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Auf der Suche nach Glück und Gerechtigkeit. Europa im Jahr 1916. Marie Thoresen ist siebzehn und träumt vom großen Glück in Norwegen. Sie möchten heiraten und die Bäckerei ihres Vaters übernehmen. Doch die Geschäfte ihres Vaters laufen schlecht, so dass die Schließung der Bäckerei droht. Als ihre Tante, die vor Jahren ausgewandert ist, sie einlädt, lässt Marie sich auf das Abenteuer ein, nach Amerika zu gehen. Nach einer beschwerlichen Überfahrt kommt sie in New York an und wird Dienerin bei der reichsten Familie des Landes: den Vanderbilts. Bald muss sie aber erkennen, wie rechtl...
Auf der Suche nach Glück und Gerechtigkeit. Europa im Jahr 1916. Marie Thoresen ist siebzehn und träumt vom großen Glück in Norwegen. Sie möchten heiraten und die Bäckerei ihres Vaters übernehmen. Doch die Geschäfte ihres Vaters laufen schlecht, so dass die Schließung der Bäckerei droht. Als ihre Tante, die vor Jahren ausgewandert ist, sie einlädt, lässt Marie sich auf das Abenteuer ein, nach Amerika zu gehen. Nach einer beschwerlichen Überfahrt kommt sie in New York an und wird Dienerin bei der reichsten Familie des Landes: den Vanderbilts. Bald muss sie aber erkennen, wie rechtlos die Frauen in den USA sind - und sie begehrt auf. Die packende, auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte einer Auswanderin
Ellen Vahr hat mehrere erfolgreiche Bücher über Lebenshilfe veröffentlicht. Sie hat in Kopenhagen Wirtschaftswissenschaften studiert, dann in den USA mehrere Ausbildungen für therapeutische Berufe absolviert, ehe sie nach Norwegen zurückkehrte. In "Die Gabe" erzählt sie von der Lebensgeschichte ihrer Urgroßmutter, die in Christiania - wie Oslo damals hieß - eine der ersten bekannten Heilerinnen und Kräuterfrauen war. Gabriele Haefs übersetzt aus dem Schwedischen, Norwegischen, Dänischen, Englischen, Niederländischen und Irischen, u. a. Werke von Jostein Gaarder, Anne Holt und Camilla Grebe. Sie hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Akademika-Preis der Universität Oslo und den norwegischen Ritterorden 1. Klasse. Sie lebt in Hamburg.
Produktdetails
- Aufbau Taschenbücher 3746
- Verlag: Aufbau TB
- Originaltitel: Miss Marie
- Artikelnr. des Verlages: 656/33746
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 398
- Erscheinungstermin: 18. Januar 2021
- Deutsch
- Abmessung: 190mm x 122mm x 30mm
- Gewicht: 316g
- ISBN-13: 9783746637464
- ISBN-10: 3746637465
- Artikelnr.: 59201862
Herstellerkennzeichnung
Aufbau Taschenbuch Verlag
Prinzenstraße 85
10969 Berlin
info@aufbau-verlag.de
Von der Freiheit in die Abhängigkeit
1916 Norwegen. Die Bäckerei von Thea Marie Thoresens Vater kämpft im Krieg ums Überleben, denn überall sind die Lebensmittel knapp und die Leute haben kaum Geld. Dies macht auch den Traum von Thea Marie zunichte, als Älteste von …
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Von der Freiheit in die Abhängigkeit
1916 Norwegen. Die Bäckerei von Thea Marie Thoresens Vater kämpft im Krieg ums Überleben, denn überall sind die Lebensmittel knapp und die Leute haben kaum Geld. Dies macht auch den Traum von Thea Marie zunichte, als Älteste von sechs Geschwistern das Geschäft eines Tages fortführen zu können. Die Einladung ihrer vor Jahren nach Amerika ausgewanderten Tante Augusta, zu ihr in den USA zu kommen und eine Stelle bei einer reichen Familie anzunehmen, bedeutet vielleicht die Rettung der familieneigenen Bäckerei. Thea Marie macht sich auf die Reise und landet als Dienstmädchen im Haushalt der Vanderbilts, wo auch Tante Augusta als Köchin angestellt ist. Schon bald muss Thea Marie feststellen, dass sie als Dienstbotin nicht nur unsichtbar und fehlerfrei zu sein hat, sondern bei den Gästen der Hausherren auch als Freiwild gilt. Das will sie sich nicht gefallen lassen…
