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Eine lebendige, authentische Darstellung von Schillers Leben im Spiegel seiner Korrespondenz mit führenden Zeitgenossen und Freunden. Helmut Koopmann lässt Schiller als kommunikative Persönlichkeit und geradezu freudigen und nie zu erschöpfenden Briefschreiber vor den Augen des Lesers erstehen.
Schiller war alles andere als ein einsamer Dichter im sprichwörtlichen Elfenbeinturm - er war eine kommunikative Persönlichkeit und ein geradezu freudiger und nie zu erschöpfender Briefschreiber. Sein Leben war relativ spannungslos, er war wenig gereist und kannte keine größeren Fehden. Als
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Produktbeschreibung
Eine lebendige, authentische Darstellung von Schillers Leben im Spiegel seiner Korrespondenz mit führenden Zeitgenossen und Freunden. Helmut Koopmann lässt Schiller als kommunikative Persönlichkeit und geradezu freudigen und nie zu erschöpfenden Briefschreiber vor den Augen des Lesers erstehen.
Schiller war alles andere als ein einsamer Dichter im sprichwörtlichen Elfenbeinturm - er war eine kommunikative Persönlichkeit und ein geradezu freudiger und nie zu erschöpfender Briefschreiber. Sein Leben war relativ spannungslos, er war wenig gereist und kannte keine größeren Fehden. Als Schriftsteller war er im Sinne seiner Zeit überaus erfolgreich. Wirklich gelebt hat er nicht nur in seinen Werken, sondern vor allem in seinen Briefen, deren Themen von den eigenen Werken über Kunsttheoretisches, Philosophisches bis hin zur Geschichte des Altertums reichen.Schiller unterhielt eine fast lebenslange Brieffreundschaft mit Christian Gottfried Körner: Diese Korrespondenz ist ein jahrzehntelanger Kommentar zu Schillers Leben und Werken. Bedeutsamer noch ist sein Briefwechsel mit Goethe: Dort wird die klassische Kunsttheorie entwickelt, werden die im Entstehen begriffenen Werke kritisch kommentiert und durchgesprochen; dort wird das, was man als "deutsche Klassik" bezeichnet, geboren. Auß erordentlich wichtig für Schillers Kunstkonzeption ist der Briefwechsel mit Wilhelm von Humboldt. Die scharfe briefliche Auseinandersetzung mit dem Philosophen Fichte ist von gegenseitigem Verkennen und gleichzeitig von fördernder Selbsterkenntnis bestimmt. Und schließlich sind die Privatbriefe an die Schwestern Lengefeld nicht zu vergessen, die Schillers Persönlichkeit deutlich werden lassen.Helmut Koopmann, ein ausgewiesener Schiller-Experte, gliedert die Briefe in einzelne Komplexe mit den wichtigsten Briefpartnern und bindet jeden Briefkomplex in einen Essay ein, der die Zusammenhänge erläutert, die Briefe auswertet, Schwerpunkte hervorhebt und den Stellenwert des jeweiligen Briefwechsels im gesamten Brief-Ouvre Schillers begründet.
Autorenporträt
Friedrich von Schiller wurde 1759 in Marbach geboren. Auf Befehl des Herzogs Karl Eugen musste der junge Schiller 1773 in die 'Militär-Pflanzschule' eintreten, wo er ab 1775 Medizin studierte; später wurde er Regimentsmedicus in Stuttgart, das er 1782 nach Arrest und Schreibverbot wegen seines Stückes 'Die Räuber' jedoch fluchtartig verließ. 1789 wurde er zum Professor der Geschichte und Philosophie in Jena ernannt, 1799 ließ er sich endgültig in Weimar nieder. Schiller starb am 9.5.1805 in Weimar.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.04.2001

Keine Metaphysik, bitte!
Auf der Geistesinsel: Friedrich Schillers Briefe in neuer Auswahl

