Joseph Roth
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Radetzkymarsch
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Mit Leib und Seele ist der feinfühlige Offizier Carl Joseph Trotta ein Kind Österreich-Ungarns: Der Großvater, der als Soldat dem damals noch jungen Franz Joseph I. das Leben rettete, ziert als Held von Solferino die Geschichtsbücher, der Vater steht als Beamter ganz im Dienst des Kaiserreichs. Während die einst mächtige Donaumonarchie ihren schleichenden Niedergang erlebt, keimen in dem Sohn Schwermut und Schuldgefühle. Joseph Roths kunstvoll-melancholischer Roman von 1932 zählt wegen seiner stilistischen Brillanz zu den Glanzstücken der europäischen Literatur.
Joseph Roth wurde 1894 im österreichisch-ungarischen Brody geboren. Er arbeitete zunächst als Journalist in Wien und Berlin. Als Schriftsteller wurde er vor allem durch seine Romane 'Hiob' (1930) und 'Radetzkymarsch' (1932) bekannt. Roths Beobachtungsgabe und seine exakten, anschaulichen Darstellungen findet man auch in seinen Erzählungen. Der alkoholkranke Joseph Roth starb 1939 in Paris.
Produktdetails
- Edition Anaconda 4
- Verlag: Anaconda
- Artikelnr. des Verlages: 33506812
- Seitenzahl: 414
- Erscheinungstermin: Juli 2012
- Deutsch
- Abmessung: 127mm x 189mm x 35mm
- Gewicht: 404g
- ISBN-13: 9783866478664
- ISBN-10: 3866478666
- Artikelnr.: 35695868
Herstellerkennzeichnung
Anaconda Verlag
Unter Kirschen 1A
50827 Köln
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Psychologische Untergangsstudie
Der nach einer Komposition von Johann Strauss benannte «Radetzkymarsch» ist das Opus magnum des österreichischen Schriftstellers Joseph Roth. Der Roman, 1932 erschienen, wird als sein bedeutendstes Werk angesehen. In seiner drei Generationen …
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Psychologische Untergangsstudie
Der nach einer Komposition von Johann Strauss benannte «Radetzkymarsch» ist das Opus magnum des österreichischen Schriftstellers Joseph Roth. Der Roman, 1932 erschienen, wird als sein bedeutendstes Werk angesehen. In seiner drei Generationen umfassenden Geschichte beschreibt er, vor dem Hintergrund des Untergangs der Habsburger Monarchie, Aufstieg und Fall dreier Männer, deren Schicksal eng mit dem geliebten Vaterland zusammenhängt, Großvater, Vater und Sohn der Familie Trotta. Ein militärisch geprägtes Epos, in dem der Autor die obrigkeitshörige k.u.k. Monarchie eindrucksvoll demaskiert.
In der Schlacht von Solferino rettet Joseph Trotta 1859 dem jungen Kaiser Franz Joseph das Leben, als er ihn bei überraschend einsetzendem Beschuss geistesgegenwärtig zu Boden reißt, die feindliche Kugel trifft ihn selbst. Er wird daraufhin in den Adelsstand erhoben, zum Hauptmann befördert und fortan als «Held von Solferino» gefeiert. Als er später im Schulbuch seines Sohnes eine falsche, plump heroisierende Darstellung des historischen Geschehens entdeckt und sich vergeblich darüber beschwert, verlässt er enttäuscht die Armee und verbietet dem Sohn, zum Militär zu gehen. Der macht daraufhin Karriere als Beamter und wird schließlich zum Bezirkshauptmann ernannt. Dessen Sohn Carl Joseph wiederum geht nach einer strengen Erziehung durch den kaisertreuen Vater innerlich widerstrebend zum Militär. Er ist nämlich, ganz anders als sein heroischer Großvater, alles andere als ein schneidiger Soldat. Nach einem Zwischenfall wird der eher lebensuntüchtige Leutnant in ein an der russischen Grenze stationiertes Jäger-Bataillon versetzt. Dort gerät er in eine gelangweilte Offiziersclique hinein, die sich ihr Leben mit Alkohol und Glücksspiel erträglich macht. Gutmütig hilft er seinen Freunden immer wieder aus ihren Geldnöten heraus. Bis schließlich seine leichtsinnig angehäuften Schulden ihm selbst zum Verhängnis werden und er den Dienst quittieren muss. Er bleibt nicht lange Zivilist, denn mit der Ermordung des Thronfolgers taumelt die Donau-Monarchie in den Ersten Weltkrieg hinein, er wird zum Kriegsdienst eingezogen.
