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Im Jahr 1882 hält die Kultur Einzug im Wilden Westen. Ein Jahr nach dem legendären Revolverduell am O. K. Corral reist ein Mann durch das gesetz- und sittenlose Land zwischen San Francisco und Chicago. In seiner Heimat Inbegriff für Geschmack, Stil und Bildung, provoziert er in der neuen Welt eine Mischung aus Bewunderung und Abscheu: Oscar Wilde. Er wird begleitet von Journalisten, Schülern, Spielern, Profitgeiern, schönen Bewunderern beiderlei Geschlechts und einem Mörder: Denn in den Orten und an den Abenden von Oscars Auftritten werden Prostituierte ermordet.
Walter Satterthwait wurde am 23. März 1946 in Philadelphia geboren. Er hat in New York City, Portland, Afrika, Griechenland, den Niederlanden, England und Frankreich gelebt und als Lexikonvertreter, Korrektor, Barkeeper und Restaurantmanager gearbeitet. Seit seinem ersten Roman "Cocaine Blues" hat er mehr als ein Dutzend Bücher geschrieben, unter anderem eine fünf Romane umfassende Serie mit den Detektiven Joshua Croft und Rita Mondragon. Der Autor lebt zurzeit in Santa Fe.
Produktdetails
- dtv Taschenbücher Bd.20196
- Verlag: DTV
- Originaltitel: Wilde West, dt. Ausg.
- 1998.
- Seitenzahl: 447
- Deutsch
- Abmessung: 24mm x 120mm x 191mm
- Gewicht: 320g
- ISBN-13: 9783423201964
- ISBN-10: 3423201967
- Artikelnr.: 07593987
Herstellerkennzeichnung
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Memme mit Mumm
Walter Satterthwait bereist mit Oscar Wilde den Wilden Westen
Glaubt man dem amerikanischen Erzähler Walter Satterthwait, hierzulande seit 1995 durch seinen beeindruckenden Roman "Miss Lizzie" bekannt, so ereigneten sich am Rande der Vortragstournee, die der englische Schriftsteller Oscar Wilde im Jahr 1883 in den Vereinigten Staaten absolvierte, mehrere entsetzliche Morde an Prostituierten: Ein grauenvoller Vorläufer des Serienkillers Jack the Ripper, der nur wenige Jahre später sein Unwesen in und um Whitechapel austoben sollte, begleitet die Reise und macht das Unternehmen zeitweilig zu einem Kriminalfall, in welchen Wilde und dessen (glaubt man Satterthwait) recht dubiose Entourage hineingezogen
Walter Satterthwait bereist mit Oscar Wilde den Wilden Westen
Glaubt man dem amerikanischen Erzähler Walter Satterthwait, hierzulande seit 1995 durch seinen beeindruckenden Roman "Miss Lizzie" bekannt, so ereigneten sich am Rande der Vortragstournee, die der englische Schriftsteller Oscar Wilde im Jahr 1883 in den Vereinigten Staaten absolvierte, mehrere entsetzliche Morde an Prostituierten: Ein grauenvoller Vorläufer des Serienkillers Jack the Ripper, der nur wenige Jahre später sein Unwesen in und um Whitechapel austoben sollte, begleitet die Reise und macht das Unternehmen zeitweilig zu einem Kriminalfall, in welchen Wilde und dessen (glaubt man Satterthwait) recht dubiose Entourage hineingezogen
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werden.
Glaubt man dem Autor hingegen nicht, so nützt einem das nach einigen Seiten Lektüre auch nicht mehr viel - man wird mehr und mehr mitgerissen von einer intelligent erdachten, oft komischen und nie langweiligen Geschichte, deren deutscher Titel "Oscar Wilde im Wilden Westen" ansprechender wirkt als der kalauernde des 1991 erschienenen Originals ("Wilde West"). Erzählt wird sie aus der Perspektive der Handlungsträger, welche die einzelnen Kapitel dominieren, also auch aus der des unheimlichen Mörders, dessen Identität man freilich erst am Schluß erfährt und damit gewärtig wird, daß selbst Robert Louis Stevenson seine Anregung zu "The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde" aus den Amerika-Erlebnissen des hier dargestellten Oscar Wilde bezogen haben könnte.
