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Nicht nur die russische Politik, auch die westliche Berichterstattung über den Angriffskrieg Russlands greift immer wieder auf einen Fundus an Zuschreibungen zurück, in dem der den Russen so vertraute Dostojewski eine zentrale Rolle spielt. Sein Tagebuch eines Schriftstellers wurde lange vernachlässigt, dabei ist es nicht nur für sein literarisches Werk von zentraler Bedeutung. Es geht darin um das Selbstbild der Russen, um das russische Wesen, um ein Konzept von Aufklärung, in dem das Fühlen das Denken dominiert, um die Einheit Russlands und seine vermeintliche Beschützerrolle gegenüber den…mehr

Produktbeschreibung
Nicht nur die russische Politik, auch die westliche Berichterstattung über den Angriffskrieg Russlands greift immer wieder auf einen Fundus an Zuschreibungen zurück, in dem der den Russen so vertraute Dostojewski eine zentrale Rolle spielt. Sein Tagebuch eines Schriftstellers wurde lange vernachlässigt, dabei ist es nicht nur für sein literarisches Werk von zentraler Bedeutung. Es geht darin um das Selbstbild der Russen, um das russische Wesen, um ein Konzept von Aufklärung, in dem das Fühlen das Denken dominiert, um die Einheit Russlands und seine vermeintliche Beschützerrolle gegenüber den übrigen slawischen Völkern, um die Notwendigkeit von Krieg. Im Mittelpunkt aber steht das Konzept des Russischen im Vergleich zum Europäischen - eine Beziehung, die Dostojewski zufolge stets von Missverständnis und Misstrauen der Europäer gegenüber den Russen geprägt war.
Die Aktualität der von Walter Koschmal aus dem umfangreichen Tagebuchwerk ausgewählten und nach 100 Jahren erstmals übersetzten Texte ist frappierend. Es werden tief verankerte traditionelle Denkweisen offenbar, die ihre Relevanz mit dem Ende des 19. Jahrhunderts zweifellos nicht verloren haben. Im Gegenteil, 2022 trat die Gefahr eines von Dostojewskis fast grenzenloser Russophilie abgeleiteten russischen politischen Denkens und Handelns erschreckend klar in unseren Alltag.
Autorenporträt
Fjodor Michailowitsch Dostojewski, 1821 in Moskau geboren, arbeitete als Militäringenieur in St. Petersburg, bis er 1844 seinen Dienst quittierte, um freier Schriftsteller zu werden. Sein literarisches Werk beschreibt die politischen, sozialen und spirituellen Verhältnisse zur Zeit des Russischen Kaiserreichs. Während der künstlerische Wert seines Schaffens außer Frage stand, wurde er für seine »reaktionären« Positionen u. a. von Maxim Gorki auch bitter kritisiert. Dostojewski starb 1881 in St. Petersburg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Sonja Zekri hätte Dostojewski vielleicht gern verteidigt gegen eine einseitige Verdammung, allein diese Sammlung bietet ihr keine Gelegenheit. In den von Walter Koschmal zusammengestellten Texten erlebt sie den russischen Schriftsteller in seiner ganzen "provinziellen Selbstbeweihräucherung", der Verherrlichung der orthodoxen Kirche und des russischen Bauern, in Judenfeindschaft und Großrussentum. Unappetitlich findet Zekri das. Allerdings hätte sie gern die Behauptung des Herausgebers belegt gesehen, dass Dostojewskis Einfluss aufs heutige Denken in Russland nicht zu unterschätzen sei.

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