den Verlust von Freunde und Familie. Aber auch, was wohlmeinende Hilfen anrichten können. Die Erzählung verläuft nicht chronologisch, immer wieder sind Sprünge in der Handlung. Die Schreibweise wie auch diese Zeitsprünge machen daraus ein anspruchsvolles Buch, jedoch hat mich die Protagonistin seltsam kalt gelassen. Eine emotionale Bindung gab es nicht.
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