Satterthwaits Story spielt sich weitgehend im Wilden Westen ab und enthält alles, was einem Western Ehre macht: Geschichten von leidenschaftlicher Liebe (unter anderem zwischen Wilde und einer rassigen rothaarigen Schönheit, die allerdings einem anderen versprochen ist), von Männerfeindschaften (zwischen dem gutartigen, aber vertrunkenen Marshal und dem korrupten Polizeichef in einem der wichtigsten Orte der Handlung) sowie von Begegnungen mit Verbrechern, denen kein Geringerer als der Revolverheld John "Doc" Holliday Einhalt gebietet, und zwar aus Motiven, die ebenfalls erst gegen Ende der Geschichte vornehm enthüllt werden.
Im vergleichsweise unkultivierten amerikanischen Westen jener Jahre trägt man, wenn man es sich leisten kann, den breitkrempigen, in Mode gekommenen Stetson-Hut, trinkt zumeist scheußlichen Whiskey und hält britische Vortragsreisende, sofern man nicht zu den wenigen kulturell Interessierten gehört, allein wegen ihres heimatlichen Akzents bei der Aussprache des Englischen für "Schwuchteln", für boshaft und überheblich.
In dieser Welt läßt Satterthwait den Aphoristiker und Dichter Oscar Wilde auftreten. Erzeugt die erwähnte Kriminalgeschichte alsbald einen grandios durchgehaltenen Spannungsbogen, so sorgt der ständige Kontrast zwischen dem geschniegelten Ästheten einerseits sowie der provinziellen und ungehobelten Umgebung andererseits für die komische Begleitung. Vor allem aber gelingt es dem Autor, Wilde als das erscheinen zu lassen, was der wohl im richtigen Leben am liebsten war: ein Gentleman, der sich selbst durch rüde Zumutungen nicht anfechten ließ. "Ich rege mich nicht auf", legt ihm Satterthwait an einer Stelle in den Mund: "Das habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht getan." Und selbst Wildes zeitweiliger Gegner, der Marshal und Kriminalist Grigsby, lobt diesen Kontrahenten: "Sie haben Mumm. Muß man Ihnen lassen."
Daß Satterthwait an der von ihm gewählten Hauptperson nicht scheitert, ist nur einer der vielen Belege für die hohe Qualität seines Buches. Hat es in ein paar Passagen zu Anfang der Wilde-Auftritte noch den Anschein, als sei der Autor bedenklich nahe daran, den großen Wahl-Engländer zu einem hochkultivierten Trottel abzustempeln, der vor allem durch Eitelkeit auffällt und unentwegt Aphoristisches absondert, so entwickelt sich der Roman immer mehr zu einem wohlausgeklügelten und lebendigen, voller Zuneigung und Witz gekennzeichneten Porträt, das sich durchaus von gängigen Wilde-Klischees entfernt.
So wird die beim wirklichen Wilde, der ein Jahr nach der Amerikareise heiratete, erst später manifest gewordene Homosexualität indirekt als Versuch des Ausbruchs aus einer traumatischen, durch eine Frau erfahrenen Liebesenttäuschung gedeutet. Satterthwait erprobt ein ums andere Mal Erklärungen, wie dies und anderes gewesen sein könnte - und taucht allzu penetrante Grübeleien gleichwohl in ein zumindest mild komisches Licht, wenn er etwa ausgerechnet die erfundenen Begegnungen mit dem zwielichtigen "Doc" Holliday als einen der frühen Auslöser für Wildes erotische Wandlung ins Feld führt.
