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Bei den Hitlerwahlen nach dem Anschluss Österreichs 1938 lieferte Kirchenpingarten in Oberfranken das reichsweit schlechteste Ergebnis. Noch am Wahlabend rückte ein großer Trupp Weidenberger Nazis mit vielen neugierigen Zuschauern an, um den katholischen Ortsgeistlichen einen Denkzettel zu verpassen. Diese "Demonstration" hatte für Opfer und Täter unerwartete und weitreichende Folgen. Die vorliegende Arbeit schildert die Ereignisse und untersucht die Hintergründe. Dabei wird auch die Entwicklung des heute unfassbaren religiösen Führerkultes um HITLER über die Jahre hinweg greifbar und die…mehr

Produktbeschreibung
Bei den Hitlerwahlen nach dem Anschluss Österreichs 1938 lieferte Kirchenpingarten in Oberfranken das reichsweit schlechteste Ergebnis. Noch am Wahlabend rückte ein großer Trupp Weidenberger Nazis mit vielen neugierigen Zuschauern an, um den katholischen Ortsgeistlichen einen Denkzettel zu verpassen. Diese "Demonstration" hatte für Opfer und Täter unerwartete und weitreichende Folgen. Die vorliegende Arbeit schildert die Ereignisse und untersucht die Hintergründe. Dabei wird auch die Entwicklung des heute unfassbaren religiösen Führerkultes um HITLER über die Jahre hinweg greifbar und die Motive seiner gottgleichen Verehrung erkennbar. Während dieser Zeit und noch bis in den Zweiten Weltkrieg hinein gehörten die meist selber geschriebenen "Himmelsbriefe" immer noch zur meistverbreiteten Literatur in vielen evangelischen Häusern in Weidenberg und Umgebung. Der Verfasser stellt die Frage, ob es vielleicht seelsorgerliche Gründe hat, wenn eine Gemeinde sich so auffällig verhält. Von den Pfarrern missbilligt und als Aberglaube gebrandmarkt, galten die umfangreichen Texte dieser Himmelsbriefe den Besitzern als Schutz- und Allheilmittel gegen bedrohliche Ereignisse aller Art, so auch im Hause der Mutter der Bekenntnis-Christin Margarete Schilling, die 1937 ihr Bekenntnismarterl auf der Weidenberger Bocksleite aufstellte. Erst seit der Kirchenkampfzeit wurden solche Schriften allmählich von mehr zeitgemäßen Formen, wie dem Losungsbüchlein der Brüdergemeine, abgelöst.
Autorenporträt
Der Autor JÜRGEN-JOACHIM TAEGERT, geboren im Kriegsjahr 1941, ist evangelischer Pfarrer im Ruhestand und Verfasser zahlreicher Publikationen, die sich in bewusst ökumenischer Perspektive mit der Verbindung von Geschichte, Kultur, Landschaft und menschlichem Geschick befassen. Seine Schriften, insbesondere zur Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus und der frühen Nachkriegszeit, wollen ein Beitrag sein, das Schweigen zwischen den Generationen aufzubrechen. Mit dem Supplementband zum Projekt "MYRTEN FÜR DORNEN" rundet der Verfasser seine Arbeiten zur Erforschung der sperrigen Hitlerzeit ab, die sich bis heute jeder Einordnung in den "normalen" Gang von Geschichte widersetzt und vielerorts immer noch tabuisiert wird. Der Blick fällt einerseits auf den Konflikt der Christen zwischen der Bindung zu ihrer Kirche und dem messianischen Anspruch Hitlers, der seinerzeit in der Frankenpfalz gefährliche Übergriffe von Weidenberger Parteijüngern auf zwei katholische Pfarrer nach sich zog. Andererseits wird aber auch die seinerzeitige Verbreitung von "Himmelsbriefen" bei den Evangelischen als Unheil abwehrender Fetisch hinterfragt. Die durchgängig verwendete Methode ist die "Geschichtsaneignung von unten". Der Verfasser folgt den Anregungen des Schweden SVEN LINDQVIST "Grabe wo du stehst". Er teilt auch die Sichtweise von Geschichte, die der deutsch-chilenische Autor ALFONSO DE TORO eine Art topographische Radiographie der Eingeweide der Geschichte nennt und wie sie in der lateinamerikanischen Theologie der Befreiung und andere spirituellen und sozialen Bewegungen zum Ausdruck kommt. So bringt er die gründlich recherchierten Lebensbilder der vorgestellten Personen und ihren Alltag mit der Lokalgeschichte und den Dimensionen der Gesamtgeschichte in Verbindung. Die "kleinen Leute" sollen sich als historische Subjekte entdecken, welche als Autor*innen ihrer eigenen Geschichtsschreibung "Geschichte machen" und ihre Gegenwart und Zukunft gemäß ihren eigenen Interessen gestalten.