
Julian Borger
Gebundenes Buch
Suche liebevollen Menschen
Mein Vater, sieben Kinder, und ihre Flucht vor dem Holocaust
Übersetzung: Kober, Hainer
PAYBACK Punkte
0 °P sammeln!
Wien, 1938. Verzweifelt versuchen jüdische Eltern, ihre Kinder vor den Nazis in Sicherheit zu bringen. In ihrer Not schalten sie Kleinanzeigen im »Manchester Guardian«, in denen sie ihre eigenen Kinder ausschreiben, um ihnen ein Überleben in der Fremde zu sichern - obwohl sie wissen, dass sie sich nie wiedersehen werden. Jahrzehnte später stößt der Journalist Julian Borger auf eine dieser Anzeigen und erkennt den Namen eines der Kinder: Robert Borger. Sein Vater. Es ist der Beginn einer Recherche, die Julian Borger mitten hinein führt in ein dunkles Familiengeheimnis. Und Anlass für i...
Wien, 1938. Verzweifelt versuchen jüdische Eltern, ihre Kinder vor den Nazis in Sicherheit zu bringen. In ihrer Not schalten sie Kleinanzeigen im »Manchester Guardian«, in denen sie ihre eigenen Kinder ausschreiben, um ihnen ein Überleben in der Fremde zu sichern - obwohl sie wissen, dass sie sich nie wiedersehen werden. Jahrzehnte später stößt der Journalist Julian Borger auf eine dieser Anzeigen und erkennt den Namen eines der Kinder: Robert Borger. Sein Vater. Es ist der Beginn einer Recherche, die Julian Borger mitten hinein führt in ein dunkles Familiengeheimnis. Und Anlass für ihn ist, die Spuren von sieben weiteren Kindern zu verfolgen, deren Schicksalsreise von Wien aus ins Exil nach Shanghai, in die Arme von niederländischen Schmugglern, an die Seite französischer Widerstandskämpfer - oder ins KZ Auschwitz führte.
Julian Borger ist Leiter des Außenpolitik-Ressorts der britischen Tageszeitung 'The Guardian'. Zuvor war der Brite 'Guardian'-Korrespondent für Mittelund Osteuropa, den Mittleren Osten und die USA. Für die BBC berichtete er von Wien aus bzw. vor Ort von den Balkan-Kriegen. Für seine Recherchen zu den Snowden-Files wurden er und sein Team 2014 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. 2021 stieß er durch Zufall auf eine Kleinanzeige, mit der seine Wiener Großeltern das Leben seines Vaters zu retten suchten.
Produktdetails
- Verlag: Molden
- Seitenzahl: 303
- Erscheinungstermin: 23. September 2024
- Deutsch
- Abmessung: 226mm x 161mm x 32mm
- Gewicht: 685g
- ISBN-13: 9783222151316
- ISBN-10: 3222151318
- Artikelnr.: 70304261
Herstellerkennzeichnung
Molden Verlag
Lobkowitzplatz 1
1010 Wien, AT
office@verlagsgruppestyria.at
"Eine kraftvolle, wunderbar erzählte, ergreifende Erzählung. Ich habe sie geliebt." Edmund de Waal, "Der Hase mit den Bernsteinaugen" "Eine zutiefst bewegende Geschichte, teils Biografie, teils packende Spurensuche. Ein berührendes und faszinierendes Buch, das in einer Zeit wie der unseren, wichtiger denn je ist. Ich konnte es nicht weglegen." Philippe Sands, "Die Rattenlinie" "Nicht nur unglaublich gut recherchiert, sondern auch liebevoll, aufrüttelnd und bewegend." Jonathan Freedland, "The Escape Artist: The Man Who Broke Out of Auschwitz to Warn the World"
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Bei der Lektüre dieser rekonstruierten Fluchtgeschichte entdeckt Rezensent Ralph Gerstenberg "ein bislang weitgehend unerzähltes Kapitel" des Nationalsozialismus. Julian Borger erzählt davon, wie Eltern jüdischer Kinder in englischen Zeitungsanzeigen Pflegefamilien in Großbritannien suchten. Eines dieser Kinder war sein Vater Robert Borger, der es nach Wales schaffte und sich später in Großbritannien ein neues Leben aufbaute. Borger habe ein "persönliches und bewegendes Buch" geschrieben, lobt Gerstenberg, das aber auch die Erfahrung der Flucht dokumentiere: Zwar hätten sich die Briten solidarisch mit den Opfern des Hitler-Regimes gezeigt, doch seien die Flüchtlinge im Exil oft in einer prekären Situation gewesen. So auch die Eltern von Robert Borger, die ihren Sohn nach dessen ebenfalls geglückter Flucht wegen ihres Dienstbotenvisums nicht aufnehmen konnten. Später nimmt sich Robert das Leben, und der Sohn Julian begreift, dass hinter dieser Entscheidung das unüberwindbare Trauma der Flucht steht, fasst der Rezensent zusammen. Gerstenberg spürt dem im Buch allgegenwärtigen Leid nach und schließlich drängen sich ihm Parallelen zu den Schicksalen heutiger Migranten auf.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
sollte man unbedingt lesen!