Was für das Jonglieren des Autors mit Möglichkeiten gilt, das trifft auch auf die Art und Weise zu, wie er mit den zwangsläufig konkreten, von ihm selber geweckten Erwartungen des Lesers spielt, ohne diese je plump zu enttäuschen. Was den Kriminalfall betrifft, so legt er falsche Fährten derart abgefeimt aus, daß bei der Lösung eine ziemlich gruselige Zusatzironie offenbar werden kann. Nur eines erhebt sich ebenso zuverlässig wie in vielen alten Schmökern und Filmen vom Wilden Westen, nämlich die Klage über dessen allmählichen Untergang: "Das Land veränderte sich", sinniert Marshal Grigsby. "Es wurde immer voller. Der Westen verschwand. Cowboys und Indianer und die unendliche Weite der Prärie: Das alles starb aus."
Ob man zu den Freunden anspruchsvoller Literatur im allgemeinen oder zu den Anhängern Oscar Wildes im besonderen gehört; ob man gern einen guten Western, einen spannenden Kriminal- oder einen charmanten Reiseroman liest - hier kommt man stets auf seine Kosten. Und obendrein erhält man noch eine nahezu makellose Übersetzung: keine Kleinigkeit bei einem Erzählwerk, das so facettenreich angelegt ist und auch durch sprachliche Differenziertheit und Originalität überzeugt. WOLFGANG STEUHL
Walter Satterthwait: "Oscar Wilde im Wilden Westen". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Gunnar Kwisinski. Haffmans Verlag, Zürich 1996. 383 S., geb., 39,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Glaubt man dem Autor hingegen nicht, so nützt einem das nach einigen Seiten Lektüre auch nicht mehr viel - man wird mehr und mehr mitgerissen von einer intelligent erdachten, oft komischen und nie langweiligen Geschichte, deren deutscher Titel "Oscar Wilde im Wilden Westen" ansprechender wirkt als der kalauernde des 1991 erschienenen Originals ("Wilde West"). Erzählt wird sie aus der Perspektive der Handlungsträger, welche die einzelnen Kapitel dominieren, also auch aus der des unheimlichen Mörders, dessen Identität man freilich erst am Schluß erfährt und damit gewärtig wird, daß selbst Robert Louis Stevenson seine Anregung zu "The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde" aus den Amerika-Erlebnissen des hier dargestellten Oscar Wilde bezogen haben könnte.
Satterthwaits Story spielt sich weitgehend im Wilden Westen ab und enthält alles, was einem Western Ehre macht: Geschichten von leidenschaftlicher Liebe (unter anderem zwischen Wilde und einer rassigen rothaarigen Schönheit, die allerdings einem anderen versprochen ist), von Männerfeindschaften (zwischen dem gutartigen, aber vertrunkenen Marshal und dem korrupten Polizeichef in einem der wichtigsten Orte der Handlung) sowie von Begegnungen mit Verbrechern, denen kein Geringerer als der Revolverheld John "Doc" Holliday Einhalt gebietet, und zwar aus Motiven, die ebenfalls erst gegen Ende der Geschichte vornehm enthüllt werden.
Im vergleichsweise unkultivierten amerikanischen Westen jener Jahre trägt man, wenn man es sich leisten kann, den breitkrempigen, in Mode gekommenen Stetson-Hut, trinkt zumeist scheußlichen Whiskey und hält britische Vortragsreisende, sofern man nicht zu den wenigen kulturell Interessierten gehört, allein wegen ihres heimatlichen Akzents bei der Aussprache des Englischen für "Schwuchteln", für boshaft und überheblich.
