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Ausgehend von der Hypothese, dass der Vorsehungslaube das vormoderne, okzidentale Weltbild begründet, untersucht Martin Hille in dieser Studie die politisch-religiösen Gegenwartsperspektiven altkirchlicher Chronisten zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg. Dem zugrunde liegt ein Interpretationsverfahren, das von der Biographie der Autoren und ihrem lebensweltlichen Umfeld ausgeht. Vor diesem Hintergrund werden ihre Bewertungen der großen religiösen und politische Herausforderungen des 16. Jahrhunderts analysiert: die Reformation und ihre Nachwirkungen, die Türkengefahr und der Status von Reich und Kirche.…mehr

Produktbeschreibung
Ausgehend von der Hypothese, dass der Vorsehungslaube das vormoderne, okzidentale Weltbild begründet, untersucht Martin Hille in dieser Studie die politisch-religiösen Gegenwartsperspektiven altkirchlicher Chronisten zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg. Dem zugrunde liegt ein Interpretationsverfahren, das von der Biographie der Autoren und ihrem lebensweltlichen Umfeld ausgeht. Vor diesem Hintergrund werden ihre Bewertungen der großen religiösen und politische Herausforderungen des 16. Jahrhunderts analysiert: die Reformation und ihre Nachwirkungen, die Türkengefahr und der Status von Reich und Kirche.
Autorenporträt
PD Dr. Martin Hille ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Passau.

Hille, MartinPD Dr. Martin Hille ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Passau.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.08.2010

KURZKRITIK
Als Gespenster den Geist heimsuchten
Der Historiker Martin Hille beschreibt das Weltbild
katholischer Geschichtsschreiber im Jahrhundert der Reformation
Der Teufel, Dämonen und Gespenster, sie alle spukten plötzlich wieder. Und das nicht etwa nur beim einfachen Volk, das weder lesen noch schreiben konnte, sondern in den Köpfen und dann auch in den Schriften von Männern, die zur geistigen Elite gehörten: bei den Chronisten und Annalisten. Mitte des 16. Jahrhunderts, nachdem in Augsburg der Religionsfriede ausgehandelt war, fielen viele katholische Gelehrte in scheinbar längst überwundene Denkmuster zurück. Selbst ein Mann wie der Kölner Stadtchronist Hermann von Weinsberg, der mit der Lehre des Erasmus von Rotterdam erzogen war, entblödete sich nicht mehr, von Gespenstererscheinungen zu berichten. Er tat dies nicht, um seine Leserschaft zu erschrecken, sondern aus eigener Überzeugung. Die heutigen Historiker sehen in dem Phänomen eine katapultartige Reaktion auf den vorangegangen Humanismus und Lutherismus: Die Gesellschaft der Reformationszeit war mit dem neuem Gedankengut überfordert worden, der Geist hielt nicht Schritt mit der Zeit. Er schnellte zurück. Ins Mittelalter.
Der Passauer Historiker Martin Hille legt mit seiner Habilitationsschrift „Providentia Dei, Reich und Kirche“ eine umfassende Darstellung des Weltbildes deutscher katholischer Geschichtsschreiber im 16. Jahrhundert vor. Weil er die Leser behutsam an das Thema heranführt, ist diese Forschungsarbeit auch für interessierte Laien verständlich. Zunächst beschreibt Hille die Lebensumstände der entscheidenden Chronisten. Dem Who is who folgt eine Analyse der Schriften auf den Vorsehungsglauben hin. Die Ergebnisse sind erstaunlich. Einerseits fallen viele von Hille untersuchte Autoren mit ihrem Urteil über Reformation, Türkengefahr und die allgemeine Teuerung zurück ins dunkle Mittelalter. Andererseits rettete sich der Geist über die Zeit. Der Humanismus hatte einen Reifegrad erreicht, dem kein Teufel mehr etwas anhaben konnte. rn
MARTIN HILLE: Providentia Dei, Reich und Kirche. Weltbild und Stimmungsprofil altgläubiger Chronisten 1517-1618. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010. 672 Seiten, 90 Euro.
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