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"Das ist die Geschichte des Musikers Johannes Elias Alder, der zweiundzwanzigjährig sein Leben zu Tode brachte, nachdem er beschlossen hatte, nicht mehr zu schlafen." Mit seinem atemberaubenden Debütroman über das Leben und Sterben eines musikalischen Genies in einem österreichischen Bergdorf gelang Robert Schneider ein sensationeller Welterfolg, der in über 30 Sprachen übersetzt wurde.
Dr. Rainer Moritz, geb. 1958 in Heilbronn, war vor seiner Tätigkeit als Leiter des Literaturhauses in Hamburg, Programmchef und Cheflektor bei Reclam Leipzig. Anschließend, von 1998 an, kam er als Programmgeschäftsführer des Hoffmann und Campe Verlags nach Hamburg. 2015 wurde ihm vom Hamburger Senat der Ehrentitel 'Professor' verliehen.
Robert Schneider, geboren 1961, lebt in Meschach, einem Bergdorf in Vorarlberg. Für seinen Debütroman (1992) erhielt er zahlreiche in- und ausländische Preise.
Robert Schneider, geboren 1961, lebt in Meschach, einem Bergdorf in Vorarlberg. Für seinen Debütroman (1992) erhielt er zahlreiche in- und ausländische Preise.
Produktdetails
- Reclam Taschenbuch Bd.20402
- Verlag: Reclam, Ditzingen
- Seitenzahl: 212
- Erscheinungstermin: 21. Oktober 2015
- Deutsch
- Abmessung: 190mm x 121mm x 14mm
- Gewicht: 210g
- ISBN-13: 9783150204023
- ISBN-10: 315020402X
- Artikelnr.: 42707317
Herstellerkennzeichnung
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Das Jahr 2022 startet mit einigen bemerkenswerten Neuauflagen von Klassikern. Während beispielsweise Umberto Ecos "Der Name der Rose" sein 40-jähriges Bestehen durch eine neue Prachtausgabe feiert, lässt sich auch der Reclam Verlag nicht lumpen und besticht zum …
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Das Jahr 2022 startet mit einigen bemerkenswerten Neuauflagen von Klassikern. Während beispielsweise Umberto Ecos "Der Name der Rose" sein 40-jähriges Bestehen durch eine neue Prachtausgabe feiert, lässt sich auch der Reclam Verlag nicht lumpen und besticht zum 30-jährigen Werkjubiläum durch eine hochwertige Neuauflage von Robert Schneiders Welterfolg "Schlafes Bruder".
Nicht nur der neue Schutzumschlag zieht die Blicke auf sich, sondern es gibt auch eine Überraschung, wenn man diesen entfernt: Das von anderen Auflagen bereits bekannte "Bildnis Walter Stucki" von Albert Anker erstrahlt im bedruckten Einband erstmals vollständig und damit in neuem Glanz.
Der Inhalt ist den meisten Leser:innen vermutlich bekannt: Der 1803 geborene Johannes Elias Alder findet im vorarlbergischen Dorf Eschberg keinen Anschluss an die Dorfgemeinschaft. Sein perfektes Gehör, seine schrille Stimme und sein vorzeitiges Altern machen aus dem Jungen einen Sonderling. Daran können auch sein außergewöhnliches musikalisches Talent als Organist oder seine Liebe zur fünf Jahre jüngeren Cousine Elsbeth nichts ändern. Damit diese Liebe nicht einen Augenblick ruht, beschließt Elias mit 22 Jahren nicht mehr zu schlafen, denn letztlich seien Schlaf und Tod wie Brüder, wie es schon ein Bach-Choral verlauten ließ. Eine verhängnisvolle Entscheidung, die zum vorzeitigen Tode Elias' führt, wie es der Erzähler bereits im Prolog vorwegnimmt.
In einem ergänzenden und sehr informativen Nachwort versucht Rainer Moritz dem Überraschungserfolg des Romans von 1992 auf die Schliche zu kommen und erklärt auch noch einmal die immense Bedeutung des Buches für den finanziell damals angeschlagenen Reclam Verlag. Mehr als zwei Millionen verkaufter Exemplare später wirkt "Schlafes Bruder" jedenfalls auch nach 30 Jahren alles andere als angestaubt.
Es ist wohl diese eigentümliche Mischung aus Märchen, Anti-Heimat- und Bildungsroman einerseits und der außergewöhnlichen Erzählstruktur auf der anderen Seite, die "Schlafes Bruder" auch heute noch zum Teil bessere Verkaufszahlen beschert als einigen Neuerscheinungen. Der auktoriale Erzähler, der von Beginn an überhaupt keine Zweifel an seinen Sympathien für den "Helden" Elias aufkommen lässt, berichtet nicht nur vom tragischen kurzen Leben des Protagonisten, sondern spottet auch über Eschberg und seine Bewohner:innen, von denen bis auf wenige Ausnahmen wirklich kaum einmal jemand Empathie für den verstoßenen Sonderling hervorbringt. Die Sprache macht dabei sicherlich einen Großteil des Charmes dieses Gegenwarts-Klassikers aus. Robert Schneider setzt auf einen bewusst der Handlungszeit angepassten Stil, in dem häufig auch sprachliche Besonderheiten aus dem Vorarlberg auftauchen.