In dieser Welt läßt Satterthwait den Aphoristiker und Dichter Oscar Wilde auftreten. Erzeugt die erwähnte Kriminalgeschichte alsbald einen grandios durchgehaltenen Spannungsbogen, so sorgt der ständige Kontrast zwischen dem geschniegelten Ästheten einerseits sowie der provinziellen und ungehobelten Umgebung andererseits für die komische Begleitung. Vor allem aber gelingt es dem Autor, Wilde als das erscheinen zu lassen, was der wohl im richtigen Leben am liebsten war: ein Gentleman, der sich selbst durch rüde Zumutungen nicht anfechten ließ. "Ich rege mich nicht auf", legt ihm Satterthwait an einer Stelle in den Mund: "Das habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht getan." Und selbst Wildes zeitweiliger Gegner, der Marshal und Kriminalist Grigsby, lobt diesen Kontrahenten: "Sie haben Mumm. Muß man Ihnen lassen."
Daß Satterthwait an der von ihm gewählten Hauptperson nicht scheitert, ist nur einer der vielen Belege für die hohe Qualität seines Buches. Hat es in ein paar Passagen zu Anfang der Wilde-Auftritte noch den Anschein, als sei der Autor bedenklich nahe daran, den großen Wahl-Engländer zu einem hochkultivierten Trottel abzustempeln, der vor allem durch Eitelkeit auffällt und unentwegt Aphoristisches absondert, so entwickelt sich der Roman immer mehr zu einem wohlausgeklügelten und lebendigen, voller Zuneigung und Witz gekennzeichneten Porträt, das sich durchaus von gängigen Wilde-Klischees entfernt.
So wird die beim wirklichen Wilde, der ein Jahr nach der Amerikareise heiratete, erst später manifest gewordene Homosexualität indirekt als Versuch des Ausbruchs aus einer traumatischen, durch eine Frau erfahrenen Liebesenttäuschung gedeutet. Satterthwait erprobt ein ums andere Mal Erklärungen, wie dies und anderes gewesen sein könnte - und taucht allzu penetrante Grübeleien gleichwohl in ein zumindest mild komisches Licht, wenn er etwa ausgerechnet die erfundenen Begegnungen mit dem zwielichtigen "Doc" Holliday als einen der frühen Auslöser für Wildes erotische Wandlung ins Feld führt.
Was für das Jonglieren des Autors mit Möglichkeiten gilt, das trifft auch auf die Art und Weise zu, wie er mit den zwangsläufig konkreten, von ihm selber geweckten Erwartungen des Lesers spielt, ohne diese je plump zu enttäuschen. Was den Kriminalfall betrifft, so legt er falsche Fährten derart abgefeimt aus, daß bei der Lösung eine ziemlich gruselige Zusatzironie offenbar werden kann. Nur eines erhebt sich ebenso zuverlässig wie in vielen alten Schmökern und Filmen vom Wilden Westen, nämlich die Klage über dessen allmählichen Untergang: "Das Land veränderte sich", sinniert Marshal Grigsby. "Es wurde immer voller. Der Westen verschwand. Cowboys und Indianer und die unendliche Weite der Prärie: Das alles starb aus."
Ob man zu den Freunden anspruchsvoller Literatur im allgemeinen oder zu den Anhängern Oscar Wildes im besonderen gehört; ob man gern einen guten Western, einen spannenden Kriminal- oder einen charmanten Reiseroman liest - hier kommt man stets auf seine Kosten. Und obendrein erhält man noch eine nahezu makellose Übersetzung: keine Kleinigkeit bei einem Erzählwerk, das so facettenreich angelegt ist und auch durch sprachliche Differenziertheit und Originalität überzeugt. WOLFGANG STEUHL
Walter Satterthwait: "Oscar Wilde im Wilden Westen". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Gunnar Kwisinski. Haffmans Verlag, Zürich 1996. 383 S., geb., 39,- DM.
