Versandkostenfrei!
Nicht lieferbar
Weitere Ausgaben:
Bei seiner Einreise in die Schweiz wird Mister White festgenommen, weil er für die Polizei mit dem verschwundenen Bildhauer Anatol Ludwig Stiller identisch ist. Frühere Freunde bestätigen den Verdacht. Er aber widersetzt sich dieser Festlegung, seine Aufzeichnungen in der Untersuchungshaft wehren sich gegen diese Behauptung mit der Feststellung: »Ich bin nicht Stiller!«.
Max Frisch, geboren am 15. Mai 1911 in Zürich, arbeitete zunächst als Journalist, später als Architekt, bis ihm mit seinem Roman Stiller (1954) der Durchbruch als Schriftsteller gelang. Es folgten die Romane Homo faber (1957) und Mein Name sei Gantenbein (1964) sowie Erzählungen, Tagebücher, Theaterstücke, Hörspiele und Essays. Frisch starb am 4. April 1991 in Zürich.
andrejr.jpg)
© Andrej Reiser / Suhrkamp Verlag
Produktdetails
- suhrkamp taschenbuch 4234
- Verlag: Suhrkamp
- Seitenzahl: 441
- Erscheinungstermin: 15. März 2011
- Deutsch
- Abmessung: 177mm x 108mm x 22mm
- Gewicht: 264g
- ISBN-13: 9783518462348
- ISBN-10: 3518462342
- Artikelnr.: 32453981
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
"ein höcht unterhaltsames und süffiges Hörspiel"
„Ich bin nicht Stiller“ - mit diesem Satz beginnt der 1954 erschienene Roman „Stiller“. Es ist Max Frischs erster bedeutender Roman.
Ein Amerikaner namens Jim Larkin White wird an der Schweizer Grenze aus dem Zug geholt. Man hält ihn für den seit sechs Jahren …
Mehr
„Ich bin nicht Stiller“ - mit diesem Satz beginnt der 1954 erschienene Roman „Stiller“. Es ist Max Frischs erster bedeutender Roman.
Ein Amerikaner namens Jim Larkin White wird an der Schweizer Grenze aus dem Zug geholt. Man hält ihn für den seit sechs Jahren verschollenen Bildhauer Anatol Ludwig Stiller. Außerdem wird er beschuldigt, in eine Agentenaffäre verwickelt zu sein.
Der Festgenommene bestreitet das vehement, doch alle Indizien sprechen gegen ihn. Selbst frühere Freunde und auch seine Ehefrau bestätigen den polizeilichen Verdacht. White beharrt jedoch weiterhin auf seiner Aussagen: „Ich bin nicht Stiller“. Nun soll White alias Stiller im Gefängnis schriftliche Aufzeichnungen machen über seine letzten sechs Lebensjahre.
Dieser Roman, in dem Max Frisch mit verschiedenen Identitäts- und Lebensentwürfen experimentierte, ist jetzt im Hörverlag in einer Hörspielfassung von Norbert Schaeffer auf drei CDs erschienen.
In den tagebuchartigen Notizen von White (Stiller) erfährt der Hörer allmählich die Wahr-heit. Stiller war ein Versager, als Ehemann und als Künstler. In der Hoffnung, ein neues Leben beginnen zu können, hatte er vor sechs Jahren alle Brücken hinter sich abgebrochen und war nach Amerika geflohen.
Als White ergreift er die Möglichkeit, ein anderer zu sein. Doch nun bei seiner Rückkehr erdrücken ihn nicht nur die Beweise, auch seine Hoffnungen erweisen sich als reine Illusionen. Obwohl er innerlich ein Gewandelter ist, muss er seine frühere Identität akzeptieren. Aber erst nach einem weiteren gescheiterten Versuch mit seiner Frau, ist Stiller bereit, sich selbst anzunehmen. Fortan lebt er ein einsames Leben.
Der renommierten Sprecherbesetzung mit Samuel Weiss, Andreas Krämer, Michael Neuenschwander u.a. gelingt es beeindruckend, die verzweifelte Suche Stillers nach seiner Identität hörbar zu machen. Das atmosphärische Hörspiel ist ein äußerst interessanter und gelungener Beitrag zum diesjährigen 100. Geburtstag von Max Frisch.
