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A spare, sparkling tour de force about one woman's journey to becoming a cop, by master of noir James Sallis, author of Drive. Sarah Jane Pullman is a cop with a complicated past. From her small-town chicken-farming roots through her runaway adolescence, court-ordered Army stint, ill-advised marriage and years slinging scrambled eggs over greasy spoon griddles, Sarah Jane unfolds her life story, a parable about memory, atonement, and finding shape in chaos. Her life takes an unexpected turn when she is named the de facto sheriff of a rural town, investigating the mysterious disappearance of…mehr

Produktbeschreibung
A spare, sparkling tour de force about one woman's journey to becoming a cop, by master of noir James Sallis, author of Drive. Sarah Jane Pullman is a cop with a complicated past. From her small-town chicken-farming roots through her runaway adolescence, court-ordered Army stint, ill-advised marriage and years slinging scrambled eggs over greasy spoon griddles, Sarah Jane unfolds her life story, a parable about memory, atonement, and finding shape in chaos. Her life takes an unexpected turn when she is named the de facto sheriff of a rural town, investigating the mysterious disappearance of the sheriff whose shoes she's filling-and the even more mysterious realities of the life he was hiding from his own colleagues and closest friends. This kaleidoscopic character study sparkles in every dark and bright detail-a virtuoso work by a master of both and the tender aspects of human nature.
Autorenporträt
James Sallis has published eighteen novels, including Drive, which was made into a now-iconic film, and the six-volume Lew Griffin series. He is a recipient of the Hammett Prize for literary excellence in crime fiction, the Grand Prix de Littérature Policière, the Deutsche Krimi Preis, and the Brigada 21 in Spain, as well as Bouchercon’s Lifetime Achievement Award. His biography of Chester Himes was a New York Times Notable Book of the Year.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2021

Die eigentliche Geschichte

James Sallis verwischt seine Spuren wie kaum ein anderer Krimiautor: "Sarah Jane" zeigt, dass Philosophie und Noir zusammengehen können.

Die Verluste beginnen früh. Als sie zehn ist, verschwindet ihre Mutter, warum, erfährt man nicht, vielleicht in Heimen? Der Vater ist Geflügelzüchter in einem Kaff an der Grenze zwischen Alabama und Tennessee. Er nennt die Tochter Pretty, aber sie selbst findet sich gar nicht hübsch. Und ein braves Mädchen ist sie auch nicht. Als ein Richter sie vor die Entscheidung stellt, Knast oder Armee, wählt sie Letztere und zieht in den Golfkrieg. Kehrt wieder heim, arbeitet als Köchin, studiert spät im Leben Literatur, lebt mit einem Dichter von Epitaphen, bis er verrückt wird, schlittert in eine gescheiterte Ehe mit einem Polizisten. Ihr bevorzugtes Muster: weiterziehen, andernorts neu anfangen. So landet sie im Südwesten, in einer fiktiven Kleinstadt namens Farr und bewirbt sich bei der Polizei. Sheriff Cal Philipps erkennt ihr Potential, stellt sie umstandslos als Deputy ein. Auch er ein Veteran "aus einem dieser Kriege, an die sich keiner erinnert".

"Alle Geschichten sind Geistergeschichten über verlorene Dinge, verlorene Menschen, Erinnerungen, Heimat, Leidenschaft, Jugend, über Dinge, die darum ringen, von den Lebenden gesehen und anerkannt zu werden." - Von dieser Art sind die Geschichten des amerikanischen Autors James Sallis, Jahrgang 1944, der mit "Driver" berühmt wurde, seit jeher. Auch in seinem jüngsten, vor zwei Jahren im Original erschienenen Roman "Sarah Jane" tuscht er auf zweihundert schlanken Seiten einen ganzen Kosmos hin. Und wie er die Anfänge dieses Universums im Ungefähren belässt, kann man als Leser entweder wertschätzend konsumieren, oder man fängt an zu blättern, ob und wo man etwas überlesen hat. Oder ob es einfach nie erzählt wurde.

Die eigentliche Geschichte, so es denn eine gibt, beginnt nach einem Drittel des Buches. Cal, der Mentor Sarah Janes, ist verschwunden. Als sie mit einem Kollegen das Privathaus des Sheriffs inspiziert, finden sie nur ein Zimmer, in dem er gelebt hat, alles penibel geordnet, kein Hinweis auf sein Verschwinden. Bis er eines Tages einmal anruft, um zu fragen, wie es seiner Stellvertreterin geht - im neuen Amt als Sheriff. Und bis ein Bündel von handschriftlichen Notizen mit der Post kommt, die Cal geschrieben hat. Philosophische Betrachtungen über den Sinn des Lebens.

Da ist Jane, die extrem unzuverlässige Ich-Erzählerin des Romans, längst mittendrin im ganz normalen Leben einer Polizistin, die, wie sie dem korrupten Bürgermeister versichert, ein komplett unterbezahltes Mädchen für alles ist. Sie löst "die typischen B-Probleme einer Kleinstadt" wie häusliche Gewalt und Barstreits, sie findet Selbstmörder, regelt den Verkehr, besucht eine betagte Dame im Altersheim. Sie fahndet nach einem verschwundenen Halbwüchsigen, als sie ihn findet, stellt sich heraus, dass er eine Krebskranke pflegt. Sie besucht die High School, um Schülern von ihrer Arbeit zu berichten. Dann tritt ein Mercedes-Fahrer namens Sid in ihr Leben, ausnahmsweise gelingt es ihr, eine Beziehung aufzubauen, die ihr guttut.

Aber die Stimmen aus der Vergangenheit werden lauter. Ein FBI-Agent befragt sie wegen Cals Verschwinden. Ein ehemaliger Polizist aus New Mexico wird in der Gegend, weit weg von seiner Heimat, tot aufgefunden. Was hatte er hier zu suchen? Und hat nicht Sarah Jane früher in New Mexico gelebt, zusammen mit einem gewalttätigen Polizisten? Hat sie diesen Pryor Mills auf dem Gewissen, und wie könnte dieses Gewissen dann aussehen?

Große Themen - Schuld, Erinnerung, Wahrheit - sind im Kleinstadtleben ebenso zu Hause, wie man dort Spurenelemente von Poesie, Warmherzigkeit und Nächstenliebe findet. Sarah verlässt den Polizeidienst, kocht wie eine Besessene, sieht sich selbst scheinbar ohne Ziel beim Leben zu. Schon als Siebenjährige hat Sarah Jane Tagebuch geschrieben, in ein spiralgebundenes Heft. Als erwachsene Frau tut sie es wieder. Sie habe nicht alle Sachen gemacht, die man ihr andichtet, sagt sie. "Zumindest nicht alle."

Es gibt keine Erlösung, nur Hinweise, dass ihr Leben im Griff einer Zeit steckt, deren Folgen auf einem Plakat für Veteranen-Fürsorge formuliert sind: "In der Zeit, die Sie aufwenden, über die letzte Bauchstraffung eines Prominenten zu reden, verüben 44 Veteranen Selbstmord." Von dieser Art ist die Gewalt, die in den Eingeweiden Amerikas rumort. Sallis' atmosphärisch dichter Roman erzählt davon, ohne ein Wort zu viel. HANNES HINTERMEIER

James Sallis: "Sarah Jane". Roman.

Aus dem Englischen von Kathrin Bielfeldt und Jürgen Bürger.

Liebeskind Verlag, München 2021. 224 S., geb., 20,- Euro.

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