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"Western, Liebesroman, Psycho-Thriller und Krimi dieser Roman ist vieles zugleich. Ein schillerndes Prosa-Wunder." (Hartmut Wilmes in der "Kölnischen Rundschau")
1882 begibt sich der englische Dichter Oscar Wilde auf eine Vortragstournee in den Wilden Westen, begleitet wird er dabei von einer Reihe von skurilen Charakteren und wie sich bald herausstellt, von einem Serienmörder, der es auf rothaarige Prostituierte abgesehen hat. In jeder Stadt, in der …
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1882 begibt sich der englische Dichter Oscar Wilde auf eine Vortragstournee in den Wilden Westen, begleitet wird er dabei von einer Reihe von skurilen Charakteren und wie sich bald herausstellt, von einem Serienmörder, der es auf rothaarige Prostituierte abgesehen hat. In jeder Stadt, in der Oscar auftritt, hinterläßt er ein grauenvoll verstümmeltes Opfer, das ruft US Marshal Grigsby auf den Plan, der zunächst jeden in der Gruppe um Oscar verdächtigt. Auch Doc Holliday, der berüchtigte Revolverheld scheint ein Interesse an Oscar zu haben, denn er taucht ebenfalls bei jeder Station der Vortragsreise auf u. rettet den Dichter des öfteren aus brenzligen Situationen, denn nachdem Oscar von Marshal Grigsbys Verdacht erfahren hat, stellt er eigene Nachforschungen an, ist er doch überzeugt davon, das niemand aus seiner Gruppe der Mörder sein kann. Oscars Schnüffeleien geraten ein wenig ins Hintertreffen, als er auf die faszinierende Elizabeth McCourt Doe trifft, deren Charm Oscar sofort verfällt.
Walter Satterthwait ist hier eine erstaunliche Kombination zwischen spannendem Krimi, Liebesgeschichte und historischem Abenteuerroman gelungen, die Figuren sind in all ihrer Schrägheit durchweg glaubwürdig und als Leser kann man regelrecht in den Wilden Westen eintauchen.
Man folgt Oscar gern durch rauchige Saloons, protzige Herrenhäuser von Geldbaronen denen es an jeglichem Geschmack fehlt, mondänen Opernhäusern ebenso wie auf rasanten Kutschfahrten und langen Eisenbahnreisen und durch die elenden Siedlungen der Bergarbeiter.
Obwohl das gesamte Buch in einem großartigen Erzählstil geschrieben ist, sind Oscars rethorische Höhenflüge ein besonderes Highlight, die mich oft dazu brachten, laut zu lachen.
Die Figuren die das Buch bevölkern sind durchweg glaubwürdig geschildert, vom versoffenen Marshal über den charismatischen Revolverhelden bis hin zur verführerischen Schönheit ist alles vertreten was man so vom Wilden Westen erwartet u. auch wenn manches ein wenig überzogen wirkt, so paßt es doch perfekt in die Geschichte. Besonders gut haben mir auch Doc Hollidays Auftritte gefallen, den immer eine leicht gruselige Aura umgibt.
Der Krimifall ist auch recht spannend, wobei er doch ab und an in dem skurilen Geschehen unter geht, aber das stört irgendwie gar nicht. Nur das Ende hat mich ein wenig enttäuscht. Die Auflösung kommt arg überstürzt und knapp daher, da hätte ich mir irgendwie ein wenig mehr gewünscht.
Insgesamt gesehen hab ich mich aber mit dem Buch großartig unterhalten gefühlt, mich köstlich amüsiert und stellenweise herzhaft gelacht! Ein Buch das ich mit Sicherheit irgendwann nochmal lesen werde.
Fazit: eine Geschichte voller Witz u. Charm, Oscar Wilde brilliert hier mit rethorischen Bonmonts die einfach begeistern! Gelungen geschilderte Figuren, eine tolle Atmosphäre u. ein spannender Krimifall runden das Ganze ab!