Ellen Vahr hat mit „Miss Marie“ einen historischen Roman mit ernstem Hintergrund vorgelegt, denn die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und zeigt schonungslos neben den großen Standesunterschieden auch die Rechtlosigkeit von Frauen in der damaligen Zeit auf. Der flüssige und bildhafte Erzählstil lässt den Leser schnell eintauchen ins vergangene Jahrhundert, um sich dem Schicksal von Thea Marie anzunehmen und mit ihr eine folgenschwere Reise anzutreten. Nicht nur der Krieg, sondern vor allem die finanziellen Nöte lassen die junge Frau ihre Heimat verlassen in dem Glauben, mit dem im Ausland verdienten Geld die Familie und das Geschäft zu retten. Doch einmal in Amerika angekommen, wird sie nicht nur ihres Vornamens beraubt, sondern auch zu einem Nichts degradiert. War sie in Norwegen noch eine freie Frau mit eigenen Entscheidungen, die den Zusammenhalt von Familie und Freunden genoss, so muss sie sich nun unterordnen und für sich selbst kämpfen, einzig Tante Augusta und deren Schwester Hulda sind ihre Vertrauten. Vahr zeigt offen die damalige Ungleichbehandlung von Frauen in den USA sowie den Konkurrenzkampf unter den Dienstboten auf. Auch Übergriffe durch die Dienerschaft und geladene Gäste des Hauses sind an der Tagesordnung, wobei die Frau als einzig Schuldige angeprangert und für ihre Schande bestraft wird. Die Zustände sind so plastisch geschildert, dass der Leser alles hautnah miterlebt und durch ein wahres Gefühlsbarometer schreitet ob der Ungerechtigkeit und des Machtmissbrauchs sowohl im Kreis der Dienstboten, aber auch der Herrschaft.
Die Charaktere sind mit gutem Augenmaß gestaltet und bestechen durch Glaubwürdigkeit und Authentizität. Der Leser fühlt sich Thea Marie schnell verbunden und kann so mit ihr hoffen, bangen und fiebern. Thea Marie ist eine offene, selbständige, junge Frau, die sich um ihre Familie sorgt und dafür ein großes Opfer bringt. So tauscht sie ihre Freiheiten ein für ein unselbständiges Leben am unteren Rand der Gesellschaft verbunden mit ständiger Angst. Doch sie ist eine Kämpfernatur, die sich nicht alles gefallen lässt und sich zur Wehr setzt. Augusta ist eine warmherzige Frau, die mit ihrer Schwester Hulda allerdings ein Geheimnis hütet. Aber auch Consuelo Vanderbilt hat mit ihren Handlungen einen Einfluss auf Thea Maries Entscheidungen.
„Miss Marie“ fußt auf wahren Begebenheiten und überzeugt mit einer spannend sowie gefühlvoll erzählten Geschichte, die nicht nur das Kopfkino des Lesers anwirft, sondern auch die Entwicklung der Frauenrolle aufzeigt. Verdiente Leseempfehlung!
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Vom tristen Norwegen zur reichsten Familie Amerikas
Norwegen 1916: Thea ist das älteste von 6 Kindern und hilft ihrem Vater in der Bäckerei, die sie später übernehmen will. Doch wegen des Krieges gibt es kaum noch Mehl und wenn nicht ein Wunder geschieht, werden sie ihr …
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Vom tristen Norwegen zur reichsten Familie Amerikas
Norwegen 1916: Thea ist das älteste von 6 Kindern und hilft ihrem Vater in der Bäckerei, die sie später übernehmen will. Doch wegen des Krieges gibt es kaum noch Mehl und wenn nicht ein Wunder geschieht, werden sie ihr Geschäft verlieren. Da bietet ihr ihre Tante Augusta in Amerika eine Stelle an, mit freier Kost und Logis und einem viel besseren Verdienst als zu Hause. Thea ist hin- und hergerissen. Sie will nicht weg, aber die Arbeit ist die einzige Chance, um die Bäckerei zu retten.