Dies ist ein Buch, in welchem der Autor die Geschichte seines Vaters zugrunde legt, denn er stößt zufällig auf ein dunkles Familiengeheimnis und seine Recherchen dazu bringen Unglaubliches zutage. Der Autor findet viele Jahre nach dem Tode seines Vaters …
Mehr
sollte man unbedingt lesen!
Dies ist ein Buch, in welchem der Autor die Geschichte seines Vaters zugrunde legt, denn er stößt zufällig auf ein dunkles Familiengeheimnis und seine Recherchen dazu bringen Unglaubliches zutage. Der Autor findet viele Jahre nach dem Tode seines Vaters heraus, dass 1938 von etlichen jüdischen Eltern in Wien Inserate in der Zeitung Manchester Guardian aufgegeben wurden, um dort ihre Kinder "anzupreisen" und ihnen so ein Überleben in der Fremde zu sichern. Eine Anzeige wurde für seinen Vater Robert "Bobby" Borger geschaltet, die mit den Worten begann: "Suche liebevollen Menschen..." Der Journalist Julian Borger begibt sich daraufhin auf eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit seiner Familie und auch die der anderen Kinder, deren Annoncen mit jener seiner Großeltern aufgegeben wurden.
Dieses Buch, eine Mischung aus Biographie und Sachbuch, lässt sich aber nicht mal eben so lesen. Einerseits, weil die Schilderungen betroffen machen und andererseits, weil es um eine größere Anzahl von Personen geht, die zu verorten nicht immer leicht war und es manchmal Sprünge innerhalb der Kapitel gab, die meine ganze Aufmerksamkeit erforderten, um den roten Faden bei den Geschichten und Personen nicht zu verlieren.
Dieses Buch ist absolut lesenswert, denn die Recherchen des Autors lieferten auch viele interessante Hintergrundinformationen. Ich hatte manchmal Tränen in den Augen, ob der Schicksale, von denen ich erfuhr und war gleichermaßen entsetzt, zu erfahren, dass doch viele Nazis in der Nachkriegszeit ungeschoren davonkamen...