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Antworten 3 von 3 finden diese Rezension hilfreich
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1882 begibt sich der englische Dichter Oscar Wilde auf eine Vortragstournee in den Wilden Westen, begleitet wird er dabei von einer Reihe von skurilen Charakteren und wie sich bald herausstellt, von einem Serienmörder, der es auf rothaarige Prostituierte abgesehen hat. In jeder Stadt, in der …
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1882 begibt sich der englische Dichter Oscar Wilde auf eine Vortragstournee in den Wilden Westen, begleitet wird er dabei von einer Reihe von skurilen Charakteren und wie sich bald herausstellt, von einem Serienmörder, der es auf rothaarige Prostituierte abgesehen hat. In jeder Stadt, in der Oscar auftritt, hinterläßt er ein grauenvoll verstümmeltes Opfer, das ruft US Marshal Grigsby auf den Plan, der zunächst jeden in der Gruppe um Oscar verdächtigt. Auch Doc Holliday, der berüchtigte Revolverheld scheint ein Interesse an Oscar zu haben, denn er taucht ebenfalls bei jeder Station der Vortragsreise auf u. rettet den Dichter des öfteren aus brenzligen Situationen, denn nachdem Oscar von Marshal Grigsbys Verdacht erfahren hat, stellt er eigene Nachforschungen an, ist er doch überzeugt davon, das niemand aus seiner Gruppe der Mörder sein kann. Oscars Schnüffeleien geraten ein wenig ins Hintertreffen, als er auf die faszinierende Elizabeth McCourt Doe trifft, deren Charm Oscar sofort verfällt.
Walter Satterthwait ist hier eine erstaunliche Kombination zwischen spannendem Krimi, Liebesgeschichte und historischem Abenteuerroman gelungen, die Figuren sind in all ihrer Schrägheit durchweg glaubwürdig und als Leser kann man regelrecht in den Wilden Westen eintauchen.
Man folgt Oscar gern durch rauchige Saloons, protzige Herrenhäuser von Geldbaronen denen es an jeglichem Geschmack fehlt, mondänen Opernhäusern ebenso wie auf rasanten Kutschfahrten und langen Eisenbahnreisen und durch die elenden Siedlungen der Bergarbeiter.
Obwohl das gesamte Buch in einem großartigen Erzählstil geschrieben ist, sind Oscars rethorische Höhenflüge ein besonderes Highlight, die mich oft dazu brachten, laut zu lachen.
Die Figuren die das Buch bevölkern sind durchweg glaubwürdig geschildert, vom versoffenen Marshal über den charismatischen Revolverhelden bis hin zur verführerischen Schönheit ist alles vertreten was man so vom Wilden Westen erwartet u. auch wenn manches ein wenig überzogen wirkt, so paßt es doch perfekt in die Geschichte. Besonders gut haben mir auch Doc Hollidays Auftritte gefallen, den immer eine leicht gruselige Aura umgibt.
Der Krimifall ist auch recht spannend, wobei er doch ab und an in dem skurilen Geschehen unter geht, aber das stört irgendwie gar nicht. Nur das Ende hat mich ein wenig enttäuscht. Die Auflösung kommt arg überstürzt und knapp daher, da hätte ich mir irgendwie ein wenig mehr gewünscht.
Insgesamt gesehen hab ich mich aber mit dem Buch großartig unterhalten gefühlt, mich köstlich amüsiert und stellenweise herzhaft gelacht! Ein Buch das ich mit Sicherheit irgendwann nochmal lesen werde.
Fazit: eine Geschichte voller Witz u. Charm, Oscar Wilde brilliert hier mit rethorischen Bonmonts die einfach begeistern! Gelungen geschilderte Figuren, eine tolle Atmosphäre u. ein spannender Krimifall runden das Ganze ab!
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„Und Schießereien waren offenbar das hiesige Pendant zu Cricket“ (S. 21)
1882: Oscar Wilde ist auf USA-Tournee. Ein Mörder scheint ihn zu begleiten, denn in jeder Stadt, in der er gastiert, wird eine Frau bestialisch getötet. Gehört der Mörder zu seiner …
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„Und Schießereien waren offenbar das hiesige Pendant zu Cricket“ (S. 21)
1882: Oscar Wilde ist auf USA-Tournee. Ein Mörder scheint ihn zu begleiten, denn in jeder Stadt, in der er gastiert, wird eine Frau bestialisch getötet. Gehört der Mörder zu seiner Begleitung, oder ist es etwa Oscar Wilde selbst?