Manfred Orlick
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Broschiertes Buch
Tonnerwetter
Mit dem Roman «Stiller» gelang dem Schriftsteller Max Frisch 1954 der literarische Durchbruch. Im Prosawerk des Schweizer Autors ist die Identitätssuche des selbstentfremdeten modernen Menschen das zentrale Thema, es findet sich auch in den späteren Romanen …
Mehr
Tonnerwetter
Mit dem Roman «Stiller» gelang dem Schriftsteller Max Frisch 1954 der literarische Durchbruch. Im Prosawerk des Schweizer Autors ist die Identitätssuche des selbstentfremdeten modernen Menschen das zentrale Thema, es findet sich auch in den späteren Romanen «Homo faber» und «Mein Name sei Gantenbein» wieder, die ebenfalls seinem epischen Hauptwerk zuzuordnen sind. Und so wird denn der vorliegende Roman von dem Versuch seines Protagonisten Stiller beherrscht, der Determiniertheit seiner Handlungsweise zu entkommen, die Triebkräfte seines Inneren zu verstehen. Schon Georg Büchner hat in «Dantons Tod» seinem Helden ja die Frage in den Mund gelegt: »Was ist das, was in uns lügt, hurt, stiehlt und mordet»? Hier nun geht der Held den Weg der Selbstverleugnung, indem er einfach seine Identität wechselt, aus dem Schweizer Anatol Ludwig Stiller wird James Larkin White, ein US-Amerikaner.
«Ich bin nicht Stiller!» lautet denn auch der erste Satz, der laut Edgar Allen Poe ja oft schon die ganze Geschichte enthalte. Der bei seiner Einreise Festgenommne leugnet beharrlich, der jahrelang spurlos verschwundene Bildhauer Stiller zu sein, und er setzt auch alles daran, diese Identität nicht annehmen zu müssen, allen Fakten zum Trotz. Seine zunächst ziemlich kafkaesk anmutende Untersuchungshaft bildet den Hauptteil des Romans, in sieben Heften unter dem Titel «Stillers Aufzeichnungen im Gefängnis» protokolliert er, auf Wunsch seines Verteidigers, das Geschehen aus persönlicher Sicht und kommentiert es. «Die Beziehung zwischen der schönen Julika und dem verschollenen Stiller begann mit der Nussknacker-Suite von Tschaikowsky» schreibt er, eine Musik, die Stiller verächtlich als «virtuose Impotenz» bezeichnete. Er heiratete die grazile Balletteuse ein Jahr später, ihre Ehe aber machte Beide nicht glücklich, ihre Probleme miteinander sind ein zweites Hauptthema des Romans. Und so kommt es zu einer Affäre mit Sibylle, einer verheirateten Frau, die ihren Mann Rolf sehr selbstbewusst darüber informiert. Stiller flieht aus dieser Beziehung und lässt auch seine kranke Frau im Stich, er fährt auf einem Frachter als blinder Passagier in die USA. Der Staatsanwalt, der sich mehr als sechs Jahre später mit seinem Fall zu beschäftigen hat, ist jener Rolf, der nun wieder mit seiner Sibylle zusammenlebt. Er ist es auch, der nach Stillers Verurteilung sein Freund wurde und ein «Nachwort des Staatsanwaltes» schreibt zu den sieben Heften, die er von ihm erhalten hat, wodurch wir Leser den Helden nun noch eine Weile lang begleiten in seiner wahren Identität.
Es ist eine äußerst komplexe Geschichte, in der Max Frisch seine philosophische Thematik, das zu hinterfragende «Ich» also, aufarbeitet. Mit dem Kunstgriff des fingierten «Ichs» in Person von White, aus dessen Perspektive über den Versager Stiller distanziert berichtet werden kann, obwohl die Beiden ja identisch sind, gelingt es ihm, aus einer singulärer Identität auszubrechen und ein zweites, verdecktes «Ich» zu etablieren. Der Ich-Erzähler White berichtet also in der Er-Form über Stiller, aus dieser Position nachdrücklich eine Einheit Stiller/White ausschließend, was dem Text einen gewissen Verfremdungseffekt verleiht und darüber hinaus auch seine Glaubwürdigkeit in Frage stellt. Trotz dieser komplizierten Erzählsituation ist die Geschichte flüssig zu lesen, häufig sogar wird es auch amüsant, so zum Beispiel in den drei gleichnishaften Geschichten, die der Inhaftierte seinem naiven Wärter erzählt, von diesem immer wieder mit einem erstaunten «Tonnerwetter» begleitet. Zum Schmunzeln fand ich ferner die Beschreibungen des Volkscharakters seiner Schweizer Landsleute wie auch der Amerikaner, ebenso köstlich sind die bissigen Anmerkungen zur Architektur in seiner Heimat. Max Frisch erweist sich als ein großartiger, detailversessener Beobachter, seine sprachliche Könnerschaft liegt in der absoluten Treffsicherheit bei der Wortwahl.
Ein anspruchsvoller, aber absolut lesenswerter Roman!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für