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Ein ganz besonderes Buch;
Die Geschichte seines Vaters und der anderen Inserate-Kinder wird von Julian Borger ausführlich recherchiert. Mir hat sehr gut gefallen, wie er die Schritte beschreibt, mit denen es ihm gelungen ist, die Kinder bzw. ihre Nachfahren zu finden. Ihre Fluchten sind …
Mehr
Ein ganz besonderes Buch;
Die Geschichte seines Vaters und der anderen Inserate-Kinder wird von Julian Borger ausführlich recherchiert. Mir hat sehr gut gefallen, wie er die Schritte beschreibt, mit denen es ihm gelungen ist, die Kinder bzw. ihre Nachfahren zu finden. Ihre Fluchten sind teilweise ganz unterschiedlich und zeigen die große Verzweiflung und Macht des Zufalls. Dabei gab es Dinge, die mir bisher unbekannt waren und Julian Borger bettet die verschlungenen Wege gekonnt in historische Informationen, so dass man sich umfassend informiert fühlt. Die Erzählstruktur war im Großen und Ganzen so wie ich es erwartet hatte, also ein Kapitel zu jedem Kind. Allerdings werden auch die anderen Schicksale Kapitel übergreifend weiter vertieft, wodurch Gemeinsamkeiten in den Lebenswegen oder Unterschiede gut aufgezeigt werden konnten. Durch die Vielzahl der Personen war es manchmal schwierig zu folgen, aber da der Autor sehr umfassend recherchiert hat, ist das wohl unvermeidbar. Das Ganze liest sich wie eine Mischung aus Familienbiografie und Reportage, was sehr gut zu der Mischung aus Emotionen und Fakten passt und mir gut gefallen hat. Auch der Epilog und Julian Borgers Versuche, seinen Vater zu verstehen, fand ich sehr nachvollziehbar und authentisch. Ein sehr bewegendes Buch, bei dem ich öfters Tränen in den Augen hatte.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Ich habe dieses Buch schon lange erwartet und mich dementsprechend sehr gefreut, als ich es endlich lesen durfte! Die Thematik ist unfassbar interessant und die Art und Weise, wie das Buch aufgemacht wurde, fand ich sehr fesselnd. Es werden die Lebenswege verschiedener jüdischer Kinder aus Wien …
Mehr
Ich habe dieses Buch schon lange erwartet und mich dementsprechend sehr gefreut, als ich es endlich lesen durfte! Die Thematik ist unfassbar interessant und die Art und Weise, wie das Buch aufgemacht wurde, fand ich sehr fesselnd. Es werden die Lebenswege verschiedener jüdischer Kinder aus Wien erzählt, die (meistens) vor dem Ausbruch des Krieges von ihren Familien aus dem Land herausgeschickt wurden, um in Sicherheit zu sein. Julian Borger erzählt hier nicht nur die Geschichte seiner eigenen Familie, sondern er hat auch mit viel Mühe und Zeit die Lebenswege anderer jüdischer Mädchen und Jungen aus Wien heraus nachverfolgt, teilweise mit ganz unerwarteten Wendungen. Das Buch hat mich zutiefst berührt und ich wollte gar nicht aufhören, es zu lesen. Gerade in der heutigen Zeit scheint es mir doch sehr wichtig, sich mit der Geschichte - vor allem auch der eigenen Familiengeschichte und den Verstrickungen - auseinanderzusetzen. Ein sehr gelungenes Buch und eine absolute Leseempfehlung!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Das Buch beginnt mit dem Ableben von Robert Borger und den damit hinterbliebenen Kindern. Julian Borger gerät daraufhin auf die Suche nach der Vergangenheit seines Vaters und stößt auf mehrere Anzeigen in einer Zeitung. Die Geschichten und Schicksalsschläge aus der Zeit sind …
Mehr
Das Buch beginnt mit dem Ableben von Robert Borger und den damit hinterbliebenen Kindern. Julian Borger gerät daraufhin auf die Suche nach der Vergangenheit seines Vaters und stößt auf mehrere Anzeigen in einer Zeitung. Die Geschichten und Schicksalsschläge aus der Zeit sind genauso unglaublich wie schrecklich und diese reiht sich dort mit ein. Im Laufe des Buches begleitet man einen Sohn, der den Spuren der Vergangenheit folgt.
Das Buch ist toll gestaltet und gibt einem als Leser mit den Fotos und persönlichen Eindrücken einen Teil der Zeit mit. Dadurch konnte ich mitfühlen und war genauso gespannt auf die Erlebnisse der Zeit.
Für Interessierte solcher Geschichten und Leben, aber auch für Quereinsteiger in diesen Abschnitt der Vergangenheit ein gutes Buch. Vielen Dank an den Autor für das Teilen seiner Geschichte und der von den vielen anderen Menschen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Schicksalswege jüdischer Kinder aus Wien
Julian Borger erzählt in diesem Buch nicht nur die Geschichte seines Vaters, sondern auch von Schicksalen anderer Kinder die aufgrund des Kriegsbeginnes per Zeitungsinserat ins Ausland geschickt wurden.