Erst nach ihrer Ankunft erfährt Thea, dass sie für die Vanderbilts arbeiten wird, die reichste Familie Amerikas. „Nichts von dem, was sie hinter diesen Toren sah, erinnerte Thea an das Leben, das sie von zu Hause her kannte.“ (S. 119) Statt Bäckerin ist sie nur noch ein einfaches Küchenmädchen, muss Hilfsarbeiten machen und aufpassen, dass sie dabei nicht auch noch von den männlichen Hausgästen oder Dienern vergewaltigt wird. Sie steht auf der untersten Stufe der Hierarchie des Haushalts, muss für ihre Arbeitgeber und deren Gäste unsichtbar sein, sich im Notfall hinter einem Vorhang verstecken oder mit dem Gesicht zur Wand drehen – sie ist ein Nichts! Außerdem bekommt sie ihren Lohn erst nach 6 Monaten ausgezahlt – wie soll sie da Geld nach Hause schicken? „Sie war … nicht hergekommen, um sich ein neues Leben aufzubauen, sondern in der Hoffnung, die Reste von dem retten zu können, was ihr Zuhause war.“ (S. 134)
Ein Lichtblick könnten ihre beiden Tanten sein. Augusta ist ihre unmittelbare Vorgesetzte und deren Schwester Hulda lebt frisch verheiratet in der Nähe, doch beide umgibt ein dunkles Geheimnis, über welches sie beharrlich schweigen.
„Miss Marie“ von Ellen Vahr ist ein sehr aufwühlendes und anklagendes Buch, das die gesellschaftliche Stellung der Dienstmädchen in Amerika um 1900 beleuchtet. Während Frauen in Norwegen längst gleichberechtigt sind und das Wahlrecht haben, ist Amerika noch sehr rückständig. Die Dienstmädchen arbeiten von früh bis spät, haben kaum frei und werden beim kleinsten Vergehen fristlos ohne Lohn entlassen.
Thea ist von diesen Zuständen schockiert. „Diese beiden Leben waren so weit voneinander entfernt, wie das überhaupt nur möglich war.“ (S. 130) Nicht nur, dass man sie bei der Einwanderung einfach in Marie umgetauft und ihr mit dem Namen auch ein Stück ihrer Herkunft und Vergangenheit genommen hat, es gibt unter den Dienstboten auch keinen Zusammenhalt. „Sie Frauen gelten als weniger wert als die Männer, daher kümmert sich niemand, niemand setzt sich für sie ein, nicht einmal die anderen Dienstmädchen. Die … sehen zu, wie ihre Freundinnen wie Dreck behandelt werden.“ (S. 222) Jede ist sich selbst die nächste und versucht so schnell wie möglich aufzusteigen oder zu heiraten. Da ist es kein Wunder, dass sich Thea bald für die Frauenrechtsbewegung interessiert, zumal sich auch Consuelo Vanderbilt den Suffragetten angeschlossen hatte.
Schonungslos offen und ehrlich beschreibt Ellen Vahr Theas Leben, die Hoffnungslosigkeit und Tristesse, die Grabenkämpfe innerhalt des Personals inkl. geheuchelter Freundschaften und Verrat, nichts wird beschönigt oder romantisiert. In Norwegen hat Thea selbständig gearbeitet, im Haushalt der Vanderbilts muss sie sich anpassen und unterordnen. Sie will nur durchhalten, bis sie endlich wieder nach Haus kann und ihr wird erst spät bewusst, welche Freiheiten ihr Amerika bieten kann – wenn sie sich die einfach nimmt. Diese Entwicklung war sehr spannend zu verfolgen.
Genauso aufwühlend wie Theas Geschichte ist auch das Geheimnis ihrer Tanten, allerdings wurde es mir im letzten Drittel des Buches dann etwas zu übertrieben verwirrend und dramatisch.
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