Der Roman überzeugt vor allem in den Momenten, in denen Schneider und sein Erzähler auf Empathie und Wärme setzen, das Herz ansprechen - ein zentrales Element, auf das auch Rainer Moritz im Nachwort noch einmal hinweist. Der schwarzhumorige Spott und die sehr häufig eingesetzten Übertreibungen in der Handlung sorgten bei mir hingegen das ein oder andere Mal für Stirnrunzeln und hinterließen den Eindruck, dass "Schlafes Bruder" ein wenig länger wirkte, als es mit seinen gut 200 Seiten in Wahrheit ist. Gelungen ist wiederum die Figurenstruktur, aus der insbesondere Peter hervorsticht, dessen niederer Charakter vom Erzähler ausgiebig besprochen wird; der auf der anderen Seite aber durch seine Liebe zu Elias eigentlich die einzige Figur ist, auf die dieser bis zum Ende zählen kann - eine wunderbare Ambivalenz.
Insgesamt bietet diese bibliophile Ausgabe also nicht nur durch ihre schöne Gestaltung, sondern auch durch die wahrlich außergewöhnliche Geschichte des Elias Alder genügend Anreize, um "Schlafes Bruder" abermals oder sogar erstmalig zu entdecken.
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Hypnos und Thanatos
Der Debütroman «Schlafes Bruder» des österreichischen Schriftstellers Robert Schneider blieb sein bis heute mit Abstand größter Erfolg. Das 1992 erschienene Buch wurde in mehr als dreißig Sprachen übersetzt, diente als Vorlage …
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Hypnos und Thanatos
Der Debütroman «Schlafes Bruder» des österreichischen Schriftstellers Robert Schneider blieb sein bis heute mit Abstand größter Erfolg. Das 1992 erschienene Buch wurde in mehr als dreißig Sprachen übersetzt, diente als Vorlage für den gleichnamigen Spielfilm und erfuhr diverse weitere Adaptionen. Der von einem Bergbauern-Ehepaar aus Vorarlberg adoptierte Autor hat darin offensichtlich nicht nur Erfahrungen der eigenen Jugendzeit verarbeitet, er hat vor allem seine fundierten musikalischen Kenntnisse als Organist für das Hauptmotiv seiner Erzählung verwendet. Trotz ähnlichem Schauplatz ist der zeitlich am Anfang des 19ten Jahrhunderts angesiedelte Roman alles andere als einer der typischen, kitschigen Alpenromane. In diesem Entwicklungsroman wird vielmehr eine düstere, mystische Geschichte aus einem so gar nicht idyllischem Bergbauerndorf in Vorarlberg erzählt.
Elias Alder wird 1803 als leiblicher Sohn eines katholischen Seelsorgers geboren und wächst auf dem Bauernhof des Ehemannes seiner Mutter auf, die ihn ausgesprochen lieblos behandelt. Im Alter von fünf Jahren erlebt er eine wundersame Erweckung, sein Gehör verschärft sich auf unerklärliche Weise und seine Pupillen werden gelb, fortan wird er deswegen gehänselt. Sein nunmehr überirdisches Gehör ist sogar in der Lage, den Herzschlag eines ungeborenen Mädchens zu vernehmen, in der er, fanatisch verklärt, die große Liebe seines Lebens erkennt, - die dann tatsächlich, als seine Cousine Elsbeth, im Nachbarhaus geboren wird. Sein phänomenales Hörvermögen weckt denn auch seine an Wunder grenzende Musikalität, er wird ohne jede Förderung, voll autodidaktisch, zu einem geradezu jenseitigem Organisten und gewinnt, obwohl er nicht mal Noten lesen kann, sensationell einen bischöflichen Wettbewerb. Als Elsbeths Bruder wegen einer brutalen Misshandlung durch seinen Vater im Zorn dessen Hof in Brand steckt und damit eine Feuersbrunst auslöst, der das halbe Dorf zum Opfer fällt, rettet Elias todesmutig die kleine Elsbeth aus den Flammen. Aber trotz seiner lebenslangen, geradezu besessenen Liebe zu dem Mädchen erklärt er sich ihr gegenüber nie, - sie heiratet schließlich einen anderen. Elias erkennt nach einem zweiten mystischen Erweckungserlebnis, bei dem sich seine Augenfarbe wieder in grün zurück verwandelt, dass er nunmehr von dieser schicksalhaften Liebe erlöst ist.
«Erlösung aber», heißt es im Roman, «ist die Erkenntnis der Sinnlosigkeit allen Lebens». Der Titel des Romans spielt auf die griechische Mythologie an, das rigorose Liebesverständnis von Elias gipfelt nämlich in seiner Überzeugung, dass der Schlaf die ideale, grenzenlose Liebe letztendlich verhindere. Thanatos jedoch, der Gott des Todes, ist der Bruder von Hypnos, dem Gott des Schlafes, «Schlafes Bruder» also.