Das Cover ist sehr interessant gestaltet …
Mehr
Schicksalswege jüdischer Kinder aus Wien
Julian Borger erzählt in diesem Buch nicht nur die Geschichte seines Vaters, sondern auch von Schicksalen anderer Kinder die aufgrund des Kriegsbeginnes per Zeitungsinserat ins Ausland geschickt wurden.
Das Cover ist sehr interessant gestaltet und das ganze Buch wirkt hochwertig. Auch die Aufmachung im Inneren hat mir gut gefallen. Es gibt Personenregister, und zb einen Abdruck der Zeitungsinserate in denen Eltern versuchen ihre Kinder zu vermitteln.
Der Schreibstil des Autors lässt sich gut lesen, aber man muss schon konzentriert bei der Sache sein. Es sind viele Infos und Personen. Mir waren die Zeitsprünge und das Wechseln zwischen den verschiedenen Schicksalen manchmal zu plötzlich. Das hätte ruhig besser ersichtlich sein dürfen.
Trotzdem war ich sehr ergriffen von den Lebensgeschichten und habe so viele Informationen erhalten die ich vorher nicht wusste. Ein wichtiges Stück Zeitgeschichte und sehr lesenswert.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Dieses wichtige Buch beginnt im Jahre 1338 in Wien. Damals haben jüdische Eltern versucht, ihre Kinder ins Ausland in Sicherheit vor den Nazis zu schicken. Ein beliebter Weg war das Schalten von Zeitungsannoncen, um für die Kinder ein neues Zuhause zu finden. Es werden verschiedene …
Mehr
Dieses wichtige Buch beginnt im Jahre 1338 in Wien. Damals haben jüdische Eltern versucht, ihre Kinder ins Ausland in Sicherheit vor den Nazis zu schicken. Ein beliebter Weg war das Schalten von Zeitungsannoncen, um für die Kinder ein neues Zuhause zu finden. Es werden verschiedene Schicksale von Kindern aufgegriffen und gut recherchiert nacherzählt. Auch die Familiengeschichte des Autors findet seinen Platz in dem Buch.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und der Inhalt, der wahrlich keine leichte Kost ist, hat mich zutiefst berührt. Es ist kaum nachvollziehbar, wie Menschen so grausam zu anderen Menschen sein können und diese Thematik wird wieder aktueller. Die Geschichten der Menschen werden durch Bilder unterstrichen. Das macht es noch nahbarer.
Dieses Buch sollten alle lesen und ich hoffe, dass mehr Menschen ihr Handeln reflektieren.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Hilferufe von verzweifelten Wiener Eltern, die versuchten, ihre Kinder vor dem Zugriff des NS-Regimes zu retten
Julian Borger schlägt in seinem aktuellen Sachbuch "Suche liebevollen Menschen - Mein Vater, sieben Kinder, und ihre Flucht vor dem Holocaust" ein für mich komplett …
Mehr
Hilferufe von verzweifelten Wiener Eltern, die versuchten, ihre Kinder vor dem Zugriff des NS-Regimes zu retten
Julian Borger schlägt in seinem aktuellen Sachbuch "Suche liebevollen Menschen - Mein Vater, sieben Kinder, und ihre Flucht vor dem Holocaust" ein für mich komplett neues Kapitel auf. Er schildert dabei exemplarisch sehr hochemotional einzelne Kinderschicksale aus Wien zu Zeiten des NS-Regimes.
Gleich vorneweg möchte ich mich für diese sehr intensiven Einblicke bedanken, die Borger hier öffentlich macht, und den Manchester Guardian-Kindern damit posthum eine starke Stimme verleiht, die hoffentlich nie leise wird.
Die Originalstimmen der Holocaust-Betroffenen verstummen leider nach um nach. Genau deshalb ist es immens wichtig, das Wissen um die Gräueltaten des damaligen NS-Regimes für alle uns nachfolgenden Generationen präsent zu halten, dass genau solche Verbrechen hoffentlich nie mehr wieder passieren mögen.