Joseph Roth schildert ein verstörendes Bild des damaligen Lebens, das durch eine beklemmende Rigidität gekennzeichnet ist. Dazu gehört die unbedingte Kaisertreue ebenso wie das verlogene Ethos von Pflichterfüllung und Ehre sowie die offensichtliche Dekadenz des dominanten, meist adligen Offiziersstandes, der, aufgeputzt in bunten Parade-Uniformen und mit klirrendem Säbel, sein Unvermögen und jegliches Ungemach stets geschickt zu vertuschen versteht. Auch die aufgeblähte Bürokratie wird als faul und unfähig dargestellt. Die vielbeschworene Einigkeit des Vielvölkerstaates aus Österreichern, Ungarn, Slowenen, Tschechen, Rumänen, Kroaten und anderen Sprachgruppen, ergänzt um scheel angesehene Juden, entpuppt sich sehr schnell als Illusion, als der Krieg ausbricht und die verschiedenen Volksgruppen sich urplötzlich gegenseitig massakrieren.
Der dreiteilige Roman, leitmotivisch durch den Radetzkymarsch gekennzeichnet, ist in einer angenehm lesbaren und erfreulich unprätentiösen Sprache geschrieben, die das mit stimmigen Dialogen vorangetriebene Geschehen anschaulich schildert. Die Protagonisten sind auf die drei Trottas reduziert, Frauen spielen so gut wie keine Rolle in dieser Männerwelt. Sie treten allenfalls als ergänzendes Beiwerk in Erscheinung, aber nur für ein paar wenige Seiten. Dramaturgisch äußerst gekonnt wird am Schluss ein pompöses Fest der Garnison gefeiert, dessen Verlauf nicht nur vom Gewitter gestört wird. Wie eine Bombe nämlich platzt die Nachricht aus Sarajewo in die Festgesellschaft hinein und löst bereits erste Feindseligkeiten aus. Ohne Zweifel gehört diese melancholische Rückschau als feinfühlige, psychologische Studie auf ein dem Untergang geweihtes, europäisches Staatswesen zu den kanonischen Meisterwerken in deutscher Sprache, das zu lesen sich unbedingt lohnt.
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Zweitklassiger Klassiker
Das Ende des Habsburger Reiches ist sicher guter Literaturstoff. Doch nah an den Fakten ist Stefan Zweig „Die Welt von Gestern“ die bessere Wahl. Und wer viel Militär mag, fährt mit „Die Abenteuer des guten Soldaten Svejk im Weltkrieg“ …
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Zweitklassiger Klassiker
Das Ende des Habsburger Reiches ist sicher guter Literaturstoff. Doch nah an den Fakten ist Stefan Zweig „Die Welt von Gestern“ die bessere Wahl. Und wer viel Militär mag, fährt mit „Die Abenteuer des guten Soldaten Svejk im Weltkrieg“ besser.
Dieses Buch behandelt nämlich auch das Leben eines Soldaten: der Offizier Carl Joseph Trotta. Eigentlich lebt er noch immer vom Ruhm seines Großvater, der dem Kaiser Franz Joseph in einer berühmten Schlacht das Leben gerettet hat. Seinem Sohn dem Bezirkshauptmann hat der Großvater verboten zum Militär zu gehen. Warum Carl Joseph sich nicht was anderes suchte, bleibt ungeklärt.
Beim Militär hat der Enkel nur einen Freund, den Doktor Demandt. Doch eines Tages wird er von einem besoffenen Soldaten mit des Doktor Frau in der Stadt gesehen, der danach schlecht über den Doktor redet. Demandt verlangt ein Duell. „Beide!“ ist das viel zu kurz geschilderte Ergebnis.
Carl Joseph lässt sich zur Infanterie an die Ostgrenze der KuK-Monarchie versetzen, wird alkoholabhängig und gibt einem spielsüchtigen Kameraden eine Vollmacht, die ihn in Schulden stürzt. Warum er so unklug handelt – wirklich nur Einsamkeit? – bleibt unklar. Mir ist auch nicht klar, wer in Wien schließlich die Schulden bezahlt.
Kaum zurück muss Carl Joseph einen Aufstand niederschlagen. Wieder in Wien muss der Kaiser ihn begnadigen. Er verlässt die Armee, wird aber nach dem Attentat in Sarajevo wieder eingezogen. Nach dem Tod des alten Kaiser stirbt will unser Protagonist zum Helden werden, wobei er aber auch stirbt.
Mir gefällt an diesem Buch, wie weit der Ruhm des Großvaters reicht. Ansonsten fühlte ich mich in einer vergangenen Zeit gefangen aus der ich nichts für heute gewinnen konnte. Insbesondere die Frauenfiguren sind sehr schwach beschrieben. So wie bei „Madame Bovary“, weil das Frauenbild heute ein anderes ist. 3 Sterne
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