Früher hieß es "Goethe und Schiller" oder sogar "Schiller und Goethe", aber das ist lange her. Irgendwann fiel Schiller ein gutes Stück zurück im Klassiker-Ranking. Wem ist seine einst so populäre Lyrik noch mundgerecht? Interesse am "Faust" findet sich auch außerhalb der letzten bildungsbürgerlichen Reservate, aber wie steht es mit Schillers bedeutendstem Drama, dem "Wallenstein"? Und dann war Goethe immer auch der große Mensch mit seinen Widersprüchen, über die sich anhaltend streiten ließ und läßt. Schillers Rolle war dagegen immer die geradlinigere des "Helden". Wie mutig er als junger Mann sein Räuber-Rebellenstück dem Drachen des Despotismus entgegenschleuderte! Und hat er sich nicht durch kühne Flucht dem Schreibverbot entzogen, das der Herzog höchstpersönlich über ihn verhängt hatte? Nicht minder heldenhaft die Arbeitsleistung des Weimarer Klassikers, der seinem Körperelend noch ein Lebenswerk abtrotzte. Für Helden interessiert sich jedoch niemand mehr, und das Menschlich-Allzumenschliche, das immer mit Interesse rechnen kann, lief bei Schiller stets auf dieselben drei Anekdoten hinaus: faule Äpfel unterm Pult, Vorliebe für kratzende Weine und Schnupftabak, Deklamationen mit unschön schwäbelnder Stimme.

Nichts wäre deshalb begrüßenswerter als eine Darstellung, die das Denkmal der Literaturgeschichte entstaubte oder sogar in lebendige Bewegung brächte. Der erste Großversuch zur Wiedergewinnung Schillers, Peter-André Alts kürzlich erschienene Biographie in zwei Bänden, läßt gerade hier eine Lücke. Alt führt die gesamte Epoche und ein Jahrhundert Ideengeschichte vor, er bietet eine beinahe erschreckend kenntnisreiche Werkmonographie - aber kaum eine Biographie.

Wer sich nicht nur Schillers Werkstatt annähern möchte, kann jetzt zu einer neuen Auswahl seiner Briefe greifen, die sich zu einem eindrucksvollen Lebensbild fügt. Das verdankt sich nicht nur der überragenden Qualität der Briefe, sondern auch ihrer Präsentation. Anstelle einer durchlaufenden chronologischen Anordnung werden in elf Teilen die wichtigsten Briefwechsel in Schillers Leben dokumentiert. Jeweils mit einer Einleitung des Herausgebers Helmut Koopmann versehen, erscheinen sie so wie die Kapitel einer Lebenserzählung. Es beginnt mit kürzeren Abschnitten - Briefe aus der Karlsschulzeit, an den Mannheimer Intendanten Dalberg, an die Familie - und mündet in die beiden großen Briefgespräche mit Goethe und dem wichtigsten Freund Christian Gottfried Körner, die zusammen die Hälfte des Bandes ausmachen.

Schillers Anfänge gehören in den "Sturm und Drang", jene literarische Bewegung, die strotzende Vitalität und unverstellte Natürlichkeit großschrieb. Der junge Schiller war jedoch alles andere als ein vitaler Natürlichkeitsmensch, er war ein Rhetoriker, hinter dessen kräftigen Worten es manchmal ein bißchen hohl klingt. Auch der Leser der Briefe muß also etwas Geduld aufbringen; in den Jugendbriefen gibt es allzuviel "Enthousiasmus" und Freundschaftspathos mit leerlaufenden Formeln. Schon hier fällt das Monologische der Briefe auf. Nie vermißt man die Texte der Partner, was nur so lange merkwürdig anmutet, wie von der "Berührung der Seelen" die Rede ist. Später, wenn Schillers Temperament auskühlt und sich der reflexive Zug in seinem Briefwerk durchsetzt, ist das Monologische eine Qualität. Viele Briefe geraten nun zu kleinen Essays, die durch ihre geschliffene Intellektualität und die wunderbar treffsicheren Formulierungen faszinieren, Essays im Wortsinn, denn manche Stiftungsidee der Weimarer Klassik wird hier schon einmal "ausprobiert", der Briefpartner dient als Testpublikum.