In detektivischer Kleinarbeit machte sich Borger ans Werk als er eine Anzeige über seinen Vater im Manchester Guardian aus dem Jahr 1938 entdeckte.
In der Zeitung von Manchester wurden damals zwischen anderen Anzeigen genau solche Annoncen über Wiener Kinder platziert. Die Eltern wollten in weiser Voraussicht ihre Kinder vor dem Zugriff der NS-Schergen, den ganzen damit verbundenen Repressalien sowie den Gräueltaten in Sicherheit bringen und suchten weitab der Heimat Pflegefamilien für ihre Sprösslinge mit zum Beispiel den beiden nachfolgenden erschienenen Anzeigentexten.
"Gibt es einen Menschenfreund, der bereit ist, ein hochbegabtes Mädchen, 14 Jahre alt, Tochter eines jüdisch-österreichischen Rechtsanwalts, als Pflegekind aufzunehmen?"
"Gesunder und bescheidener Wiener Junge, Sohn eines jüdischen Anwalts aus Wien, Gymnasiast, mehrmonatige Erfahrung im Maschinenstricken, sucht Aufnahme in englischer Familie zur Fortsetzung seiner Ausbildung."
Die Kinder selbst wussten zu diesem Zeitpunkt mitunter noch nichts von ihrem baldigen Schicksal in für sie fremden Gefilden. Borger selbst schreibt dabei von elementaren Wendepunkten im Leben dieser Kinder. Sehr abrupt endete für diese jüdischen Wiener Kinder die Kindheit. Sie mussten urplötzlich ihre angestammte Heimat, ihre Familie und ihre Freunde verlassen. Der plötzliche Aufbruch von Wien bedeutete dann eben auch den Wegfall von Sicherheit und Gewissheit.
Genau diese Zäsur drückt sich beispielhaft im folgenden Buchzitat von Fred aus.
"Ich fühle mich zu alt zum Weinen, aber ich weiß sicher, dass meine Jugend jetzt vorbei ist."
Diese verworrenen Wege von Borgers Vater und von sieben weiteren Wiener Kindern erzählt der Autor in seinem vorliegendem Werk. Dabei muss man mitunter echt hart im Nehmen sein, da bei mir wirklich beim Lesen alle verschiedenen Emotionen und Gefühle angesprochen wurden.
Das globale Schicksal der Holocaust-Opfer dürfte denke ich vielen von uns bereits ein Begriff sein. Nur verblasst dieses globale Schicksal nach meiner Meinung leider viel zu schnell. Solche Einzelschicksale sind es, die meiner Meinung nach im Kopf viel präsenter bleiben und die genau veranschaulichen, was die NS-Schergen alles auf dem Kerbholz hatten.
Die Wege der Kinder von Wien waren sehr vielfältig und so haben nicht alle den Weg nach England eingeschlagen, sich der menschenverachtenden NS-Diktatur zu entziehen. Immer mit dem Wissen, dass ein falscher Schritt auch das eigene Ende bedeuten konnte. So ist es dann beispielsweise leider auch nicht verwunderlich, dass man selbst nach der Flucht nach Shanghai nicht vor dem Rückgriff der NS-Diktatur sicher war.
Für mich ist es ein ganz besonderes Kapitel in Deutschlands bzw. Europas dunkelster Stunde, die Borger hier versucht aufzuarbeiten und dadurch präsent hält.
In den aktuellen herausfordernden Zeiten, in denen gesichert rechtsextremistische Parteien in Deutschland im extremen Aufwind sind, sind es vielleicht genau solche Geschichten aus dem letzten Jahrhundert, die erzählt werden müssen, um uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst zu werden.
Wehret den Anfängen!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Das Cover ist passend zur Geschichte gestaltet worden. Die Familie von Julian Borgers Vater steht stellvertretend für all die armen Familien die außeinander gerissen wurden.
Julian Borger stößt bei seinen recherchen über seine eigene Familiengeschichte auf viele …
Mehr
Das Cover ist passend zur Geschichte gestaltet worden. Die Familie von Julian Borgers Vater steht stellvertretend für all die armen Familien die außeinander gerissen wurden.