Robert Schneider hat seinen Roman in einer stimmig der Erzählzeit angepassten, altertümlichen, zugleich manieriert anmutenden Sprache geschrieben, die mit mundartlichen und religiösen Begriffen sowie mit eigenen Wortschöpfungen gespickt ist. Er hat damit ein durch Inzest und naivste Religiosität geprägtes, ländliches Milieu abgebildet, dessen Brutalität geradezu verstörend auf den Leser wirken muss. Seine damit ausgedrückte Kritik an den Verhältnissen wird durch die beiden Leitmotive Musik und Liebe konterkariert, beides aber kann letztendlich das menschliche Scheitern nicht verhindern. Das Genie seines Protagonisten stempelt ihn in seinem inzestuösen Heimatdorf, in dem es nur zwei Familiennamen gibt, zum misstrauisch beäugten Sonderling, dessen Genie in einer drögen Umwelt letztendlich verkrüppelt. Das Debüt des umstrittenen Autors wurde seinerzeit im Feuilleton kontrovers diskutiert, es wurde ihm romantisierendes Pathos vorgeworfen, was aber nicht zutrifft. Ich habe diese Geschichte vielmehr als köstliche Satire gelesen, die ironisch ein wohlfeiles literarisches Idyll demontiert, außerdem als beißende Kritik an der eifernden Kirche mit ihrer das Volk verdummenden Dogmatik.
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Klappentext:
„»Das ist die Geschichte des Musikers Johannes Elias Alder, der zweiundzwanzigjährig sein Leben zu Tode brachte, nachdem er beschlossen hatte, nicht mehr zu schlafen.«
So beginnt der Debütroman von Robert Schneider, mit dem ihm vor 30 Jahren ein …
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Klappentext:
„»Das ist die Geschichte des Musikers Johannes Elias Alder, der zweiundzwanzigjährig sein Leben zu Tode brachte, nachdem er beschlossen hatte, nicht mehr zu schlafen.«
So beginnt der Debütroman von Robert Schneider, mit dem ihm vor 30 Jahren ein literarischer Welterfolg gelang. Der Auftaktsatz nimmt die Geschichte über das Leben eines Genies in der Enge eines österreichischen Bergdorfs vorweg: Schon als Kind ist der 1803 geborene Elias Außenseiter, sein außergewöhnlich scharfes Gehör und sein musikalisches Talent sorgen bei den Dorfbewohnern für Aufsehen und Argwohn. Die unerfüllte Liebe zu seiner Cousine Elsbeth quält ihn im Laufe der Jahre, und sie treibt ihn an. Bei einem Orgelwettbewerb in Feldberg improvisiert Elias über den Bach-Choral »Komm, o Tod, du Schlafes Bruder« und entfacht eine ungeahnt starke Wirkung auf sein Publikum und sich selbst.“
Der Verlag Reclam hat auch mit dieser Neuerscheinung im Jahre 2022 einem Klassiker wieder eine neue Stimme gegeben. Ja, auch mit „nur“ 30 Jahren auf dem Buchrücken darf dieser Titel selbstredend als Klassiker bezeichnet werden - sein Erfolg ist ungebrochen.
Titelfigur Elias ist das verkannte Genie in diesem Dorf was wohl seine Heimat sein soll. Aber fühlt man sich nicht in der Heimat eigentlich wohl? Elias zweifelt an sich, an der Liebe, an den Menschen die ihn umgeben aber dennoch fällt er immer wieder zurück in ein Bett aus Noten, Melodien, Takten und Sätzen. Die Musik ist sein Anker und die unerfüllte Liebe zu Elsbeth wird sein Antreiber für das Denken und Fühlen der Musik die er den Lesern in gewisser Weise zu Gehör bringt. Dabei entsteht oft etwas ganz anderes!
In diesem Buch werden viele Punkte auf besondere Weise angesprochen. Liebe, Hass, Verrat, Missgunst, Dummheit uvm. und alles hat seinen passenden Lauf und hält in gewisser Weise dem Leser den Spiegel hin. Autor Robert Schneider zeigt eine gewisse Haltung damit und regt den Leser immer wieder zum Nachdenken an - man kommt unweigerlich nicht drumherum. Die Figuren werden einerseits immer mit einer gewissen Nähe beschrieben aber dennoch bleiben wir auch oft auf Distanz - für meine Begriffe sehr gut gewählt um die eigenen Gedanken dazu walten lassen zu können. Wer in der Klassik bewandert ist, wird seine wahre Freude haben beim lesen. Schneider verwendet vom Meister Johann Sebastian Bach den Choral »Komm, o Tod, du Schlafes Bruder« immer wieder und ja, es empfiehlt sich das komplette Stück, die Kantate „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“ (BWV 56), einfach mal dazu zu hören. Vieles hier wirkt zweideutig, wirkt philosophisch, hat eine besondere Wirkung auf den Leser, muss nicht immer hinterfragt werden sondern einfach auch mal so stehen gelassen werden. Kurzum: es ist ein wahrlich besonderes Buch!
Ich vergebe hier 4 sehr gute Sterne von 5 und spreche eine Leseempfehlung aus!
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