Die Briefe sind immer auch Rechenschaftsberichte über die laufende Produktion. Es ist imponierend, wie sich Schiller, der als einer der ersten in Deutschland die Existenz des Berufsschriftstellers wagte, langsam aus der finanziellen Misere herausarbeitet, wie er sich überhaupt aus Miseren aller Art "herausarbeitet": ein Anschauungsunterricht in Idealismus als niemals leichtem Triumph über die Verhältnisse. Das Zusammenspiel mit Goethe, dem überaus Begünstigten, der es in jeder Hinsicht so viel leichter zu haben schien, wird in den Briefen als heikler, von Schiller behutsam inszenierter Balanceakt erkennbar.

Schiller zieht nach Weimar, als Goethe gerade in Italien weilt, aber überall stößt er auf seine Spuren und schreibt an Körner: "Goethes Geist hat alle Menschen, die sich zu seinem Zirkel zählen, gemodelt. Eine stolze philosophische Verachtung aller Speculation und Untersuchung, mit einem bis zur Affectation getriebenen Attachement an die Natur und einer Resignation in seine fünf Sinne, kurz eine gewisse kindliche Einfalt der Vernunft bezeichnet ihn und seine ganz hiesige Sekte. Da sucht man lieber Kräuter oder treibt Mineralogie . . . Die Idee kann ganz gesund und gut seyn, aber man kann auch viel übertreiben." So selbstbewußt, reserviert oder sogar feindselig solche und ähnliche Sätze klingen - später ist Schiller der werbende Juniorpartner, der in der Anpassung an den "Realism" Goethes bis nah an die Selbstverleugnung geht. "Seit langer Zeit kommt keine Metaphysik über meine Schwelle", versichert er dem Schwärmerfeind brieflich und spottet pflichtschuldigst über Jean Paul, Fichte und Hölderlin, die alle "wie aus dem Mond gefallen" wirken.

Auch wenn das Private und Alltägliche in diesen Briefen eine untergeordnete Rolle spielt, bieten sie doch immer wieder frische Darstellungen Weimars, Darstellungen des Lebens auf dieser merkwürdigen Geistesinsel im unruhigen Europa um 1800. Insulaner neigen bisweilen zum Kauzigen; "von den hiesigen großen Geistern kommen einem immer närrische Dinge zu Ohren", schreibt Schiller an Körner und läßt kuriose Anekdoten folgen, etwa über die Ehe Herders oder den alternden Wieland, der befürchtet, "bei lebendigem Leibe vergessen zu werden". So ist dieses Buch eine nicht immer leichte, aber doch unterhaltsame, eine unerhört kluge und in jedem Fall lohnende Lektüre, an deren Ende vielleicht sogar der Griff nach der eingestaubten Schiller-Werkausgabe steht.

WOLFGANG SCHNEIDER

Helmut Koopmann (Hrsg.): "Schillers Leben in Briefen". Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 2000. 602 S., geb., 78,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ein wenig steif und auch inhaltlich nicht ganz vollständig findet der Rezensent mit dem Kürzel W.L. diese Sammlung von Briefen. Und neue Erkenntnisse über die Person Schillers vermitteln sich hier auch nur wenige, auch wenn der Germanist Helmut Koopmann den Lesern den Menschen Schiller nahe bringen möchte - das vermutet zumindest der Rezensent. Trotzdem fällt sein Gesamtfazit einigermaßen positiv aus, er lobt die "konzisen Einleitungen", die den Kapitel voranstehen und bezeichnet die Lektüre des Bandes als lohnenswert.

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