Julian Borger stößt bei seinen recherchen über seine eigene Familiengeschichte auf viele ähnliche Schicksale. Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen, für mich war es eine Mischung aus Sachbuch und Roman. Die einzelnen Schicksale sind in verschiedene Kapitel aufgeteilt. In jedes Kapitel ist aber auch oft ein Stück seiner eigenen Geschichte mit eingeflossen. Die Kapitel kann man sehr gut einzeln lesen und das gelesene erstmal sacken lassen.
Sehr informativ und interessant fand ich die vielen historischen Informationen rund um Wien. Mir war nicht bewusst, wie eng Sie mit dem Judentum verknüpft ist und wie grausam und perfide die Enteignungen damals waren. Kaum vorstellbar wie aussichtslos die Situation vielen Juden erschienen sein muss und wie mutig sie waren den Schritt zu wagen nach Großbritannien oder in andere Länder auszuwandern. Besonders den Schritt zu wagen seine eigenen Kinder als Au-pair oder ähnliches in Zeitungsanzeigen vorzustellen, um Sie zu retten. Und nicht viele Elternteile haben es ja mit ihren Kindern zusammen nach England geschafft.
Es hat die Kinder und auch ihre Nachkommen auf unterschiedlichste Weise geprägt in einem fremden Land und fremder Familie neu anzufangen.
Ein bewegendes Stück Zeitgeschichte, welches man unbedingt gelesen haben sollte damit die Schicksale immer unvergessen bleiben.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
"Suche liebevollen Menschen- Mein Vater, sieben Kinder und ihre Flucht vor dem Holocaust" ist ein Buch, welches unter die Haut geht. Der Autor Julian Borger schreibt über ein tief berührendes Thema, von dem ich vor diesem Buch noch nie etwas gehört hatte: Jüdische …
Mehr
"Suche liebevollen Menschen- Mein Vater, sieben Kinder und ihre Flucht vor dem Holocaust" ist ein Buch, welches unter die Haut geht. Der Autor Julian Borger schreibt über ein tief berührendes Thema, von dem ich vor diesem Buch noch nie etwas gehört hatte: Jüdische Eltern schalten Kleinanzeigen in Wien, um für ihre Kinder ein neues Zuhause zu finden und sie vor den Nazis in Sicherheit zu bringen. Eigentlich durch Zufall beginnt er zu recherchieren, was mit den Kindern aus den Annoncen vom 3.August 1938 (der Tag, wo auch seine Großeltern für den Vater eine Anzeige aufgaben) passiert ist und wie ihr Leben verlaufen ist. Ein unfassbar trauriges Buch, ich musste öfters mal eine Pause machen, da mich die Erlebnisse dieser Familien sehr betroffen gemacht haben.
Das Buch ist gut eingeteilt, anfangs werden die Familie und die Kinder der Annoncen vorgestellt, so dass man sehr gut nachschlagen kann. Selbst der Epilog hat mich noch gefesselt, vor allem der letzte Absatz war tief bewegend.
Ein sehr lesenswertes Buch.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Berührend, authentisch und gut recherchiert:
In "Suche liebevollen Menschen" erzählt Julian Borger die wahre Geschichte seines Vaters Robert "Bobby" Borger und einiger weiterer jüdischer Kinder aus Wien, die 1938/1939 etwa zwischen 8 und 14 Jahre alt waren und …
Mehr
Berührend, authentisch und gut recherchiert:
In "Suche liebevollen Menschen" erzählt Julian Borger die wahre Geschichte seines Vaters Robert "Bobby" Borger und einiger weiterer jüdischer Kinder aus Wien, die 1938/1939 etwa zwischen 8 und 14 Jahre alt waren und vor dem Holocaust gerettet werden konnten.
Nach der NS-Machtübernahme 1938 in Wien wurden bekanntlich die Bedingungen für die dort lebenden Juden immer schlimmer und viele suchten nach einer Möglichkeit, zu fliehen. Leider war das sehr schwierig, weil kaum andere Länder bereit waren, die Flüchtlinge aufzunehmen und ihnen Visas auszustellen.