Oscar Wilde finde ich schon länger interessant, auch wenn ich, soweit ich mich erinnere, noch nichts von ihm gelesen habe. Natürlich kenne ich die Geschichten um „Das Bildnis des Dorian Gray“, und „Das Gespenst von Canterville“, aber vor allem berührt hat mich Oscar Wilde in einem Film, den ich vor längerer Zeit sah, und wenn ich an ihn denke, denke ich an Stephen Fry, der ihn da gespielt hat. Der Oscar, den ich im Kopf hatte, ist tatsächlich ziemlich deckungsgleich mit dem Oscar, den ich hier im Roman vorgefunden habe.
Erzählt wird aus drei Perspektiven, eine davon ist, natürlich, die Oscars, und hier findet man viel Witz und Bonmots, wie sich das für diesen Künstler gehört. Eine zweite Perspektive ist die des Federal Marshalls Bob Grigsby, der mehr zufällig entdeckt, dass der Mörder und Oscar in den selben Städten tätig waren. Hier ist der Erzählstil viel derber, hier spricht ein Mann des Wilden Westens. Die dritte Perspektive gehört dem Täter, und wird hin und wieder eingestreut.
Oscar wird begleitet von einer Reihe von Menschen, einem schwarzen Diener, seinem Agenten, einem Journalisten, einer französischen Baroness und deren Begleiter, einem ehemaligen deutschen Soldaten. Später kommt noch ein reicher US-Amerikaner und dessen Geliebte hinzu. Da Oscar die Vorstellung, einen Mörder als Begleiter zu haben, schrecklich findet, versucht er auch selbst, herauszubekommen, wer dieser sein könnte. Außerdem verliebt er sich unsterblich.
Oscar Wilde tourte auch durch andere Städte, aber das Wegstück, auf dem wir ihn hier begleiten, führt durch den „Wilden Westen“, und so kommt Oscar u. a. auch in den Genuss auf einen berühmten Revolverhelden zu treffen, Doc Holliday gibt sich hier sogar mehrmals die Ehre.
Die Suche nach dem Mörder, der übrigens mit seinen Taten sehr an Jack the Ripper erinnert, ist nicht einfach. Der Federal Marshall bringt zwar einige Indizien mit ins Spiel, doch die machen es nicht unbedingt leichter. Auch ich als Leserin habe hin und her überlegt, entlarvt habe ich den Täter aber nicht. Am Ende war die Auflösung okay. Tatsächlich ist die Suche nach dem Mörder auch nur ein Teil des Lesevergnügens. Der Roman ist kein Krimi, oder besser gesagt, er ist nicht nur Krimi.
Im Epilog schreibt Wilde 1991 an Grigsby einen Brief, aus dem man auch als Leser:in erfährt, wie es den Weggefährten weiterhin erging. Leider gibt es kein ausführliches Nachwort, in dem der Autor ein bisschen aus dem Nähkästchen erzählt.
Der Roman stammt aus dem Jahr 1991, die deutsche Ausgabe aus 1996. Ein Lesevergnügen ist er immer noch, und sogar ziemlich spannend. Erzählt wird zur Zeit passend und oft mit einem zwinkernden Auge. Da ich Wilde leider noch nicht gelesen habe, kann ich nur vermuten, dass Satterthwaite Anleihen bei ihm genommen hat. So denkt Wilde ab und zu, dass er sich einen bestimmten Satz merken müsse, ich habe dann immer gedacht, dass er hier sicher zitiert wird. Nun, demnächst werde ich Dorian Gray endlich lesen, dann weiß ich mehr.
Oscar Wilde hat nicht nur im Wilden Westen, sondern auch bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Wen es nicht stört, einen älteren Roman zu lesen, dem kann ich diesen Roman nur ans Herz legen.
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