So suchten einige Eltern verzweifelt nach einer Möglichkeit, zumindest ihre Kinder erst einmal in Sicherheit bringen zu können, und später hoffentlich nachzureisen, auch wenn das bedeutete, sich von ihnen trennen zu müssen und sie alleine mit dem Zug von dem Wiener Westbahnhof aus ins Ausland zu schicken, in ein ungewisses Schicksal, zu Pflegefamilien in Großbritannien, die sie nur aus ein paar Briefen kannten. In Großbritannien versuchten die Kinder dann, mit bescheidenen Sprachkenntnissen und meist ohne relevante Kontakte, ihr Möglichstes, um ihre Eltern auch nachkommen lassen zu können. Manche schafften es, andere nicht. Manche konnte später wieder mit ihrer Familie vereinigt werden, andere mussten später erfahren, dass ihre Angehörigen im Holocaust ermordet worden waren und nur sie überlebt hatten.
Die Großeltern von Julian Borger gaben also, so wie einige andere Eltern, im Manchester Guardian in Großbritannien eine Anzeige auf, in der sie ihre Kinder und deren Qualitäten anpriesen, in der Hoffnung, liebevolle Pflegeeltern für sie zu finden. So etwa die Kurzanzeige der Familie Borger im Original: "I seek a kind person who will educate my intelligent boy, aged 11, Viennese of good family. Borger, 5/12 Hintzerstrasse, Vienna 3."
Auf diese Anzeigen konnten sich nun Menschen aus Großbritannien melden, die bereit waren, eine gute Tat zu vollbringen und ein jüdisches Kind aus Wien bei sich als Pflegekind aufzunehmen und damit zu retten (und leider auch manche, die einfach nur eine billige Arbeitskraft suchten, die sie ausbeuten konnten). Robert Borger hatte Glück und landete tatsächlich bei liebevollen Menschen, und auch seine Eltern konnten später nach Großbritannien nachkommen. Er wurde erwachsen, heiratete, wurde selbst Vater von vier Kindern (eines davon der Autor) und Psychologe. Und doch nahm er sich später das Leben (ein spätes Opfer Hitlers, wie seine alte Pflegemutter bestürzt kommentierte), was seinen Sohn, neben all der Trauer, veranlasste, die Geschichte seines Vaters genauer zu erkunden und ihn erst die Details dieser erfahren ließ.
Julian Borger, der Sohn, hat keine Mühen gescheut, um neben der Geschichte seines Vaters und seiner eigenen Herkunftsfamilie auch möglichst viele Geschichten der anderen Kinder aus den Anzeigen im Guardian zu recherchieren und deren Lebenswege im Buch zu dokumentieren. Tatsächlich konnte er sieben weitere Kinder bzw. deren Nachkommen aufspüren und viele Informationen über deren Geschichten recherchieren: vereinzelt lebten diese selbst noch, ansonsten hatten sie ihren eigenen Kindern viel davon erzählt und manche sogar Interviews dazu gegeben, Tagebücher geführt oder Memoirs geschrieben.
So ist es ein sehr spannendes, berührendes und gut lesbares Buch geworden, in dem die Geschichten der insgesamt acht Kinder und ihrer Familien beim Lesen vor dem inneren Auge lebendig und nachfühlbar werden. Von den meisten Kindern und ihren Familien gibt es sogar Fotos im Buch, das schafft noch eine stärkere Verbindung zu ihnen.
Es ist ein Buch, das zu Tränen rührt, traurig und wütend macht, aber gleichzeitig auch Hoffnung gibt durch die Geschichten des Gerettet-Werdens, der Überlebens und der guten Menschen, die es auch in noch so dunklen Zeiten ebenfalls gibt, und die zur Rettung dieser Kinder beigetragen haben. Und es ist ein sehr aktuelles Buch, das nachdenklich macht nicht nur über diese dunkle Zeit vor vielen Jahrzehnten, sondern auch über die heutige Zeit und unseren Umgang mit Menschen, die flüchten müssen, über Abweisung, Unterstützung, Resilienz und transgenerationale Weitergabe von Traumata. Absolute Leseempfehlung!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für